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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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V. Gold. Legirungen.
verkohltes Pfefferkorn oder einen verkohlten Wickenkern 1),
welcher sich weniger leicht zertheilt. Nach Makins 2) soll aber
die dadurch in reichlicherer Menge entwickelte salpetrige Säure
zur Lösung von Gold beitragen. Dieses ist wohl nur richtig,
wenn keine Siedhitze angewandt wird. Das Erhitzen eines ein-
zelnen Kölbchens geschieht entweder in einem Gestell (Taf. VIII.
Fig. 172, unter welches man glühende, mit einem Blasbalg anzu-
fachende Kohlen legt, oder über der Spirituslampe; mehrere
Kolben setzt man auf einem mit Sand und Zwingen a zum Fest-
halten der Kolben versehenen Stative von Eisenblech (Taf. VIII.
Fig. 170, 171) auf ein Kohlenbecken oder ein kleines oblonges
Sandbad von Eisenblech, oder am bequemsten wendet man Gas-
feuerung an. Eine solche findet sich z. B. in Peligot und
Levol's Laboratorium in der Pariser Münze 3) in Anwendung
(Taf. VIII. Fig. 165--168, S. 74).


Auswaschen
der Röllchen.

7) Abspülen der Röllchen. Man giesst nach dem letzten
Kochen die Säure ab, lässt zur Befreiung des Röllchens und
der Kolbenwände von Silberlösung heisses destillirtes Wasser
aus einem kleinen kupfernen Kessel langsam unter stetem
Drehen des Kolbens einfliessen, bis dessen Bauch zu 2/3 ange-
füllt ist, giesst das Spülwasser ab, wiederholt dies noch zweimal,
giesst zum vierten Male den Kolben ganz voll Wasser (welches
dann durch Kochsalzlösung nicht getrübt werden darf), stülpt
über seine Mündung einen kleinen innen recht glatten Thon-
tiegel (Taf. VI. Fig. 88), kippt den Kolben mit letzterem lang-
sam um, wobei das Röllchen in den Tiegel gleitet, und zieht
den Kolben seitwärts zur Vermeidung jedes Goldverlustes vor-
sichtig ab. Die letzten Aussüsswasser dürfen mit Salzsäure
nicht mehr auf Silber reagiren.


Ausglühen
der Röllchen.

8) Ausglühen des Goldes. Nachdem das überschüs-
sige Wasser aus dem porösen Tiegel ausgegossen, lässt man
denselben, mit einem Deckel versehen, vor der Muffel etwas
austrocknen und versetzt ihn dann im hintern Theil derselben
nahezu in Weissglühhitze, um das matte glanzlose poröse bräun-
lichgelbe Röllchen zum Sintern zu bringen, wobei dasselbe voll-
ständig Farbe und Glanz des Goldes annimmt. Wird nicht
stark genug erhitzt, so ziehen die porösen Röllchen auf der
Wage Feuchtigkeit an und geben ein ungenaues Resultat.

1) Polyt. Centr. 1857. S. 314.
2) B. u. h. Ztg. 1861. S. 407.
3) Polyt. Centr. 1854. S. 1442; 1857. S. 314.

V. Gold. Legirungen.
verkohltes Pfefferkorn oder einen verkohlten Wickenkern 1),
welcher sich weniger leicht zertheilt. Nach Makins 2) soll aber
die dadurch in reichlicherer Menge entwickelte salpetrige Säure
zur Lösung von Gold beitragen. Dieses ist wohl nur richtig,
wenn keine Siedhitze angewandt wird. Das Erhitzen eines ein-
zelnen Kölbchens geschieht entweder in einem Gestell (Taf. VIII.
Fig. 172, unter welches man glühende, mit einem Blasbalg anzu-
fachende Kohlen legt, oder über der Spirituslampe; mehrere
Kolben setzt man auf einem mit Sand und Zwingen a zum Fest-
halten der Kolben versehenen Stative von Eisenblech (Taf. VIII.
Fig. 170, 171) auf ein Kohlenbecken oder ein kleines oblonges
Sandbad von Eisenblech, oder am bequemsten wendet man Gas-
feuerung an. Eine solche findet sich z. B. in Peligot und
Levol’s Laboratorium in der Pariser Münze 3) in Anwendung
(Taf. VIII. Fig. 165—168, S. 74).


Auswaschen
der Röllchen.

