S. 107), unter welchem man die auf dem Ambos etwas aus- geplattete Legirung zu einem ovalen Streifen von etwa 25 Mm. Länge und 12 Mm. Breite nach mehrmals zu wiederholendem Glühen ausstreckt.
5) Herstellung von Röllchen oder Löckchen. Nach-Rollenbildung. dem die Plättchen nöthigenfalls mit Zahlenpunzen und Hammer numerirt, werden sie über einer blanken stumpfkantigen Spitzzange (Drahtzange) zwischen den trocknen Fingern zu einer losen Spirale aufgerollt, zur Entfernung etwa von den Fingern herrührenden Fettes nochmals gelinde geglüht und dann mit Säure behandelt.
6) Kochen der Röllchen in Salpetersäure. ManKochen der Röllchen. bringt gewöhnlich nur ein, zuweilen zwei (Probe und Gegen- probe), seltener gleichzeitig bis 12 Röllchen in einen Glaskolben (Taf. VI. Fig. 108) zur Erhitzung mit Salpetersäure, welche frei von Chlor, salpetriger Säure und Schwefelsäure ist. Am besten behandelt man jedesmal nur eine Probe im Kölbchen, weil trotz aller Vorsicht zuweilen ein Röllchen zerreisst. Man übergiesst die Legirung mit etwa 10 Gramm (in einem graduirten Cylinder gemessener) schwächerer, reiner Salpetersäure (S. 137) von 1,2 spec. Gew. = 24° B., so dass der Bauch des Kolbens bis reichlich zur Hälfte gefüllt ist, und giebt so lange Kochhitze, bis die rothen Dämpfe von salpetriger Säure völlig aus dem Kolbenhalse verschwunden sind. Dann nimmt man den Kolben mittelst eines Lappens oder einer Holzklemme (Taf. VII, Fig. 136) vom Feuer, giesst die heisse Silberlösung rasch und vorsichtig vom Golde ab und schüttet auf letzteres nochmals stärkere Salpetersäure von 1,3 spec. Gew. = 34° B. (nicht unter 1,29 spec. Gew., weil sonst der Silberrückhalt grösser wird), welche zuvor in einem Kolben in Siedhitze gebracht ist. Man kocht jetzt 10 Minuten, giesst die Säure alsdann ab und kocht zum dritten Male mit gleich starker Säure wieder 10 Minuten, wenn der zu erwartende Goldgehalt über 750 Tausendtheile beträgt, weil, je höher der Goldgehalt, um so schwerer die letzten Silber- antheile sich abscheiden lassen. Die Zeit der letzten beiden Kochungen von jedesmal 10 Minuten muss streng inne gehalten werden, um hinreichend silberfreies Gold zu erhalten. Wollte man gleich zu Anfang starke Säure nehmen, so könnte das Röllchen bei zu rapider Einwirkung derselben zerrissen werden. Das leicht eintretende Stossen beim Kochen vermeidet man durch Einwerfen eines Kohlensplitters oder besser durch ein
§. 133. Probe f. silberhalt. Gold.
S. 107), unter welchem man die auf dem Ambos etwas aus- geplattete Legirung zu einem ovalen Streifen von etwa 25 Mm. Länge und 12 Mm. Breite nach mehrmals zu wiederholendem Glühen ausstreckt.
5) Herstellung von Röllchen oder Löckchen. Nach-Rollenbildung. dem die Plättchen nöthigenfalls mit Zahlenpunzen und Hammer numerirt, werden sie über einer blanken stumpfkantigen Spitzzange (Drahtzange) zwischen den trocknen Fingern zu einer losen Spirale aufgerollt, zur Entfernung etwa von den Fingern herrührenden Fettes nochmals gelinde geglüht und dann mit Säure behandelt.
