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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 121. Gay-Lussac'sche Probe.
Die Klärung der Flüssigkeit beim Schütteln des Chlorsilbers
erfolgt rasch, so lange noch Silbersalz in nicht zu geringer Menge
vorhanden ist, und um so schwieriger, je geringer dieselbe; über-
schreitet man den Punct der vollständigen Fällung, so dass
Kochsalz selbst in höchst geringem Ueberschuss vorhanden, so
bleibt die Flüssigkeit längere Zeit opalisirend.

Von Einfluss auf das Proberesultat und deshalb in Rück-Modificirende
Einflüsse.

sicht zu ziehen sind:

1) die Löslichkeit des gefällten Chlorsilbers in
salpetersaurer Natronlösung
. Bei Fällung des Silbers aus
salpetersaurer Lösung durch Kochsalz entsteht eine geringe Menge
von salpetersaurem Natron, in welchem Chlorsilber etwas löslich
ist und zwar steigert sich die Löslichkeit mit der Temperatur,
weshalb das Fällen bei einer von 15° C. nicht viel abweichenden
Temperatur vorgenommen werden muss. Zur Ausfällung von
1 Gramm Silber braucht man danach mehr, als die äquivalente
Menge Kochsalz. Wenn man nur letztere anwendet, so bleiben
nach Mulder bei 15° C. etwa 0,5 Tausendthl. Silber in Lösung
und theilt man die geklärte Flüssigkeit in zwei Theile, so giebt
in dem eine Zehntsilberlösung, in dem anderen Zehntkochsalz-
lösung einen Niederschlag (Mulder's neutraler Punct). Zur
vollständigen Ausfällung von 1000 Milligr. Silber bei 15° C.
braucht man also 1000,5 C.C. einer Kochsalzlösung, deren Titer
durch Auflösen von 0,5414 Gramm Kochsalz zu 1 Liter Flüssig-
keit bei 15° C. hergestellt ist, und findet also den Silbergehalt
zu hoch Man hat somit, wenn alles Silber gerade vollständig
ausgefällt worden, in Bezug aufs Aequivalent zu viel Kochsalz
angewandt, so dass zugesetzte Silberlösung einen Niederschlag
giebt, und es bedarf zur Zerlegung des überschüssigen Kochsalzes
einer grössern als der gleichen Menge Zehntsilberlösung, nämlich
gerade der doppelten (1 C. C.), wovon 0,5 C. C. auf das beim
neutraen Punct noch unzersetzte und 0,5 C. C. auf die mehr hinzu-
gefügten 0,5 C. C. Kochsalz kommen.

Um nun in der Praxis die aus den Löslichkeitsverhältnissen
des Chlorsilbers entspringenden Fehler zu vermeiden, so stellt
man neben den Hauptproben unter gleichen Umständen mit
denselben eine Controlprobe mit chemisch reinem Silber in
der später anzuführenden Weise an, wodurch der beregte Fehler,
welcher durch die Löslichkeit des Chlorsilbers in salpetersaurem
Natron in der Nähe des neutralen Punctes entsteht, eliminirt
wird, indem man bei der Controlprobe ebensoviel Kochsalz zu

§. 121. Gay-Lussac’sche Probe.
Die Klärung der Flüssigkeit beim Schütteln des Chlorsilbers
erfolgt rasch, so lange noch Silbersalz in nicht zu geringer Menge
vorhanden ist, und um so schwieriger, je geringer dieselbe; über-
schreitet man den Punct der vollständigen Fällung, so dass
Kochsalz selbst in höchst geringem Ueberschuss vorhanden, so
bleibt die Flüssigkeit längere Zeit opalisirend.

Von Einfluss auf das Proberesultat und deshalb in Rück-Modificirende
Einflüsse.

sicht zu ziehen sind:

