sind die Proben von verschiedenen Stellen eines Barrens ge- nommen, so können die beiden Körner um einige Tausendtheile differiren (S. 272).
In der Hannover'schen Münze äthmet man 8 Capellen, aus Holzasche und Knochenmehl bestehend, ab, zieht dann 2 ab- geäthmete Capellen bis etwa 9 Cm. von der Muffelmündung ent- fernt vor, setzt die grössere Hälfte des Bleies ein, lässt an- treiben, fügt die Legirung nach, setzt nach dem Verbrennen des Skarnitzels die andere Hälfte Blei auf, lässt wieder an- treiben, legt hierauf eine kleine Kohle in die Muffelmündung, schliesst den untern Zug bis auf etwa 2,5 Cm. und überlässt sich die Probe selbst, ohne zu kühlen und sie vorzuziehen. Während des Treibens hält man die mit Zuglöchern versehene Stubenthür geschlossen. Mit fortschreitendem Abtreiben öffnet man den Zugschieber immer mehr und mehr, bis derselbe zu- letzt ganz offen ist, wo dann auch behuf des Abblickens die Capelle etwas zurückgeschoben wird. Das Wirbeln des Blei- rauches ist das Hauptkennzeichen für die richtige Temperatur. Zeigt sich gegen das Ende ein Glättrand, so legt man die Muffel- mündung etwas zu. Gut getriebene Proben haben Federglätte. Während eine Probe treibt, wird eine andere abgewogen.
Bei einem Platingehalt im Silber nimmt das Treiben,Platingehalt im Silber. wenn nicht mehr als 5 % davon vorhanden sind, fast seinen gewöhnlichen Verlauf, nur sind die Regenbogenfarben etwas weniger lebhaft und es blickt nicht ganz so vollständig. Bei mehr Platin, z. B. 1/10 vom Silbergehalt, erfolgt kein Blick mehr, das Korn wird krystallinisch bei abgerundeten Rändern und mattweisser ins Gelbe ziehender Farbe. Kommt auf 3 Silber 1 Platin, so treibt die Probe bei dem sonst für Silber ange- wandten Feuergrade nicht mehr, das Treiben hört vor noch vollständiger Abscheidung des Bleies auf und das flache Korn wird höckerig und zeigt Auswüchse. Von der Scheidung des Silbers und Platins wird bei den Platinproben die Rede sein.
2. Kapitel. Nasse Probe für kupferhaltiges Silber (Gay-Lussac'sche Probe).
§. 121. Allgemeines. Aus bereits hervorgehobenen GründenWerth der Probe. (S. 239) giebt für reichere Legirungen des Silbers mit Kupfer
§. 121. Gay-Lussac’sche Probe.
sind die Proben von verschiedenen Stellen eines Barrens ge- nommen, so können die beiden Körner um einige Tausendtheile differiren (S. 272).
In der Hannover’schen Münze äthmet man 8 Capellen, aus Holzasche und Knochenmehl bestehend, ab, zieht dann 2 ab- geäthmete Capellen bis etwa 9 Cm. von der Muffelmündung ent- fernt vor, setzt die grössere Hälfte des Bleies ein, lässt an- treiben, fügt die Legirung nach, setzt nach dem Verbrennen des Skarnitzels die andere Hälfte Blei auf, lässt wieder an- treiben, legt hierauf eine kleine Kohle in die Muffelmündung, schliesst den untern Zug bis auf etwa 2,5 Cm. und überlässt sich die Probe selbst, ohne zu kühlen und sie vorzuziehen. Während des Treibens hält man die mit Zuglöchern versehene Stubenthür geschlossen. Mit fortschreitendem Abtreiben öffnet man den Zugschieber immer mehr und mehr, bis derselbe zu- letzt ganz offen ist, wo dann auch behuf des Abblickens die Capelle etwas zurückgeschoben wird. Das Wirbeln des Blei- rauches ist das Hauptkennzeichen für die richtige Temperatur. Zeigt sich gegen das Ende ein Glättrand, so legt man die Muffel- mündung etwas zu. Gut getriebene Proben haben Federglätte. Während eine Probe treibt, wird eine andere abgewogen.
