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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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XIX. Brennmaterialien.
zündlichkeit von Einfluss. Auf den absoluten und specifischen
Wärmeeffect influirt die Dauer der Verbrennung gar nicht, wohl
aber die chemische Zusammensetzung des Brennstoffs.

Während die Verbrennungstemperatur, welche mit einem
Brennstoff zu erreichen, von verschiedenen Nebenumständen
abhängt und somit ihre Ermittlung selten zu übereinstimmenden
Resultaten führt, so kann die Bestimmung des absoluten und
specifischen Wärmeeffects der Technik Nutzen gewähren, indem
der Werth eines für einen vorliegenden Zweck erforderlichen
Brennmaterials von dessen Preis und der nöthigen Menge und
letztere wieder vom absoluten oder specifischen Wärmeeffect
abhängt.

Es soll im Folgenden nur von den beiden letzteren die
Rede sein, da die Ermittlung des pyrometrischen Wärmeeffects 1)
auf dokimastischem Wege nicht geschehen kann.

A. Bestimmung des absoluten Wärmeeffects (Brennkraft).


Verschiedene
Methoden.

Folgende ältere und neuere Methoden 2) zur Bestimmung
des absoluten Wärmeeffects eines Brennmaterials sind in An-
wendung gekommen:

1) Methode von Rumford 3), Peclet u. A. Bestimmung der Wasser-
menge von 0° C, welche 1 Gewichtstheil Brennmaterial bis zu 100° C. zu
erhitzen vermag, oder der Wassermenge, welche 1 Gewthl. Brennstoff um
1° C. erwärmt. Man nennt die auf letztere Weise erhaltenen Verhältniss-
zahlen Calorien oder Wärmeeinheiten. Während nach älteren Angaben

1 Gewthl. Wasserstoff 23600 Thle.
1 " Kohlenstoff 7818 "

Wasser um 1° C. erhitzt, so dass also der absolute Wärmeeffect des
Wasserstoffs 3 mal so gross ist, als der des Kohlenstoffs
, so
haben neuerdings Favre und Silbermann dieses Verhältniss zu 34188 : 8086
= 4,2 : 1 gefunden.

2) Methode von Dalton, Laplace und Lavoisier. Bestimmung
der Eismenge, welche durch ein bestimmtes Gewichtsquantum Brennstoff zum
Schmelzen gebracht wird.

3) Methode von Marcus Bull, Stöckhardt u. A. 4) Verbrennen
einer gewissen Menge verschiedener Brennmaterialien, z. B. 6 Pfd., in einem

1) Ueber die Bestimmung des pyrometrischen Wärmeeffects siehe: Kerl,
met. Hüttenkunde. 1861. I, 223.
2) Kerl, met. Hüttenkunde. I, 212.
3) Rumford, über die Wärme. Berlin 1805. -- Erdm., Journ. f. ökon.
Chem. II. 339.
4) Programm der Gewerbeschule zu Chemnitz 1839. S. 29. -- Ann. de
chym. et physiq. Juillet 1835. p. 225.

XIX. Brennmaterialien.
zündlichkeit von Einfluss. Auf den absoluten und specifischen
Wärmeeffect influirt die Dauer der Verbrennung gar nicht, wohl
aber die chemische Zusammensetzung des Brennstoffs.

Während die Verbrennungstemperatur, welche mit einem
Brennstoff zu erreichen, von verschiedenen Nebenumständen
abhängt und somit ihre Ermittlung selten zu übereinstimmenden
Resultaten führt, so kann die Bestimmung des absoluten und
specifischen Wärmeeffects der Technik Nutzen gewähren, indem
der Werth eines für einen vorliegenden Zweck erforderlichen
Brennmaterials von dessen Preis und der nöthigen Menge und
letztere wieder vom absoluten oder specifischen Wärmeeffect
abhängt.

Es soll im Folgenden nur von den beiden letzteren die
Rede sein, da die Ermittlung des pyrometrischen Wärmeeffects 1)
auf dokimastischem Wege nicht geschehen kann.

A. Bestimmung des absoluten Wärmeeffects (Brennkraft).


Verschiedene
Methoden.

