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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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XVI. Mangan.
stimmen, welche die verschiedenen Erzsorten beim Behandeln
mit Säuren zu entwickeln vermögen.

Zuweilen interessirt es den Hüttenmann, namentlich den
Eisenhüttenmann, den z. B. auf die Schlackenbildung (S. 24)
wesentlich influirenden Mangangehalt in Erzen etc. zu kennen;
es muss dann aber zur Bestimmung desselben meist eine che-
mische Analyse auf nassem Wege angestellt werden, insofern
eine einfachere Massanalyse nicht zum Ziele führt. Nach Art
der Kobalttitrirprobe (S. 234) lässt sich neben Eisenoxyd, Nickel
und Zink ein Mangangehalt durch Quecksilberoxyd und Chamä-
leonlösung bestimmen, wenn man das Mangan als Chlorür oder
schwefelsaures Oxydulsalz in Lösung bringt. 1)

Fast 9/10 der ganzen Braunsteinproduction wird zur Chlor-
und Chlorkalkbereitung, namentlich zum Bleichen der Baum-
wolle verwandt, während das übrige 1/10 in Glashütten zum
Färben und Entfärben des Glases, zum Malen auf Porzellan
und Fayance, zur Töpferglasur etc. dient. Bei Anwendung des
Braunsteins zur Glasbereitung spielt der Oxydationszustand
des Mangans eine minder wichtige Rolle, als die Qualität und
Quantität der fremden Beimengungen, z. B. von Eisen-, Nickel-,
Kobalt- und Kupferoxyd. Während man früher die entfärbende
Wirkung des Braunsteins auf von Eisenoxydul grün gefärbtes
Glas dahin erklärte, dass das Eisenoxydul dadurch in farbloses,
resp. schwachgrün färbendes Eisenoxyd übergeführt werde, so
soll nach neueren Untersuchungen die violette Manganfarbe die
Complementärfarbe des dunkelgrünen Eisenoxydulglases in Hell-
grün oder Farblos bilden.2)


Handelswerth
d. Braunsteine.

Der Handelswerth eines Braunsteines (welcher früher
wohl nur nach dem äussern Ansehen festgesetzt wurde, wobei
natürlich der krystallinische Stein die Hauptrolle spielte und
häufig Irrungen vorkamen) hängt ab:


Sauerstoff- u.
Chlormenge.

1) von der verwendbaren Sauerstoffmenge, welche der-
selbe beim Behandeln mit Schwefelsäure giebt (Mn + S = Mn S
+ O = 18,3 % O) oder der Chlormenge, welche beim Er-
wärmen des Braunsteins mit Salzsäure (Mn + 2 Cl H = Mn Cl
+ 2 H + Cl = 81,2 % Cl) oder mit Kochsalz und Schwefel-
säure (Mn + Na Cl + 2 SH = Mn S + Na S + 2 H + Cl =
81,2 % Cl) sich entwickelt. Es lässt sich aus einem Braunstein

1) Winkler, in Fresenius' Ztschr. III, 421.
2) Polyt. Centr. 1857. S. 580.

XVI. Mangan.
stimmen, welche die verschiedenen Erzsorten beim Behandeln
mit Säuren zu entwickeln vermögen.

Zuweilen interessirt es den Hüttenmann, namentlich den
Eisenhüttenmann, den z. B. auf die Schlackenbildung (S. 24)
wesentlich influirenden Mangangehalt in Erzen etc. zu kennen;
es muss dann aber zur Bestimmung desselben meist eine che-
mische Analyse auf nassem Wege angestellt werden, insofern
eine einfachere Massanalyse nicht zum Ziele führt. Nach Art
der Kobalttitrirprobe (S. 234) lässt sich neben Eisenoxyd, Nickel
und Zink ein Mangangehalt durch Quecksilberoxyd und Chamä-
leonlösung bestimmen, wenn man das Mangan als Chlorür oder
schwefelsaures Oxydulsalz in Lösung bringt. 1)

Fast 9/10 der ganzen Braunsteinproduction wird zur Chlor-
und Chlorkalkbereitung, namentlich zum Bleichen der Baum-
wolle verwandt, während das übrige 1/10 in Glashütten zum
Färben und Entfärben des Glases, zum Malen auf Porzellan
und Fayance, zur Töpferglasur etc. dient. Bei Anwendung des
Braunsteins zur Glasbereitung spielt der Oxydationszustand
des Mangans eine minder wichtige Rolle, als die Qualität und
Quantität der fremden Beimengungen, z. B. von Eisen-, Nickel-,
Kobalt- und Kupferoxyd. Während man früher die entfärbende
Wirkung des Braunsteins auf von Eisenoxydul grün gefärbtes
Glas dahin erklärte, dass das Eisenoxydul dadurch in farbloses,
resp. schwachgrün färbendes Eisenoxyd übergeführt werde, so
soll nach neueren Untersuchungen die violette Manganfarbe die
Complementärfarbe des dunkelgrünen Eisenoxydulglases in Hell-
grün oder Farblos bilden.2)


Handelswerth
d. Braunsteine.

