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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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IV. Silber. Legirungen.
die volumetrische Silberprobe von Gay-Lussac1) genauere Re-
sultate, als der trockene Weg (S. 272), und sie ist deshalb in
vielen Münzwerkstätten und zwar nahezu in derselben Weise
eingeführt, wie die Probe schon 1830 von Gay-Lussac be-
Geschicht-
liches.
schrieben. Erst neuerdings sind allerdings billigere, aber
nicht immer zweckmässigere Apparate, bei denen z. B. die
Silberhähne und Silberröhren resp. durch Kautschukquetschhähne
und Glasröhren ersetzt worden, in Vorschlag gebracht, z. B.
von Mulder2), Mohr3), Lill v. Lilienbach4), Zippe u. A. Die
Lill'schen Abänderungen sind zweckmässig. Mulder hat in
dem unten citirten Werke auch sehr wichtige theoretische Er-
läuterungen zu dieser Probe gegeben und die Mittel kennen
gelehrt, dieselbe bis auf 1/20000 genau auszuführen.

Neuerdings empfohlene volumetrische Proben, z. B. von
Schoffka5), Pisani6), Vogel7) u. A. haben das alte Gay-
Lussac
'sche Verfahren nicht verdrängt.


Theorie.

Die Gay-Lussac'sche Probe beruht darauf, dass das Silber
aus salpetersaurer Lösung durch Kochsalzlösung als Chlorsilber
niedergeschlagen wird.

Man beginnt die Fällung des Silbers mit einer Normal-
kochsalzlösung
, von welcher 100 C. C. bei 15° C. genau
1 Gramm chemisch reines Silber fällen, schüttelt klar und be-
endigt die Reaction mit einer 10 fach verdünnteren Lösung
(Zehntkochsalzlösung). Um einen etwaigen zu grossen
Zusatz von letzterer wieder in Abrechnung zu bringen oder
sonstige, unten näher bezeichnete Modificationen bei der Probe
vornehmen zu können, bedient man sich einer der Zehntkoch-
salzlösung entsprechenden Zehntsilberlösung, welche 1 Milligr.
Silber im C.C. enthält. Aus der Menge der verbrauchten Normal-
kochsalzlösung und der Zehntlösungen bei einer zu untersuchen-
den Legirung berechnet man alsdann den Silbergehalt derselben.

1) Vollständiger Unterricht über das Verfahren Gay-Lussac's, Silber auf
nassem Wege zu probiren, bearbeitet von J. Liebig. Braunschweig 1833. --
Liebig u. Poggendorf's Handwörterb. d. Chem. 1859. VII, 911. -- Graham-
Otto
's Chemie. 1863. Bd. 2. Abth. 3. S. 867.
2) Die Silberprobirmethode, chemisch untersucht von Mulder, übersetzt
von Grimm. Leipzig 1859. B. u. h. Ztg. 1859. S. 275.
3) Mohr, Lehrb. d. Titrirmethode. 1862. S. 339.
4) Rittinger's Erfahrungen. 1860. S. 37.
5) Polyt. Centr. 1855. S. 1272.
6) B. u. h. Ztg. 1857. No. 15.
7) Pogg., Ann. Bd. 124. S. 347; Dingl., Bd. 177. S. 250.

IV. Silber. Legirungen.
die volumetrische Silberprobe von Gay-Lussac1) genauere Re-
sultate, als der trockene Weg (S. 272), und sie ist deshalb in
vielen Münzwerkstätten und zwar nahezu in derselben Weise
eingeführt, wie die Probe schon 1830 von Gay-Lussac be-
Geschicht-
liches.
schrieben. Erst neuerdings sind allerdings billigere, aber
nicht immer zweckmässigere Apparate, bei denen z. B. die
Silberhähne und Silberröhren resp. durch Kautschukquetschhähne
und Glasröhren ersetzt worden, in Vorschlag gebracht, z. B.
von Mulder2), Mohr3), Lill v. Lilienbach4), Zippe u. A. Die
Lill’schen Abänderungen sind zweckmässig. Mulder hat in
dem unten citirten Werke auch sehr wichtige theoretische Er-
läuterungen zu dieser Probe gegeben und die Mittel kennen
gelehrt, dieselbe bis auf 1/20000 genau auszuführen.

Neuerdings empfohlene volumetrische Proben, z. B. von
Schoffka5), Pisani6), Vogel7) u. A. haben das alte Gay-
Lussac
’sche Verfahren nicht verdrängt.


Theorie.

Die Gay-Lussac’sche Probe beruht darauf, dass das Silber
aus salpetersaurer Lösung durch Kochsalzlösung als Chlorsilber
niedergeschlagen wird.