Folgende ältere und neuere Methoden 2) zur Bestimmung
des absoluten Wärmeeffects eines Brennmaterials sind in An-
wendung gekommen:

1) Methode von Rumford 3), Peclet u. A. Bestimmung der Wasser-
menge von 0° C, welche 1 Gewichtstheil Brennmaterial bis zu 100° C. zu
erhitzen vermag, oder der Wassermenge, welche 1 Gewthl. Brennstoff um
1° C. erwärmt. Man nennt die auf letztere Weise erhaltenen Verhältniss-
zahlen Calorien oder Wärmeeinheiten. Während nach älteren Angaben

1 Gewthl. Wasserstoff 23600 Thle.
1 „ Kohlenstoff 7818 „

Wasser um 1° C. erhitzt, so dass also der absolute Wärmeeffect des
Wasserstoffs 3 mal so gross ist, als der des Kohlenstoffs
, so
haben neuerdings Favre und Silbermann dieses Verhältniss zu 34188 : 8086
= 4,2 : 1 gefunden.

2) Methode von Dalton, Laplace und Lavoisier. Bestimmung
der Eismenge, welche durch ein bestimmtes Gewichtsquantum Brennstoff zum
Schmelzen gebracht wird.

3) Methode von Marcus Bull, Stöckhardt u. A. 4) Verbrennen
einer gewissen Menge verschiedener Brennmaterialien, z. B. 6 Pfd., in einem

1) Ueber die Bestimmung des pyrometrischen Wärmeeffects siehe: Kerl,
met. Hüttenkunde. 1861. I, 223.
2) Kerl, met. Hüttenkunde. I, 212.
3) Rumford, über die Wärme. Berlin 1805. — Erdm., Journ. f. ökon.
Chem. II. 339.
4) Programm der Gewerbeschule zu Chemnitz 1839. S. 29. — Ann. de
chym. et physiq. Juillet 1835. p. 225.
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[442/0480] XIX. Brennmaterialien. zündlichkeit von Einfluss. Auf den absoluten und specifischen Wärmeeffect influirt die Dauer der Verbrennung gar nicht, wohl aber die chemische Zusammensetzung des Brennstoffs. Während die Verbrennungstemperatur, welche mit einem Brennstoff zu erreichen, von verschiedenen Nebenumständen abhängt und somit ihre Ermittlung selten zu übereinstimmenden Resultaten führt, so kann die Bestimmung des absoluten und specifischen Wärmeeffects der Technik Nutzen gewähren, indem der Werth eines für einen vorliegenden Zweck erforderlichen Brennmaterials von dessen Preis und der nöthigen Menge und letztere wieder vom absoluten oder specifischen Wärmeeffect abhängt. Es soll im Folgenden nur von den beiden letzteren die Rede sein, da die Ermittlung des pyrometrischen Wärmeeffects 1) auf dokimastischem Wege nicht geschehen kann. A. Bestimmung des absoluten Wärmeeffects (Brennkraft). Folgende ältere und neuere Methoden 2) zur Bestimmung des absoluten Wärmeeffects eines Brennmaterials sind in An- wendung gekommen: 1) Methode von Rumford 3), Peclet u. A. Bestimmung der Wasser- menge von 0° C, welche 1 Gewichtstheil Brennmaterial bis zu 100° C. zu erhitzen vermag, oder der Wassermenge, welche 1 Gewthl. Brennstoff um 1° C. erwärmt. Man nennt die auf letztere Weise erhaltenen Verhältniss- zahlen Calorien oder Wärmeeinheiten. Während nach älteren Angaben 1 Gewthl. Wasserstoff 23600 Thle. 1 „ Kohlenstoff 7818 „ Wasser um 1° C. erhitzt, so dass also der absolute Wärmeeffect des Wasserstoffs 3 mal so gross ist, als der des Kohlenstoffs, so haben neuerdings Favre und Silbermann dieses Verhältniss zu 34188 : 8086 = 4,2 : 1 gefunden. 2) Methode von Dalton, Laplace und Lavoisier. Bestimmung der Eismenge, welche durch ein bestimmtes Gewichtsquantum Brennstoff zum Schmelzen gebracht wird. 3) Methode von Marcus Bull, Stöckhardt u. A. 4) Verbrennen einer gewissen Menge verschiedener Brennmaterialien, z. B. 6 Pfd., in einem 1) Ueber die Bestimmung des pyrometrischen Wärmeeffects siehe: Kerl, met. Hüttenkunde. 1861. I, 223. 2) Kerl, met. Hüttenkunde. I, 212. 3) Rumford, über die Wärme. Berlin 1805. — Erdm., Journ. f. ökon. Chem. II. 339. 4) Programm der Gewerbeschule zu Chemnitz 1839. S. 29. — Ann. de chym. et physiq. Juillet 1835. p. 225.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/480>, abgerufen am 23.11.2024.