schuppiger Graphit verbrennt zu schwer und ist deshalb weniger verwendbar, als milder.
Der natürliche Graphit enthält mehr oder weniger (1--50 %) störende unorganische Bestandtheile (hauptsächlich Kieselerde, Thonerde und Eisenoxyd, weniger Kalkerde), deren Menge man entweder durch Verbrennen einer gewogenen Menge von Graphit direct erfährt oder indirect durch Bestimmung des Kohlenstoff- gehaltes in 1/2 Gramm Graphit nach der Berthier'schen Probe (§. 211) mittelst Bleiglätte. 1)
Nach Ziureck eignet sich der dichte sibirische Graphit mit 5--6 % Asche zu Tiegelmassen sehr gut und steht in dieser Beziehung mit dem ceylonschen gleich, übertrifft den cumber- länder und sehr weit den peczorischen und passauer Graphit. Nach der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hütten- wesen No. 51 v. 1865 sollen alle diese Sorten gegen den böh- mischen Graphit bei Krumau stark in den Hintergrund treten.
Unreiner Graphit kann für dokimastische Zwecke auf verschiedene Weise gereinigt werden, z. B. nach Löwe2) durch Glühen mit der doppelten Menge kohlensauren Kalis in einem bedeckten Thontiegel, Ausziehen des gebildeten kieselsauren Kalis durch Kochen mit heissem Wasser, Digestion des Rück- standes mit verdünnter Salpetersäure, Filtriren, Aussüssen und Trocknen des Rückstandes. Brodie3) erhitzt das rohe Graphitpulver mit dem 2fachen Schwefelsäure und 7 % chlorsaurem Kali im Wasserbade in einem gusseisernen Gefäss, bis sich keine chlorige Säure mehr entwickelt, bringt dann zur Ent- fernung der Kieselsäure etwas Fluornatrium hinzu, wäscht die Masse sorg- fältig aus, trocknet und erhitzt bis zur Rothgluth, wobei sich die Graphit- körner aufblättern und in einen sehr fein zertheilten Zustand versetzt werden.
Auch durch Glühen des Graphites bei Rothgluth in einer Retorte, wobei Eisenoxyd zu metallischem Eisen und schwefelsaure Salze zu Schwefel- metallen reducirt werden, und Behandeln der geglühten Masse mit Salzsäure lassen sich Eisen, Sulphate und kohlensaure Salze ausziehen.
4) Weizenmehl, seltener Stärkemehl, wirkt andernMehl. Zuschlägen (z. B. Potasche, Soda) zugetheilt, kräftiger redu- cirend als diesen beigemengter Kohlenstaub, weil bei der in höherer Temperatur ohne Schmelzen und Aufblähen stattfindenden Verkohlung des Mehles sich der Kohlenstoff in der feinsten Ver- theilung ausscheidet. Als Reductions- und Solvirungsmittel wer- den am häufigsten Gemenge von Potasche mit 15--20 % MehlPotasche u. Mehl. (z. B. bei Bleiproben) oder von Potasche oder wasserfreie Soda
1) B. u. h. Ztg. 1864. S. 136.
2) Polyt. Centr. 1855. S. 1404.
3) B. u. h. Ztg. 1862. S. 353.
Kerl, Probirkunst. 8
§. 56. Reducirende Zuschläge.
schuppiger Graphit verbrennt zu schwer und ist deshalb weniger verwendbar, als milder.
Der natürliche Graphit enthält mehr oder weniger (1—50 %) störende unorganische Bestandtheile (hauptsächlich Kieselerde, Thonerde und Eisenoxyd, weniger Kalkerde), deren Menge man entweder durch Verbrennen einer gewogenen Menge von Graphit direct erfährt oder indirect durch Bestimmung des Kohlenstoff- gehaltes in ½ Gramm Graphit nach der Berthier’schen Probe (§. 211) mittelst Bleiglätte. 1)
Nach Ziureck eignet sich der dichte sibirische Graphit mit 5—6 % Asche zu Tiegelmassen sehr gut und steht in dieser Beziehung mit dem ceylonschen gleich, übertrifft den cumber- länder und sehr weit den peczorischen und passauer Graphit. Nach der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hütten- wesen No. 51 v. 1865 sollen alle diese Sorten gegen den böh- mischen Graphit bei Krumau stark in den Hintergrund treten.
Unreiner Graphit kann für dokimastische Zwecke auf verschiedene Weise gereinigt werden, z. B. nach Löwe2) durch Glühen mit der doppelten Menge kohlensauren Kalis in einem bedeckten Thontiegel, Ausziehen des gebildeten kieselsauren Kalis durch Kochen mit heissem Wasser, Digestion des Rück- standes mit verdünnter Salpetersäure, Filtriren, Aussüssen und Trocknen des Rückstandes. Brodie3) erhitzt das rohe Graphitpulver mit dem 2fachen Schwefelsäure und 7 % chlorsaurem Kali im Wasserbade in einem gusseisernen Gefäss, bis sich keine chlorige Säure mehr entwickelt, bringt dann zur Ent- fernung der Kieselsäure etwas Fluornatrium hinzu, wäscht die Masse sorg- fältig aus, trocknet und erhitzt bis zur Rothgluth, wobei sich die Graphit- körner aufblättern und in einen sehr fein zertheilten Zustand versetzt werden.
