einem Vorsetzstein zur Abhaltung des Luftzutrittes. Gut ge- rathene Proben haben nahezu gleichzeitig geblickt, die Körner sind ohne Spratz, halbkugelförmig, silberglänzend, mit Andeu- tung von krystallinischer Beschaffenheit auf der Oberfläche, lösen sich ziemlich leicht von der Capelle los, sind unterwärts blasig und mattsilberglänzend ohne anhaftende Glättespuren, auch ist die Capelle am Boden trocken und glänzt nicht von bei zu niedriger Temperatur erstarrter Glätte.
Bei einem Bleigehalt sind die Körner mehr kugelförmig, als halbkugelig, lösen sich ganz leicht von der Capelle ab, die Oberfläche ist mit einem dunkeln Häutchen überzogen und die Unterfläche glatt glänzend. Fehlt es an Blei beim Abtreiben, so blicken die Proben schlecht, das flache kupferhaltige Silber- korn hat scharfe Ränder, haftet fester an der Capelle und zeigt oberflächlich graue oder schwarze Flecken von Kupferoxyd. Auch kann ein festes Anhaften an der Capelle dadurch ein- treten, dass diese Risse oder Sprünge hat, in welche Metall eingedrungen ist (das Korn hat gewurzelt). Bei zu starkem Erkalten der Capelle haftet das Korn zuweilen durch erstarrte Glätte fest. Lässt man ein abgeblicktes Korn noch einige Zeit bei höherer Temperatur im Ofen, so entstehen auf dessen Ober- fläche unter Verflüchtigung von Silber einzelne Erhabenheiten, und das Silberkorn erscheint nach dem Erkalten oberflächlich mattweiss, nach Plattner vielleicht von einer Verbindung von metallischem Silber mit Silberoxyd (überfeinem Silber).
Nach Chaudet darf der Blick nach dem Aufhören des Regenbogenfarbenspiels weder zu rasch, noch zu langsam ein- treten. Ist ersteres der Fall, so erscheint das Korn stellenweise matt und polirt, hängt an der Capelle fester an und ist unten häufig löcherig; in letzterem Falle zeigen sich auf der metall- weissen Oberfläche des Kornes mehr oder weniger grosse Ein- drücke, auch wohl Flecken von Kupferoxyd und dasselbe haftet stark an der Capelle.
Die beiden Körner werden mit einer Kornzange aus den Capellen ausgestochen, zur Entfernung etwa anhaftender Capellen- masse schwach gedrückt, so dass sie eine quadratische Grund- fläche bekommen, mit der Kornbürste abgebürstet und erst ein- zeln, dann zusammen gewogen und der Capellenzug (S. 271) in Rücksicht gebracht.
Gut gerathene Proben müssen bei gleichmässiger Beschaffen- heit des Probirgutes kaum merklich differirende Resultate geben;
IV. Silber. Legirungen.
einem Vorsetzstein zur Abhaltung des Luftzutrittes. Gut ge- rathene Proben haben nahezu gleichzeitig geblickt, die Körner sind ohne Spratz, halbkugelförmig, silberglänzend, mit Andeu- tung von krystallinischer Beschaffenheit auf der Oberfläche, lösen sich ziemlich leicht von der Capelle los, sind unterwärts blasig und mattsilberglänzend ohne anhaftende Glättespuren, auch ist die Capelle am Boden trocken und glänzt nicht von bei zu niedriger Temperatur erstarrter Glätte.
Bei einem Bleigehalt sind die Körner mehr kugelförmig, als halbkugelig, lösen sich ganz leicht von der Capelle ab, die Oberfläche ist mit einem dunkeln Häutchen überzogen und die Unterfläche glatt glänzend. Fehlt es an Blei beim Abtreiben, so blicken die Proben schlecht, das flache kupferhaltige Silber- korn hat scharfe Ränder, haftet fester an der Capelle und zeigt oberflächlich graue oder schwarze Flecken von Kupferoxyd. Auch kann ein festes Anhaften an der Capelle dadurch ein- treten, dass diese Risse oder Sprünge hat, in welche Metall eingedrungen ist (das Korn hat gewurzelt). Bei zu starkem Erkalten der Capelle haftet das Korn zuweilen durch erstarrte Glätte fest. Lässt man ein abgeblicktes Korn noch einige Zeit bei höherer Temperatur im Ofen, so entstehen auf dessen Ober- fläche unter Verflüchtigung von Silber einzelne Erhabenheiten, und das Silberkorn erscheint nach dem Erkalten oberflächlich mattweiss, nach Plattner vielleicht von einer Verbindung von metallischem Silber mit Silberoxyd (überfeinem Silber).
