Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 212. Verkohlung.

2) Bestimmung des Kohlenstoffs in verkohltenVerkohlte
Brennstoffe.

Brennstoffen. 1 Probircentner (5 Grmm.) gepulverte Kohle
oder Koks wird bei langsam steigender Temperatur getrocknet
(S. 441) und im völlig trocknen Zustande im Platintiegel in
vorhin angegebener Weise (S. 450) ausgeglüht. Bei nicht vor-
heriger Austrocknung und etwas schnell gesteigerter Temperatur
wirkt das hygroskopische Wasser theilweise auf den Kohlenstoff
ein und erhöht den Verlust (S. 449).

B. Bestimmung der flüchtigen Bestandtheile. 1)Flüchtige
Bestandtheile.

Dieselben ergeben sich entweder aus der Differenz, wenn man
den beim Verkohlen erhaltenen Rückstand von der angewandten
Menge Probirgut in Abzug bringt, oder man bestimmt sie direct
durch möglichst schnelles Erhitzen von etwa 5 Grmm. Substanz
in einer Retorte von strengflüssigem Glase bis zur Kirschroth-
gluth, Condensiren der flüssigen Producte (Theer und Wasser)
in einer kühl gehaltenen tarirten Vorlage und Einleiten der
gasförmigen Producte unter Quecksilber in eine graduirte Glas-
röhre. Durch Schütteln des Gases mit Barytwasser und essig-
saurem Bleioxyd lässt sich eine Reinigung von Kohlensäure und
Schwefelwasserstoffgas erzielen und der wieder gemessene Rück-
stand giebt den Gehalt an brennbaren Gasen (Kohlenoxydgas
und Kohlenwasserstoffgas).

Um die Menge der nicht brennbaren und brennbaren
Gase
annähernd zu bestimmen, empfiehlt Tunner 2), das pul-
verisirte Brennmaterial in einem tarirten Thontiegel mit einer
Oeffnung im gut passenden Deckel langsam und gleichmässig
in der Nähe einer Kohlengluth zu erhitzen, um die Feuchtigkeit
auszutreiben. Dann erhitzt man stärker, ohne aber Glühhitze
zu erreichen, und untersucht die entweichenden Gase öfters mit
einem brennenden Holzspan auf ihre Brennbarkeit. Sobald sie
entzündlich sind, nimmt man den Tiegel vom Feuer, lässt er-
kalten und wiegt schnell den Tiegel, wo dann der Gewichts-
verlust die Menge der unbrennbaren, hauptsächlich aus Wasser-
dampf bestehenden Gase repräsentirt. Hierauf erhitzt man den
Tiegel allmälig bis zur Rothglühhitze und unterhält diese so
lange, bis keine brennbaren Gase mehr entweichen. Wiegt

1) Marsilly, über die Gase bei der Verkohlung von Steinkohlen, Torf etc.
in den Ann. d. min. 3 livr. de 1865. p. 290.
2) Tunner, Stabeisen- u. Stahlbereitung. 1858. I, 38.
29*
§. 212. Verkohlung.

2) Bestimmung des Kohlenstoffs in verkohltenVerkohlte
Brennstoffe.

Brennstoffen. 1 Probircentner (5 Grmm.) gepulverte Kohle
oder Koks wird bei langsam steigender Temperatur getrocknet
(S. 441) und im völlig trocknen Zustande im Platintiegel in
vorhin angegebener Weise (S. 450) ausgeglüht. Bei nicht vor-
heriger Austrocknung und etwas schnell gesteigerter Temperatur
wirkt das hygroskopische Wasser theilweise auf den Kohlenstoff
ein und erhöht den Verlust (S. 449).

B. Bestimmung der flüchtigen Bestandtheile. 1)Flüchtige
Bestandtheile.

Dieselben ergeben sich entweder aus der Differenz, wenn man
den beim Verkohlen erhaltenen Rückstand von der angewandten
Menge Probirgut in Abzug bringt, oder man bestimmt sie direct
durch möglichst schnelles Erhitzen von etwa 5 Grmm. Substanz
in einer Retorte von strengflüssigem Glase bis zur Kirschroth-
gluth, Condensiren der flüssigen Producte (Theer und Wasser)
in einer kühl gehaltenen tarirten Vorlage und Einleiten der
gasförmigen Producte unter Quecksilber in eine graduirte Glas-
röhre. Durch Schütteln des Gases mit Barytwasser und essig-
saurem Bleioxyd lässt sich eine Reinigung von Kohlensäure und
Schwefelwasserstoffgas erzielen und der wieder gemessene Rück-
stand giebt den Gehalt an brennbaren Gasen (Kohlenoxydgas
und Kohlenwasserstoffgas).