Der Handelswerth eines Braunsteines (welcher früher
wohl nur nach dem äussern Ansehen festgesetzt wurde, wobei
natürlich der krystallinische Stein die Hauptrolle spielte und
häufig Irrungen vorkamen) hängt ab:


Sauerstoff- u.
Chlormenge.

1) von der verwendbaren Sauerstoffmenge, welche der-
selbe beim Behandeln mit Schwefelsäure giebt (Mn + S = Mn S
+ O = 18,3 % O) oder der Chlormenge, welche beim Er-
wärmen des Braunsteins mit Salzsäure (Mn + 2 Cl H = Mn Cl
+ 2 H + Cl = 81,2 % Cl) oder mit Kochsalz und Schwefel-
säure (Mn + Na Cl + 2 SH = Mn S + Na S + 2 H + Cl =
81,2 % Cl) sich entwickelt. Es lässt sich aus einem Braunstein

1) Winkler, in Fresenius’ Ztschr. III, 421.
2) Polyt. Centr. 1857. S. 580.
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[420/0458] XVI. Mangan. stimmen, welche die verschiedenen Erzsorten beim Behandeln mit Säuren zu entwickeln vermögen. Zuweilen interessirt es den Hüttenmann, namentlich den Eisenhüttenmann, den z. B. auf die Schlackenbildung (S. 24) wesentlich influirenden Mangangehalt in Erzen etc. zu kennen; es muss dann aber zur Bestimmung desselben meist eine che- mische Analyse auf nassem Wege angestellt werden, insofern eine einfachere Massanalyse nicht zum Ziele führt. Nach Art der Kobalttitrirprobe (S. 234) lässt sich neben Eisenoxyd, Nickel und Zink ein Mangangehalt durch Quecksilberoxyd und Chamä- leonlösung bestimmen, wenn man das Mangan als Chlorür oder schwefelsaures Oxydulsalz in Lösung bringt. 1) Fast 9/10 der ganzen Braunsteinproduction wird zur Chlor- und Chlorkalkbereitung, namentlich zum Bleichen der Baum- wolle verwandt, während das übrige 1/10 in Glashütten zum Färben und Entfärben des Glases, zum Malen auf Porzellan und Fayance, zur Töpferglasur etc. dient. Bei Anwendung des Braunsteins zur Glasbereitung spielt der Oxydationszustand des Mangans eine minder wichtige Rolle, als die Qualität und Quantität der fremden Beimengungen, z. B. von Eisen-, Nickel-, Kobalt- und Kupferoxyd. Während man früher die entfärbende Wirkung des Braunsteins auf von Eisenoxydul grün gefärbtes Glas dahin erklärte, dass das Eisenoxydul dadurch in farbloses, resp. schwachgrün färbendes Eisenoxyd übergeführt werde, so soll nach neueren Untersuchungen die violette Manganfarbe die Complementärfarbe des dunkelgrünen Eisenoxydulglases in Hell- grün oder Farblos bilden. 2) Der Handelswerth eines Braunsteines (welcher früher wohl nur nach dem äussern Ansehen festgesetzt wurde, wobei natürlich der krystallinische Stein die Hauptrolle spielte und häufig Irrungen vorkamen) hängt ab: 1) von der verwendbaren Sauerstoffmenge, welche der- selbe beim Behandeln mit Schwefelsäure giebt (Mn + S = Mn S + O = 18,3 % O) oder der Chlormenge, welche beim Er- wärmen des Braunsteins mit Salzsäure (Mn + 2 Cl H = Mn Cl + 2 H + Cl = 81,2 % Cl) oder mit Kochsalz und Schwefel- säure (Mn + Na Cl + 2 SH = Mn S + Na S + 2 H + Cl = 81,2 % Cl) sich entwickelt. Es lässt sich aus einem Braunstein 1) Winkler, in Fresenius’ Ztschr. III, 421. 2) Polyt. Centr. 1857. S. 580.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/458>, abgerufen am 23.11.2024.