Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

Bild:
<< vorherige Seite
IX. Zink. Trockne Proben.
1. Kapitel.
Trockne Proben.

Probir-
methoden.

157. Allgemeines. Man ahmt entweder den Zinkgewinnungs-
prozess im Grossen nach (Destillationsprobe) oder reducirt
und verflüchtigt das Zink und bestimmt seinen Gehalt aus der
Differenz (Berthier's indirecte Zinkprobe).

Ersteres Verfahren giebt ganz unzuverlässige Resultate und
wird wohl nur dann gewählt, wenn man zugleich Kenntniss von
den Eigenschaften des aus dem vorliegenden Erze etc. zu ge-
winnenden Zinkes sich verschaffen will. Die indirecte Probe
giebt bei nicht zu armen, von andern flüchtigen Metallen freien
Substanzen annähernd richtige Resultate; sicherer bleibt aber
immer der nasse Weg.

Die Tauglichkeit eines Zinkerzes zur Messing-
bereitung (Messingprobe)
prüfte man früher wohl auf die
Weise, dass man 10 Ctr. Erz calcinirte oder völlig abröstete,
mehrere Proben davon in verschiedenen Verhältnissen mit
Kupferfeile versetzte, z. B. 3--12 Quentchen, 2 Quentchen Kohlen-
staub hinzufügte und in Probirtuten in einem Windofen 1/2 St.
lang starke Rothglühhitze (Cementirhitze), dann 1/2 St. lang
Schmelzhitze gab. Das erhaltene Korn wurde rücksichtlich seiner
Farbe und Dehnbarkeit geprüft.


Theorie
der Probe.

§. 158. Destillationsprobe. Diese Probe beruht auf der bei
starker Gelbrothglühhitze oder angehender Weissgluth stattfin-
denden Reduction des Zinkoxydes und Condensation des ver-
flüchtigten Zinkes, indem dessen Sieden nach Deville und Troost
bei 1040°, nach Becquerell's neuesten Versuchen bei 891° C.
stattfindet. Da die zur Reduction des Oxyds erforderliche Tem-
peratur über dem Siedepunct des metallischen Zinks liegt, so
lässt sich letzteres nicht ausschmelzen, sondern nur durch De-
stillation gewinnen. In Folge der unangenehmen Eigenschaft
des flüchtig gewordenen Zinks, sich bei Gegenwart sauerstoff-
abgebender Agentien (Luft, Kohlensäure, Wasserdampf) sofort
zu oxydiren, entsteht neben metallischem Zink immer ein mehr
oder weniger grosser Theil Zinkoxyd, da sich die Bildung von
Kohlensäure bei der erforderlichen Reduction des Zinkoxydes
durch Kohle nicht umgehen lässt. Um die Bildung des Zink-
oxyds möglichst zu beschränken, werden Kohlensäure und Wasser
enthaltende Substanzen (Zinkspath, Kieselzinkspath,

IX. Zink. Trockne Proben.
1. Kapitel.
Trockne Proben.

Probir-
methoden.

157. Allgemeines. Man ahmt entweder den Zinkgewinnungs-
prozess im Grossen nach (Destillationsprobe) oder reducirt
und verflüchtigt das Zink und bestimmt seinen Gehalt aus der
Differenz (Berthier’s indirecte Zinkprobe).

Ersteres Verfahren giebt ganz unzuverlässige Resultate und
wird wohl nur dann gewählt, wenn man zugleich Kenntniss von
den Eigenschaften des aus dem vorliegenden Erze etc. zu ge-
winnenden Zinkes sich verschaffen will. Die indirecte Probe
giebt bei nicht zu armen, von andern flüchtigen Metallen freien
Substanzen annähernd richtige Resultate; sicherer bleibt aber
immer der nasse Weg.

Die Tauglichkeit eines Zinkerzes zur Messing-
bereitung (Messingprobe)
prüfte man früher wohl auf die
Weise, dass man 10 Ctr. Erz calcinirte oder völlig abröstete,
mehrere Proben davon in verschiedenen Verhältnissen mit
Kupferfeile versetzte, z. B. 3—12 Quentchen, 2 Quentchen Kohlen-
staub hinzufügte und in Probirtuten in einem Windofen ½ St.
lang starke Rothglühhitze (Cementirhitze), dann ½ St. lang
Schmelzhitze gab. Das erhaltene Korn wurde rücksichtlich seiner
Farbe und Dehnbarkeit geprüft.


