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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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IV. Silber. Legirungen.
Flüssigkeit an den Wänden des Probeglases und am Stöpsel anhaf-
tende Chlorsilbertheilchen niedergespült sind und der abgenommene
Stöpsel an seiner schmalsten Stelle in eine Zwinge b (Fig. 155) ge-
schoben ist, -- zunächst mittelst einer bis an die Marke a (Taf. VIII.
Fig. 157) 1 C. C. fassenden und in einem Korke in dem Zehnt-
kochsalzlösungsglase befindlichen Pipette b 1 C. C. Zehntlösung
zur Silberlösung, indem man die Pipettenspitze innen an den
Hals des Glases anlegt. War noch Silber vorhanden, so ent-
steht auf der Oberfläche der gegen nicht directes Sonnenlicht
betrachteten Flüssigkeit eine schwache milchige Trübung, bei
gelindem Umschwenken als weisse Wolke sichtbar. In solchem
Falle schüttelt man, nachdem der Hals des Glases mit destillirtem
Wasser nachgespritzt und der Stöpsel aufgesetzt worden, so
lange bis sich die Flüssigkeit über dem Kochsalz wieder ge-
klärt hat und fügt in vorhinniger Weise so oft jedesmal 1 C. C.
Zehntkochsalzlösung zu, bis keine Trübung mehr erfolgt. Man
rechnet dann das letzte C. C., welches keine Trübung mehr er-
zeugte, als überschüssig zugesetzt ab und das vorhergehende
nur halb an.

Waren z. B. 3 C. C. Zehntkochsalzlösung im Ganzen zuge-
setzt, so bringt man nur 1,5 in Anrechnung, d. h. 1000 Silber
werden durch 1001,5 Zehntkochsalzlösung bei der derzeitigen
Temperatur ausgefällt.

Diese Berechnung gründet sich auf Folgendes. Erzeugte
das zweite C. C. noch eine Trübung, nicht aber das dritte, so
beweist dies, dass nach Fällung von 1 Gramm Silber durch
100 C. C. Normallösung noch mindestens 1/1000 Grm. Silber in
der Flüssigkeit zurückgeblieben sind Da auch das zweite C. C.
Zehntlösung noch eine Trübung hervorgebracht hat, nicht aber
das dritte, so ergiebt sich, dass höchst wahrscheinlich die Flüs-
sigkeit nicht völlig 2/1000 Grm. Silber enthielt und dass man der
Wahrheit bis auf 1/2 Tausendstel nahe kommt, wenn man 11/2
Tausendstel Grm. Silber in der Flüssigkeit annimmt, so dass
der wirkliche Feingehalt 1000 + 1,5 beträgt.

War die Kochsalzlösung ursprünglich zu stark oder hat
dieselbe bei richtiger, etwas zu schwacher Beschaffenheit wäh-
rend des Versuches eine mehrere Grade unter der Normaltem-
peratur von 15° C. liegende Temperatur, während sie bei 15° C.
bereitet war, und ist sie also dichter geworden, so würde es
zum Fertigtitriren statt eines Zusatzes von Zehntkochsalz- eines
solchen von Zehntsilberlösung bedürfen. Da man dies aus

IV. Silber. Legirungen.
Flüssigkeit an den Wänden des Probeglases und am Stöpsel anhaf-
tende Chlorsilbertheilchen niedergespült sind und der abgenommene
Stöpsel an seiner schmalsten Stelle in eine Zwinge b (Fig. 155) ge-
schoben ist, — zunächst mittelst einer bis an die Marke a (Taf. VIII.
Fig. 157) 1 C. C. fassenden und in einem Korke in dem Zehnt-
kochsalzlösungsglase befindlichen Pipette b 1 C. C. Zehntlösung
zur Silberlösung, indem man die Pipettenspitze innen an den
Hals des Glases anlegt. War noch Silber vorhanden, so ent-
steht auf der Oberfläche der gegen nicht directes Sonnenlicht
betrachteten Flüssigkeit eine schwache milchige Trübung, bei
gelindem Umschwenken als weisse Wolke sichtbar. In solchem
Falle schüttelt man, nachdem der Hals des Glases mit destillirtem
Wasser nachgespritzt und der Stöpsel aufgesetzt worden, so
lange bis sich die Flüssigkeit über dem Kochsalz wieder ge-
klärt hat und fügt in vorhinniger Weise so oft jedesmal 1 C. C.
Zehntkochsalzlösung zu, bis keine Trübung mehr erfolgt. Man
rechnet dann das letzte C. C., welches keine Trübung mehr er-
zeugte, als überschüssig zugesetzt ab und das vorhergehende
nur halb an.

