Kirchhoff, Auguste: Warum muß der Deutsche Verband für Frauenstimmrecht sich zum allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrecht bekennen? Bremen, 1912.den deutschen Reichstag zum erstenmal, sich eingehend mit der Frauen- Als Forderung formuliert erschien sie im Programm des 1899 Die erste öffentliche Kundgebung des Vereins war eine Mani- Von seiten des Bundes deutscher Frauenvereine, dem Am 1. Oktober 1904, anläßlich der Konstituierung des Weltbundes den deutschen Reichstag zum erstenmal, sich eingehend mit der Frauen- Als Forderung formuliert erschien sie im Programm des 1899 Die erste öffentliche Kundgebung des Vereins war eine Mani- Von seiten des Bundes deutscher Frauenvereine, dem Am 1. Oktober 1904, anläßlich der Konstituierung des Weltbundes <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0005" n="5"/> <p>den deutschen Reichstag zum erstenmal, sich eingehend mit der Frauen-<lb/> stimmrechtsfrage zu beschäftigen. Frau Minna Cauer erörterte sie<lb/> weiterhin in ihrer 1895 gegründeten Zeitschrift „Die Frauenbewegung“,<lb/> die sich mit Fragen der Gesetzgebung und Sozialpolitik beschäftigte.</p><lb/> <p>Als Forderung formuliert erschien sie im Programm des 1899<lb/> gegründeten Verbandes fortschrittlicher Frauenvereine, und nahm selb-<lb/> ständige Gestalt an im Jahre 1902 durch die Gründung des Vereins<lb/> für Frauenstimmrecht. Die Frau, deren Jnitiative wir diese Gründung<lb/> zu danken haben, ist, wie Sie alle wissen, unsre allverehrte, langjährige<lb/> Vorsitzende, <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Anita Augspurg, die mit Fräulein Lida Gustava<lb/> Heymann den Verein ins Leben rief mit dem Sitz in Hamburg. Dem<lb/> Vorstande traten bei: die unermüdliche Pionierin für die Staatsbürger-<lb/> rechte der Frauen, Frau Minna Cauer, ferner <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Käte Schirmacher,<lb/> Fräulein Charlotte Engel-Reimers und Fräulein Adelheid v. Welczeck.</p><lb/> <p>Die erste öffentliche Kundgebung des Vereins war eine Mani-<lb/> festationsversammlung in Berlin am 12. Februar 1902, in der in einer<lb/> Resolution die Notwendigkeit des Frauenstimmrechts vom ethischen, wirt-<lb/> schaftlichen, politischen und sozialen Standpunkt aus erklärt wurde.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Von seiten des Bundes deutscher Frauenvereine, dem<lb/> sich der junge Verein angeschlossen hatte, fand er wenig<lb/> Förderung</hi>; man sprach es offen aus, daß man eine Beeinträchtigung<lb/> der sonstigen Bundesbestrebungen fürchtete, wenn man öffentlich für das<lb/> Frauenstimmrecht einträte. Dagegen fand der Verein beim Bund fort-<lb/> schrittlicher Frauen stets Verständnis und tatkräftige Unterstützung.</p><lb/> <p>Am 1. Oktober 1904, anläßlich der Konstituierung des Weltbundes<lb/> für Frauenstimmrecht wurde unser Verein in einen deutschen Verband<lb/> für Frauenstimmrecht umgewandelt mit dem Zweigverein Hamburg, dem<lb/> sich im November desselben Jahres der von Frau Martha Voß-Zietz<lb/> gegründete Verein Bremen anschloß. 1906 rief dann <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Augspurg<lb/> den mitteldeutschen Verein mit dem Sitz in Leipzig und den württem-<lb/> bergischen, Sitz Stuttgart, ins Leben, Fräulein von Welczeck den<lb/> badischen, Sitz Mannheim. Fräulein Heymann gründete einen Verein<lb/> in Worms, der sich mit den beiden von Fräulein v. Welczeck in Darm-<lb/> stadt und Mainz gegründeten zum hessischen Landesverein zusammen-<lb/> schloß. – Jn Preußen hatte man sich mit Hinblick auf das Vereins-<lb/> gesetz mit der Bildung von Ortsgruppen bescheiden müssen, die ihre<lb/> Zentrale im „Preußischen Landesausschuß“ fanden und mit dem Deutschen<lb/> Verband in lebhafter Fühlung blieben, ohne sich anschließen zu können.<lb/> Erst 1908 konnte dieser Landesausschuß unter dem Vorsitz von Frau<lb/> Cauer sich umwandeln in einen preußischen Landesverein, der sich dann,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
den deutschen Reichstag zum erstenmal, sich eingehend mit der Frauen-
stimmrechtsfrage zu beschäftigen. Frau Minna Cauer erörterte sie
weiterhin in ihrer 1895 gegründeten Zeitschrift „Die Frauenbewegung“,
die sich mit Fragen der Gesetzgebung und Sozialpolitik beschäftigte.