Bei einem Platingehalt im Silber nimmt das Treiben,Platingehalt im Silber. wenn nicht mehr als 5 % davon vorhanden sind, fast seinen gewöhnlichen Verlauf, nur sind die Regenbogenfarben etwas weniger lebhaft und es blickt nicht ganz so vollständig. Bei mehr Platin, z. B. 1/10 vom Silbergehalt, erfolgt kein Blick mehr, das Korn wird krystallinisch bei abgerundeten Rändern und mattweisser ins Gelbe ziehender Farbe. Kommt auf 3 Silber 1 Platin, so treibt die Probe bei dem sonst für Silber ange- wandten Feuergrade nicht mehr, das Treiben hört vor noch vollständiger Abscheidung des Bleies auf und das flache Korn wird höckerig und zeigt Auswüchse. Von der Scheidung des Silbers und Platins wird bei den Platinproben die Rede sein.
2. Kapitel. Nasse Probe für kupferhaltiges Silber (Gay-Lussac’sche Probe).
§. 121. Allgemeines. Aus bereits hervorgehobenen GründenWerth der Probe. (S. 239) giebt für reichere Legirungen des Silbers mit Kupfer
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0315"n="277"/><fwplace="top"type="header">§. 121. <hirendition="#k">Gay-Lussac</hi>’sche Probe.</fw><lb/>
sind die Proben von verschiedenen Stellen eines Barrens ge-<lb/>
nommen, so können die beiden Körner um einige Tausendtheile<lb/>
differiren (S. 272).</p><lb/><p>In der <hirendition="#g">Hannover’schen Münze</hi> äthmet man 8 Capellen,<lb/>
aus Holzasche und Knochenmehl bestehend, ab, zieht dann 2 ab-<lb/>
geäthmete Capellen bis etwa 9 Cm. von der Muffelmündung ent-<lb/>
fernt vor, setzt die grössere Hälfte des Bleies ein, lässt an-<lb/>
treiben, fügt die Legirung nach, setzt nach dem Verbrennen<lb/>
des Skarnitzels die andere Hälfte Blei auf, lässt wieder an-<lb/>
treiben, legt hierauf eine kleine Kohle in die Muffelmündung,<lb/>
schliesst den untern Zug bis auf etwa 2,5 Cm. und überlässt<lb/>
sich die Probe selbst, ohne zu kühlen und sie vorzuziehen.<lb/>
Während des Treibens hält man die mit Zuglöchern versehene<lb/>
Stubenthür geschlossen. Mit fortschreitendem Abtreiben öffnet<lb/>
man den Zugschieber immer mehr und mehr, bis derselbe zu-<lb/>
letzt ganz offen ist, wo dann auch behuf des Abblickens die<lb/>
Capelle etwas zurückgeschoben wird. Das Wirbeln des Blei-<lb/>
rauches ist das Hauptkennzeichen für die richtige Temperatur.<lb/>
Zeigt sich gegen das Ende ein Glättrand, so legt man die Muffel-<lb/>
mündung etwas zu. Gut getriebene Proben haben Federglätte.<lb/>
Während eine Probe treibt, wird eine andere abgewogen.</p><lb/><p>Bei einem <hirendition="#g">Platingehalt</hi> im Silber nimmt das Treiben,<noteplace="right">Platingehalt<lb/>
im Silber.</note><lb/>
wenn nicht mehr als 5 % davon vorhanden sind, fast seinen<lb/>
gewöhnlichen Verlauf, nur sind die Regenbogenfarben etwas<lb/>
weniger lebhaft und es blickt nicht ganz so vollständig. Bei<lb/>
mehr Platin, z. B. 1/10 vom Silbergehalt, erfolgt kein Blick mehr,<lb/>
das Korn wird krystallinisch bei abgerundeten Rändern und<lb/>
mattweisser ins Gelbe ziehender Farbe. Kommt auf 3 Silber<lb/>
1 Platin, so treibt die Probe bei dem sonst für Silber ange-<lb/>
wandten Feuergrade nicht mehr, das Treiben hört vor noch<lb/>
vollständiger Abscheidung des Bleies auf und das flache Korn<lb/>
wird höckerig und zeigt Auswüchse. Von der Scheidung des<lb/>
Silbers und Platins wird bei den Platinproben die Rede sein.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head><hirendition="#b">2. Kapitel.</hi><lb/>
Nasse Probe für kupferhaltiges Silber (Gay-Lussac’sche Probe).</head><lb/><p><hirendition="#b">§. 121. Allgemeines.</hi> Aus bereits hervorgehobenen Gründen<noteplace="right">Werth der<lb/>
Probe.</note><lb/>
(S. 239) giebt für reichere Legirungen des Silbers mit Kupfer<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[277/0315]
§. 121. Gay-Lussac’sche Probe.