Theorie
der Probe.

§. 158. Destillationsprobe. Diese Probe beruht auf der bei
starker Gelbrothglühhitze oder angehender Weissgluth stattfin-
denden Reduction des Zinkoxydes und Condensation des ver-
flüchtigten Zinkes, indem dessen Sieden nach Deville und Troost
bei 1040°, nach Becquerell’s neuesten Versuchen bei 891° C.
stattfindet. Da die zur Reduction des Oxyds erforderliche Tem-
peratur über dem Siedepunct des metallischen Zinks liegt, so
lässt sich letzteres nicht ausschmelzen, sondern nur durch De-
stillation gewinnen. In Folge der unangenehmen Eigenschaft
des flüchtig gewordenen Zinks, sich bei Gegenwart sauerstoff-
abgebender Agentien (Luft, Kohlensäure, Wasserdampf) sofort
zu oxydiren, entsteht neben metallischem Zink immer ein mehr
oder weniger grosser Theil Zinkoxyd, da sich die Bildung von
Kohlensäure bei der erforderlichen Reduction des Zinkoxydes
durch Kohle nicht umgehen lässt. Um die Bildung des Zink-
oxyds möglichst zu beschränken, werden Kohlensäure und Wasser
enthaltende Substanzen (Zinkspath, Kieselzinkspath,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0408" n="370"/>
          <fw place="top" type="header">IX. <hi rendition="#g">Zink</hi>. Trockne Proben.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">1. Kapitel.</hi><lb/>
Trockne Proben.</head><lb/>
            <note place="left">Probir-<lb/>
methoden.</note>
            <p><hi rendition="#b">157. Allgemeines.</hi> Man ahmt entweder den Zinkgewinnungs-<lb/>
prozess im Grossen nach (<hi rendition="#g">Destillationsprobe</hi>) oder reducirt<lb/>
und verflüchtigt das Zink und bestimmt seinen Gehalt aus der<lb/>
Differenz (<hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Berthier</hi>&#x2019;s indirecte Zinkprobe</hi>).</p><lb/>
            <p>Ersteres Verfahren giebt ganz unzuverlässige Resultate und<lb/>
wird wohl nur dann gewählt, wenn man zugleich Kenntniss von<lb/>
den Eigenschaften des aus dem vorliegenden Erze etc. zu ge-<lb/>
winnenden Zinkes sich verschaffen will. Die indirecte Probe<lb/>
giebt bei nicht zu armen, von andern flüchtigen Metallen freien<lb/>
Substanzen annähernd richtige Resultate; sicherer bleibt aber<lb/>
immer der nasse Weg.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#g">Tauglichkeit eines Zinkerzes zur Messing-<lb/>
bereitung (Messingprobe)</hi> prüfte man früher wohl auf die<lb/>
Weise, dass man 10 Ctr. Erz calcinirte oder völlig abröstete,<lb/>
mehrere Proben davon in verschiedenen Verhältnissen mit<lb/>
Kupferfeile versetzte, z. B. 3&#x2014;12 Quentchen, 2 Quentchen Kohlen-<lb/>
staub hinzufügte und in Probirtuten in einem Windofen ½ St.<lb/>
lang starke Rothglühhitze (Cementirhitze), dann ½ St. lang<lb/>
Schmelzhitze gab. Das erhaltene Korn wurde rücksichtlich seiner<lb/>
Farbe und Dehnbarkeit geprüft.</p><lb/>
            <note place="left">Theorie<lb/>
der Probe.</note>
            <p><hi rendition="#b">§. 158. Destillationsprobe.</hi> Diese Probe beruht auf der bei<lb/>
starker Gelbrothglühhitze oder angehender Weissgluth stattfin-<lb/>
denden Reduction des Zinkoxydes und Condensation des ver-<lb/>
flüchtigten Zinkes, indem dessen Sieden nach <hi rendition="#k">Deville</hi> und <hi rendition="#k">Troost</hi><lb/>
