Kirchhoff, Auguste: Zur Entwicklung der Frauenstimmrechts-Bewegung. Bremen, [1916].Zur Kartellfrage erklärte die Vorsitzende, daß ihre Ver- Am 20. März fand in Weimar die Verschmelzung statt, aus Am 18. und 19. April 1916 hatte der deutsche Frauenstimm- Die in Weimar aus dem deutschen Verband ausgeschiede- Auch unsere alte Vorkämpferin, Frau Cauer, wurde dort Was den Frauenstimmrechtsbund prinzipiell von dem deut- Nur auf dieser Basis stehend scheint den Mitgliedern des Zur Kartellfrage erklärte die Vorsitzende, daß ihre Ver- Am 20. März fand in Weimar die Verschmelzung statt, aus Am 18. und 19. April 1916 hatte der deutsche Frauenstimm- Die in Weimar aus dem deutschen Verband ausgeschiede- Auch unsere alte Vorkämpferin, Frau Cauer, wurde dort Was den Frauenstimmrechtsbund prinzipiell von dem deut- Nur auf dieser Basis stehend scheint den Mitgliedern des <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0015" n="15"/> <p>Zur Kartellfrage erklärte die Vorsitzende, daß ihre Ver-<lb/> suche, die deutsche Vereinigung zu einem Kartell mit dem deut-<lb/> schen Frauenstimmrechtsbunde zu bewegen, gescheitert seien<lb/> und die Verschmelzung unmöglich geworden wäre, hätte man<lb/> auf dem Kartell bestanden.</p><lb/> <p>Am 20. März fand in Weimar die Verschmelzung statt, aus<lb/> der anstelle von Verband und Vereinigung „Der deutsche Reichs-<lb/> verband für Frauenstimmrecht“ hervorging. Den Vorsitz über-<lb/> nahm Frau Marie Stritt.</p><lb/> <p>Am 18. und 19. April 1916 hatte der deutsche Frauenstimm-<lb/> rechtsbund seine erste Tagung in Frankfurt a/M., einberufen<lb/> von der Ortsgruppe Bremen.</p><lb/> <p>Die in Weimar aus dem deutschen Verband ausgeschiede-<lb/> nen Ortsgruppen: Breslau, Kattowitz, Göttingen, sowie die<lb/> neugegründete Ortsgruppe Frankfurt a/M. und Einzelpersonen<lb/> nahmen als neugewonnene Mitglieder teil.</p><lb/> <p>Auch unsere alte Vorkämpferin, Frau Cauer, wurde dort<lb/> Mitglied des Bundes. Seitdem hat sich auch die Ortsgruppe<lb/> Halle dem Deutschen Frauenstimmrechtsbunde angegliedert.</p><lb/> <p>Was den Frauenstimmrechtsbund prinzipiell von dem deut-<lb/> schen Reichsverband für Frauenstimmrecht scheidet, ist seine<lb/> Überzeugung, daß die Forderung des Frauenwahlrechtes sich<lb/> logischer und gerechter Weise nur aufbauen kann auf dem Prin-<lb/> zip der Anteilnahme aller Volksgenossen an den Geschicken<lb/> ihres Landes. Für ihn ist die Forderung des allgemeinen, glei-<lb/> chen, geheimen und direkten Wahlrechts also die Grundlage<lb/> der politischen Frauenrechte, nicht aber ihre in ferner Zukunft<lb/> liegende Krönung, ihr Endziel.</p><lb/> <p>Nur auf dieser Basis stehend scheint den Mitgliedern des<lb/> deutschen Frauenstimmrechtsbundes der Kampf um die poli-<lb/> tische Befreiung der Frau möglich, der Kampf, den die Frauen<lb/> allzeit unter die Devise gestellt haben: „Gerechtigkeit erhöhet<lb/> ein Volk“. Jedes beschränkte Wahlrecht spricht aber aller Ge-<lb/> rechtigkeit Hohn, weil es die ausschließt, die seiner am meisten<lb/> bedürfen in ihrem Existenzkampf: die wirtschaftlich Schwachen.<lb/></p> </body> </text> </TEI> [15/0015]
Zur Kartellfrage erklärte die Vorsitzende, daß ihre Ver-
suche, die deutsche Vereinigung zu einem Kartell mit dem deut-
schen Frauenstimmrechtsbunde zu bewegen, gescheitert seien
und die Verschmelzung unmöglich geworden wäre, hätte man
auf dem Kartell bestanden.
Am 20. März fand in Weimar die Verschmelzung statt, aus
der anstelle von Verband und Vereinigung „Der deutsche Reichs-
verband für Frauenstimmrecht“ hervorging. Den Vorsitz über-
nahm Frau Marie Stritt.
Am 18. und 19. April 1916 hatte der deutsche Frauenstimm-
rechtsbund seine erste Tagung in Frankfurt a/M., einberufen
von der Ortsgruppe Bremen.
Die in Weimar aus dem deutschen Verband ausgeschiede-
nen Ortsgruppen: Breslau, Kattowitz, Göttingen, sowie die
neugegründete Ortsgruppe Frankfurt a/M. und Einzelpersonen
nahmen als neugewonnene Mitglieder teil.
Auch unsere alte Vorkämpferin, Frau Cauer, wurde dort
Mitglied des Bundes. Seitdem hat sich auch die Ortsgruppe
Halle dem Deutschen Frauenstimmrechtsbunde angegliedert.
Was den Frauenstimmrechtsbund prinzipiell von dem deut-
schen Reichsverband für Frauenstimmrecht scheidet, ist seine
Überzeugung, daß die Forderung des Frauenwahlrechtes sich
logischer und gerechter Weise nur aufbauen kann auf dem Prin-
zip der Anteilnahme aller Volksgenossen an den Geschicken
ihres Landes. Für ihn ist die Forderung des allgemeinen, glei-
chen, geheimen und direkten Wahlrechts also die Grundlage
der politischen Frauenrechte, nicht aber ihre in ferner Zukunft
liegende Krönung, ihr Endziel.
Nur auf dieser Basis stehend scheint den Mitgliedern des
deutschen Frauenstimmrechtsbundes der Kampf um die poli-
tische Befreiung der Frau möglich, der Kampf, den die Frauen
allzeit unter die Devise gestellt haben: „Gerechtigkeit erhöhet
ein Volk“. Jedes beschränkte Wahlrecht spricht aber aller Ge-
rechtigkeit Hohn, weil es die ausschließt, die seiner am meisten
bedürfen in ihrem Existenzkampf: die wirtschaftlich Schwachen.
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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen
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(2016-11-25T17:57:43Z)
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