Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.sondern jhnen selbst als verdampten vnd verlornen menschen. Fürs fünffte / Wenn des Gegentheils jrrige meinung bestehen solte / das der mensch darumb die sünde ohn vnterscheid selbst were / weil die Schrifft spricht / das Gott vnser sünden gnedig sey / so müst ebner massen auch folgen / das die wircklichen sünden auch ohne allen vnterscheid der mensch selbst müsten sein / weil Gott dieselben auch aus gnaden vergibt. Denn Dauid eben so wol vmb wircklicher sünden verzeihung in diesem 25. Psalm bittet / als vmb verzeihung der Erbsünde. Derwegen muß es das Gegentheil dabey bewenden lassen / das Gott zwar dem bußfertigen Dauid oder sünder gnedig sey. Wie er aber den wircklichen sünden / als Gotteslesterung / Todtschlag / Ehebruch / feind ist vnnd bleibet / vnd nimmermehr hold wird Exodi 20. Zachar 18. also bleibe er auch der Erbsünde feind / neme sich aber des sündigen menschen aus gnaden an / vnnd mache den durch Christi verdienst im glauben gerecht vnd selig. In summa / der sünde eigendlich zu reden ist Gott nicht gnedig / denn wieder die sünde als sünde eiuert er Exodi 20. vnd hasset dieselbige Zach. 8. Den bußfertigen sündern aber den rechnet er die sünde nicht zur verdamniß / wie er wol thun köndte / sondern tilget sie als eine Wolcke / Jesa: 44 vnd wirfft sie in die tieffe des Meers / Mich. 7. Vnd ist dieses auch die antwort auff die andern Sprüche / als Exodi. 34. 1. Reg: 8. Hier: 31. Hebr: 8. in welchen solche art zu reden gleicher gestalt gebraucht wirdt / aber allwege das wort vnser / jrer etc. darbey gesetzt wird / vnd nirgent bloß diese propositio stehet / das Gott der sünden eigendlich zu reden gnedig sey / oder das das wort sünde in ermelten re- sondern jhnen selbst als verdampten vñ verlornẽ menschen. Fürs fünffte / Wenn des Gegentheils jrrige meinung bestehen solte / das der mensch darumb die sünde ohn vnterscheid selbst were / weil die Schrifft spricht / das Gott vnser sünden gnedig sey / so müst ebner massen auch folgen / das die wircklichen sünden auch ohne allen vnterscheid der mensch selbst müsten sein / weil Gott dieselben auch aus gnaden vergibt. Denn Dauid eben so wol vmb wircklicher sünden verzeihung in diesem 25. Psalm bittet / als vmb verzeihung der Erbsünde. Derwegen muß es das Gegentheil dabey bewenden lassen / das Gott zwar dem bußfertigen Dauid oder sünder gnedig sey. Wie er aber den wircklichen sünden / als Gotteslesterung / Todtschlag / Ehebruch / feind ist vnnd bleibet / vnd nimmermehr hold wird Exodi 20. Zachar 18. also bleibe er auch der Erbsünde feind / neme sich aber des sündigen menschen aus gnaden an / vnnd mache den durch Christi verdienst im glauben gerecht vnd selig. In summa / der sünde eigendlich zu reden ist Gott nicht gnedig / denn wieder die sünde als sünde eiuert er Exodi 20. vnd hasset dieselbige Zach. 8. Den bußfertigen sündern aber den rechnet er die sünde nicht zur verdamniß / wie er wol thun köndte / sondern tilget sie als eine Wolcke / Jesa: 44 vnd wirfft sie in die tieffe des Meers / Mich. 7. Vnd ist dieses auch die antwort auff die andern Sprüche / als Exodi. 34. 1. Reg: 8. Hier: 31. Hebr: 8. in welchen solche art zu reden gleicher gestalt gebraucht wirdt / aber allwege das wort vnser / jrer etc. darbey gesetzt wird / vnd nirgent bloß diese propositio stehet / das Gott der sünden eigendlich zu reden gnedig sey / oder das das wort sünde in ermelten re- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0182"/> sondern jhnen selbst als verdampten vñ verlornẽ menschen.