1) Bestimmung der Kohlenmenge in rohen, unver- kohlten Brennmaterialien. 1 -- 2 Probircentner (5--10 Grmm.) Probirgut (Holz in Spänchen zerschnitten, spröde Brenn- stoffe als Pulver) werden in einer bedeckten Bleitute allmälig bis zur sehr starken Rothgluth erhitzt und diese Temperatur etwa 1/2 Stunde erhalten, bis die Probe nicht mehr flammt. Nach dem Erkalten bei Luftabschluss wird die hygroskopische Kohle rasch gewogen. Genauere Resultate erhält man, wenn man das Glühen in einem tarirten bedeckten Platintiegel (bei schwefelkieshaltigen Brennstoffen in einem Porzellantiegel) vor- nimmt, welcher in einen Thontiegel gestellt und zwischen den beiden Deckeln mit Kohlenstückchen gefüllt wird, damit nicht oxydirende Gase ins Innere des Tiegels dringen. Man lässt den noch warmen Tiegel über Chlorcalcium oder Aetzkali erkalten und wiegt diesen dann rasch. Aus dem Aussehen des Rück- standes, ob derselbe beim Glühen zusammengebacken, aufge- bläht oder sandig geblieben ist, lassen sich, z. B. bei Stein- und Braunkohlen, nützliche Schlüsse auf die Anwendbarkeit des Brennstoffes machen.
Berück- sichtigung des Aschengehalts.
Um den wirklichen Kohlengehalt zu finden, muss der Aschengehalt des verkohlten Rückstandes in Abzug gebracht werden. Das Resultat fällt um so genauer aus, je mehr die Zusammensetzung der erdigen Bestandtheile in der Kohle mit der in der Asche übereinstimmt, z. B. bei Holz. Bei Torf dagegen, welcher Gyps enthält, verwandelt sich letzterer beim Verkohlen in Schwefelcalcium, welches aber beim Verbrennen des Kohlenstoffes zur Ermittlung des Aschengehalts wieder in schwefelsauren Kalk übergeht. Einen ähnlichen unvermeidlichen Fehler geben Schwefelkies enthaltende Steinkohlen, deren Glührückstand metallisches Eisen, Eisenoxydul, Einfachschwefel- eisen oder Schwefelcalcium enthält, während in der durch Ver- brennen des Rückstandes erhaltenen Asche sich hauptsächlich nur Eisenoxyd und schwefelsaurer Kalk vorfinden. Dieser Fehler lässt sich dadurch annähernd ausgleichen, dass man auf Grund der Aschenanalyse die vom Eisen und Schwefel während der Einäscherung aufgenommenen Sauerstoffmengen zu be- stimmen sucht.
Resultate im Grossen.
Je nachdem im Grossen die Verkohlung der Brennstoffe bei Luftabschluss oder beschränktem Luftzutritt geschieht, wei- chen die dabei erhaltenen Resultate von den Ergebnissen der Probe mehr oder weniger ab.
XIX. Brennmaterialien.
Rohe Brenn- stoffe.
1) Bestimmung der Kohlenmenge in rohen, unver- kohlten Brennmaterialien. 1 — 2 Probircentner (5—10 Grmm.) Probirgut (Holz in Spänchen zerschnitten, spröde Brenn- stoffe als Pulver) werden in einer bedeckten Bleitute allmälig bis zur sehr starken Rothgluth erhitzt und diese Temperatur etwa ½ Stunde erhalten, bis die Probe nicht mehr flammt. Nach dem Erkalten bei Luftabschluss wird die hygroskopische Kohle rasch gewogen. Genauere Resultate erhält man, wenn man das Glühen in einem tarirten bedeckten Platintiegel (bei schwefelkieshaltigen Brennstoffen in einem Porzellantiegel) vor- nimmt, welcher in einen Thontiegel gestellt und zwischen den beiden Deckeln mit Kohlenstückchen gefüllt wird, damit nicht oxydirende Gase ins Innere des Tiegels dringen. Man lässt den noch warmen Tiegel über Chlorcalcium oder Aetzkali erkalten und wiegt diesen dann rasch. Aus dem Aussehen des Rück- standes, ob derselbe beim Glühen zusammengebacken, aufge- bläht oder sandig geblieben ist, lassen sich, z. B. bei Stein- und Braunkohlen, nützliche Schlüsse auf die Anwendbarkeit des Brennstoffes machen.