Waren z. B. 3 C. C. Zehntkochsalzlösung im Ganzen zuge-
setzt, so bringt man nur 1,5 in Anrechnung, d. h. 1000 Silber
werden durch 1001,5 Zehntkochsalzlösung bei der derzeitigen
Temperatur ausgefällt.

Diese Berechnung gründet sich auf Folgendes. Erzeugte
das zweite C. C. noch eine Trübung, nicht aber das dritte, so
beweist dies, dass nach Fällung von 1 Gramm Silber durch
100 C. C. Normallösung noch mindestens 1/1000 Grm. Silber in
der Flüssigkeit zurückgeblieben sind Da auch das zweite C. C.
Zehntlösung noch eine Trübung hervorgebracht hat, nicht aber
das dritte, so ergiebt sich, dass höchst wahrscheinlich die Flüs-
sigkeit nicht völlig 2/1000 Grm. Silber enthielt und dass man der
Wahrheit bis auf ½ Tausendstel nahe kommt, wenn man 1½
Tausendstel Grm. Silber in der Flüssigkeit annimmt, so dass
der wirkliche Feingehalt 1000 + 1,5 beträgt.

War die Kochsalzlösung ursprünglich zu stark oder hat
dieselbe bei richtiger, etwas zu schwacher Beschaffenheit wäh-
rend des Versuches eine mehrere Grade unter der Normaltem-
peratur von 15° C. liegende Temperatur, während sie bei 15° C.
bereitet war, und ist sie also dichter geworden, so würde es
zum Fertigtitriren statt eines Zusatzes von Zehntkochsalz- eines
solchen von Zehntsilberlösung bedürfen. Da man dies aus

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[288/0326] IV. Silber. Legirungen. Flüssigkeit an den Wänden des Probeglases und am Stöpsel anhaf- tende Chlorsilbertheilchen niedergespült sind und der abgenommene Stöpsel an seiner schmalsten Stelle in eine Zwinge b (Fig. 155) ge- schoben ist, — zunächst mittelst einer bis an die Marke a (Taf. VIII. Fig. 157) 1 C. C. fassenden und in einem Korke in dem Zehnt- kochsalzlösungsglase befindlichen Pipette b 1 C. C. Zehntlösung zur Silberlösung, indem man die Pipettenspitze innen an den Hals des Glases anlegt. War noch Silber vorhanden, so ent- steht auf der Oberfläche der gegen nicht directes Sonnenlicht betrachteten Flüssigkeit eine schwache milchige Trübung, bei gelindem Umschwenken als weisse Wolke sichtbar. In solchem Falle schüttelt man, nachdem der Hals des Glases mit destillirtem Wasser nachgespritzt und der Stöpsel aufgesetzt worden, so lange bis sich die Flüssigkeit über dem Kochsalz wieder ge- klärt hat und fügt in vorhinniger Weise so oft jedesmal 1 C. C. Zehntkochsalzlösung zu, bis keine Trübung mehr erfolgt. Man rechnet dann das letzte C. C., welches keine Trübung mehr er- zeugte, als überschüssig zugesetzt ab und das vorhergehende nur halb an. Waren z. B. 3 C. C. Zehntkochsalzlösung im Ganzen zuge- setzt, so bringt man nur 1,5 in Anrechnung, d. h. 1000 Silber werden durch 1001,5 Zehntkochsalzlösung bei der derzeitigen Temperatur ausgefällt. Diese Berechnung gründet sich auf Folgendes. Erzeugte das zweite C. C. noch eine Trübung, nicht aber das dritte, so beweist dies, dass nach Fällung von 1 Gramm Silber durch 100 C. C. Normallösung noch mindestens 1/1000 Grm. Silber in der Flüssigkeit zurückgeblieben sind Da auch das zweite C. C. Zehntlösung noch eine Trübung hervorgebracht hat, nicht aber das dritte, so ergiebt sich, dass höchst wahrscheinlich die Flüs- sigkeit nicht völlig 2/1000 Grm. Silber enthielt und dass man der Wahrheit bis auf ½ Tausendstel nahe kommt, wenn man 1½ Tausendstel Grm. Silber in der Flüssigkeit annimmt, so dass der wirkliche Feingehalt 1000 + 1,5 beträgt. War die Kochsalzlösung ursprünglich zu stark oder hat dieselbe bei richtiger, etwas zu schwacher Beschaffenheit wäh- rend des Versuches eine mehrere Grade unter der Normaltem- peratur von 15° C. liegende Temperatur, während sie bei 15° C. bereitet war, und ist sie also dichter geworden, so würde es zum Fertigtitriren statt eines Zusatzes von Zehntkochsalz- eines solchen von Zehntsilberlösung bedürfen. Da man dies aus

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/326>, abgerufen am 23.11.2024.