Um die Menge der nicht brennbaren und brennbaren
Gase
annähernd zu bestimmen, empfiehlt Tunner 2), das pul-
verisirte Brennmaterial in einem tarirten Thontiegel mit einer
Oeffnung im gut passenden Deckel langsam und gleichmässig
in der Nähe einer Kohlengluth zu erhitzen, um die Feuchtigkeit
auszutreiben. Dann erhitzt man stärker, ohne aber Glühhitze
zu erreichen, und untersucht die entweichenden Gase öfters mit
einem brennenden Holzspan auf ihre Brennbarkeit. Sobald sie
entzündlich sind, nimmt man den Tiegel vom Feuer, lässt er-
kalten und wiegt schnell den Tiegel, wo dann der Gewichts-
verlust die Menge der unbrennbaren, hauptsächlich aus Wasser-
dampf bestehenden Gase repräsentirt. Hierauf erhitzt man den
Tiegel allmälig bis zur Rothglühhitze und unterhält diese so
lange, bis keine brennbaren Gase mehr entweichen. Wiegt

1) Marsilly, über die Gase bei der Verkohlung von Steinkohlen, Torf etc.
in den Ann. d. min. 3 livr. de 1865. p. 290.
2) Tunner, Stabeisen- u. Stahlbereitung. 1858. I, 38.
29*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0489" n="451"/>
          <fw place="top" type="header">§. 212. Verkohlung.</fw><lb/>
          <p>2) <hi rendition="#g">Bestimmung des Kohlenstoffs in verkohlten</hi><note place="right">Verkohlte<lb/>
Brennstoffe.</note><lb/><hi rendition="#g">Brennstoffen</hi>. 1 Probircentner (5 Grmm.) gepulverte Kohle<lb/>
oder Koks wird bei langsam steigender Temperatur getrocknet<lb/>
(S. 441) und im völlig trocknen Zustande im Platintiegel in<lb/>
vorhin angegebener Weise (S. 450) ausgeglüht. Bei nicht vor-<lb/>
heriger Austrocknung und etwas schnell gesteigerter Temperatur<lb/>
wirkt das hygroskopische Wasser theilweise auf den Kohlenstoff<lb/>
ein und erhöht den Verlust (S. 449).</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">B.</hi><hi rendition="#g">Bestimmung der flüchtigen Bestandtheile</hi>. <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#k">Marsilly</hi>, über die Gase bei der Verkohlung von Steinkohlen, Torf etc.<lb/>
in den Ann. d. min. 3 livr. de 1865. p. 290.</note><note place="right">Flüchtige<lb/>
Bestandtheile.</note><lb/>
Dieselben ergeben sich entweder aus der Differenz, wenn man<lb/>
den beim Verkohlen erhaltenen Rückstand von der angewandten<lb/>
Menge Probirgut in Abzug bringt, oder man bestimmt sie direct<lb/>
durch möglichst schnelles Erhitzen von etwa 5 Grmm. Substanz<lb/>
in einer Retorte von strengflüssigem Glase bis zur Kirschroth-<lb/>
gluth, Condensiren der flüssigen Producte (Theer und Wasser)<lb/>
in einer kühl gehaltenen tarirten Vorlage und Einleiten der<lb/>
gasförmigen Producte unter Quecksilber in eine graduirte Glas-<lb/>
röhre. Durch Schütteln des Gases mit Barytwasser und essig-<lb/>
saurem Bleioxyd lässt sich eine Reinigung von Kohlensäure und<lb/>
Schwefelwasserstoffgas erzielen und der wieder gemessene Rück-<lb/>
stand giebt den Gehalt an brennbaren Gasen (Kohlenoxydgas<lb/>
und Kohlenwasserstoffgas).</p><lb/>
          <p>Um die Menge der <hi rendition="#g">nicht brennbaren</hi> und <hi rendition="#g">brennbaren<lb/>
Gase</hi> annähernd zu bestimmen, empfiehlt <hi rendition="#k">Tunner</hi> <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#k">Tunner</hi>, Stabeisen- u. Stahlbereitung. 1858. I, 38.</note>, das pul-<lb/>
verisirte Brennmaterial in einem tarirten Thontiegel mit einer<lb/>
