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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 146. Deutsche Probe.
ist aus bereits angegebenen Gründen (S. 61) demjenigen in
Gebläseöfen vorzuziehen.

Ausserdem gestatten erstere ein bequemeres Arbeiten,
ruhigeres Schmelzen und nehmen mehr (bis 24--30) Tiegel auf,
während Gebläseöfen wohl etwas weniger Brennmaterial und
kürzere Schmelzzeit erfordern.

Man setzt die Tuten mit einem Fuss in gehörigen Zwischen-
räumen von einander und von den Ofenwänden direct auf den
Rost; dagegen werden Tuten ohne Fuss zuvor auf Käsen mit
Thon lutirt und zwar zuweilen mehrere zusammen auf einen
grossen Käse. Sind die Tiegel nicht am Kohlendeckel gezeichnet,
so muss man sie in einer gewissen Reihenfolge in den Ofen
setzen und in dieser auch wieder herausnehmen. Tuten mit
Fuss lassen unter diesem auch ein Zeichnen mit Kreide zu. Die
Anzahl der einzusetzenden Tiegel richtet sich nach der Grösse
der Oefen (S. 57) und der der Tuten. Je grösser letztere sind,
desto langsamer wirkt die Hitze durch die dickere Gestübbe-
wand.

Das Anfeuern der Windöfen kann entweder von unten oder
von oben geschehen.

a) Beim Anfeuern von unten thut man vorsichtig
zwischen die einzelnen Tuten glühende Kohlen, füllt dann den
ganzen Ofenschacht mit nicht zu groben Holzkohlen oder Koks
oder abwechselnden Lagen von beiden, lässt bei geschlossenem
Essenschieber und offenem Schachtdeckel das Feuer sich all-
mälig während 1/2--3/4 Stunde nach oben verbreiten, schliesst
dann die Ofenmündung, öffnet den Zugschieber immer mehr
und giebt nach dem Durchschlagen der Flamme eine etwa
noch 1 stündige bis zur Weissgluth steigende Hitze.

Percy füllt den unten mit glühenden Kohlen versehenen
Ofen ganz voll todter Kohlen, schliesst denselben, öffnet ihn
nach 10 Min., wenn das Feuer gut in Brand gekommen, auf
10 Min., um das Feuer zu dämpfen, bis Wasser und Kohlen-
säure aus dem Erz entlassen, und steigert dann die Temperatur
während 30--40 Min. bis zur Weissgluth. -- Klasek erhitzt im
Windofen zu Przibram (S. 56) 1/4 St. schwach, steigert 1/2 Stunde
die Temperatur und giebt zuletzt noch 1/4 Stunde die stärkste
Hitze, so dass die ganze Operation an 2 Stunden bei einem gut-
ziehenden Ofen dauert.

Während des Schmelzens giebt man von Zeit zu Zeit Brenn-
material nach, nachdem man zuvor durch Räumen mit einem

Kerl, Probirkunst. 22

§. 146. Deutsche Probe.
ist aus bereits angegebenen Gründen (S. 61) demjenigen in
Gebläseöfen vorzuziehen.

Ausserdem gestatten erstere ein bequemeres Arbeiten,
ruhigeres Schmelzen und nehmen mehr (bis 24—30) Tiegel auf,
während Gebläseöfen wohl etwas weniger Brennmaterial und
kürzere Schmelzzeit erfordern.

Man setzt die Tuten mit einem Fuss in gehörigen Zwischen-
räumen von einander und von den Ofenwänden direct auf den
Rost; dagegen werden Tuten ohne Fuss zuvor auf Käsen mit
Thon lutirt und zwar zuweilen mehrere zusammen auf einen
grossen Käse. Sind die Tiegel nicht am Kohlendeckel gezeichnet,
so muss man sie in einer gewissen Reihenfolge in den Ofen
setzen und in dieser auch wieder herausnehmen. Tuten mit
Fuss lassen unter diesem auch ein Zeichnen mit Kreide zu. Die
Anzahl der einzusetzenden Tiegel richtet sich nach der Grösse
der Oefen (S. 57) und der der Tuten. Je grösser letztere sind,
desto langsamer wirkt die Hitze durch die dickere Gestübbe-
wand.

