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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 200. Allgemeines.
nur diejenige Sauerstoffmenge gewinnen, welche mehr darin
enthalten ist, als dem Manganoxydul zukommt. 1 Aeq. dieses
verwendbaren Sauerstoffs entspricht 1 Aeq. Mangansuperoxyd
im Erze. Da Mangansuperoxyd (Mn) von allen Braunsteinerzen
die grösste Menge Sauerstoff und Chlor entwickelt, so giebt
man zur Werthbestimmung eines Braunsteins gewöhnlich dessen
Gehalt nach Procenten Mangansuperoxyd an, welchem sie hin-
sichtlich ihrer Sauerstoff- oder Chlorentwicklungsfähigkeit ent-
spricht. Es ergeben nun die verschiedenen reinen Braunstein-
erze in dieser Beziehung nachstehende Resultate:

Pyrolusit oder Weichmanganerz, Mn, giebt 18 % O,Gehalt der
Braunstein-
sorten.

81,2 % Cl und 100 % Mn; Braunit, Mn (nach Rammelsberg
Mn Si + 3 Mn = [Formel 1] O3) 10 % O, 45,1 % Cl und 55,5 Mn;
Manganit oder Graumanganerz, Mn H, 9 % O, 45,6 % Cl
und 50 % Mn; Varvicit, Mn + Mn H, 13,8 % O, 62,2 % Cl
und 76,6 % Mn; Hausmannit, Mn Mn oder Mn2 Mn, 6,8 % O,
30,6 % Cl und 37,7 % Mn; Psilomelan oder Hartmangan-
erz
, (Mn, Ba, K) Mn2 + H, von variabler Zusammensetzung;
Wad, Zersetzungsproduct und Gemenge anderer Manganerze,
zuweilen Gemenge von Manganoxydhydrat mit Eisenoxydhydrat,
in den mulmigen Varietäten am manganärmsten.

Braunsteine von bekannteren Vorkommnissen 1) haben nachstehende
Procent-Gehalte an Mangansuperoxyd: Laisa2) im Grossherzogthum Hessen-
Darmstadt: Stückerze von der Klaubarbeit 65--70, Wascherze 55--60;
Giessen 3): Stückerze 70--95, Mulm 70--80, Wascherze 65--80, Durch-
schnitt aller Sorten (40--90 %) 62 %; Nassau 4): Stückerze erster Classe
60--80, zweiter Classe 60--62, dritter Classe 50--52, grobe Graupen in drei
Sorten mit resp. 67, 56 und 50, feine Graupen in zwei Sorten mit resp. 60,
und 48, Kläre in zwei Sorten mit resp. 62 und 40--42 %, Durchschnittsgehalt
50 -- 60 %; Sorten unter 50 % sind zur Chlorbereitung wenig gangbar und
werden wohl als manganhaltige Brauneisensteine zur Roheisendarstellung ver-
kauft; Ilfeld 5) am Harze: Sorte 1, 2 und 3 resp. 71, 60,8 und 36,5, Graben-

1) Zerrenner, die Manganerz-Bergbaue. Freiberg 1861.
2) Zerrenner c. l. S. 7.
3) Zerrenner c. l. S. 25.-- Tasche, Berg-, Hütten- u. Salinenwesen
des Grossh. Hessen. 1858. S. 30. -- Ettling, in den Ann. d. Chem. u. Pharm.
Bd. 43. S. 2. -- Odernheimer, das Berg- u. Hüttenwesen im Herzogth. Nassau.
Wiesbaden 1865. Bd. 1 S. 217.
4) Zerrenner, ibid. S. 34. -- Odernheimer c. l. 1865. Bd. 1. S. 205,
415, 456.
5) Zerrenner c. l. p. 98. -- Kerl, in B. u. h. Ztg. 1853. S. 148.

§. 200. Allgemeines.
nur diejenige Sauerstoffmenge gewinnen, welche mehr darin
enthalten ist, als dem Manganoxydul zukommt. 1 Aeq. dieses
verwendbaren Sauerstoffs entspricht 1 Aeq. Mangansuperoxyd
im Erze. Da Mangansuperoxyd (Mn) von allen Braunsteinerzen
die grösste Menge Sauerstoff und Chlor entwickelt, so giebt
man zur Werthbestimmung eines Braunsteins gewöhnlich dessen
Gehalt nach Procenten Mangansuperoxyd an, welchem sie hin-
sichtlich ihrer Sauerstoff- oder Chlorentwicklungsfähigkeit ent-
spricht. Es ergeben nun die verschiedenen reinen Braunstein-
erze in dieser Beziehung nachstehende Resultate:

Pyrolusit oder Weichmanganerz, Mn, giebt 18 % O,Gehalt der
Braunstein-
sorten.

81,2 % Cl und 100 % Mn; Braunit, Mn (nach Rammelsberg
Mn Si + 3 Mn = [Formel 1] O3) 10 % O, 45,1 % Cl und 55,5 Mn;
Manganit oder Graumanganerz, Mn H, 9 % O, 45,6 % Cl
und 50 % Mn; Varvicit, Mn + Mn H, 13,8 % O, 62,2 % Cl
und 76,6 % Mn; Hausmannit, Mn Mn oder Mn2 Mn, 6,8 % O,
30,6 % Cl und 37,7 % Mn; Psilomelan oder Hartmangan-
erz
, (Mn, Ba, K) Mn2 + H, von variabler Zusammensetzung;
Wad, Zersetzungsproduct und Gemenge anderer Manganerze,
zuweilen Gemenge von Manganoxydhydrat mit Eisenoxydhydrat,
in den mulmigen Varietäten am manganärmsten.

