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Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834.

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zu Gott für sie. Wurde der Name Jesus genannt, so brüllte
und tobte der Dämon furchtbar. Man richtete aber dieß-
mal noch nichts aus. Als man wieder heimging, ließ der
Dämon sich auf dem Wege wie eine Heerpauke hören und
sagte: "Ey wie bald hätten sie mich gehoben! meiner Ge-
sellen waren schon acht hinweg."

Am 10. May wurde der Pfarrer zu Schlackenwalda zu
ihr begehrt und sonst noch zehn Priester, auch verordnete
der Hr. Johannes Matthesius aus dem Joachimsthal zwey
Diakoni zu ihr, welche alle dann von Morgen bis Mittag
zwölf Uhr mit Beten, Singen und Lesen, allen Fleiß an-
wendeten, aber doch nichts ausrichteten. Nach zwölf Uhr
kam der Pfarrer von Schlackenwalda an, da dann bey
tausend Menschen zugegen waren. Die Gemeinde fing dann
Jesus Christus zu singen an und betete mit herzlicher Andacht
zu Gott und so wurde auch der böse Geist aus dem Mädchen
endlich getrieben und fuhr wie ein Geschwärm von Fliegen
zum Fenster hinaus. Ehe er ausfuhr, begehrte er von der
Jungfrau ein Glied, einen Nagel vom Finger, letztlich nur ein
Haar, um in diesem bleiben zu dürfen, was ihm aber nicht
zugestanden wurde.

Nach Ausfahrung des bösen Geistes trug man die Jung-
frau aus ihres Vaters Haus in ein anderes und reichte ihr
das Abendmahl. Sie war ganz bey Sinnen, aber geschwächt
und bat die Prediger herzlich, in ihren Kirchen für sie zu
beten, daß sie Gott vor diesem Feinde fortan gnädiglich be-
wahren wolle; -- was auch erhört wurde.



zu Gott für ſie. Wurde der Name Jeſus genannt, ſo brüllte
und tobte der Dämon furchtbar. Man richtete aber dieß-
mal noch nichts aus. Als man wieder heimging, ließ der
Dämon ſich auf dem Wege wie eine Heerpauke hören und
ſagte: „Ey wie bald hätten ſie mich gehoben! meiner Ge-
ſellen waren ſchon acht hinweg.“

Am 10. May wurde der Pfarrer zu Schlackenwalda zu
ihr begehrt und ſonſt noch zehn Prieſter, auch verordnete
der Hr. Johannes Mattheſius aus dem Joachimsthal zwey
Diakoni zu ihr, welche alle dann von Morgen bis Mittag
zwölf Uhr mit Beten, Singen und Leſen, allen Fleiß an-
wendeten, aber doch nichts ausrichteten. Nach zwölf Uhr
kam der Pfarrer von Schlackenwalda an, da dann bey
tauſend Menſchen zugegen waren. Die Gemeinde fing dann
Jeſus Chriſtus zu ſingen an und betete mit herzlicher Andacht
zu Gott und ſo wurde auch der böſe Geiſt aus dem Mädchen
endlich getrieben und fuhr wie ein Geſchwärm von Fliegen
zum Fenſter hinaus. Ehe er ausfuhr, begehrte er von der
Jungfrau ein Glied, einen Nagel vom Finger, letztlich nur ein
Haar, um in dieſem bleiben zu dürfen, was ihm aber nicht
zugeſtanden wurde.

Nach Ausfahrung des böſen Geiſtes trug man die Jung-
frau aus ihres Vaters Haus in ein anderes und reichte ihr
das Abendmahl. Sie war ganz bey Sinnen, aber geſchwächt
und bat die Prediger herzlich, in ihren Kirchen für ſie zu
beten, daß ſie Gott vor dieſem Feinde fortan gnädiglich be-
wahren wolle; — was auch erhört wurde.



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[119/0133] zu Gott für ſie. Wurde der Name Jeſus genannt, ſo brüllte und tobte der Dämon furchtbar. Man richtete aber dieß- mal noch nichts aus. Als man wieder heimging, ließ der Dämon ſich auf dem Wege wie eine Heerpauke hören und ſagte: „Ey wie bald hätten ſie mich gehoben! meiner Ge- ſellen waren ſchon acht hinweg.“ Am 10. May wurde der Pfarrer zu Schlackenwalda zu ihr begehrt und ſonſt noch zehn Prieſter, auch verordnete der Hr. Johannes Mattheſius aus dem Joachimsthal zwey Diakoni zu ihr, welche alle dann von Morgen bis Mittag zwölf Uhr mit Beten, Singen und Leſen, allen Fleiß an- wendeten, aber doch nichts ausrichteten. Nach zwölf Uhr kam der Pfarrer von Schlackenwalda an, da dann bey tauſend Menſchen zugegen waren. Die Gemeinde fing dann Jeſus Chriſtus zu ſingen an und betete mit herzlicher Andacht zu Gott und ſo wurde auch der böſe Geiſt aus dem Mädchen endlich getrieben und fuhr wie ein Geſchwärm von Fliegen zum Fenſter hinaus. Ehe er ausfuhr, begehrte er von der Jungfrau ein Glied, einen Nagel vom Finger, letztlich nur ein Haar, um in dieſem bleiben zu dürfen, was ihm aber nicht zugeſtanden wurde. Nach Ausfahrung des böſen Geiſtes trug man die Jung- frau aus ihres Vaters Haus in ein anderes und reichte ihr das Abendmahl. Sie war ganz bey Sinnen, aber geſchwächt und bat die Prediger herzlich, in ihren Kirchen für ſie zu beten, daß ſie Gott vor dieſem Feinde fortan gnädiglich be- wahren wolle; — was auch erhört wurde.

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_besessene_1834/133>, abgerufen am 21.11.2024.