Uhrglase oder im Porzellantiegel bis 118--120° C. im Luftbade (Taf. IV. Fig. 58) oder auf der Trockenscheibe (Taf. IV. Fig. 60) bis 12 Stunden lang, lässt das Gefäss im Chlorcalciumglase (S. 108) erkalten und wiegt rasch. Dann erwärmt man von Neuem, bis die Resultate zweier Wägungen übereinstimmen. Auf die Probe gelegtes weisses Papier darf bei Holz nicht gebräunt sein, weil sonst die angewandte Temperatur zu hoch ist.
Holzkohle und Koks müssen allmälig bis zu 150° C. er- hitzt, in dieser Temperatur einige Zeit erhalten und dann, nach dem Erkalten im Chlorcalciumglase, gleich gewogen werden.
Es ist kaum möglich, von einem grössern Haufwerk (Holz, Holzkohlen, Torf etc.) den Nässegehalt richtig zu bestimmen, wenn man nicht den ganzen Haufen austrocknet. Es lassen sich jedoch annähernd richtige Resultate erhalten, wenn man von sehr viel Stücken kleine Proben nimmt und bei sich äusser- lich herausstellender verschiedener Beschaffenheit derselben ab- schätzt, in welchem Verhältniss ungefähr die Mengen der ver- schiedenen Sorten zu einander stehen, z. B. Grobes und Kleines. Man bestimmt dann dokimastisch den Wassergehalt in den ein- zelnen Sorten und berechnet aus den erhaltenen Resultaten den mittleren Nässegehalt des ganzen Haufens.
Um von den hygroskopischen Eigenschaften des Brennstoffs Kenntniss zu erhalten, lässt man die Probe nach dem völligen Trocknen und Wägen etwa 24 Stunden liegen und wiegt wieder.
§. 211. Bestimmung des Wärmeeffects. Man unterscheidetArten der Wärmeeffecte. einen absoluten (Brennkraft), specifischen (Brennkraft) und pyrometrischen Wärmeeffect (Heizkraft). Unter er- sterem versteht man die auf eine Einheit (Kohlenstoff) bezo- genen relativen Wärmemengen, welche ein bestimmtes Gewicht verschiedener Brennmaterialien beim vollständigen Verbrennen entwickeln kann. Beim specifischen Wärmeeffect bezieht man dieses Verhältniss auf das Volum, während unter pyrome- trischem Wärmeeffect der Temperaturgrad begriffen wird, welchen ein Brennstoff bei der vollständigen Verbrennung her- vorzubringen vermag. Der pyrometrische Wärmeeffect nimmt mit dem Kohlenstoffgehalt des Brennmaterials und der Kürze der Verbrennungszeit zu und ist auf letztere also die physi- kalische Beschaffenheit des Brennstoffs, seine grössere oder geringere Dichtigkeit und die damit zusammenhängende Ent-
§. 211. Wärmeeffect.
Uhrglase oder im Porzellantiegel bis 118—120° C. im Luftbade (Taf. IV. Fig. 58) oder auf der Trockenscheibe (Taf. IV. Fig. 60) bis 12 Stunden lang, lässt das Gefäss im Chlorcalciumglase (S. 108) erkalten und wiegt rasch. Dann erwärmt man von Neuem, bis die Resultate zweier Wägungen übereinstimmen. Auf die Probe gelegtes weisses Papier darf bei Holz nicht gebräunt sein, weil sonst die angewandte Temperatur zu hoch ist.
Holzkohle und Koks müssen allmälig bis zu 150° C. er- hitzt, in dieser Temperatur einige Zeit erhalten und dann, nach dem Erkalten im Chlorcalciumglase, gleich gewogen werden.
Es ist kaum möglich, von einem grössern Haufwerk (Holz, Holzkohlen, Torf etc.) den Nässegehalt richtig zu bestimmen, wenn man nicht den ganzen Haufen austrocknet. Es lassen sich jedoch annähernd richtige Resultate erhalten, wenn man von sehr viel Stücken kleine Proben nimmt und bei sich äusser- lich herausstellender verschiedener Beschaffenheit derselben ab- schätzt, in welchem Verhältniss ungefähr die Mengen der ver- schiedenen Sorten zu einander stehen, z. B. Grobes und Kleines. Man bestimmt dann dokimastisch den Wassergehalt in den ein- zelnen Sorten und berechnet aus den erhaltenen Resultaten den mittleren Nässegehalt des ganzen Haufens.