Braunsteine von bekannteren Vorkommnissen 1) haben nachstehende
Procent-Gehalte an Mangansuperoxyd: Laisa2) im Grossherzogthum Hessen-
Darmstadt: Stückerze von der Klaubarbeit 65—70, Wascherze 55—60;
Giessen 3): Stückerze 70—95, Mulm 70—80, Wascherze 65—80, Durch-
schnitt aller Sorten (40—90 %) 62 %; Nassau 4): Stückerze erster Classe
60—80, zweiter Classe 60—62, dritter Classe 50—52, grobe Graupen in drei
Sorten mit resp. 67, 56 und 50, feine Graupen in zwei Sorten mit resp. 60,
und 48, Kläre in zwei Sorten mit resp. 62 und 40—42 %, Durchschnittsgehalt
50 — 60 %; Sorten unter 50 % sind zur Chlorbereitung wenig gangbar und
werden wohl als manganhaltige Brauneisensteine zur Roheisendarstellung ver-
kauft; Ilfeld 5) am Harze: Sorte 1, 2 und 3 resp. 71, 60,8 und 36,5, Graben-

1) Zerrenner, die Manganerz-Bergbaue. Freiberg 1861.
2) Zerrenner c. l. S. 7.
3) Zerrenner c. l. S. 25.— Tasche, Berg-, Hütten- u. Salinenwesen
des Grossh. Hessen. 1858. S. 30. — Ettling, in den Ann. d. Chem. u. Pharm.
Bd. 43. S. 2. — Odernheimer, das Berg- u. Hüttenwesen im Herzogth. Nassau.
Wiesbaden 1865. Bd. 1 S. 217.
4) Zerrenner, ibid. S. 34. — Odernheimer c. l. 1865. Bd. 1. S. 205,
415, 456.
5) Zerrenner c. l. p. 98. — Kerl, in B. u. h. Ztg. 1853. S. 148.
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[421/0459] §. 200. Allgemeines. nur diejenige Sauerstoffmenge gewinnen, welche mehr darin enthalten ist, als dem Manganoxydul zukommt. 1 Aeq. dieses verwendbaren Sauerstoffs entspricht 1 Aeq. Mangansuperoxyd im Erze. Da Mangansuperoxyd (Mn) von allen Braunsteinerzen die grösste Menge Sauerstoff und Chlor entwickelt, so giebt man zur Werthbestimmung eines Braunsteins gewöhnlich dessen Gehalt nach Procenten Mangansuperoxyd an, welchem sie hin- sichtlich ihrer Sauerstoff- oder Chlorentwicklungsfähigkeit ent- spricht. Es ergeben nun die verschiedenen reinen Braunstein- erze in dieser Beziehung nachstehende Resultate: Pyrolusit oder Weichmanganerz, Mn, giebt 18 % O, 81,2 % Cl und 100 % Mn; Braunit, Mn (nach Rammelsberg Mn Si + 3 Mn = [FORMEL] O3) 10 % O, 45,1 % Cl und 55,5 Mn; Manganit oder Graumanganerz, Mn H, 9 % O, 45,6 % Cl und 50 % Mn; Varvicit, Mn + Mn H, 13,8 % O, 62,2 % Cl und 76,6 % Mn; Hausmannit, Mn Mn oder Mn2 Mn, 6,8 % O, 30,6 % Cl und 37,7 % Mn; Psilomelan oder Hartmangan- erz, (Mn, Ba, K) Mn2 + H, von variabler Zusammensetzung; Wad, Zersetzungsproduct und Gemenge anderer Manganerze, zuweilen Gemenge von Manganoxydhydrat mit Eisenoxydhydrat, in den mulmigen Varietäten am manganärmsten. Gehalt der Braunstein- sorten. Braunsteine von bekannteren Vorkommnissen 1) haben nachstehende Procent-Gehalte an Mangansuperoxyd: Laisa 2) im Grossherzogthum Hessen- Darmstadt: Stückerze von der Klaubarbeit 65—70, Wascherze 55—60; Giessen 3): Stückerze 70—95, Mulm 70—80, Wascherze 65—80, Durch- schnitt aller Sorten (40—90 %) 62 %; Nassau 4): Stückerze erster Classe 60—80, zweiter Classe 60—62, dritter Classe 50—52, grobe Graupen in drei Sorten mit resp. 67, 56 und 50, feine Graupen in zwei Sorten mit resp. 60, und 48, Kläre in zwei Sorten mit resp. 62 und 40—42 %, Durchschnittsgehalt 50 — 60 %; Sorten unter 50 % sind zur Chlorbereitung wenig gangbar und werden wohl als manganhaltige Brauneisensteine zur Roheisendarstellung ver- kauft; Ilfeld 5) am Harze: Sorte 1, 2 und 3 resp. 71, 60,8 und 36,5, Graben- 1) Zerrenner, die Manganerz-Bergbaue. Freiberg 1861. 2) Zerrenner c. l. S. 7. 3) Zerrenner c. l. S. 25.— Tasche, Berg-, Hütten- u. Salinenwesen des Grossh. Hessen. 1858. S. 30. — Ettling, in den Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 43. S. 2. — Odernheimer, das Berg- u. Hüttenwesen im Herzogth. Nassau. Wiesbaden 1865. Bd. 1 S. 217. 4) Zerrenner, ibid. S. 34. — Odernheimer c. l. 1865. Bd. 1. S. 205, 415, 456. 5) Zerrenner c. l. p. 98. — Kerl, in B. u. h. Ztg. 1853. S. 148.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/459>, abgerufen am 23.11.2024.