Als Forderung formuliert erschien sie im Programm des 1899
gegründeten Verbandes fortschrittlicher Frauenvereine, und nahm selb-
ständige Gestalt an im Jahre 1902 durch die Gründung des Vereins
für Frauenstimmrecht. Die Frau, deren Jnitiative wir diese Gründung
zu danken haben, ist, wie Sie alle wissen, unsre allverehrte, langjährige
Vorsitzende, Dr. Anita Augspurg, die mit Fräulein Lida Gustava
Heymann den Verein ins Leben rief mit dem Sitz in Hamburg. Dem
Vorstande traten bei: die unermüdliche Pionierin für die Staatsbürger-
rechte der Frauen, Frau Minna Cauer, ferner Dr. Käte Schirmacher,
Fräulein Charlotte Engel-Reimers und Fräulein Adelheid v. Welczeck.
Die erste öffentliche Kundgebung des Vereins war eine Mani-
festationsversammlung in Berlin am 12. Februar 1902, in der in einer
Resolution die Notwendigkeit des Frauenstimmrechts vom ethischen, wirt-
schaftlichen, politischen und sozialen Standpunkt aus erklärt wurde.
Von seiten des Bundes deutscher Frauenvereine, dem
sich der junge Verein angeschlossen hatte, fand er wenig
Förderung; man sprach es offen aus, daß man eine Beeinträchtigung
der sonstigen Bundesbestrebungen fürchtete, wenn man öffentlich für das
Frauenstimmrecht einträte. Dagegen fand der Verein beim Bund fort-
schrittlicher Frauen stets Verständnis und tatkräftige Unterstützung.
Am 1. Oktober 1904, anläßlich der Konstituierung des Weltbundes
für Frauenstimmrecht wurde unser Verein in einen deutschen Verband
für Frauenstimmrecht umgewandelt mit dem Zweigverein Hamburg, dem
sich im November desselben Jahres der von Frau Martha Voß-Zietz
gegründete Verein Bremen anschloß. 1906 rief dann Dr. Augspurg
den mitteldeutschen Verein mit dem Sitz in Leipzig und den württem-
bergischen, Sitz Stuttgart, ins Leben, Fräulein von Welczeck den
badischen, Sitz Mannheim. Fräulein Heymann gründete einen Verein
in Worms, der sich mit den beiden von Fräulein v. Welczeck in Darm-
stadt und Mainz gegründeten zum hessischen Landesverein zusammen-
schloß. – Jn Preußen hatte man sich mit Hinblick auf das Vereins-
gesetz mit der Bildung von Ortsgruppen bescheiden müssen, die ihre
Zentrale im „Preußischen Landesausschuß“ fanden und mit dem Deutschen
Verband in lebhafter Fühlung blieben, ohne sich anschließen zu können.
Erst 1908 konnte dieser Landesausschuß unter dem Vorsitz von Frau
Cauer sich umwandeln in einen preußischen Landesverein, der sich dann,
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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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