1) die Löslichkeit des gefällten Chlorsilbers in
salpetersaurer Natronlösung
. Bei Fällung des Silbers aus
salpetersaurer Lösung durch Kochsalz entsteht eine geringe Menge
von salpetersaurem Natron, in welchem Chlorsilber etwas löslich
ist und zwar steigert sich die Löslichkeit mit der Temperatur,
weshalb das Fällen bei einer von 15° C. nicht viel abweichenden
Temperatur vorgenommen werden muss. Zur Ausfällung von
1 Gramm Silber braucht man danach mehr, als die äquivalente
Menge Kochsalz. Wenn man nur letztere anwendet, so bleiben
nach Mulder bei 15° C. etwa 0,5 Tausendthl. Silber in Lösung
und theilt man die geklärte Flüssigkeit in zwei Theile, so giebt
in dem eine Zehntsilberlösung, in dem anderen Zehntkochsalz-
lösung einen Niederschlag (Mulder’s neutraler Punct). Zur
vollständigen Ausfällung von 1000 Milligr. Silber bei 15° C.
braucht man also 1000,5 C.C. einer Kochsalzlösung, deren Titer
durch Auflösen von 0,5414 Gramm Kochsalz zu 1 Liter Flüssig-
keit bei 15° C. hergestellt ist, und findet also den Silbergehalt
zu hoch Man hat somit, wenn alles Silber gerade vollständig
ausgefällt worden, in Bezug aufs Aequivalent zu viel Kochsalz
angewandt, so dass zugesetzte Silberlösung einen Niederschlag
giebt, und es bedarf zur Zerlegung des überschüssigen Kochsalzes
einer grössern als der gleichen Menge Zehntsilberlösung, nämlich
gerade der doppelten (1 C. C.), wovon 0,5 C. C. auf das beim
neutraen Punct noch unzersetzte und 0,5 C. C. auf die mehr hinzu-
gefügten 0,5 C. C. Kochsalz kommen.

Um nun in der Praxis die aus den Löslichkeitsverhältnissen
des Chlorsilbers entspringenden Fehler zu vermeiden, so stellt
man neben den Hauptproben unter gleichen Umständen mit
denselben eine Controlprobe mit chemisch reinem Silber in
der später anzuführenden Weise an, wodurch der beregte Fehler,
welcher durch die Löslichkeit des Chlorsilbers in salpetersaurem
Natron in der Nähe des neutralen Punctes entsteht, eliminirt
wird, indem man bei der Controlprobe ebensoviel Kochsalz zu

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[279/0317] §. 121. Gay-Lussac’sche Probe. Die Klärung der Flüssigkeit beim Schütteln des Chlorsilbers erfolgt rasch, so lange noch Silbersalz in nicht zu geringer Menge vorhanden ist, und um so schwieriger, je geringer dieselbe; über- schreitet man den Punct der vollständigen Fällung, so dass Kochsalz selbst in höchst geringem Ueberschuss vorhanden, so bleibt die Flüssigkeit längere Zeit opalisirend. Von Einfluss auf das Proberesultat und deshalb in Rück- sicht zu ziehen sind: Modificirende Einflüsse. 1) die Löslichkeit des gefällten Chlorsilbers in salpetersaurer Natronlösung. Bei Fällung des Silbers aus salpetersaurer Lösung durch Kochsalz entsteht eine geringe Menge von salpetersaurem Natron, in welchem Chlorsilber etwas löslich ist und zwar steigert sich die Löslichkeit mit der Temperatur, weshalb das Fällen bei einer von 15° C. nicht viel abweichenden Temperatur vorgenommen werden muss. Zur Ausfällung von 1 Gramm Silber braucht man danach mehr, als die äquivalente Menge Kochsalz. Wenn man nur letztere anwendet, so bleiben nach Mulder bei 15° C. etwa 0,5 Tausendthl. Silber in Lösung und theilt man die geklärte Flüssigkeit in zwei Theile, so giebt in dem eine Zehntsilberlösung, in dem anderen Zehntkochsalz- lösung einen Niederschlag (Mulder’s neutraler Punct). Zur vollständigen Ausfällung von 1000 Milligr. Silber bei 15° C. braucht man also 1000,5 C.C. einer Kochsalzlösung, deren Titer durch Auflösen von 0,5414 Gramm Kochsalz zu 1 Liter Flüssig- keit bei 15° C. hergestellt ist, und findet also den Silbergehalt zu hoch Man hat somit, wenn alles Silber gerade vollständig ausgefällt worden, in Bezug aufs Aequivalent zu viel Kochsalz angewandt, so dass zugesetzte Silberlösung einen Niederschlag giebt, und es bedarf zur Zerlegung des überschüssigen Kochsalzes einer grössern als der gleichen Menge Zehntsilberlösung, nämlich gerade der doppelten (1 C. C.), wovon 0,5 C. C. auf das beim neutraen Punct noch unzersetzte und 0,5 C. C. auf die mehr hinzu- gefügten 0,5 C. C. Kochsalz kommen. Um nun in der Praxis die aus den Löslichkeitsverhältnissen des Chlorsilbers entspringenden Fehler zu vermeiden, so stellt man neben den Hauptproben unter gleichen Umständen mit denselben eine Controlprobe mit chemisch reinem Silber in der später anzuführenden Weise an, wodurch der beregte Fehler, welcher durch die Löslichkeit des Chlorsilbers in salpetersaurem Natron in der Nähe des neutralen Punctes entsteht, eliminirt wird, indem man bei der Controlprobe ebensoviel Kochsalz zu

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/317>, abgerufen am 23.11.2024.