sind die Proben von verschiedenen Stellen eines Barrens ge-
nommen, so können die beiden Körner um einige Tausendtheile
differiren (S. 272).
In der Hannover’schen Münze äthmet man 8 Capellen,
aus Holzasche und Knochenmehl bestehend, ab, zieht dann 2 ab-
geäthmete Capellen bis etwa 9 Cm. von der Muffelmündung ent-
fernt vor, setzt die grössere Hälfte des Bleies ein, lässt an-
treiben, fügt die Legirung nach, setzt nach dem Verbrennen
des Skarnitzels die andere Hälfte Blei auf, lässt wieder an-
treiben, legt hierauf eine kleine Kohle in die Muffelmündung,
schliesst den untern Zug bis auf etwa 2,5 Cm. und überlässt
sich die Probe selbst, ohne zu kühlen und sie vorzuziehen.
Während des Treibens hält man die mit Zuglöchern versehene
Stubenthür geschlossen. Mit fortschreitendem Abtreiben öffnet
man den Zugschieber immer mehr und mehr, bis derselbe zu-
letzt ganz offen ist, wo dann auch behuf des Abblickens die
Capelle etwas zurückgeschoben wird. Das Wirbeln des Blei-
rauches ist das Hauptkennzeichen für die richtige Temperatur.
Zeigt sich gegen das Ende ein Glättrand, so legt man die Muffel-
mündung etwas zu. Gut getriebene Proben haben Federglätte.
Während eine Probe treibt, wird eine andere abgewogen.
Bei einem Platingehalt im Silber nimmt das Treiben,
wenn nicht mehr als 5 % davon vorhanden sind, fast seinen
gewöhnlichen Verlauf, nur sind die Regenbogenfarben etwas
weniger lebhaft und es blickt nicht ganz so vollständig. Bei
mehr Platin, z. B. 1/10 vom Silbergehalt, erfolgt kein Blick mehr,
das Korn wird krystallinisch bei abgerundeten Rändern und
mattweisser ins Gelbe ziehender Farbe. Kommt auf 3 Silber
1 Platin, so treibt die Probe bei dem sonst für Silber ange-
wandten Feuergrade nicht mehr, das Treiben hört vor noch
vollständiger Abscheidung des Bleies auf und das flache Korn
wird höckerig und zeigt Auswüchse. Von der Scheidung des
Silbers und Platins wird bei den Platinproben die Rede sein.
Platingehalt
im Silber.
2. Kapitel.
Nasse Probe für kupferhaltiges Silber (Gay-Lussac’sche Probe).
§. 121. Allgemeines. Aus bereits hervorgehobenen Gründen
(S. 239) giebt für reichere Legirungen des Silbers mit Kupfer
Werth der
Probe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/315>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.