und jede Sprosse ein Scheermesser wäre, so wollte ich daran hinaufsteigen, um zu dem großen Mann (Gott) zu kommen."
Von dem besessenen Mädchen von Joachimsthal im Jahr 1559, welches auch durch Exorcismus in der Kirche von 9 Dämonen befreit wurde, fuhr das böse Wesen wie ein Geschwärm von Fliegen durchs Fenster hinaus, nach- dem es auch vorher um die Erlaubniß, in irgend einem Theil der Jungfrau, wäre es auch nur ein Haar, zu blei- ben, gebeten hatte.
In Horsts Dämonologie steht die Geschichte einer be- sessenen Nonne, Namens Cäcilie, von Unterzell, welche mehr durch die Einfalt und Ungeschicklichkeit ihres Exor- cisten, des Pater Sicard, als durch ihre Resultate beleh- rend ist. Die Austreibungsversuche dauerten vom 8. Fe- bruar 1746 bis 30. October desselben Jahres, an wel- chem Tage der Dämon, ohne die gewöhnlichen Zeichen des Ausfahrens, zur Ruhe kam. Seine Angaben sind sichtlich ein Gewebe von Lügen und sein ganzes Beneh- men ein wahres Possenspiel, in welchem er den treu- herzigen Pater zum Stichblatt machte. Eine Probe davon ist folgende: Der Pater, nachdem der Dämon die gräßlich- sten Blasphemieen ausgespieen hatte, ereiferte sich und fuhr ihn an: "Höllische Bestie! Wer hat dich erschaffen? A. Ich mich selbst. Pater. Wie aber kann Jemand sich selbst schaf- fen? A. Ich habe es gekonnt. P. Wer hat dich von oben herabgestürzt? A. Niemand. Ich mochte nicht droben blei- ben." Eine Menge ähnlicher trivialer Dinge kamen in die- ser Geschichte vor, welche zum Beweis dienen, daß die an- gewandte Methode nicht die rechte ist, und daß der Menge exorcistischer Formeln der einfache Befehl im Namen des Herrn weit vorzuziehen ist. In Henning's Buch über Geister und Geisterseher steht eine Geschichte einer Frau von Eberstein aus Gehoven, beschrieben vom dortigen Prediger Thalemann, welche manches Aehnliche mit den Erscheinungen des Mädchens von Orlach darbietet. Die Geschichte ereignete sich vom Oktober 1683 bis zum April
und jede Sproſſe ein Scheermeſſer wäre, ſo wollte ich daran hinaufſteigen, um zu dem großen Mann (Gott) zu kommen.“
Von dem beſeſſenen Mädchen von Joachimsthal im Jahr 1559, welches auch durch Exorcismus in der Kirche von 9 Dämonen befreit wurde, fuhr das böſe Weſen wie ein Geſchwärm von Fliegen durchs Fenſter hinaus, nach- dem es auch vorher um die Erlaubniß, in irgend einem Theil der Jungfrau, wäre es auch nur ein Haar, zu blei- ben, gebeten hatte.
In Horſts Dämonologie ſteht die Geſchichte einer be- ſeſſenen Nonne, Namens Cäcilie, von Unterzell, welche mehr durch die Einfalt und Ungeſchicklichkeit ihres Exor- ciſten, des Pater Sicard, als durch ihre Reſultate beleh- rend iſt. Die Austreibungsverſuche dauerten vom 8. Fe- bruar 1746 bis 30. October deſſelben Jahres, an wel- chem Tage der Dämon, ohne die gewöhnlichen Zeichen des Ausfahrens, zur Ruhe kam. Seine Angaben ſind ſichtlich ein Gewebe von Lügen und ſein ganzes Beneh- men ein wahres Poſſenſpiel, in welchem er den treu- herzigen Pater zum Stichblatt machte. Eine Probe davon iſt folgende: Der Pater, nachdem der Dämon die gräßlich- ſten Blasphemieen ausgeſpieen hatte, ereiferte ſich und fuhr ihn an: „Hölliſche Beſtie! Wer hat dich erſchaffen? A. Ich mich ſelbſt. Pater. Wie aber kann Jemand ſich ſelbſt ſchaf- fen? A. Ich habe es gekonnt. P. Wer hat dich von oben herabgeſtürzt? A. Niemand. Ich mochte nicht droben blei- ben.“ Eine Menge ähnlicher trivialer Dinge kamen in die- ſer Geſchichte vor, welche zum Beweis dienen, daß die an- gewandte Methode nicht die rechte iſt, und daß der Menge exorciſtiſcher Formeln der einfache Befehl im Namen des Herrn weit vorzuziehen iſt. In Henning’s Buch über Geiſter und Geiſterſeher ſteht eine Geſchichte einer Frau von Eberſtein aus Gehoven, beſchrieben vom dortigen Prediger Thalemann, welche manches Aehnliche mit den Erſcheinungen des Mädchens von Orlach darbietet. Die Geſchichte ereignete ſich vom Oktober 1683 bis zum April
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und jede Sproſſe ein Scheermeſſer wäre, ſo wollte ich daran
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Von dem beſeſſenen Mädchen von Joachimsthal im
Jahr 1559, welches auch durch Exorcismus in der Kirche
von 9 Dämonen befreit wurde, fuhr das böſe Weſen wie
ein Geſchwärm von Fliegen durchs Fenſter hinaus, nach-
dem es auch vorher um die Erlaubniß, in irgend einem
Theil der Jungfrau, wäre es auch nur ein Haar, zu blei-
ben, gebeten hatte.
In Horſts Dämonologie ſteht die Geſchichte einer be-
ſeſſenen Nonne, Namens Cäcilie, von Unterzell, welche
mehr durch die Einfalt und Ungeſchicklichkeit ihres Exor-
ciſten, des Pater Sicard, als durch ihre Reſultate beleh-
rend iſt. Die Austreibungsverſuche dauerten vom 8. Fe-
bruar 1746 bis 30. October deſſelben Jahres, an wel-
chem Tage der Dämon, ohne die gewöhnlichen Zeichen
des Ausfahrens, zur Ruhe kam. Seine Angaben ſind
ſichtlich ein Gewebe von Lügen und ſein ganzes Beneh-
men ein wahres Poſſenſpiel, in welchem er den treu-
herzigen Pater zum Stichblatt machte. Eine Probe davon
iſt folgende: Der Pater, nachdem der Dämon die gräßlich-
ſten Blasphemieen ausgeſpieen hatte, ereiferte ſich und fuhr
ihn an: „Hölliſche Beſtie! Wer hat dich erſchaffen? A. Ich
mich ſelbſt. Pater. Wie aber kann Jemand ſich ſelbſt ſchaf-
fen? A. Ich habe es gekonnt. P. Wer hat dich von oben
herabgeſtürzt? A. Niemand. Ich mochte nicht droben blei-
ben.“ Eine Menge ähnlicher trivialer Dinge kamen in die-
ſer Geſchichte vor, welche zum Beweis dienen, daß die an-
gewandte Methode nicht die rechte iſt, und daß der Menge
exorciſtiſcher Formeln der einfache Befehl im Namen des
Herrn weit vorzuziehen iſt. In Henning’s Buch über
Geiſter und Geiſterſeher ſteht eine Geſchichte einer Frau
von Eberſtein aus Gehoven, beſchrieben vom dortigen
Prediger Thalemann, welche manches Aehnliche mit den
Erſcheinungen des Mädchens von Orlach darbietet. Die
Geſchichte ereignete ſich vom Oktober 1683 bis zum April
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Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_besessene_1834/153>, abgerufen am 16.07.2024.
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