Um von den hygroskopischen Eigenschaften des Brennstoffs Kenntniss zu erhalten, lässt man die Probe nach dem völligen Trocknen und Wägen etwa 24 Stunden liegen und wiegt wieder.
§. 211. Bestimmung des Wärmeeffects. Man unterscheidetArten der Wärmeeffecte. einen absoluten (Brennkraft), specifischen (Brennkraft) und pyrometrischen Wärmeeffect (Heizkraft). Unter er- sterem versteht man die auf eine Einheit (Kohlenstoff) bezo- genen relativen Wärmemengen, welche ein bestimmtes Gewicht verschiedener Brennmaterialien beim vollständigen Verbrennen entwickeln kann. Beim specifischen Wärmeeffect bezieht man dieses Verhältniss auf das Volum, während unter pyrome- trischem Wärmeeffect der Temperaturgrad begriffen wird, welchen ein Brennstoff bei der vollständigen Verbrennung her- vorzubringen vermag. Der pyrometrische Wärmeeffect nimmt mit dem Kohlenstoffgehalt des Brennmaterials und der Kürze der Verbrennungszeit zu und ist auf letztere also die physi- kalische Beschaffenheit des Brennstoffs, seine grössere oder geringere Dichtigkeit und die damit zusammenhängende Ent-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0479"n="441"/><fwplace="top"type="header">§. 211. Wärmeeffect.</fw><lb/>
Uhrglase oder im Porzellantiegel bis 118—120° C. im Luftbade<lb/>
(Taf. IV. Fig. 58) oder auf der Trockenscheibe (Taf. IV. Fig. 60)<lb/>
bis 12 Stunden lang, lässt das Gefäss im Chlorcalciumglase (S. 108)<lb/>
erkalten und wiegt rasch. Dann erwärmt man von Neuem, bis<lb/>
die Resultate zweier Wägungen übereinstimmen. Auf die Probe<lb/>
gelegtes weisses Papier darf bei <hirendition="#g">Holz</hi> nicht gebräunt sein,<lb/>
weil sonst die angewandte Temperatur zu hoch ist.</p><lb/><p><hirendition="#g">Holzkohle</hi> und <hirendition="#g">Koks</hi> müssen allmälig bis zu 150° C. er-<lb/>
hitzt, in dieser Temperatur einige Zeit erhalten und dann, nach<lb/>
dem Erkalten im Chlorcalciumglase, gleich gewogen werden.</p><lb/><p>Es ist kaum möglich, von einem grössern Haufwerk (Holz,<lb/>
Holzkohlen, Torf etc.) den Nässegehalt richtig zu bestimmen,<lb/>
wenn man nicht den ganzen Haufen austrocknet. Es lassen<lb/>
sich jedoch annähernd richtige Resultate erhalten, wenn man<lb/>
von sehr viel Stücken kleine Proben nimmt und bei sich äusser-<lb/>
lich herausstellender verschiedener Beschaffenheit derselben ab-<lb/>
schätzt, in welchem Verhältniss ungefähr die Mengen der ver-<lb/>
schiedenen Sorten zu einander stehen, z. B. Grobes und Kleines.<lb/>
Man bestimmt dann dokimastisch den Wassergehalt in den ein-<lb/>
zelnen Sorten und berechnet aus den erhaltenen Resultaten den<lb/>
mittleren Nässegehalt des ganzen Haufens.</p><lb/><p>Um von den <hirendition="#g">hygroskopischen Eigenschaften</hi> des<lb/>
Brennstoffs Kenntniss zu erhalten, lässt man die Probe nach<lb/>
dem völligen Trocknen und Wägen etwa 24 Stunden liegen<lb/>
und wiegt wieder.</p><lb/><p><hirendition="#b">§. 211. Bestimmung des Wärmeeffects.</hi> Man unterscheidet<noteplace="right">Arten der<lb/>
Wärmeeffecte.</note><lb/>
einen <hirendition="#g">absoluten</hi> (Brennkraft), <hirendition="#g">specifischen</hi> (Brennkraft)<lb/>
und <hirendition="#g">pyrometrischen</hi> Wärmeeffect (Heizkraft). Unter er-<lb/>
sterem versteht man die auf eine Einheit (Kohlenstoff) bezo-<lb/>
