Kettler, Hedwig Johanna: Gleiche Bildung für Mann und Frau! Weimar, 1891 (= Bibliothek der Frauenfrage, Bd. 6).
Gleiche Bildung für Mann und Frau!
Vortrag, gehalten im "Deutschen Frauenverein Reform" in Berlin
am 24. April 1891.
Verehrte Anwesende!
Wer eine Reform empfiehlt und dabei auf irgend einen Erfolg hoffen
will, der
muß diese Reform als notwendig erweisen können.
Unser Verein hat bekanntlich an den Reichstag eine Petition gerichtet um
Zulassung des weiblichen Geschlechts zum medizinischen Studium und Beruf,
weil auch bei uns in Deutschland sich mehr und mehr die Überzeugung Bahn
bricht, daß die Frau berechtigt ist, für sich einen Arzt ihres eigenen Ge
schlechts zu verlangen. Da nun das Studium der Medizin an einer Uni
versität nur durch die Maturitätsprüfung erschlossen wird, und da diese
Prüfung nur durch eine auf dieselbe vorbereitende Ausbildung zu erreichen
ist, so ist es selbstverständlich, daß ein Verein, der von der Nation den
weiblichen Arzt fordert, auch die Schule fordert, die zur Zeit allein für
dieses ärztliche Studium vorzubereiten vermag, und daß er um Ermög
lichung
dieser Schulung bei den zuständigen gesetzgebenden Körperschaften
petitioniert. Darum hat unser Verein "Reform" den Landtagen
sämtlicher
Einzelstaaten des Deutschen Reiches eine Petition um Gründung
eines Mädchengymnasiums eingereicht.
Wenn der Bescheid auf diese Petitionen vorderhand auch noch ein un
günstiger ist, Jnzwischen
sind dem "Deutschen Frauenverein Reform" zwei günstigere
Be-
scheide zugegangen. Einerseits hat nämlich der Landtag des
Fürstentums Neuß j. L.
die genannte Petition der Regierung für den Fall
gleichartigen Vorgehens größerer
so heißt das nicht zugleich,
daß dieselben auch niemals
au an
1*
Gleiche Bildung für Mann und Frau!
Vortrag, gehalten im „Deutschen Frauenverein Reform“ in Berlin
am 24. April 1891.
Verehrte Anwesende!
Wer eine Reform empfiehlt und dabei auf irgend einen Erfolg hoffen
will, der
muß diese Reform als notwendig erweisen können.
Unser Verein hat bekanntlich an den Reichstag eine Petition gerichtet um
Zulassung des weiblichen Geschlechts zum medizinischen Studium und Beruf,
weil auch bei uns in Deutschland sich mehr und mehr die Überzeugung Bahn
bricht, daß die Frau berechtigt ist, für sich einen Arzt ihres eigenen Ge
schlechts zu verlangen. Da nun das Studium der Medizin an einer Uni
versität nur durch die Maturitätsprüfung erschlossen wird, und da diese
Prüfung nur durch eine auf dieselbe vorbereitende Ausbildung zu erreichen
ist, so ist es selbstverständlich, daß ein Verein, der von der Nation den
weiblichen Arzt fordert, auch die Schule fordert, die zur Zeit allein für
dieses ärztliche Studium vorzubereiten vermag, und daß er um Ermög
lichung
dieser Schulung bei den zuständigen gesetzgebenden Körperschaften
petitioniert. Darum hat unser Verein „Reform“ den Landtagen
sämtlicher
Einzelstaaten des Deutschen Reiches eine Petition um Gründung
eines Mädchengymnasiums eingereicht.
Wenn der Bescheid auf diese Petitionen vorderhand auch noch ein un
günstiger ist, Jnzwischen
sind dem „Deutschen Frauenverein Reform“ zwei günstigere
Be-
scheide zugegangen. Einerseits hat nämlich der Landtag des
Fürstentums Neuß j. L.
die genannte Petition der Regierung für den Fall
gleichartigen Vorgehens größerer
so heißt das nicht zugleich,
daß dieselben auch niemals
au an
1*
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