Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834.noch problematisch seyn, aber auf jeden Fall sind die den 3) In Beziehung des Zaubers ging es dem Verf. ge- Zu diesem Ende ging er eine ziemliche Reihe von Schrif- noch problematiſch ſeyn, aber auf jeden Fall ſind die den 3) In Beziehung des Zaubers ging es dem Verf. ge- Zu dieſem Ende ging er eine ziemliche Reihe von Schrif- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0201" n="187"/> noch problematiſch ſeyn, aber auf jeden Fall ſind die den<lb/> ältern Erfahrungen analogen Erſcheinungen ſo ſtark darin<lb/> nachgebildet, daß das Recht, ſie unter die gleiche Rubrik zu<lb/> bringen, nicht wohl verkannt werden kann. Dem Skepticismus<lb/> laſſen ſie freilich genug Spielraum übrig, was unvermeid-<lb/> lich iſt, da die Natur oder vielmehr Unnatur des Gegenſtan-<lb/> des in Hinſicht auf Grund und Urſache myſteriöſer Art iſt<lb/> und bleiben muß. Ohne Zweifel wäre es auch den Men-<lb/> ſchen nicht gut, wenn es zur Evidenz käme, weil jeder<lb/> darin frey bleiben ſoll, ſich ſeinen Glauben und ſeine Lehre<lb/> daraus zu nehmen, wie ihm beliebt. Indeſſen ſind es rein<lb/> beobachtete Phänomene, die ſchon ihrer Seltenheit wegen<lb/> verdienen aufgezeichnet zu werden.</p><lb/> <p>3) In Beziehung des Zaubers ging es dem Verf. ge-<lb/> rade umgekehrt. Er glaubte nie an die Wirklichkeit deſ-<lb/> ſelben, bis ihm ausführliche Protokolle, juridiſche Fakul-<lb/> täts-Conſilien und in dieſen eine Menge Citaten älterer<lb/> Schriftſteller zu Geſicht kamen, die ihn in ſeiner Meinung<lb/> ſchwankend machten, und, wenn überhaupt ein formelles<lb/> richterliches Verfahren in Erhebung von Thatſachen eine<lb/> ſichere Bürgſchaft des Geſchehens iſt, ſchwankend machen<lb/> mußten. Er ging nun zur Unterſuchung über und fand,<lb/> daß eine ſolche Richtung der Unnatur, wie ſie der Zauber<lb/> enthält, eben ſo gut ſtattfinden könne, als die Beſitzung,<lb/> und ſomit überzeugte er ſich von ſeiner Möglichkeit. Dieß<lb/> führte ihn natürlich auch auf die Prüfung der Dokumente,<lb/> die ſeine Wirklichkeit bezeugen.</p><lb/> <p>Zu dieſem Ende ging er eine ziemliche Reihe von Schrif-<lb/> ten durch, die in den frühern Jahrhunderten ſich mit die-<lb/> ſem Gegenſtand ſowohl dafür als dagegen beſchäftigten. Mit<lb/> den Reſultaten dieſer Schriften verglich er die Protokolle<lb/> und die in denſelben niedergelegten ganz freyen Geſtänd-<lb/> niſſe von ſechs dem Zauber ergebenen Perſonen, und über-<lb/> zeugte ſich, nicht nur, daß die abgeſonderten Verhöre der<lb/> ſechs Perſonen in Hinſicht der Thatſachen des Zaubers voll-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0201]
noch problematiſch ſeyn, aber auf jeden Fall ſind die den
ältern Erfahrungen analogen Erſcheinungen ſo ſtark darin
nachgebildet, daß das Recht, ſie unter die gleiche Rubrik zu
bringen, nicht wohl verkannt werden kann. Dem Skepticismus
laſſen ſie freilich genug Spielraum übrig, was unvermeid-
lich iſt, da die Natur oder vielmehr Unnatur des Gegenſtan-
des in Hinſicht auf Grund und Urſache myſteriöſer Art iſt
und bleiben muß. Ohne Zweifel wäre es auch den Men-
ſchen nicht gut, wenn es zur Evidenz käme, weil jeder
darin frey bleiben ſoll, ſich ſeinen Glauben und ſeine Lehre
daraus zu nehmen, wie ihm beliebt. Indeſſen ſind es rein
beobachtete Phänomene, die ſchon ihrer Seltenheit wegen
verdienen aufgezeichnet zu werden.
3) In Beziehung des Zaubers ging es dem Verf. ge-
rade umgekehrt. Er glaubte nie an die Wirklichkeit deſ-
ſelben, bis ihm ausführliche Protokolle, juridiſche Fakul-
täts-Conſilien und in dieſen eine Menge Citaten älterer
Schriftſteller zu Geſicht kamen, die ihn in ſeiner Meinung
ſchwankend machten, und, wenn überhaupt ein formelles
richterliches Verfahren in Erhebung von Thatſachen eine
ſichere Bürgſchaft des Geſchehens iſt, ſchwankend machen
mußten. Er ging nun zur Unterſuchung über und fand,
daß eine ſolche Richtung der Unnatur, wie ſie der Zauber
enthält, eben ſo gut ſtattfinden könne, als die Beſitzung,
und ſomit überzeugte er ſich von ſeiner Möglichkeit. Dieß
führte ihn natürlich auch auf die Prüfung der Dokumente,
die ſeine Wirklichkeit bezeugen.
Zu dieſem Ende ging er eine ziemliche Reihe von Schrif-
ten durch, die in den frühern Jahrhunderten ſich mit die-
ſem Gegenſtand ſowohl dafür als dagegen beſchäftigten. Mit
den Reſultaten dieſer Schriften verglich er die Protokolle
und die in denſelben niedergelegten ganz freyen Geſtänd-
niſſe von ſechs dem Zauber ergebenen Perſonen, und über-
zeugte ſich, nicht nur, daß die abgeſonderten Verhöre der
ſechs Perſonen in Hinſicht der Thatſachen des Zaubers voll-
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