Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Es brennt, wie Höllenglut, Das eitle Pfand der Bösen. O! möcht's vom Finger lösen Mir bald ein Engel gut! Er wallt in's Schweizerland, Treibt dort als Hirt die Heerde, Und schläft auf harter Erde, Und trinkt aus hohler Hand, Und kniet auf blum'ger Au Am Kreutze manche Stunden. Sein Fleisch das ist geschwunden, Sein Bart ist lang und grau. Im späten Abendroth, Die Sage singt's, bei Schaafen Da find't den frommen Grafen Ein irrer Ritter todt. Ein Glanz sein Haupt umfließt, Licht, liegt er, wie verkläret, Vom Finger abgezehret Der Ring gefallen ist. Es ist dieselbe Nacht,
Da in dem hellen Saale Beym zweyten Hochzeitmahle Die Gräfinn scherzt und lacht. Es brennt, wie Hoͤllenglut, Das eitle Pfand der Boͤſen. O! moͤcht's vom Finger loͤſen Mir bald ein Engel gut! Er wallt in's Schweizerland, Treibt dort als Hirt die Heerde, Und ſchlaͤft auf harter Erde, Und trinkt aus hohler Hand, Und kniet auf blum'ger Au Am Kreutze manche Stunden. Sein Fleiſch das iſt geſchwunden, Sein Bart iſt lang und grau. Im ſpaͤten Abendroth, Die Sage ſingt's, bei Schaafen Da find't den frommen Grafen Ein irrer Ritter todt. Ein Glanz ſein Haupt umfließt, Licht, liegt er, wie verklaͤret, Vom Finger abgezehret Der Ring gefallen iſt. Es iſt dieſelbe Nacht,
Da in dem hellen Saale Beym zweyten Hochzeitmahle Die Graͤfinn ſcherzt und lacht. <TEI> <text> <body> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0041" n="29"/> </l> <lg n="12"> <l>Es brennt, wie Hoͤllenglut,</l><lb/> <l rendition="#et">Das eitle Pfand der Boͤſen.</l><lb/> <l rendition="#et">O! moͤcht's vom Finger loͤſen</l><lb/> <l rendition="#et">Mir bald ein Engel gut!</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Er wallt in's Schweizerland,</l><lb/> <l rendition="#et">Treibt dort als Hirt die Heerde,</l><lb/> <l rendition="#et">Und ſchlaͤft auf harter Erde,</l><lb/> <l rendition="#et">Und trinkt aus hohler Hand,</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Und kniet auf blum'ger Au</l><lb/> <l rendition="#et">Am Kreutze manche Stunden.</l><lb/> <l rendition="#et">Sein Fleiſch das iſt geſchwunden,</l><lb/> <l rendition="#et">Sein Bart iſt lang und grau.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Im ſpaͤten Abendroth,</l><lb/> <l rendition="#et">Die Sage ſingt's, bei Schaafen</l><lb/> <l rendition="#et">Da find't den frommen Grafen</l><lb/> <l rendition="#et">Ein irrer Ritter todt.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Ein Glanz ſein Haupt umfließt,</l><lb/> <l rendition="#et">Licht, liegt er, wie verklaͤret,</l><lb/> <l rendition="#et">Vom Finger abgezehret</l><lb/> <l rendition="#et">Der Ring gefallen iſt.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Es iſt dieſelbe Nacht,</l><lb/> <l rendition="#et">Da in dem hellen Saale</l><lb/> <l rendition="#et">Beym zweyten Hochzeitmahle</l><lb/> <l rendition="#et">Die Graͤfinn ſcherzt und lacht.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </body> </text> </TEI> [29/0041]
Es brennt, wie Hoͤllenglut,
Das eitle Pfand der Boͤſen.
O! moͤcht's vom Finger loͤſen
Mir bald ein Engel gut!
Er wallt in's Schweizerland,
Treibt dort als Hirt die Heerde,
Und ſchlaͤft auf harter Erde,
Und trinkt aus hohler Hand,
Und kniet auf blum'ger Au
Am Kreutze manche Stunden.
Sein Fleiſch das iſt geſchwunden,
Sein Bart iſt lang und grau.
Im ſpaͤten Abendroth,
Die Sage ſingt's, bei Schaafen
Da find't den frommen Grafen
Ein irrer Ritter todt.
Ein Glanz ſein Haupt umfließt,
Licht, liegt er, wie verklaͤret,
Vom Finger abgezehret
Der Ring gefallen iſt.
Es iſt dieſelbe Nacht,
Da in dem hellen Saale
Beym zweyten Hochzeitmahle
Die Graͤfinn ſcherzt und lacht.
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