Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Gründlicher beständiger Bericht und Widerlegung der kurzen Antwort etlicher Anhaltischer Theologen. Jena, 1587.

Bild:
<< vorherige Seite

ret / derselben aber im stande der nidrigkeit sich geeussert / vnd für den teuten in dieser sichtbarn welt / nur einen eusserlichen knechts wandel gefüret / bis er nu durch den eingang in seine herrligkeit / die knechts gestalt hat abgelegt.

Derwegen ist er vor vnd nach seinem leiden ein pur lauter mensch (so viel sein substantz betrifft) blieben / aber wol mit Göttlichen eigenschafften der allmacht / allwissenheit / allenthalben gegenwertigkeit als ein gemachter Gott gezieret vnd begabet ist. Bisher das Argument. Nu folget meine resolution / so Pag. 299. In wiederlegung jres 20. Arguments zubefinden.

Auff dieses Argument (sprechen die Anhaltischen) werden wir mit grunde nichts antworten können / so lange als wir bey vnser lehr vorharren.

Vns ist aber Gott lob / bey diesem der Anhaltischen vnd aller Antitrinitarien / oder Seruetianer Argument gar nicht leyde / denn es nur ein schendliches vnd vnchristliches geticht ist.

Erstlich aber antwortten wir in genere / das dieses jr weit gesüchtes vnd nichtiges Argument quatuor terminos habe. Denn im selben nulla connexio minoris ad maiorem.

Maior redet daruon / der gantze Christus bestehe aus der gestalt Gottes / vnd aus der gestalt eines knechtes. Minor aber sagt / der gantze Christus habe beide gestalt von Mutter leibe an seiner menschlichen natur gehabt etc. Da menniglich siehet vnd verstehet / das keine consequentia in diesem gantzen paralogismo sey / vnd das keines weges die conclusio draus erfolge. Ergo ist Jesus Christus vor vnd nach seinem leiden ein pur lauter mensch (so viel sein substantz betrifft) bliebe etc. Denn in maiore wird das wort gestalt pro naturis / das ist / für die naturen gebrauchet / In minore pro habitu, daraus die vier termini offenbar. Wer diesen groben betrug nicht siehet / der mus blind sein. Noch dürffen diese leute mit solchen paralogismis prangen / vnd andern leuten eine mundsperrung machen.

ret / derselben aber im stande der nidrigkeit sich geeussert / vñ für den teuten in dieser sichtbarn welt / nur einen eusserlichẽ knechts wandel gefüret / bis er nu durch den eingang in seine herrligkeit / die knechts gestalt hat abgelegt.

Derwegen ist er vor vnd nach seinem leiden ein pur lauter mensch (so viel sein substantz betrifft) blieben / aber wol mit Göttlichen eigenschafften der allmacht / allwissenheit / allenthalben gegenwertigkeit als ein gemachter Gott gezieret vnd begabet ist. Bisher das Argument. Nu folget meine resolution / so Pag. 299. In wiederlegung jres 20. Arguments zubefindẽ.

Auff dieses Argument (sprechen die Anhaltischen) werden wir mit grunde nichts antworten können / so lange als wir bey vnser lehr vorharren.

Vns ist aber Gott lob / bey diesem der Anhaltischen vnd aller Antitrinitarien / oder Seruetianer Argument gar nicht leyde / denn es nur ein schendliches vnd vnchristliches geticht ist.

Erstlich aber antwortten wir in genere / das dieses jr weit gesüchtes vnd nichtiges Argument quatuor terminos habe. Denn im selben nulla connexio minoris ad maiorem.

