Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Flecht' in's Haar den Kranz der Hochzeit, Halt bereit die Brautgewande Und die wollen, duft'gen Schaalen: Denn wir kehren alle wieder In das Thal der süßen Heimath. 6. Anna. Komm', Bräut'gam! kommt, ihr Gäste! Schon steht im Hochzeitkleid Die bleiche Braut bereit, Erwartend euch zum Feste. Herbey! herbey! zum Tanz Die bleiche Braut zu führen, -- Seht! ihre Haare zieren So Ros' als Lilienkranz. So Mond und Sterne kränzen Lichtvoll das dunkle Thal, Lampen im Hochzeitsaal, Die Leichensteine glänzen. Und weil nach Tanz und Lauf
Der Ruh wir nöthig hätten, -- Schloß ich zu Schlummerstätten Die stillen Gräber auf. Flecht' in's Haar den Kranz der Hochzeit, Halt bereit die Brautgewande Und die wollen, duft'gen Schaalen: Denn wir kehren alle wieder In das Thal der ſuͤßen Heimath. 6. Anna. Komm', Braͤut'gam! kommt, ihr Gaͤſte! Schon ſteht im Hochzeitkleid Die bleiche Braut bereit, Erwartend euch zum Feſte. Herbey! herbey! zum Tanz Die bleiche Braut zu fuͤhren, — Seht! ihre Haare zieren So Ros' als Lilienkranz. So Mond und Sterne kraͤnzen Lichtvoll das dunkle Thal, Lampen im Hochzeitſaal, Die Leichenſteine glaͤnzen. Und weil nach Tanz und Lauf
Der Ruh wir noͤthig haͤtten, — Schloß ich zu Schlummerſtaͤtten Die ſtillen Graͤber auf. <TEI> <text> <body> <lg type="poem"> <lg type="poem" n="5"> <l> <pb facs="#f0206" n="194"/> </l> <lg n="3"> <l>Flecht' in's Haar den Kranz der Hochzeit,</l><lb/> <l>Halt bereit die Brautgewande</l><lb/> <l>Und die wollen, duft'gen Schaalen:</l><lb/> <l>Denn wir kehren alle wieder</l><lb/> <l>In das Thal der ſuͤßen Heimath.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem" n="6"> <head>6.</head><lb/> <head><hi rendition="#g">Anna</hi>.</head><lb/> <lg n="1"> <l>Komm', Braͤut'gam! kommt, ihr Gaͤſte!</l><lb/> <l>Schon ſteht im Hochzeitkleid</l><lb/> <l>Die bleiche Braut bereit,</l><lb/> <l>Erwartend euch zum Feſte.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Herbey! herbey! zum Tanz</l><lb/> <l>Die bleiche Braut zu fuͤhren, —</l><lb/> <l>Seht! ihre Haare zieren</l><lb/> <l>So Ros' als Lilienkranz.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>So Mond und Sterne kraͤnzen</l><lb/> <l>Lichtvoll das dunkle Thal,</l><lb/> <l>Lampen im Hochzeitſaal,</l><lb/> <l>Die Leichenſteine glaͤnzen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und weil nach Tanz und Lauf</l><lb/> <l>Der Ruh wir noͤthig haͤtten, —</l><lb/> <l>Schloß ich zu Schlummerſtaͤtten</l><lb/> <l>Die ſtillen Graͤber auf.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </body> </text> </TEI> [194/0206]
Flecht' in's Haar den Kranz der Hochzeit,
Halt bereit die Brautgewande
Und die wollen, duft'gen Schaalen:
Denn wir kehren alle wieder
In das Thal der ſuͤßen Heimath.
6.
Anna.
Komm', Braͤut'gam! kommt, ihr Gaͤſte!
Schon ſteht im Hochzeitkleid
Die bleiche Braut bereit,
Erwartend euch zum Feſte.
Herbey! herbey! zum Tanz
Die bleiche Braut zu fuͤhren, —
Seht! ihre Haare zieren
So Ros' als Lilienkranz.
So Mond und Sterne kraͤnzen
Lichtvoll das dunkle Thal,
Lampen im Hochzeitſaal,
Die Leichenſteine glaͤnzen.
Und weil nach Tanz und Lauf
Der Ruh wir noͤthig haͤtten, —
Schloß ich zu Schlummerſtaͤtten
Die ſtillen Graͤber auf.
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