Berück- sichtigung des Aschengehalts.
Um den wirklichen Kohlengehalt zu finden, muss der Aschengehalt des verkohlten Rückstandes in Abzug gebracht werden. Das Resultat fällt um so genauer aus, je mehr die Zusammensetzung der erdigen Bestandtheile in der Kohle mit der in der Asche übereinstimmt, z. B. bei Holz. Bei Torf dagegen, welcher Gyps enthält, verwandelt sich letzterer beim Verkohlen in Schwefelcalcium, welches aber beim Verbrennen des Kohlenstoffes zur Ermittlung des Aschengehalts wieder in schwefelsauren Kalk übergeht. Einen ähnlichen unvermeidlichen Fehler geben Schwefelkies enthaltende Steinkohlen, deren Glührückstand metallisches Eisen, Eisenoxydul, Einfachschwefel- eisen oder Schwefelcalcium enthält, während in der durch Ver- brennen des Rückstandes erhaltenen Asche sich hauptsächlich nur Eisenoxyd und schwefelsaurer Kalk vorfinden. Dieser Fehler lässt sich dadurch annähernd ausgleichen, dass man auf Grund der Aschenanalyse die vom Eisen und Schwefel während der Einäscherung aufgenommenen Sauerstoffmengen zu be- stimmen sucht.
Resultate im Grossen.
Je nachdem im Grossen die Verkohlung der Brennstoffe bei Luftabschluss oder beschränktem Luftzutritt geschieht, wei- chen die dabei erhaltenen Resultate von den Ergebnissen der Probe mehr oder weniger ab.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0488"n="450"/><fwplace="top"type="header">XIX. <hirendition="#g">Brennmaterialien</hi>.</fw><lb/><noteplace="left">Rohe Brenn-<lb/>
stoffe.</note><p>1) <hirendition="#g">Bestimmung der Kohlenmenge in rohen, unver-<lb/>
kohlten Brennmaterialien</hi>. 1 — 2 Probircentner (5—10<lb/>
Grmm.) Probirgut (Holz in Spänchen zerschnitten, spröde Brenn-<lb/>
stoffe als Pulver) werden in einer bedeckten Bleitute allmälig<lb/>
bis zur sehr starken Rothgluth erhitzt und diese Temperatur<lb/>
etwa ½ Stunde erhalten, bis die Probe nicht mehr flammt.<lb/>
Nach dem Erkalten bei Luftabschluss wird die hygroskopische<lb/>
Kohle rasch gewogen. Genauere Resultate erhält man, wenn<lb/>
man das Glühen in einem tarirten bedeckten Platintiegel (bei<lb/>
schwefelkieshaltigen Brennstoffen in einem Porzellantiegel) vor-<lb/>
nimmt, welcher in einen Thontiegel gestellt und zwischen den<lb/>
beiden Deckeln mit Kohlenstückchen gefüllt wird, damit nicht<lb/>
oxydirende Gase ins Innere des Tiegels dringen. Man lässt den<lb/>
noch warmen Tiegel über Chlorcalcium oder Aetzkali erkalten<lb/>
und wiegt diesen dann rasch. Aus dem Aussehen des Rück-<lb/>
standes, ob derselbe beim Glühen zusammengebacken, aufge-<lb/>
bläht oder sandig geblieben ist, lassen sich, z. B. bei Stein-<lb/>
und Braunkohlen, nützliche Schlüsse auf die Anwendbarkeit des<lb/>
Brennstoffes machen.</p><lb/><noteplace="left">Berück-<lb/>
sichtigung des<lb/>
Aschengehalts.</note><p>Um den wirklichen Kohlengehalt zu finden, muss der<lb/><hirendition="#g">Aschengehalt</hi> des verkohlten Rückstandes in Abzug gebracht<lb/>
werden. Das Resultat fällt um so genauer aus, je mehr die<lb/>
Zusammensetzung der erdigen Bestandtheile in der Kohle mit<lb/>
der in der Asche übereinstimmt, z. B. bei Holz. Bei Torf<lb/>
dagegen, welcher <hirendition="#g">Gyps</hi> enthält, verwandelt sich letzterer beim<lb/>
Verkohlen in Schwefelcalcium, welches aber beim Verbrennen<lb/>
des Kohlenstoffes zur Ermittlung des Aschengehalts wieder in<lb/>
schwefelsauren Kalk übergeht. Einen ähnlichen unvermeidlichen<lb/>