Das Anfeuern der Windöfen kann entweder von unten oder
von oben geschehen.

a) Beim Anfeuern von unten thut man vorsichtig
zwischen die einzelnen Tuten glühende Kohlen, füllt dann den
ganzen Ofenschacht mit nicht zu groben Holzkohlen oder Koks
oder abwechselnden Lagen von beiden, lässt bei geschlossenem
Essenschieber und offenem Schachtdeckel das Feuer sich all-
mälig während ½—¾ Stunde nach oben verbreiten, schliesst
dann die Ofenmündung, öffnet den Zugschieber immer mehr
und giebt nach dem Durchschlagen der Flamme eine etwa
noch 1 stündige bis zur Weissgluth steigende Hitze.

Percy füllt den unten mit glühenden Kohlen versehenen
Ofen ganz voll todter Kohlen, schliesst denselben, öffnet ihn
nach 10 Min., wenn das Feuer gut in Brand gekommen, auf
10 Min., um das Feuer zu dämpfen, bis Wasser und Kohlen-
säure aus dem Erz entlassen, und steigert dann die Temperatur
während 30—40 Min. bis zur Weissgluth. — Klasek erhitzt im
Windofen zu Przibram (S. 56) ¼ St. schwach, steigert ½ Stunde
die Temperatur und giebt zuletzt noch ¼ Stunde die stärkste
Hitze, so dass die ganze Operation an 2 Stunden bei einem gut-
ziehenden Ofen dauert.

Während des Schmelzens giebt man von Zeit zu Zeit Brenn-
material nach, nachdem man zuvor durch Räumen mit einem

Kerl, Probirkunst. 22
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[337/0375] §. 146. Deutsche Probe. ist aus bereits angegebenen Gründen (S. 61) demjenigen in Gebläseöfen vorzuziehen. Ausserdem gestatten erstere ein bequemeres Arbeiten, ruhigeres Schmelzen und nehmen mehr (bis 24—30) Tiegel auf, während Gebläseöfen wohl etwas weniger Brennmaterial und kürzere Schmelzzeit erfordern. Man setzt die Tuten mit einem Fuss in gehörigen Zwischen- räumen von einander und von den Ofenwänden direct auf den Rost; dagegen werden Tuten ohne Fuss zuvor auf Käsen mit Thon lutirt und zwar zuweilen mehrere zusammen auf einen grossen Käse. Sind die Tiegel nicht am Kohlendeckel gezeichnet, so muss man sie in einer gewissen Reihenfolge in den Ofen setzen und in dieser auch wieder herausnehmen. Tuten mit Fuss lassen unter diesem auch ein Zeichnen mit Kreide zu. Die Anzahl der einzusetzenden Tiegel richtet sich nach der Grösse der Oefen (S. 57) und der der Tuten. Je grösser letztere sind, desto langsamer wirkt die Hitze durch die dickere Gestübbe- wand. Das Anfeuern der Windöfen kann entweder von unten oder von oben geschehen. a) Beim Anfeuern von unten thut man vorsichtig zwischen die einzelnen Tuten glühende Kohlen, füllt dann den ganzen Ofenschacht mit nicht zu groben Holzkohlen oder Koks oder abwechselnden Lagen von beiden, lässt bei geschlossenem Essenschieber und offenem Schachtdeckel das Feuer sich all- mälig während ½—¾ Stunde nach oben verbreiten, schliesst dann die Ofenmündung, öffnet den Zugschieber immer mehr und giebt nach dem Durchschlagen der Flamme eine etwa noch 1 stündige bis zur Weissgluth steigende Hitze. Percy füllt den unten mit glühenden Kohlen versehenen Ofen ganz voll todter Kohlen, schliesst denselben, öffnet ihn nach 10 Min., wenn das Feuer gut in Brand gekommen, auf 10 Min., um das Feuer zu dämpfen, bis Wasser und Kohlen- säure aus dem Erz entlassen, und steigert dann die Temperatur während 30—40 Min. bis zur Weissgluth. — Klasek erhitzt im Windofen zu Przibram (S. 56) ¼ St. schwach, steigert ½ Stunde die Temperatur und giebt zuletzt noch ¼ Stunde die stärkste Hitze, so dass die ganze Operation an 2 Stunden bei einem gut- ziehenden Ofen dauert. Während des Schmelzens giebt man von Zeit zu Zeit Brenn- material nach, nachdem man zuvor durch Räumen mit einem Kerl, Probirkunst. 22

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/375>, abgerufen am 23.11.2024.