bei 1040°, nach <hi rendition="#k">Becquerell</hi>&#x2019;s neuesten Versuchen bei 891° C.<lb/>
stattfindet. Da die zur Reduction des Oxyds erforderliche Tem-<lb/>
peratur über dem Siedepunct des metallischen Zinks liegt, so<lb/>
lässt sich letzteres nicht ausschmelzen, sondern nur durch De-<lb/>
stillation gewinnen. In Folge der unangenehmen Eigenschaft<lb/>
des flüchtig gewordenen Zinks, sich bei Gegenwart sauerstoff-<lb/>
abgebender Agentien (Luft, Kohlensäure, Wasserdampf) sofort<lb/>
zu oxydiren, entsteht neben metallischem Zink immer ein mehr<lb/>
oder weniger grosser Theil Zinkoxyd, da sich die Bildung von<lb/>
Kohlensäure bei der erforderlichen Reduction des Zinkoxydes<lb/>
durch Kohle nicht umgehen lässt. Um die Bildung des Zink-<lb/>
oxyds möglichst zu beschränken, werden Kohlensäure und Wasser<lb/>
enthaltende Substanzen (<hi rendition="#g">Zinkspath, Kieselzinkspath,</hi><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[370/0408] IX. Zink. Trockne Proben. 1. Kapitel. Trockne Proben. 157. Allgemeines. Man ahmt entweder den Zinkgewinnungs- prozess im Grossen nach (Destillationsprobe) oder reducirt und verflüchtigt das Zink und bestimmt seinen Gehalt aus der Differenz (Berthier’s indirecte Zinkprobe). Ersteres Verfahren giebt ganz unzuverlässige Resultate und wird wohl nur dann gewählt, wenn man zugleich Kenntniss von den Eigenschaften des aus dem vorliegenden Erze etc. zu ge- winnenden Zinkes sich verschaffen will. Die indirecte Probe giebt bei nicht zu armen, von andern flüchtigen Metallen freien Substanzen annähernd richtige Resultate; sicherer bleibt aber immer der nasse Weg. Die Tauglichkeit eines Zinkerzes zur Messing- bereitung (Messingprobe) prüfte man früher wohl auf die Weise, dass man 10 Ctr. Erz calcinirte oder völlig abröstete, mehrere Proben davon in verschiedenen Verhältnissen mit Kupferfeile versetzte, z. B. 3—12 Quentchen, 2 Quentchen Kohlen- staub hinzufügte und in Probirtuten in einem Windofen ½ St. lang starke Rothglühhitze (Cementirhitze), dann ½ St. lang Schmelzhitze gab. Das erhaltene Korn wurde rücksichtlich seiner Farbe und Dehnbarkeit geprüft. §. 158. Destillationsprobe. Diese Probe beruht auf der bei starker Gelbrothglühhitze oder angehender Weissgluth stattfin- denden Reduction des Zinkoxydes und Condensation des ver- flüchtigten Zinkes, indem dessen Sieden nach Deville und Troost bei 1040°, nach Becquerell’s neuesten Versuchen bei 891° C. stattfindet. Da die zur Reduction des Oxyds erforderliche Tem- peratur über dem Siedepunct des metallischen Zinks liegt, so lässt sich letzteres nicht ausschmelzen, sondern nur durch De- stillation gewinnen. In Folge der unangenehmen Eigenschaft des flüchtig gewordenen Zinks, sich bei Gegenwart sauerstoff- abgebender Agentien (Luft, Kohlensäure, Wasserdampf) sofort zu oxydiren, entsteht neben metallischem Zink immer ein mehr oder weniger grosser Theil Zinkoxyd, da sich die Bildung von Kohlensäure bei der erforderlichen Reduction des Zinkoxydes durch Kohle nicht umgehen lässt. Um die Bildung des Zink- oxyds möglichst zu beschränken, werden Kohlensäure und Wasser enthaltende Substanzen (Zinkspath, Kieselzinkspath,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/408
Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/408>, abgerufen am 23.11.2024.