Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834.bey sich hat, so ist es gleich lustiger. Ich bin schon vier bey ſich hat, ſo iſt es gleich luſtiger. Ich bin ſchon vier <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0130" n="116"/> bey ſich hat, ſo iſt es gleich luſtiger. Ich bin ſchon vier<lb/> Jahre in dieſer Kreatur geweſen, und du Pfäffle, wirſt mir<lb/> ſie nicht nehmen.“ Worauf der Paſtor gefragt: „Wer biſt<lb/> du dann, du böſer Geiſt?“ Dieſer antwortete: „Ich<lb/> war ein Amtmann in S., Namens F. und bin verdammt<lb/> worden, weil ich mich ſo ſehr ſchmieren laſſen und das<lb/> Recht verkauft. Jetzt bin ich da in meinem Schleppſack,<lb/> aus welchem du Pfäffle mich nicht wirſt austreiben können.“<lb/> Der Paſtor antwortete: „Ich nicht; aber der Herr, der<lb/> dein und mein Herr iſt.“ Der böſe Geiſt ſchrie hierauf:<lb/> „Wenn es denn ſeyn muß, ſo laß mich in einen andern<lb/> Menſchen oder in ein Vieh fahren.“ Der Paſtor antwortete:<lb/> „Nein, das kann und darf ich dir nicht erlauben.“ Der<lb/> böſe Geiſt ſchrie wieder: „So laß mich denn in eine<lb/> Dornhecke fahren.“ Paſtor: „Warum dieſes?“ Satan:<lb/> „Wann Leute Zahnſtürer davon nehmen, ſo kann ich doch<lb/> wieder in einen Menſchen dadurch kommen.“ Der Paſtor:<lb/> „Nein, ich kann es dir nicht erlauben.“ Satan: „So laß<lb/> mich in einen Sumpf fahren.“ Paſtor: „Warum?“ Satan:<lb/><choice><sic>Wann</sic><corr>„Wann</corr></choice> etwa ein Vieh da weidet, ſo kann ich von da in ſelbiges<lb/> kommen.“ Paſtor: „Nein, ich kann es nicht erlauben.“ Satan:<lb/> „So laß mich in ein ungebundenes Faß fahren, nur nicht<lb/> in die Hölle, es iſt ſo heiß darinnen. Wann eine Leiter von<lb/> der Erde bis an den Himmel reichte und jede Sproſſe wäre<lb/> ein Scheermeſſer, ſo wollte ich daran hinauf ſteigen, um<lb/> zu dem großen Mann (ſo nannte er Gott und ſprach den<lb/> Namen Gottes niemals aus) zu kommen. Wirf mich nur<lb/> nicht in die Hölle.<supplied>“</supplied> Paſtor: „Gott iſt ein gerechter Gott,<lb/> nicht wahr?“ Satan: „Ja, er iſt gerecht.“ Paſtor: „Nun<lb/> ſeinem gerechten Gericht übergebe ich dich und ſollſt dich<lb/> ihm unterwerfen.“ Bey dieſen Worten riß der Satan das<lb/> Weib entſetzlich, drehete ihr Hände und Füße um, blähete<lb/> den Leib grauſam auf, worauf er verſtummete und <hi rendition="#g">ſie<lb/> in Ohnmacht da lag</hi>. Die Männer, die als Wächter<lb/> bey ihr ſtunden, mußten ſie wieder auf ihr Bett rücken,<lb/> von welchem er ſie weggeſchleppt hatte, und einige ſagen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0130]
bey ſich hat, ſo iſt es gleich luſtiger. Ich bin ſchon vier
Jahre in dieſer Kreatur geweſen, und du Pfäffle, wirſt mir
ſie nicht nehmen.“ Worauf der Paſtor gefragt: „Wer biſt
du dann, du böſer Geiſt?“ Dieſer antwortete: „Ich
war ein Amtmann in S., Namens F. und bin verdammt
worden, weil ich mich ſo ſehr ſchmieren laſſen und das
Recht verkauft. Jetzt bin ich da in meinem Schleppſack,
aus welchem du Pfäffle mich nicht wirſt austreiben können.“
Der Paſtor antwortete: „Ich nicht; aber der Herr, der
dein und mein Herr iſt.“ Der böſe Geiſt ſchrie hierauf:
„Wenn es denn ſeyn muß, ſo laß mich in einen andern
Menſchen oder in ein Vieh fahren.“ Der Paſtor antwortete:
„Nein, das kann und darf ich dir nicht erlauben.“ Der
böſe Geiſt ſchrie wieder: „So laß mich denn in eine
Dornhecke fahren.“ Paſtor: „Warum dieſes?“ Satan:
„Wann Leute Zahnſtürer davon nehmen, ſo kann ich doch
wieder in einen Menſchen dadurch kommen.“ Der Paſtor:
„Nein, ich kann es dir nicht erlauben.“ Satan: „So laß
mich in einen Sumpf fahren.“ Paſtor: „Warum?“ Satan:
„Wann etwa ein Vieh da weidet, ſo kann ich von da in ſelbiges
kommen.“ Paſtor: „Nein, ich kann es nicht erlauben.“ Satan:
„So laß mich in ein ungebundenes Faß fahren, nur nicht
in die Hölle, es iſt ſo heiß darinnen. Wann eine Leiter von
der Erde bis an den Himmel reichte und jede Sproſſe wäre
ein Scheermeſſer, ſo wollte ich daran hinauf ſteigen, um
zu dem großen Mann (ſo nannte er Gott und ſprach den
Namen Gottes niemals aus) zu kommen. Wirf mich nur
nicht in die Hölle.“ Paſtor: „Gott iſt ein gerechter Gott,
nicht wahr?“ Satan: „Ja, er iſt gerecht.“ Paſtor: „Nun
ſeinem gerechten Gericht übergebe ich dich und ſollſt dich
ihm unterwerfen.“ Bey dieſen Worten riß der Satan das
Weib entſetzlich, drehete ihr Hände und Füße um, blähete
den Leib grauſam auf, worauf er verſtummete und ſie
in Ohnmacht da lag. Die Männer, die als Wächter
bey ihr ſtunden, mußten ſie wieder auf ihr Bett rücken,
von welchem er ſie weggeſchleppt hatte, und einige ſagen,
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