Auch durch Glühen des Graphites bei Rothgluth in einer Retorte, wobei Eisenoxyd zu metallischem Eisen und schwefelsaure Salze zu Schwefel- metallen reducirt werden, und Behandeln der geglühten Masse mit Salzsäure lassen sich Eisen, Sulphate und kohlensaure Salze ausziehen.
4) Weizenmehl, seltener Stärkemehl, wirkt andernMehl. Zuschlägen (z. B. Potasche, Soda) zugetheilt, kräftiger redu- cirend als diesen beigemengter Kohlenstaub, weil bei der in höherer Temperatur ohne Schmelzen und Aufblähen stattfindenden Verkohlung des Mehles sich der Kohlenstoff in der feinsten Ver- theilung ausscheidet. Als Reductions- und Solvirungsmittel wer- den am häufigsten Gemenge von Potasche mit 15—20 % MehlPotasche u. Mehl. (z. B. bei Bleiproben) oder von Potasche oder wasserfreie Soda
1) B. u. h. Ztg. 1864. S. 136.
2) Polyt. Centr. 1855. S. 1404.
3) B. u. h. Ztg. 1862. S. 353.
Kerl, Probirkunst. 8
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§. 56. Reducirende Zuschläge.
schuppiger Graphit verbrennt zu schwer und ist deshalb weniger
verwendbar, als milder.
Der natürliche Graphit enthält mehr oder weniger (1—50 %)
störende unorganische Bestandtheile (hauptsächlich Kieselerde,
Thonerde und Eisenoxyd, weniger Kalkerde), deren Menge man
entweder durch Verbrennen einer gewogenen Menge von Graphit
direct erfährt oder indirect durch Bestimmung des Kohlenstoff-
gehaltes in ½ Gramm Graphit nach der Berthier’schen Probe
(§. 211) mittelst Bleiglätte. 1)
Nach Ziureck eignet sich der dichte sibirische Graphit mit
5—6 % Asche zu Tiegelmassen sehr gut und steht in dieser
Beziehung mit dem ceylonschen gleich, übertrifft den cumber-
länder und sehr weit den peczorischen und passauer Graphit.
Nach der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hütten-
wesen No. 51 v. 1865 sollen alle diese Sorten gegen den böh-
mischen Graphit bei Krumau stark in den Hintergrund treten.
Unreiner Graphit kann für dokimastische Zwecke auf verschiedene Weise
gereinigt werden, z. B. nach Löwe 2) durch Glühen mit der doppelten Menge
kohlensauren Kalis in einem bedeckten Thontiegel, Ausziehen des gebildeten
kieselsauren Kalis durch Kochen mit heissem Wasser, Digestion des Rück-
standes mit verdünnter Salpetersäure, Filtriren, Aussüssen und Trocknen
des Rückstandes. Brodie 3) erhitzt das rohe Graphitpulver mit dem 2fachen
Schwefelsäure und 7 % chlorsaurem Kali im Wasserbade in einem gusseisernen
Gefäss, bis sich keine chlorige Säure mehr entwickelt, bringt dann zur Ent-
fernung der Kieselsäure etwas Fluornatrium hinzu, wäscht die Masse sorg-
fältig aus, trocknet und erhitzt bis zur Rothgluth, wobei sich die Graphit-
körner aufblättern und in einen sehr fein zertheilten Zustand versetzt werden.
Auch durch Glühen des Graphites bei Rothgluth in einer Retorte, wobei
Eisenoxyd zu metallischem Eisen und schwefelsaure Salze zu Schwefel-
metallen reducirt werden, und Behandeln der geglühten Masse mit Salzsäure
lassen sich Eisen, Sulphate und kohlensaure Salze ausziehen.
4) Weizenmehl, seltener Stärkemehl, wirkt andern
Zuschlägen (z. B. Potasche, Soda) zugetheilt, kräftiger redu-
cirend als diesen beigemengter Kohlenstaub, weil bei der in
höherer Temperatur ohne Schmelzen und Aufblähen stattfindenden
Verkohlung des Mehles sich der Kohlenstoff in der feinsten Ver-
theilung ausscheidet. Als Reductions- und Solvirungsmittel wer-
den am häufigsten Gemenge von Potasche mit 15—20 % Mehl
(z. B. bei Bleiproben) oder von Potasche oder wasserfreie Soda
Mehl.
Potasche u.
Mehl.
1) B. u. h. Ztg. 1864. S. 136.
2) Polyt. Centr. 1855. S. 1404.
3) B. u. h. Ztg. 1862. S. 353.
Kerl, Probirkunst. 8
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/151>, abgerufen am 23.11.2024.
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