angegebenen Gründen (S. 280) zu vermeiden sucht, so fügt man zu der Lösung von 1 Grm. Silber einige C. C. Zehntsilberlösung und beendigt dann den Versuch in vorhinniger Weise mit Zehnt- kochsalzlösung.
Fügte man z. B. zur Lösung von 1 Grm. (1000 Thln.) Silber 3 C. C. Zehntsilberlösung und verbrauchte zur Hervor- bringung des Reactionsendes nach Abrechnung des letzten ganzen und des vorhergehenden halben Zehntels 4 C. C. Zehntkochsalz- lösung, so entsprechen 1003 Silber 1004 verbrauchter Salz- lösung.
Wie aus Vorstehendem hervorgeht, kommt man am ein- fachsten zum Ziele, wenn man die Normallösung um 1--11/2 Tau- sendtheil zu schwach macht, um gerade 1000 Silber zu fällen, und den Versuch bei einer von der Normaltemperatur nicht viel abweichenden Temperatur ausführt.
Durch nochmalige Wiederholung der Controlprobe mit einer neuen Menge (1 Grm.) Silber überzeugt man sich nöthigenfalls von der Richtigkeit des beim ersten Versuche gefundenen Titers der Normallösung.
Das in der Glasröhre i (Taf. VIII. Fig. 158, 161) einge- schlossene Thermometer dient zur Bestimmung der Temperatur der Normalkochsalzlösung, um nach derselben den Coefficienten aus Tabellen (S. 280) zu ersehen, welcher zu- oder abgerechnet werden muss. Wird eine Controlprobe gemacht, so ist dies nicht nöthig, wie bereits bemerkt.
b) Fertigtitriren der Hauptproben. Sofort nach Beendigung der Controlprobe, also unter möglichst gleichen Verhältnissen hinsichtlich der Temperatur der Probelösung und der Probeflaschen, nimmt man die Hauptproben in Angriff, lässt zunächst in dieselben der Reihe nach 100 C. C. Normalkoch- salzlösung aus der Pipette B (Fig. 158) einlaufen, stellt die Gläser zur Abhaltung des Lichtes der Nummernfolge nach in Vertie- fungen a (Taf. VIII. Fig. 155) eines Schrankes A, setzt die Stöpsel auf, schüttelt klar, schwenkt anhaftende Chlorsilbertheil- chen von den Wänden und dem Stöpsel los, nimmt die Stöpsel ab, setzt die Gläser in die Vertiefungen des Schrankes, schiebt die zugehörigen Stöpsel in die entsprechenden Zwingen b an dem Brette c ein, fügt zu jeder Probe 1 C. C. Zehntkochsalz- lösung, schüttelt bei aufgesetztem Stöpsel klar und verfährt sonst, wie bei der Controlprobe, bis das letztzugesetzte C. C. keine
Kerl, Probirkunst. 19
§. 122. Verfahren bei der Gay-Lussac’schen Probe.
angegebenen Gründen (S. 280) zu vermeiden sucht, so fügt man zu der Lösung von 1 Grm. Silber einige C. C. Zehntsilberlösung und beendigt dann den Versuch in vorhinniger Weise mit Zehnt- kochsalzlösung.
Fügte man z. B. zur Lösung von 1 Grm. (1000 Thln.) Silber 3 C. C. Zehntsilberlösung und verbrauchte zur Hervor- bringung des Reactionsendes nach Abrechnung des letzten ganzen und des vorhergehenden halben Zehntels 4 C. C. Zehntkochsalz- lösung, so entsprechen 1003 Silber 1004 verbrauchter Salz- lösung.
Wie aus Vorstehendem hervorgeht, kommt man am ein- fachsten zum Ziele, wenn man die Normallösung um 1—1½ Tau- sendtheil zu schwach macht, um gerade 1000 Silber zu fällen, und den Versuch bei einer von der Normaltemperatur nicht viel abweichenden Temperatur ausführt.
Durch nochmalige Wiederholung der Controlprobe mit einer neuen Menge (1 Grm.) Silber überzeugt man sich nöthigenfalls von der Richtigkeit des beim ersten Versuche gefundenen Titers der Normallösung.