Fehler geben <hirendition="#g">Schwefelkies</hi> enthaltende Steinkohlen, deren<lb/>
Glührückstand metallisches Eisen, Eisenoxydul, Einfachschwefel-<lb/>
eisen oder Schwefelcalcium enthält, während in der durch Ver-<lb/>
brennen des Rückstandes erhaltenen Asche sich hauptsächlich<lb/>
nur Eisenoxyd und schwefelsaurer Kalk vorfinden. Dieser<lb/>
Fehler lässt sich dadurch annähernd ausgleichen, dass man auf<lb/>
Grund der Aschenanalyse die vom Eisen und Schwefel während<lb/>
der Einäscherung aufgenommenen Sauerstoffmengen zu be-<lb/>
stimmen sucht.</p><lb/><noteplace="left">Resultate<lb/>
im Grossen.</note><p>Je nachdem im Grossen die Verkohlung der Brennstoffe<lb/>
bei Luftabschluss oder beschränktem Luftzutritt geschieht, wei-<lb/>
chen die dabei erhaltenen Resultate von den Ergebnissen der<lb/>
Probe mehr oder weniger ab.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[450/0488]
XIX. Brennmaterialien.
1) Bestimmung der Kohlenmenge in rohen, unver-
kohlten Brennmaterialien. 1 — 2 Probircentner (5—10
Grmm.) Probirgut (Holz in Spänchen zerschnitten, spröde Brenn-
stoffe als Pulver) werden in einer bedeckten Bleitute allmälig
bis zur sehr starken Rothgluth erhitzt und diese Temperatur
etwa ½ Stunde erhalten, bis die Probe nicht mehr flammt.
Nach dem Erkalten bei Luftabschluss wird die hygroskopische
Kohle rasch gewogen. Genauere Resultate erhält man, wenn
man das Glühen in einem tarirten bedeckten Platintiegel (bei
schwefelkieshaltigen Brennstoffen in einem Porzellantiegel) vor-
nimmt, welcher in einen Thontiegel gestellt und zwischen den
beiden Deckeln mit Kohlenstückchen gefüllt wird, damit nicht
oxydirende Gase ins Innere des Tiegels dringen. Man lässt den
noch warmen Tiegel über Chlorcalcium oder Aetzkali erkalten
und wiegt diesen dann rasch. Aus dem Aussehen des Rück-
standes, ob derselbe beim Glühen zusammengebacken, aufge-
bläht oder sandig geblieben ist, lassen sich, z. B. bei Stein-
und Braunkohlen, nützliche Schlüsse auf die Anwendbarkeit des
Brennstoffes machen.
Um den wirklichen Kohlengehalt zu finden, muss der
Aschengehalt des verkohlten Rückstandes in Abzug gebracht
werden. Das Resultat fällt um so genauer aus, je mehr die
Zusammensetzung der erdigen Bestandtheile in der Kohle mit
der in der Asche übereinstimmt, z. B. bei Holz. Bei Torf
dagegen, welcher Gyps enthält, verwandelt sich letzterer beim
Verkohlen in Schwefelcalcium, welches aber beim Verbrennen
des Kohlenstoffes zur Ermittlung des Aschengehalts wieder in
schwefelsauren Kalk übergeht. Einen ähnlichen unvermeidlichen
Fehler geben Schwefelkies enthaltende Steinkohlen, deren
Glührückstand metallisches Eisen, Eisenoxydul, Einfachschwefel-
eisen oder Schwefelcalcium enthält, während in der durch Ver-
brennen des Rückstandes erhaltenen Asche sich hauptsächlich
nur Eisenoxyd und schwefelsaurer Kalk vorfinden. Dieser
Fehler lässt sich dadurch annähernd ausgleichen, dass man auf
Grund der Aschenanalyse die vom Eisen und Schwefel während
der Einäscherung aufgenommenen Sauerstoffmengen zu be-
stimmen sucht.
Je nachdem im Grossen die Verkohlung der Brennstoffe
bei Luftabschluss oder beschränktem Luftzutritt geschieht, wei-
chen die dabei erhaltenen Resultate von den Ergebnissen der
Probe mehr oder weniger ab.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/488>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.