7) Abspülen der Röllchen. Man giesst nach dem letzten
Kochen die Säure ab, lässt zur Befreiung des Röllchens und
der Kolbenwände von Silberlösung heisses destillirtes Wasser
aus einem kleinen kupfernen Kessel langsam unter stetem
Drehen des Kolbens einfliessen, bis dessen Bauch zu ⅔ ange-
füllt ist, giesst das Spülwasser ab, wiederholt dies noch zweimal,
giesst zum vierten Male den Kolben ganz voll Wasser (welches
dann durch Kochsalzlösung nicht getrübt werden darf), stülpt
über seine Mündung einen kleinen innen recht glatten Thon-
tiegel (Taf. VI. Fig. 88), kippt den Kolben mit letzterem lang-
sam um, wobei das Röllchen in den Tiegel gleitet, und zieht
den Kolben seitwärts zur Vermeidung jedes Goldverlustes vor-
sichtig ab. Die letzten Aussüsswasser dürfen mit Salzsäure
nicht mehr auf Silber reagiren.


Ausglühen
der Röllchen.

8) Ausglühen des Goldes. Nachdem das überschüs-
sige Wasser aus dem porösen Tiegel ausgegossen, lässt man
denselben, mit einem Deckel versehen, vor der Muffel etwas
austrocknen und versetzt ihn dann im hintern Theil derselben
nahezu in Weissglühhitze, um das matte glanzlose poröse bräun-
lichgelbe Röllchen zum Sintern zu bringen, wobei dasselbe voll-
ständig Farbe und Glanz des Goldes annimmt. Wird nicht
stark genug erhitzt, so ziehen die porösen Röllchen auf der
Wage Feuchtigkeit an und geben ein ungenaues Resultat.

1) Polyt. Centr. 1857. S. 314.
2) B. u. h. Ztg. 1861. S. 407.
3) Polyt. Centr. 1854. S. 1442; 1857. S. 314.
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[310/0348] V. Gold. Legirungen. verkohltes Pfefferkorn oder einen verkohlten Wickenkern 1), welcher sich weniger leicht zertheilt. Nach Makins 2) soll aber die dadurch in reichlicherer Menge entwickelte salpetrige Säure zur Lösung von Gold beitragen. Dieses ist wohl nur richtig, wenn keine Siedhitze angewandt wird. Das Erhitzen eines ein- zelnen Kölbchens geschieht entweder in einem Gestell (Taf. VIII. Fig. 172, unter welches man glühende, mit einem Blasbalg anzu- fachende Kohlen legt, oder über der Spirituslampe; mehrere Kolben setzt man auf einem mit Sand und Zwingen a zum Fest- halten der Kolben versehenen Stative von Eisenblech (Taf. VIII. Fig. 170, 171) auf ein Kohlenbecken oder ein kleines oblonges Sandbad von Eisenblech, oder am bequemsten wendet man Gas- feuerung an. Eine solche findet sich z. B. in Peligot und Levol’s Laboratorium in der Pariser Münze 3) in Anwendung (Taf. VIII. Fig. 165—168, S. 74). 7) Abspülen der Röllchen. Man giesst nach dem letzten Kochen die Säure ab, lässt zur Befreiung des Röllchens und der Kolbenwände von Silberlösung heisses destillirtes Wasser aus einem kleinen kupfernen Kessel langsam unter stetem Drehen des Kolbens einfliessen, bis dessen Bauch zu ⅔ ange- füllt ist, giesst das Spülwasser ab, wiederholt dies noch zweimal, giesst zum vierten Male den Kolben ganz voll Wasser (welches dann durch Kochsalzlösung nicht getrübt werden darf), stülpt über seine Mündung einen kleinen innen recht glatten Thon- tiegel (Taf. VI. Fig. 88), kippt den Kolben mit letzterem lang- sam um, wobei das Röllchen in den Tiegel gleitet, und zieht den Kolben seitwärts zur Vermeidung jedes Goldverlustes vor- sichtig ab. Die letzten Aussüsswasser dürfen mit Salzsäure nicht mehr auf Silber reagiren. 8) Ausglühen des Goldes. Nachdem das überschüs- sige Wasser aus dem porösen Tiegel ausgegossen, lässt man denselben, mit einem Deckel versehen, vor der Muffel etwas austrocknen und versetzt ihn dann im hintern Theil derselben nahezu in Weissglühhitze, um das matte glanzlose poröse bräun- lichgelbe Röllchen zum Sintern zu bringen, wobei dasselbe voll- ständig Farbe und Glanz des Goldes annimmt. Wird nicht stark genug erhitzt, so ziehen die porösen Röllchen auf der Wage Feuchtigkeit an und geben ein ungenaues Resultat. 1) Polyt. Centr. 1857. S. 314. 2) B. u. h. Ztg. 1861. S. 407. 3) Polyt. Centr. 1854. S. 1442; 1857. S. 314.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/348>, abgerufen am 23.11.2024.