Man beginnt die Fällung des Silbers mit einer Normal-
kochsalzlösung
, von welcher 100 C. C. bei 15° C. genau
1 Gramm chemisch reines Silber fällen, schüttelt klar und be-
endigt die Reaction mit einer 10 fach verdünnteren Lösung
(Zehntkochsalzlösung). Um einen etwaigen zu grossen
Zusatz von letzterer wieder in Abrechnung zu bringen oder
sonstige, unten näher bezeichnete Modificationen bei der Probe
vornehmen zu können, bedient man sich einer der Zehntkoch-
salzlösung entsprechenden Zehntsilberlösung, welche 1 Milligr.
Silber im C.C. enthält. Aus der Menge der verbrauchten Normal-
kochsalzlösung und der Zehntlösungen bei einer zu untersuchen-
den Legirung berechnet man alsdann den Silbergehalt derselben.

1) Vollständiger Unterricht über das Verfahren Gay-Lussac’s, Silber auf
nassem Wege zu probiren, bearbeitet von J. Liebig. Braunschweig 1833. —
Liebig u. Poggendorf’s Handwörterb. d. Chem. 1859. VII, 911. — Graham-
Otto
’s Chemie. 1863. Bd. 2. Abth. 3. S. 867.
2) Die Silberprobirmethode, chemisch untersucht von Mulder, übersetzt
von Grimm. Leipzig 1859. B. u. h. Ztg. 1859. S. 275.
3) Mohr, Lehrb. d. Titrirmethode. 1862. S. 339.
4) Rittinger’s Erfahrungen. 1860. S. 37.
5) Polyt. Centr. 1855. S. 1272.
6) B. u. h. Ztg. 1857. No. 15.
7) Pogg., Ann. Bd. 124. S. 347; Dingl., Bd. 177. S. 250.
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[278/0316] IV. Silber. Legirungen. die volumetrische Silberprobe von Gay-Lussac 1) genauere Re- sultate, als der trockene Weg (S. 272), und sie ist deshalb in vielen Münzwerkstätten und zwar nahezu in derselben Weise eingeführt, wie die Probe schon 1830 von Gay-Lussac be- schrieben. Erst neuerdings sind allerdings billigere, aber nicht immer zweckmässigere Apparate, bei denen z. B. die Silberhähne und Silberröhren resp. durch Kautschukquetschhähne und Glasröhren ersetzt worden, in Vorschlag gebracht, z. B. von Mulder 2), Mohr 3), Lill v. Lilienbach 4), Zippe u. A. Die Lill’schen Abänderungen sind zweckmässig. Mulder hat in dem unten citirten Werke auch sehr wichtige theoretische Er- läuterungen zu dieser Probe gegeben und die Mittel kennen gelehrt, dieselbe bis auf 1/20000 genau auszuführen. Geschicht- liches. Neuerdings empfohlene volumetrische Proben, z. B. von Schoffka 5), Pisani 6), Vogel 7) u. A. haben das alte Gay- Lussac’sche Verfahren nicht verdrängt. Die Gay-Lussac’sche Probe beruht darauf, dass das Silber aus salpetersaurer Lösung durch Kochsalzlösung als Chlorsilber niedergeschlagen wird. Man beginnt die Fällung des Silbers mit einer Normal- kochsalzlösung, von welcher 100 C. C. bei 15° C. genau 1 Gramm chemisch reines Silber fällen, schüttelt klar und be- endigt die Reaction mit einer 10 fach verdünnteren Lösung (Zehntkochsalzlösung). Um einen etwaigen zu grossen Zusatz von letzterer wieder in Abrechnung zu bringen oder sonstige, unten näher bezeichnete Modificationen bei der Probe vornehmen zu können, bedient man sich einer der Zehntkoch- salzlösung entsprechenden Zehntsilberlösung, welche 1 Milligr. Silber im C.C. enthält. Aus der Menge der verbrauchten Normal- kochsalzlösung und der Zehntlösungen bei einer zu untersuchen- den Legirung berechnet man alsdann den Silbergehalt derselben. 1) Vollständiger Unterricht über das Verfahren Gay-Lussac’s, Silber auf nassem Wege zu probiren, bearbeitet von J. Liebig. Braunschweig 1833. — Liebig u. Poggendorf’s Handwörterb. d. Chem. 1859. VII, 911. — Graham- Otto’s Chemie. 1863. Bd. 2. Abth. 3. S. 867. 2) Die Silberprobirmethode, chemisch untersucht von Mulder, übersetzt von Grimm. Leipzig 1859. B. u. h. Ztg. 1859. S. 275. 3) Mohr, Lehrb. d. Titrirmethode. 1862. S. 339. 4) Rittinger’s Erfahrungen. 1860. S. 37. 5) Polyt. Centr. 1855. S. 1272. 6) B. u. h. Ztg. 1857. No. 15. 7) Pogg., Ann. Bd. 124. S. 347; Dingl., Bd. 177. S. 250.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/316>, abgerufen am 23.11.2024.