Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584.

Bild:
<< vorherige Seite

mus entweder der Vbiquisten alwissendes fleisch ein gedicht sein / oder Lutherus selbst für einen Agnoeten gehalten werden. Denn weil Lutherus der menschlichen Natur halben gar keine gloss leiden wil / so werden sie mit jhrer deuteley mit nichten bestehen / das die Menscheit ChristiFol. Apol. Erf. 51. b. zur zeit der nidrigkeit wol alles gewist / aber nicht hab offenbaren wollen. Denn solchs mit nichten von der Menschheit / sondern vielmehr von der Gottheit in Christo zuuerstehen wer / nach der erklerung Hilarij, welcher lib. 9. de Trinit. vber den Spruch des Apostels; In ipso omnes thesauri sapientiae, & scientiae absconditi sunt, also spricht: Insunt igitur, sed si professione extarent, non essent absconditi. Ita ergo ignorat diem iudicij. Vnd lib. 10. Professio nescitae diei, non est ignorationis infirmitas, sed tacendi dispensatio.

Diß alles gehet auff die Gottheit / vnd mit nichten auff die Menscheit Christi. Darümb lassen wirs bey dem vrteil / vnd decision / oder erklerung Nazianzeni bleiben / welcher in widerlegung der Arianer in seinem andern Sermon vom Son Gottes / also spricht: Eccui igitur dubium esse potest, quin horam quidem, vt Deus, cognitam habeat: ignoret autem, vt homo? Nam apparens natura discernenda est ab inuisibili. Quapropter ignorantiam humanitati, non diuinitati adscribendam esse, pie, & religiose sentimus.

Das ist: Wer wil denn zweiffeln / das jme die stund / so fern er Gott ist / bekant / so fern er aber Mensch ist / vnbekant sey? denn man mus die sichtbare Natur von der vnsichtbaren vnterscheiden. Derwegen wir gottselig / vnd wol die vnwissenschafft der Menscheit / vnd nicht der Gottheit zuschreiben.

mus entweder der Vbiquisten alwissendes fleisch ein gedicht sein / oder Lutherus selbst für einen Agnoeten gehalten werden. Denn weil Lutherus der menschlichen Natur halben gar keine gloss leiden wil / so werden sie mit jhrer deuteley mit nichten bestehen / das die Menscheit ChristiFol. Apol. Erf. 51. b. zur zeit der nidrigkeit wol alles gewist / aber nicht hab offenbaren wollen. Denn solchs mit nichten von der Menschheit / sondern vielmehr von der Gottheit in Christo zuuerstehen wer / nach der erklerung Hilarij, welcher lib. 9. de Trinit. vber den Spruch des Apostels; In ipso omnes thesauri sapientiae, & scientiae absconditi sunt, also spricht: Insunt igitur, sed si professione extarent, non essent absconditi. Ita ergo ignorat diem iudicij. Vnd lib. 10. Professio nescitae diei, non est ignorationis infirmitas, sed tacendi dispensatio.

Diß alles gehet auff die Gottheit / vnd mit nichten auff die Menscheit Christi. Darümb lassen wirs bey dem vrteil / vnd decision / oder erklerung Nazianzeni bleiben / welcher in widerlegung der Arianer in seinem andern Sermon vom Son Gottes / also spricht: Eccui igitur dubium esse potest, quin horam quidem, vt Deus, cognitam habeat: ignoret autem, vt homo? Nam apparens natura discernenda est ab inuisibili. Quapropter ignorantiam humanitati, non diuinitati adscribendam esse, piè, & religiosè sentimus.

