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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 8. Zurichten des Probirgutes.

Genügt eine Trockentemperatur überall nicht und bedarfs
einer Glühung, so geschieht dieselbe entweder in einem be-
deckten Prozellantiegel oder in einem mit einem Ansiede-
scherben (Taf. VI. Fig. 75) bedeckten Bleischerben (Taf. VI.
Fig. 93) im Muffelofen.

Bevor man die bei höherer Temperatur getrockneten oderGlühen.
geglühten Substanzen wiegt, lässt man sie in einem Exsiccator
(§. 50, 6) erkalten, bei sehr hygroskopischen Substanzen (z. B.
manchen Brennmaterialien) am besten zwischen zwei mit einer
messingenen Klammer zusammengehaltenen Uhrgläsern (Taf. VII.
Fig. 150).

3) Feinreiben und Sieben des Probirgutes. VonFeinreiben.
dem Probirgute wird eine hinreichende Menge (bis mehrere Pfund)
sorgfältig getrocknet (S. 16) und unter thunlichster Vermeidung
des Stäubens in einem bedeckten Mörser gestossen oder in einer
gusseisernen Reibschale (Taf. VI. Fig. 116, 117) (seltener in einer
bronzenen) so fein gerieben, dass bei weniger werthvollen Erzen
(Blei-, Kupfer-, Zinnerzen etc.) Alles durch ein TrommelsiebSieben.
oder ein gewöhnliches Messingdraht- oder Haarsieb mit etwa
14--20 Löchern pro Cm., dagegen bei werthvolleren Erzen (Silber-,
Golderzen etc.) durch ein Seide- oder Messingdrahtsieb mit
72--80 Löchern pro Linearzoll1) oder 28--32 Löchern pro Cm. hin-
durchgeht. Zur Vermeidung des Stäubens muss das Sieb mit einem
Deckel oder mit Papier bedeckt werden, auch setzt man das
Sieb wohl in einen geschlossenen Untersatz (Kapsel) mit Leder-
boden. Das Siebfeine wird in der Reibschale oder auf Glanz-
papier gut durcheinander gemengt, noch ein paarmal durch ein
gröberes Probesieb gelassen und dann in hölzernen Büchsen,
Blechbüchsen, Glasflaschen, in Papier- oder Leinwandpäckchen
etc. den Probirern übergeben.

Sollten bei sehr harten Körpern Gusseisentheilchen inFeinreiben
harter Körper.

bedenklicher Menge mit abgerieben sein, so müssen diese
mittelst eines Magnetes aus dem Pulver grösstentheils ausgezogen
werden; bei vollständigem Ausziehen bleibt an den kleinsten
Theilen leicht Erzpulver hängen. Nöthigenfalls müssen zum Zer-
kleinen sehr harter Körper Reibschalen von Stahl, Achat,

1) Die feinsten Drahtgeflechte bis zu 110 Löchern pro Linearzoll, 40
Löcher pro Cm., sind zu erhalten bei John Staniar et Co. zu Victoria Wire
Works in Manchester (B. u. h. Ztg. 1862. S. 242). Bei den englischen Ku-
pferproben verwendet man Siebe mit 40--60 Löchern pro Zoll (15--23 Löcher
pro Cm.).
Kerl, Probirkunst. 2
§. 8. Zurichten des Probirgutes.

Genügt eine Trockentemperatur überall nicht und bedarfs
einer Glühung, so geschieht dieselbe entweder in einem be-
deckten Prozellantiegel oder in einem mit einem Ansiede-
scherben (Taf. VI. Fig. 75) bedeckten Bleischerben (Taf. VI.
Fig. 93) im Muffelofen.

Bevor man die bei höherer Temperatur getrockneten oderGlühen.
geglühten Substanzen wiegt, lässt man sie in einem Exsiccator
(§. 50, 6) erkalten, bei sehr hygroskopischen Substanzen (z. B.
manchen Brennmaterialien) am besten zwischen zwei mit einer
messingenen Klammer zusammengehaltenen Uhrgläsern (Taf. VII.
Fig. 150).

3) Feinreiben und Sieben des Probirgutes. VonFeinreiben.
dem Probirgute wird eine hinreichende Menge (bis mehrere Pfund)
sorgfältig getrocknet (S. 16) und unter thunlichster Vermeidung
des Stäubens in einem bedeckten Mörser gestossen oder in einer
gusseisernen Reibschale (Taf. VI. Fig. 116, 117) (seltener in einer
bronzenen) so fein gerieben, dass bei weniger werthvollen Erzen
(Blei-, Kupfer-, Zinnerzen etc.) Alles durch ein TrommelsiebSieben.
oder ein gewöhnliches Messingdraht- oder Haarsieb mit etwa
14—20 Löchern pro Cm., dagegen bei werthvolleren Erzen (Silber-,
Golderzen etc.) durch ein Seide- oder Messingdrahtsieb mit
72—80 Löchern pro Linearzoll1) oder 28—32 Löchern pro Cm. hin-
durchgeht. Zur Vermeidung des Stäubens muss das Sieb mit einem
Deckel oder mit Papier bedeckt werden, auch setzt man das
Sieb wohl in einen geschlossenen Untersatz (Kapsel) mit Leder-
boden. Das Siebfeine wird in der Reibschale oder auf Glanz-
papier gut durcheinander gemengt, noch ein paarmal durch ein
gröberes Probesieb gelassen und dann in hölzernen Büchsen,
Blechbüchsen, Glasflaschen, in Papier- oder Leinwandpäckchen
etc. den Probirern übergeben.