Das in der Glasröhre i (Taf. VIII. Fig. 158, 161) einge- schlossene Thermometer dient zur Bestimmung der Temperatur der Normalkochsalzlösung, um nach derselben den Coefficienten aus Tabellen (S. 280) zu ersehen, welcher zu- oder abgerechnet werden muss. Wird eine Controlprobe gemacht, so ist dies nicht nöthig, wie bereits bemerkt.
b) Fertigtitriren der Hauptproben. Sofort nach Beendigung der Controlprobe, also unter möglichst gleichen Verhältnissen hinsichtlich der Temperatur der Probelösung und der Probeflaschen, nimmt man die Hauptproben in Angriff, lässt zunächst in dieselben der Reihe nach 100 C. C. Normalkoch- salzlösung aus der Pipette B (Fig. 158) einlaufen, stellt die Gläser zur Abhaltung des Lichtes der Nummernfolge nach in Vertie- fungen a (Taf. VIII. Fig. 155) eines Schrankes A, setzt die Stöpsel auf, schüttelt klar, schwenkt anhaftende Chlorsilbertheil- chen von den Wänden und dem Stöpsel los, nimmt die Stöpsel ab, setzt die Gläser in die Vertiefungen des Schrankes, schiebt die zugehörigen Stöpsel in die entsprechenden Zwingen b an dem Brette c ein, fügt zu jeder Probe 1 C. C. Zehntkochsalz- lösung, schüttelt bei aufgesetztem Stöpsel klar und verfährt sonst, wie bei der Controlprobe, bis das letztzugesetzte C. C. keine
Kerl, Probirkunst. 19
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§. 122. Verfahren bei der Gay-Lussac’schen Probe.
angegebenen Gründen (S. 280) zu vermeiden sucht, so fügt man
zu der Lösung von 1 Grm. Silber einige C. C. Zehntsilberlösung
und beendigt dann den Versuch in vorhinniger Weise mit Zehnt-
kochsalzlösung.
Fügte man z. B. zur Lösung von 1 Grm. (1000 Thln.)
Silber 3 C. C. Zehntsilberlösung und verbrauchte zur Hervor-
bringung des Reactionsendes nach Abrechnung des letzten ganzen
und des vorhergehenden halben Zehntels 4 C. C. Zehntkochsalz-
lösung, so entsprechen 1003 Silber 1004 verbrauchter Salz-
lösung.
Wie aus Vorstehendem hervorgeht, kommt man am ein-
fachsten zum Ziele, wenn man die Normallösung um 1—1½ Tau-
sendtheil zu schwach macht, um gerade 1000 Silber zu fällen,
und den Versuch bei einer von der Normaltemperatur nicht viel
abweichenden Temperatur ausführt.
Durch nochmalige Wiederholung der Controlprobe mit einer
neuen Menge (1 Grm.) Silber überzeugt man sich nöthigenfalls
von der Richtigkeit des beim ersten Versuche gefundenen Titers
der Normallösung.
Das in der Glasröhre i (Taf. VIII. Fig. 158, 161) einge-
schlossene Thermometer dient zur Bestimmung der Temperatur
der Normalkochsalzlösung, um nach derselben den Coefficienten
aus Tabellen (S. 280) zu ersehen, welcher zu- oder abgerechnet
werden muss. Wird eine Controlprobe gemacht, so ist dies
nicht nöthig, wie bereits bemerkt.
b) Fertigtitriren der Hauptproben. Sofort nach
Beendigung der Controlprobe, also unter möglichst gleichen
Verhältnissen hinsichtlich der Temperatur der Probelösung und
der Probeflaschen, nimmt man die Hauptproben in Angriff, lässt
zunächst in dieselben der Reihe nach 100 C. C. Normalkoch-
salzlösung aus der Pipette B (Fig. 158) einlaufen, stellt die Gläser
zur Abhaltung des Lichtes der Nummernfolge nach in Vertie-
fungen a (Taf. VIII. Fig. 155) eines Schrankes A, setzt die
Stöpsel auf, schüttelt klar, schwenkt anhaftende Chlorsilbertheil-
chen von den Wänden und dem Stöpsel los, nimmt die Stöpsel
ab, setzt die Gläser in die Vertiefungen des Schrankes, schiebt
die zugehörigen Stöpsel in die entsprechenden Zwingen b an
dem Brette c ein, fügt zu jeder Probe 1 C. C. Zehntkochsalz-
lösung, schüttelt bei aufgesetztem Stöpsel klar und verfährt sonst,
wie bei der Controlprobe, bis das letztzugesetzte C. C. keine
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/327>, abgerufen am 23.11.2024.
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