6) Kochen der Röllchen in Salpetersäure. ManKochen der Röllchen. bringt gewöhnlich nur ein, zuweilen zwei (Probe und Gegen- probe), seltener gleichzeitig bis 12 Röllchen in einen Glaskolben (Taf. VI. Fig. 108) zur Erhitzung mit Salpetersäure, welche frei von Chlor, salpetriger Säure und Schwefelsäure ist. Am besten behandelt man jedesmal nur eine Probe im Kölbchen, weil trotz aller Vorsicht zuweilen ein Röllchen zerreisst. Man übergiesst die Legirung mit etwa 10 Gramm (in einem graduirten Cylinder gemessener) schwächerer, reiner Salpetersäure (S. 137) von 1,2 spec. Gew. = 24° B., so dass der Bauch des Kolbens bis reichlich zur Hälfte gefüllt ist, und giebt so lange Kochhitze, bis die rothen Dämpfe von salpetriger Säure völlig aus dem Kolbenhalse verschwunden sind. Dann nimmt man den Kolben mittelst eines Lappens oder einer Holzklemme (Taf. VII, Fig. 136) vom Feuer, giesst die heisse Silberlösung rasch und vorsichtig vom Golde ab und schüttet auf letzteres nochmals stärkere Salpetersäure von 1,3 spec. Gew. = 34° B. (nicht unter 1,29 spec. Gew., weil sonst der Silberrückhalt grösser wird), welche zuvor in einem Kolben in Siedhitze gebracht ist. Man kocht jetzt 10 Minuten, giesst die Säure alsdann ab und kocht zum dritten Male mit gleich starker Säure wieder 10 Minuten, wenn der zu erwartende Goldgehalt über 750 Tausendtheile beträgt, weil, je höher der Goldgehalt, um so schwerer die letzten Silber- antheile sich abscheiden lassen. Die Zeit der letzten beiden Kochungen von jedesmal 10 Minuten muss streng inne gehalten werden, um hinreichend silberfreies Gold zu erhalten. Wollte man gleich zu Anfang starke Säure nehmen, so könnte das Röllchen bei zu rapider Einwirkung derselben zerrissen werden. Das leicht eintretende Stossen beim Kochen vermeidet man durch Einwerfen eines Kohlensplitters oder besser durch ein
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§. 133. Probe f. silberhalt. Gold.
S. 107), unter welchem man die auf dem Ambos etwas aus-
geplattete Legirung zu einem ovalen Streifen von etwa 25 Mm.
Länge und 12 Mm. Breite nach mehrmals zu wiederholendem
Glühen ausstreckt.
5) Herstellung von Röllchen oder Löckchen. Nach-
dem die Plättchen nöthigenfalls mit Zahlenpunzen und Hammer
numerirt, werden sie über einer blanken stumpfkantigen
Spitzzange (Drahtzange) zwischen den trocknen Fingern zu
einer losen Spirale aufgerollt, zur Entfernung etwa von den
Fingern herrührenden Fettes nochmals gelinde geglüht und
dann mit Säure behandelt.
Rollenbildung.
6) Kochen der Röllchen in Salpetersäure. Man
bringt gewöhnlich nur ein, zuweilen zwei (Probe und Gegen-
probe), seltener gleichzeitig bis 12 Röllchen in einen Glaskolben
(Taf. VI. Fig. 108) zur Erhitzung mit Salpetersäure, welche frei
von Chlor, salpetriger Säure und Schwefelsäure ist. Am besten
behandelt man jedesmal nur eine Probe im Kölbchen, weil trotz
aller Vorsicht zuweilen ein Röllchen zerreisst. Man übergiesst
die Legirung mit etwa 10 Gramm (in einem graduirten Cylinder
gemessener) schwächerer, reiner Salpetersäure (S. 137) von
1,2 spec. Gew. = 24° B., so dass der Bauch des Kolbens bis
reichlich zur Hälfte gefüllt ist, und giebt so lange Kochhitze,
bis die rothen Dämpfe von salpetriger Säure völlig aus dem
Kolbenhalse verschwunden sind. Dann nimmt man den Kolben
mittelst eines Lappens oder einer Holzklemme (Taf. VII, Fig. 136)
vom Feuer, giesst die heisse Silberlösung rasch und vorsichtig
vom Golde ab und schüttet auf letzteres nochmals stärkere
Salpetersäure von 1,3 spec. Gew. = 34° B. (nicht unter 1,29
spec. Gew., weil sonst der Silberrückhalt grösser wird), welche
zuvor in einem Kolben in Siedhitze gebracht ist. Man kocht
jetzt 10 Minuten, giesst die Säure alsdann ab und kocht zum
dritten Male mit gleich starker Säure wieder 10 Minuten, wenn
der zu erwartende Goldgehalt über 750 Tausendtheile beträgt,
weil, je höher der Goldgehalt, um so schwerer die letzten Silber-
antheile sich abscheiden lassen. Die Zeit der letzten beiden
Kochungen von jedesmal 10 Minuten muss streng inne gehalten
werden, um hinreichend silberfreies Gold zu erhalten. Wollte
man gleich zu Anfang starke Säure nehmen, so könnte das
Röllchen bei zu rapider Einwirkung derselben zerrissen werden.
Das leicht eintretende Stossen beim Kochen vermeidet man
durch Einwerfen eines Kohlensplitters oder besser durch ein
Kochen der
Röllchen.
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/347>, abgerufen am 23.11.2024.
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