Nach Chaudet darf der Blick nach dem Aufhören des Regenbogenfarbenspiels weder zu rasch, noch zu langsam ein- treten. Ist ersteres der Fall, so erscheint das Korn stellenweise matt und polirt, hängt an der Capelle fester an und ist unten häufig löcherig; in letzterem Falle zeigen sich auf der metall- weissen Oberfläche des Kornes mehr oder weniger grosse Ein- drücke, auch wohl Flecken von Kupferoxyd und dasselbe haftet stark an der Capelle.
Die beiden Körner werden mit einer Kornzange aus den Capellen ausgestochen, zur Entfernung etwa anhaftender Capellen- masse schwach gedrückt, so dass sie eine quadratische Grund- fläche bekommen, mit der Kornbürste abgebürstet und erst ein- zeln, dann zusammen gewogen und der Capellenzug (S. 271) in Rücksicht gebracht.
Gut gerathene Proben müssen bei gleichmässiger Beschaffen- heit des Probirgutes kaum merklich differirende Resultate geben;
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IV. Silber. Legirungen.
einem Vorsetzstein zur Abhaltung des Luftzutrittes. Gut ge-
rathene Proben haben nahezu gleichzeitig geblickt, die Körner
sind ohne Spratz, halbkugelförmig, silberglänzend, mit Andeu-
tung von krystallinischer Beschaffenheit auf der Oberfläche, lösen
sich ziemlich leicht von der Capelle los, sind unterwärts blasig
und mattsilberglänzend ohne anhaftende Glättespuren, auch ist
die Capelle am Boden trocken und glänzt nicht von bei zu
niedriger Temperatur erstarrter Glätte.
Bei einem Bleigehalt sind die Körner mehr kugelförmig,
als halbkugelig, lösen sich ganz leicht von der Capelle ab, die
Oberfläche ist mit einem dunkeln Häutchen überzogen und die
Unterfläche glatt glänzend. Fehlt es an Blei beim Abtreiben,
so blicken die Proben schlecht, das flache kupferhaltige Silber-
korn hat scharfe Ränder, haftet fester an der Capelle und zeigt
oberflächlich graue oder schwarze Flecken von Kupferoxyd.
Auch kann ein festes Anhaften an der Capelle dadurch ein-
treten, dass diese Risse oder Sprünge hat, in welche Metall
eingedrungen ist (das Korn hat gewurzelt). Bei zu starkem
Erkalten der Capelle haftet das Korn zuweilen durch erstarrte
Glätte fest. Lässt man ein abgeblicktes Korn noch einige Zeit
bei höherer Temperatur im Ofen, so entstehen auf dessen Ober-
fläche unter Verflüchtigung von Silber einzelne Erhabenheiten,
und das Silberkorn erscheint nach dem Erkalten oberflächlich
mattweiss, nach Plattner vielleicht von einer Verbindung von
metallischem Silber mit Silberoxyd (überfeinem Silber).
Nach Chaudet darf der Blick nach dem Aufhören des
Regenbogenfarbenspiels weder zu rasch, noch zu langsam ein-
treten. Ist ersteres der Fall, so erscheint das Korn stellenweise
matt und polirt, hängt an der Capelle fester an und ist unten
häufig löcherig; in letzterem Falle zeigen sich auf der metall-
weissen Oberfläche des Kornes mehr oder weniger grosse Ein-
drücke, auch wohl Flecken von Kupferoxyd und dasselbe haftet
stark an der Capelle.
Die beiden Körner werden mit einer Kornzange aus den
Capellen ausgestochen, zur Entfernung etwa anhaftender Capellen-
masse schwach gedrückt, so dass sie eine quadratische Grund-
fläche bekommen, mit der Kornbürste abgebürstet und erst ein-
zeln, dann zusammen gewogen und der Capellenzug (S. 271) in
Rücksicht gebracht.
Gut gerathene Proben müssen bei gleichmässiger Beschaffen-
heit des Probirgutes kaum merklich differirende Resultate geben;
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/314>, abgerufen am 23.11.2024.
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