genen relativen Wärmemengen, welche ein bestimmtes <hirendition="#g">Gewicht</hi><lb/>
verschiedener Brennmaterialien beim vollständigen Verbrennen<lb/>
entwickeln kann. Beim specifischen Wärmeeffect bezieht man<lb/>
dieses Verhältniss auf das <hirendition="#g">Volum</hi>, während unter pyrome-<lb/>
trischem Wärmeeffect der <hirendition="#g">Temperaturgrad</hi> begriffen wird,<lb/>
welchen ein Brennstoff bei der vollständigen Verbrennung her-<lb/>
vorzubringen vermag. Der pyrometrische Wärmeeffect nimmt<lb/>
mit dem Kohlenstoffgehalt des Brennmaterials und der Kürze<lb/>
der Verbrennungszeit zu und ist auf letztere also die physi-<lb/>
kalische Beschaffenheit des Brennstoffs, seine grössere oder<lb/>
geringere Dichtigkeit und die damit zusammenhängende Ent-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[441/0479]
§. 211. Wärmeeffect.
Uhrglase oder im Porzellantiegel bis 118—120° C. im Luftbade
(Taf. IV. Fig. 58) oder auf der Trockenscheibe (Taf. IV. Fig. 60)
bis 12 Stunden lang, lässt das Gefäss im Chlorcalciumglase (S. 108)
erkalten und wiegt rasch. Dann erwärmt man von Neuem, bis
die Resultate zweier Wägungen übereinstimmen. Auf die Probe
gelegtes weisses Papier darf bei Holz nicht gebräunt sein,
weil sonst die angewandte Temperatur zu hoch ist.
Holzkohle und Koks müssen allmälig bis zu 150° C. er-
hitzt, in dieser Temperatur einige Zeit erhalten und dann, nach
dem Erkalten im Chlorcalciumglase, gleich gewogen werden.
Es ist kaum möglich, von einem grössern Haufwerk (Holz,
Holzkohlen, Torf etc.) den Nässegehalt richtig zu bestimmen,
wenn man nicht den ganzen Haufen austrocknet. Es lassen
sich jedoch annähernd richtige Resultate erhalten, wenn man
von sehr viel Stücken kleine Proben nimmt und bei sich äusser-
lich herausstellender verschiedener Beschaffenheit derselben ab-
schätzt, in welchem Verhältniss ungefähr die Mengen der ver-
schiedenen Sorten zu einander stehen, z. B. Grobes und Kleines.
Man bestimmt dann dokimastisch den Wassergehalt in den ein-
zelnen Sorten und berechnet aus den erhaltenen Resultaten den
mittleren Nässegehalt des ganzen Haufens.
Um von den hygroskopischen Eigenschaften des
Brennstoffs Kenntniss zu erhalten, lässt man die Probe nach
dem völligen Trocknen und Wägen etwa 24 Stunden liegen
und wiegt wieder.
§. 211. Bestimmung des Wärmeeffects. Man unterscheidet
einen absoluten (Brennkraft), specifischen (Brennkraft)
und pyrometrischen Wärmeeffect (Heizkraft). Unter er-
sterem versteht man die auf eine Einheit (Kohlenstoff) bezo-
genen relativen Wärmemengen, welche ein bestimmtes Gewicht
verschiedener Brennmaterialien beim vollständigen Verbrennen
entwickeln kann. Beim specifischen Wärmeeffect bezieht man
dieses Verhältniss auf das Volum, während unter pyrome-
trischem Wärmeeffect der Temperaturgrad begriffen wird,
welchen ein Brennstoff bei der vollständigen Verbrennung her-
vorzubringen vermag. Der pyrometrische Wärmeeffect nimmt
mit dem Kohlenstoffgehalt des Brennmaterials und der Kürze
der Verbrennungszeit zu und ist auf letztere also die physi-
kalische Beschaffenheit des Brennstoffs, seine grössere oder
geringere Dichtigkeit und die damit zusammenhängende Ent-
Arten der
Wärmeeffecte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/479>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.