Sollten bei sehr harten Körpern Gusseisentheilchen inFeinreiben
harter Körper.

bedenklicher Menge mit abgerieben sein, so müssen diese
mittelst eines Magnetes aus dem Pulver grösstentheils ausgezogen
werden; bei vollständigem Ausziehen bleibt an den kleinsten
Theilen leicht Erzpulver hängen. Nöthigenfalls müssen zum Zer-
kleinen sehr harter Körper Reibschalen von Stahl, Achat,

1) Die feinsten Drahtgeflechte bis zu 110 Löchern pro Linearzoll, 40
Löcher pro Cm., sind zu erhalten bei John Staniar et Co. zu Victoria Wire
Works in Manchester (B. u. h. Ztg. 1862. S. 242). Bei den englischen Ku-
pferproben verwendet man Siebe mit 40—60 Löchern pro Zoll (15—23 Löcher
pro Cm.).
Kerl, Probirkunst. 2
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[17/0055] §. 8. Zurichten des Probirgutes. Genügt eine Trockentemperatur überall nicht und bedarfs einer Glühung, so geschieht dieselbe entweder in einem be- deckten Prozellantiegel oder in einem mit einem Ansiede- scherben (Taf. VI. Fig. 75) bedeckten Bleischerben (Taf. VI. Fig. 93) im Muffelofen. Bevor man die bei höherer Temperatur getrockneten oder geglühten Substanzen wiegt, lässt man sie in einem Exsiccator (§. 50, 6) erkalten, bei sehr hygroskopischen Substanzen (z. B. manchen Brennmaterialien) am besten zwischen zwei mit einer messingenen Klammer zusammengehaltenen Uhrgläsern (Taf. VII. Fig. 150). Glühen. 3) Feinreiben und Sieben des Probirgutes. Von dem Probirgute wird eine hinreichende Menge (bis mehrere Pfund) sorgfältig getrocknet (S. 16) und unter thunlichster Vermeidung des Stäubens in einem bedeckten Mörser gestossen oder in einer gusseisernen Reibschale (Taf. VI. Fig. 116, 117) (seltener in einer bronzenen) so fein gerieben, dass bei weniger werthvollen Erzen (Blei-, Kupfer-, Zinnerzen etc.) Alles durch ein Trommelsieb oder ein gewöhnliches Messingdraht- oder Haarsieb mit etwa 14—20 Löchern pro Cm., dagegen bei werthvolleren Erzen (Silber-, Golderzen etc.) durch ein Seide- oder Messingdrahtsieb mit 72—80 Löchern pro Linearzoll 1) oder 28—32 Löchern pro Cm. hin- durchgeht. Zur Vermeidung des Stäubens muss das Sieb mit einem Deckel oder mit Papier bedeckt werden, auch setzt man das Sieb wohl in einen geschlossenen Untersatz (Kapsel) mit Leder- boden. Das Siebfeine wird in der Reibschale oder auf Glanz- papier gut durcheinander gemengt, noch ein paarmal durch ein gröberes Probesieb gelassen und dann in hölzernen Büchsen, Blechbüchsen, Glasflaschen, in Papier- oder Leinwandpäckchen etc. den Probirern übergeben. Feinreiben. Sieben. Sollten bei sehr harten Körpern Gusseisentheilchen in bedenklicher Menge mit abgerieben sein, so müssen diese mittelst eines Magnetes aus dem Pulver grösstentheils ausgezogen werden; bei vollständigem Ausziehen bleibt an den kleinsten Theilen leicht Erzpulver hängen. Nöthigenfalls müssen zum Zer- kleinen sehr harter Körper Reibschalen von Stahl, Achat, Feinreiben harter Körper. 1) Die feinsten Drahtgeflechte bis zu 110 Löchern pro Linearzoll, 40 Löcher pro Cm., sind zu erhalten bei John Staniar et Co. zu Victoria Wire Works in Manchester (B. u. h. Ztg. 1862. S. 242). Bei den englischen Ku- pferproben verwendet man Siebe mit 40—60 Löchern pro Zoll (15—23 Löcher pro Cm.). Kerl, Probirkunst. 2

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/55>, abgerufen am 22.11.2024.