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Kinkel, Johanna: Musikalische Orthodoxie. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 99–171. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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gefunden hätte. Mit großer Gefälligkeit begleitete Frau Werl sie täglich zur Stadt, um die nöthigen Besuche zu machen und Erkundigungen einzuziehen, wobei es leider viel vergebliche Schritte gab.

Der Empfang bei den meisten Kunstgenossen war ziemlich abstoßend, oder kam doch Ida so vor. Weil sie immer an die traute Umgebung der Verwandten und Jugendfreunde gewöhnt war, erschienen ihr die großstädtischen Formen unsäglich frostig und die Kürze wahrhaft erschreckend, mit der die musikalischen Notabilitäten ihre Fragen abfertigten. Meist vertröstete man sie damit: es werde sich wohl machen, wenn sie es abwarten könne, bis ihre Leistungen bekannter würden; doch um diese bekannt zu machen, rührte sich Niemand, obgleich hier Alles auf eine rasche Entscheidung ankam.

Neben der Amtmanns-Wohnung des Dörfchens Waldheim lag die Villa des Grafen Selvar, die er vom ersten Frühlingswehen bis zu den Novemberstürmen zu bewohnen pflegte. Der Amtmann und seine Frau waren immer gern dort gesehen, und so oft der Graf ihnen begegnete, wiederholte er seine Einladung, ihn häufiger zu besuchen; doch ging Frau Werl nur in der schlechtern Jahreszeit darauf ein, wenn die Besuche der vornehmen Welt ausblieben, die in den Sommermonaten stets Salon und Garten des Grafen füllten. Um Ida's willen überwand sie diesmal ihre Scheu vor der großen Gesellschaft. Im

gefunden hätte. Mit großer Gefälligkeit begleitete Frau Werl sie täglich zur Stadt, um die nöthigen Besuche zu machen und Erkundigungen einzuziehen, wobei es leider viel vergebliche Schritte gab.

Der Empfang bei den meisten Kunstgenossen war ziemlich abstoßend, oder kam doch Ida so vor. Weil sie immer an die traute Umgebung der Verwandten und Jugendfreunde gewöhnt war, erschienen ihr die großstädtischen Formen unsäglich frostig und die Kürze wahrhaft erschreckend, mit der die musikalischen Notabilitäten ihre Fragen abfertigten. Meist vertröstete man sie damit: es werde sich wohl machen, wenn sie es abwarten könne, bis ihre Leistungen bekannter würden; doch um diese bekannt zu machen, rührte sich Niemand, obgleich hier Alles auf eine rasche Entscheidung ankam.

Neben der Amtmanns-Wohnung des Dörfchens Waldheim lag die Villa des Grafen Selvar, die er vom ersten Frühlingswehen bis zu den Novemberstürmen zu bewohnen pflegte. Der Amtmann und seine Frau waren immer gern dort gesehen, und so oft der Graf ihnen begegnete, wiederholte er seine Einladung, ihn häufiger zu besuchen; doch ging Frau Werl nur in der schlechtern Jahreszeit darauf ein, wenn die Besuche der vornehmen Welt ausblieben, die in den Sommermonaten stets Salon und Garten des Grafen füllten. Um Ida's willen überwand sie diesmal ihre Scheu vor der großen Gesellschaft. Im

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[0009] gefunden hätte. Mit großer Gefälligkeit begleitete Frau Werl sie täglich zur Stadt, um die nöthigen Besuche zu machen und Erkundigungen einzuziehen, wobei es leider viel vergebliche Schritte gab. Der Empfang bei den meisten Kunstgenossen war ziemlich abstoßend, oder kam doch Ida so vor. Weil sie immer an die traute Umgebung der Verwandten und Jugendfreunde gewöhnt war, erschienen ihr die großstädtischen Formen unsäglich frostig und die Kürze wahrhaft erschreckend, mit der die musikalischen Notabilitäten ihre Fragen abfertigten. Meist vertröstete man sie damit: es werde sich wohl machen, wenn sie es abwarten könne, bis ihre Leistungen bekannter würden; doch um diese bekannt zu machen, rührte sich Niemand, obgleich hier Alles auf eine rasche Entscheidung ankam. Neben der Amtmanns-Wohnung des Dörfchens Waldheim lag die Villa des Grafen Selvar, die er vom ersten Frühlingswehen bis zu den Novemberstürmen zu bewohnen pflegte. Der Amtmann und seine Frau waren immer gern dort gesehen, und so oft der Graf ihnen begegnete, wiederholte er seine Einladung, ihn häufiger zu besuchen; doch ging Frau Werl nur in der schlechtern Jahreszeit darauf ein, wenn die Besuche der vornehmen Welt ausblieben, die in den Sommermonaten stets Salon und Garten des Grafen füllten. Um Ida's willen überwand sie diesmal ihre Scheu vor der großen Gesellschaft. Im

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:10:50Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:10:50Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Kinkel, Johanna: Musikalische Orthodoxie. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 99–171. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kinkel_orthodoxie_1910/9>, abgerufen am 23.11.2024.