</p> <p>Fürs fünffte / Wenn des Gegentheils jrrige meinung bestehen solte / das der mensch darumb die sünde ohn vnterscheid selbst were / weil die Schrifft spricht / das Gott vnser sünden gnedig sey / so müst ebner massen auch folgen / das die wircklichen sünden auch ohne allen vnterscheid der mensch selbst müsten sein / weil Gott dieselben auch aus gnaden vergibt. Denn Dauid eben so wol vmb wircklicher sünden verzeihung in diesem 25. Psalm bittet / als vmb verzeihung der Erbsünde.</p> <p>Derwegen muß es das Gegentheil dabey bewenden lassen / das Gott zwar dem bußfertigen Dauid oder sünder gnedig sey. Wie er aber den wircklichen sünden / als Gotteslesterung / Todtschlag / Ehebruch / feind ist vnnd bleibet / vnd nimmermehr hold wird Exodi 20. Zachar 18. also bleibe er auch der Erbsünde feind / neme sich aber des sündigen menschen aus gnaden an / vnnd mache den durch Christi verdienst im glauben gerecht vnd selig.</p> <p>In summa / der sünde eigendlich zu reden ist Gott nicht gnedig / denn wieder die sünde als sünde eiuert er Exodi 20. vnd hasset dieselbige Zach. 8. Den bußfertigen sündern aber den rechnet er die sünde nicht zur verdamniß / wie er wol thun köndte / sondern tilget sie als eine Wolcke / Jesa: 44 vnd wirfft sie in die tieffe des Meers / Mich. 7. Vnd ist dieses auch die antwort auff die andern Sprüche / als Exodi. 34. 1. Reg: 8. Hier: 31. Hebr: 8. in welchen solche art zu reden gleicher gestalt gebraucht wirdt / aber allwege das wort vnser / jrer etc. darbey gesetzt wird / vnd nirgent bloß diese propositio stehet / das Gott der sünden eigendlich zu reden gnedig sey / oder das das wort sünde in ermelten re- </p> </div> </body> </text> </TEI> [0182]
sondern jhnen selbst als verdampten vñ verlornẽ menschen.
Fürs fünffte / Wenn des Gegentheils jrrige meinung bestehen solte / das der mensch darumb die sünde ohn vnterscheid selbst were / weil die Schrifft spricht / das Gott vnser sünden gnedig sey / so müst ebner massen auch folgen / das die wircklichen sünden auch ohne allen vnterscheid der mensch selbst müsten sein / weil Gott dieselben auch aus gnaden vergibt. Denn Dauid eben so wol vmb wircklicher sünden verzeihung in diesem 25. Psalm bittet / als vmb verzeihung der Erbsünde.
Derwegen muß es das Gegentheil dabey bewenden lassen / das Gott zwar dem bußfertigen Dauid oder sünder gnedig sey. Wie er aber den wircklichen sünden / als Gotteslesterung / Todtschlag / Ehebruch / feind ist vnnd bleibet / vnd nimmermehr hold wird Exodi 20. Zachar 18. also bleibe er auch der Erbsünde feind / neme sich aber des sündigen menschen aus gnaden an / vnnd mache den durch Christi verdienst im glauben gerecht vnd selig.
In summa / der sünde eigendlich zu reden ist Gott nicht gnedig / denn wieder die sünde als sünde eiuert er Exodi 20. vnd hasset dieselbige Zach. 8. Den bußfertigen sündern aber den rechnet er die sünde nicht zur verdamniß / wie er wol thun köndte / sondern tilget sie als eine Wolcke / Jesa: 44 vnd wirfft sie in die tieffe des Meers / Mich. 7. Vnd ist dieses auch die antwort auff die andern Sprüche / als Exodi. 34. 1. Reg: 8. Hier: 31. Hebr: 8. in welchen solche art zu reden gleicher gestalt gebraucht wirdt / aber allwege das wort vnser / jrer etc. darbey gesetzt wird / vnd nirgent bloß diese propositio stehet / das Gott der sünden eigendlich zu reden gnedig sey / oder das das wort sünde in ermelten re-
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/182>, abgerufen am 17.07.2024. |