Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584.

Bild:
<< vorherige Seite

der nidrigkeit sich geeussert / vnd vor den Leuten in dieser sichtbaren Welt nur einen eusserlichen menschlichen knechtswandel gefüret / biß er nu durch den eingang in seine herrligkeit die Knechtsgestalt gar abgelegt.

Derwegen ist er vor / vnd nach seinem Leiden ein pur lauter Mensch (so viel sein Substantz betrifft) blieben / ob er wol mit göttlichen eigenschafften der almacht / alwissenheit / allenthalbgegenwertigkeit / als ein gemachter Gott / gezieret / vnd begabet ist.

Was nu den Antitrinitariern auff diese Gotteslesterung / dazu jnen durch obgedachte verkehrung des Apostolischen Spruchs anleitung gegeben / vnd ein grosser vorteil gethan wird / mit bestendigem grund zu antworten sey / werden die Vbiquisten / so lang sie vff jrem gedicht verharren / wol vnangezeigt lassen.

Zum andern / ist kundt / vnd offenbar / das man in der Christlichen warhafftigen Religion bißher einmütiglich also geschlossen:

Niemand ist almechtig / alwissend / allenthalben / denn allein Gott in seinem vnendlichen Wesen.

Es ist aber so wol der Son / als der Vater / vnd heiliger Geist / almechtig / alwissend / vnd allenthalben.

Darumb ist der Son so wol / als der Vater / vnd heiliger Geist / warhafftiger / ewiger / wesentlicher / natürlicher Gott.

Dieweil aber nicht mehr / denn ein einiger Gott ist / vnd der Son gleichwol nicht der Vater / noch heiliger Geist ist / so folget / das obwol ein andere Person der Vater / ein andere der Son / ein andere der heilige Geist / dennoch Vater / Son / vnd heiliger Geist der einige / lebend-

der nidrigkeit sich geeussert / vnd vor den Leuten in dieser sichtbaren Welt nur einen eusserlichen menschlichen knechtswandel gefüret / biß er nu durch den eingang in seine herrligkeit die Knechtsgestalt gar abgelegt.

Derwegen ist er vor / vnd nach seinem Leiden ein pur lauter Mensch (so viel sein Substantz betrifft) blieben / ob er wol mit göttlichen eigenschafften der almacht / alwissenheit / allenthalbgegenwertigkeit / als ein gemachter Gott / gezieret / vnd begabet ist.

Was nu den Antitrinitariern auff diese Gotteslesterung / dazu jnen durch obgedachte verkehrung des Apostolischen Spruchs anleitung gegeben / vnd ein grosser vorteil gethan wird / mit bestendigem grund zu antworten sey / werden die Vbiquisten / so lang sie vff jrem gedicht verharren / wol vnangezeigt lassen.

Zum andern / ist kundt / vnd offenbar / das man in der Christlichen warhafftigen Religion bißher einmütiglich also geschlossen:

Niemand ist almechtig / alwissend / allenthalben / denn allein Gott in seinem vnendlichen Wesen.

Es ist aber so wol der Son / als der Vater / vnd heiliger Geist / almechtig / alwissend / vnd allenthalben.

Darumb ist der Son so wol / als der Vater / vnd heiliger Geist / warhafftiger / ewiger / wesentlicher / natürlicher Gott.

Dieweil aber nicht mehr / denn ein einiger Gott ist / vnd der Son gleichwol nicht der Vater / noch heiliger Geist ist / so folget / das obwol ein andere Person der Vater / ein andere der Son / ein andere der heilige Geist / dennoch Vater / Son / vnd heiliger Geist der einige / lebend-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0240" n="236"/>
der nidrigkeit sich geeussert / vnd vor den Leuten in                      dieser sichtbaren Welt nur einen eusserlichen menschlichen knechtswandel gefüret                      / biß er nu durch den eingang in seine herrligkeit die Knechtsgestalt gar                      abgelegt.</p>
        <p>Derwegen ist er vor / vnd nach seinem Leiden ein pur lauter Mensch (so viel sein                      Substantz betrifft) blieben / ob er wol mit göttlichen eigenschafften der                      almacht / alwissenheit / allenthalbgegenwertigkeit / als ein gemachter Gott /                      gezieret / vnd begabet ist.</p>
        <p>Was nu den Antitrinitariern auff diese Gotteslesterung / dazu jnen durch                      obgedachte verkehrung des Apostolischen Spruchs anleitung gegeben / vnd ein                      grosser vorteil gethan wird / mit bestendigem grund zu antworten sey / werden                      die Vbiquisten / so lang sie vff jrem gedicht verharren / wol vnangezeigt                      lassen.</p>
        <p>Zum andern / ist kundt / vnd offenbar / das man in der Christlichen warhafftigen                      Religion bißher einmütiglich also geschlossen:</p>
        <p>Niemand ist almechtig / alwissend / allenthalben / denn allein Gott in seinem                      vnendlichen Wesen.</p>
        <p>Es ist aber so wol der Son / als der Vater / vnd heiliger Geist / almechtig /                      alwissend / vnd allenthalben.</p>
        <p>Darumb ist der Son so wol / als der Vater / vnd heiliger Geist / warhafftiger /                      ewiger / wesentlicher / natürlicher Gott.</p>
        <p>Dieweil aber nicht mehr / denn ein einiger Gott ist / vnd der Son gleichwol nicht                      der Vater / noch heiliger Geist ist / so folget / das obwol ein andere Person                      der Vater / ein andere der Son / ein andere der heilige Geist / dennoch Vater /                      Son / vnd heiliger Geist der einige / lebend-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0240] der nidrigkeit sich geeussert / vnd vor den Leuten in dieser sichtbaren Welt nur einen eusserlichen menschlichen knechtswandel gefüret / biß er nu durch den eingang in seine herrligkeit die Knechtsgestalt gar abgelegt. Derwegen ist er vor / vnd nach seinem Leiden ein pur lauter Mensch (so viel sein Substantz betrifft) blieben / ob er wol mit göttlichen eigenschafften der almacht / alwissenheit / allenthalbgegenwertigkeit / als ein gemachter Gott / gezieret / vnd begabet ist. Was nu den Antitrinitariern auff diese Gotteslesterung / dazu jnen durch obgedachte verkehrung des Apostolischen Spruchs anleitung gegeben / vnd ein grosser vorteil gethan wird / mit bestendigem grund zu antworten sey / werden die Vbiquisten / so lang sie vff jrem gedicht verharren / wol vnangezeigt lassen. Zum andern / ist kundt / vnd offenbar / das man in der Christlichen warhafftigen Religion bißher einmütiglich also geschlossen: Niemand ist almechtig / alwissend / allenthalben / denn allein Gott in seinem vnendlichen Wesen. Es ist aber so wol der Son / als der Vater / vnd heiliger Geist / almechtig / alwissend / vnd allenthalben. Darumb ist der Son so wol / als der Vater / vnd heiliger Geist / warhafftiger / ewiger / wesentlicher / natürlicher Gott. Dieweil aber nicht mehr / denn ein einiger Gott ist / vnd der Son gleichwol nicht der Vater / noch heiliger Geist ist / so folget / das obwol ein andere Person der Vater / ein andere der Son / ein andere der heilige Geist / dennoch Vater / Son / vnd heiliger Geist der einige / lebend-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_argument_1584
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_argument_1584/240
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_argument_1584/240>, abgerufen am 23.11.2024.