Maior redet daruon / der gantze Christus bestehe aus der gestalt Gottes / vnd aus der gestalt eines knechtes. Minor aber sagt / der gantze Christus habe beide gestalt von Mutter leibe an seiner menschlichen natur gehabt etc. Da menniglich siehet vñ verstehet / das keine consequentia in diesem gantzen paralogismo sey / vnd das keines weges die conclusio draus erfolge. Ergò ist Jesus Christus vor vnd nach seinem leiden ein pur lauter mensch (so viel sein substantz betrifft) bliebe etc. Deñ in maiore wird das wort gestalt pro naturis / das ist / für die naturen gebrauchet / In minore pro habitu, daraus die vier termini offenbar. Wer diesen groben betrug nicht siehet / der mus blind sein. Noch dürffen diese leute mit solchẽ paralogismis prangen / vnd andern leuten eine mundsperrung machen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0179"/>
ret / derselben aber im stande der nidrigkeit sich geeussert /            vn&#x0303; für den teuten in dieser sichtbarn welt / nur einen eusserliche&#x0303; knechts            wandel gefüret / bis er nu durch den eingang in seine herrligkeit / die knechts gestalt            hat abgelegt.</p>
        <p>Derwegen ist er vor vnd nach seinem leiden ein pur lauter mensch (so viel sein substantz            betrifft) blieben / aber wol mit Göttlichen eigenschafften der allmacht / allwissenheit /            allenthalben gegenwertigkeit als ein gemachter Gott gezieret vnd begabet ist. Bisher das            Argument. Nu folget meine resolution / so Pag. 299. In wiederlegung jres 20. Arguments            zubefinde&#x0303;.</p>
        <p>Auff dieses Argument (sprechen die Anhaltischen) werden wir mit grunde nichts antworten            können / so lange als wir bey vnser lehr vorharren.</p>
        <p>Vns ist aber Gott lob / bey diesem der Anhaltischen vnd aller Antitrinitarien / oder            Seruetianer Argument gar nicht leyde / denn es nur ein schendliches vnd vnchristliches            geticht ist.</p>
        <p>Erstlich aber antwortten wir in genere / das dieses jr weit gesüchtes vnd nichtiges            Argument quatuor terminos habe. Denn im selben nulla connexio minoris ad maiorem.</p>
        <p>Maior redet daruon / der gantze Christus bestehe aus der gestalt Gottes / vnd aus der            gestalt eines knechtes. Minor aber sagt / der gantze Christus habe beide gestalt von            Mutter leibe an seiner menschlichen natur gehabt etc. Da menniglich siehet vn&#x0303;            verstehet / das keine consequentia in diesem gantzen paralogismo sey / vnd das keines            weges die conclusio draus erfolge. Ergò ist Jesus Christus vor vnd nach seinem leiden ein            pur lauter mensch (so viel sein substantz betrifft) bliebe etc. Den&#x0303; in maiore wird            das wort gestalt pro naturis / das ist / für die naturen gebrauchet / In minore pro            habitu, daraus die vier termini offenbar. Wer diesen groben betrug nicht siehet / der mus            blind sein. Noch dürffen diese leute mit solche&#x0303; paralogismis prangen / vnd andern            leuten eine mundsperrung machen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0179] ret / derselben aber im stande der nidrigkeit sich geeussert / vñ für den teuten in dieser sichtbarn welt / nur einen eusserlichẽ knechts wandel gefüret / bis er nu durch den eingang in seine herrligkeit / die knechts gestalt hat abgelegt. Derwegen ist er vor vnd nach seinem leiden ein pur lauter mensch (so viel sein substantz betrifft) blieben / aber wol mit Göttlichen eigenschafften der allmacht / allwissenheit / allenthalben gegenwertigkeit als ein gemachter Gott gezieret vnd begabet ist. Bisher das Argument. Nu folget meine resolution / so Pag. 299. In wiederlegung jres 20. Arguments zubefindẽ. Auff dieses Argument (sprechen die Anhaltischen) werden wir mit grunde nichts antworten können / so lange als wir bey vnser lehr vorharren. Vns ist aber Gott lob / bey diesem der Anhaltischen vnd aller Antitrinitarien / oder Seruetianer Argument gar nicht leyde / denn es nur ein schendliches vnd vnchristliches geticht ist. Erstlich aber antwortten wir in genere / das dieses jr weit gesüchtes vnd nichtiges Argument quatuor terminos habe. Denn im selben nulla connexio minoris ad maiorem. Maior redet daruon / der gantze Christus bestehe aus der gestalt Gottes / vnd aus der gestalt eines knechtes. Minor aber sagt / der gantze Christus habe beide gestalt von Mutter leibe an seiner menschlichen natur gehabt etc. Da menniglich siehet vñ verstehet / das keine consequentia in diesem gantzen paralogismo sey / vnd das keines weges die conclusio draus erfolge. Ergò ist Jesus Christus vor vnd nach seinem leiden ein pur lauter mensch (so viel sein substantz betrifft) bliebe etc. Deñ in maiore wird das wort gestalt pro naturis / das ist / für die naturen gebrauchet / In minore pro habitu, daraus die vier termini offenbar. Wer diesen groben betrug nicht siehet / der mus blind sein. Noch dürffen diese leute mit solchẽ paralogismis prangen / vnd andern leuten eine mundsperrung machen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_bericht_1587
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_bericht_1587/179
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Gründlicher beständiger Bericht und Widerlegung der kurzen Antwort etlicher Anhaltischer Theologen. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_bericht_1587/179>, abgerufen am 27.11.2024.