Oeffnung im gut passenden Deckel langsam und gleichmässig<lb/>
in der Nähe einer Kohlengluth zu erhitzen, um die Feuchtigkeit<lb/>
auszutreiben. Dann erhitzt man stärker, ohne aber Glühhitze<lb/>
zu erreichen, und untersucht die entweichenden Gase öfters mit<lb/>
einem brennenden Holzspan auf ihre Brennbarkeit. Sobald sie<lb/>
entzündlich sind, nimmt man den Tiegel vom Feuer, lässt er-<lb/>
kalten und wiegt schnell den Tiegel, wo dann der Gewichts-<lb/>
verlust die Menge der unbrennbaren, hauptsächlich aus Wasser-<lb/>
dampf bestehenden Gase repräsentirt. Hierauf erhitzt man den<lb/>
Tiegel allmälig bis zur Rothglühhitze und unterhält diese so<lb/>
lange, bis keine brennbaren Gase mehr entweichen. Wiegt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">29*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[451/0489] §. 212. Verkohlung. 2) Bestimmung des Kohlenstoffs in verkohlten Brennstoffen. 1 Probircentner (5 Grmm.) gepulverte Kohle oder Koks wird bei langsam steigender Temperatur getrocknet (S. 441) und im völlig trocknen Zustande im Platintiegel in vorhin angegebener Weise (S. 450) ausgeglüht. Bei nicht vor- heriger Austrocknung und etwas schnell gesteigerter Temperatur wirkt das hygroskopische Wasser theilweise auf den Kohlenstoff ein und erhöht den Verlust (S. 449). Verkohlte Brennstoffe. B. Bestimmung der flüchtigen Bestandtheile. 1) Dieselben ergeben sich entweder aus der Differenz, wenn man den beim Verkohlen erhaltenen Rückstand von der angewandten Menge Probirgut in Abzug bringt, oder man bestimmt sie direct durch möglichst schnelles Erhitzen von etwa 5 Grmm. Substanz in einer Retorte von strengflüssigem Glase bis zur Kirschroth- gluth, Condensiren der flüssigen Producte (Theer und Wasser) in einer kühl gehaltenen tarirten Vorlage und Einleiten der gasförmigen Producte unter Quecksilber in eine graduirte Glas- röhre. Durch Schütteln des Gases mit Barytwasser und essig- saurem Bleioxyd lässt sich eine Reinigung von Kohlensäure und Schwefelwasserstoffgas erzielen und der wieder gemessene Rück- stand giebt den Gehalt an brennbaren Gasen (Kohlenoxydgas und Kohlenwasserstoffgas). Flüchtige Bestandtheile. Um die Menge der nicht brennbaren und brennbaren Gase annähernd zu bestimmen, empfiehlt Tunner 2), das pul- verisirte Brennmaterial in einem tarirten Thontiegel mit einer Oeffnung im gut passenden Deckel langsam und gleichmässig in der Nähe einer Kohlengluth zu erhitzen, um die Feuchtigkeit auszutreiben. Dann erhitzt man stärker, ohne aber Glühhitze zu erreichen, und untersucht die entweichenden Gase öfters mit einem brennenden Holzspan auf ihre Brennbarkeit. Sobald sie entzündlich sind, nimmt man den Tiegel vom Feuer, lässt er- kalten und wiegt schnell den Tiegel, wo dann der Gewichts- verlust die Menge der unbrennbaren, hauptsächlich aus Wasser- dampf bestehenden Gase repräsentirt. Hierauf erhitzt man den Tiegel allmälig bis zur Rothglühhitze und unterhält diese so lange, bis keine brennbaren Gase mehr entweichen. Wiegt 1) Marsilly, über die Gase bei der Verkohlung von Steinkohlen, Torf etc. in den Ann. d. min. 3 livr. de 1865. p. 290. 2) Tunner, Stabeisen- u. Stahlbereitung. 1858. I, 38. 29*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/489
Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/489>, abgerufen am 23.11.2024.