Das ist: Wer wil denn zweiffeln / das jme die stund / so fern er Gott ist / bekant / so fern er aber Mensch ist / vnbekant sey? deñ man mus die sichtbare Natur von der vnsichtbaren vnterscheiden. Derwegen wir gottselig / vnd wol die vnwissenschafft der Menscheit / vnd nicht der Gottheit zuschreiben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0401" n="397"/>
mus                      entweder der Vbiquisten alwissendes fleisch ein gedicht sein / oder Lutherus                      selbst für einen Agnoeten gehalten werden. Denn weil Lutherus der menschlichen                      Natur halben gar keine gloss leiden wil / so werden sie mit jhrer deuteley mit                      nichten bestehen / das die Menscheit Christi<note place="right">Fol.                          Apol. Erf. <hi rendition="#i">51.</hi> b.</note> zur zeit der nidrigkeit wol                      alles gewist / aber nicht hab offenbaren wollen. Denn solchs mit nichten von der                      Menschheit / sondern vielmehr von der Gottheit in Christo zuuerstehen wer / nach                      der erklerung Hilarij, welcher lib. <hi rendition="#i">9.</hi> de Trinit. vber                      den Spruch des Apostels; In ipso omnes thesauri sapientiae, &amp; scientiae                      absconditi sunt, also spricht: Insunt igitur, sed si professione extarent, non                      essent absconditi. Ita ergo ignorat diem iudicij. Vnd lib. <hi rendition="#i">10.</hi> Professio nescitae diei, non est ignorationis infirmitas, sed                      tacendi dispensatio.</p>
        <p>Diß alles gehet auff die Gottheit / vnd mit nichten auff die Menscheit Christi.                      Darümb lassen wirs bey dem vrteil / vnd decision / oder erklerung Nazianzeni                      bleiben / welcher in widerlegung der Arianer in seinem andern Sermon vom Son                      Gottes / also spricht: Eccui igitur dubium esse potest, quin horam quidem, vt                      Deus, cognitam habeat: ignoret autem, vt homo? Nam apparens natura discernenda                      est ab inuisibili. Quapropter ignorantiam humanitati, non diuinitati                      adscribendam esse, piè, &amp; religiosè sentimus.</p>
        <p>Das ist: Wer wil denn zweiffeln / das jme die stund / so fern er Gott ist /                      bekant / so fern er aber Mensch ist / vnbekant sey? den&#x0303; man mus                      die sichtbare Natur von der vnsichtbaren vnterscheiden. Derwegen wir gottselig /                      vnd wol die vnwissenschafft der Menscheit / vnd nicht der Gottheit                      zuschreiben.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[397/0401] mus entweder der Vbiquisten alwissendes fleisch ein gedicht sein / oder Lutherus selbst für einen Agnoeten gehalten werden. Denn weil Lutherus der menschlichen Natur halben gar keine gloss leiden wil / so werden sie mit jhrer deuteley mit nichten bestehen / das die Menscheit Christi zur zeit der nidrigkeit wol alles gewist / aber nicht hab offenbaren wollen. Denn solchs mit nichten von der Menschheit / sondern vielmehr von der Gottheit in Christo zuuerstehen wer / nach der erklerung Hilarij, welcher lib. 9. de Trinit. vber den Spruch des Apostels; In ipso omnes thesauri sapientiae, & scientiae absconditi sunt, also spricht: Insunt igitur, sed si professione extarent, non essent absconditi. Ita ergo ignorat diem iudicij. Vnd lib. 10. Professio nescitae diei, non est ignorationis infirmitas, sed tacendi dispensatio. Fol. Apol. Erf. 51. b. Diß alles gehet auff die Gottheit / vnd mit nichten auff die Menscheit Christi. Darümb lassen wirs bey dem vrteil / vnd decision / oder erklerung Nazianzeni bleiben / welcher in widerlegung der Arianer in seinem andern Sermon vom Son Gottes / also spricht: Eccui igitur dubium esse potest, quin horam quidem, vt Deus, cognitam habeat: ignoret autem, vt homo? Nam apparens natura discernenda est ab inuisibili. Quapropter ignorantiam humanitati, non diuinitati adscribendam esse, piè, & religiosè sentimus. Das ist: Wer wil denn zweiffeln / das jme die stund / so fern er Gott ist / bekant / so fern er aber Mensch ist / vnbekant sey? deñ man mus die sichtbare Natur von der vnsichtbaren vnterscheiden. Derwegen wir gottselig / vnd wol die vnwissenschafft der Menscheit / vnd nicht der Gottheit zuschreiben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_argument_1584
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_argument_1584/401
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_argument_1584/401>, abgerufen am 16.06.2024.