Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.Die gnade Gottes / spricht er / ist allen menschen erschienen / vnd nicht der sünde. Item / wir menschen sollen verleugnen das vngöttliche wesen etc. vnnd nicht die sünde sol das vngöttliche wesen verleugnen etc. Sollen vns demnach keine confusion auffdringen lassen / da Paulus vnd Lutherus klaren vnterscheid zeigen. Zum 21. Psal. 14. stehe / Sie tügen nichts / vnnd sind ein grewel mit jhrem wesen. Ergo sprechen sie / sey21. Psalm 14. Sie tügen nichts. offenbar / das das wörtlein wesen eben so viel heisse als das wort substantz / Folge derwegen recht / das die sünde ohne vn terscheid die menschliche substantz oder natur sey / vnnd das sünde vnd natur einerley etc. Antwort. Dieses ist nichts anders / denn eine schendliche verkehrung der heiligen Schrifft / vnnd D. Luthers version / welche billich allen frommen hertzen vrsach geben solte / die augen auffzuthun / zu sehen vnnd zu mercken / was hinter dieser schedlichen lehre stecke. Denn das wort (wesen) stehet nicht in der heiligen Sprache Psal. 14. sondern ein solch wort / welchs so viel heisset / als facinus, opus, studium, ein that / werck oder fleiß / damit die gottlosen vmbgehen / wie es denn die versiones in der Lateinischen sprache auch also haben. D. Lutheri version anlangend / hat er die deudsche art zu reden (welch ein wesen richt der mensch an / was ist doch das für ein schendlich wesen) in der version gebraucht / da das wort (wesen) nicht heist der gottlosen jhr substantz oder verderbte natur / welche ein selbstendig wesen ist: sondern jhren fleiß / thun / jhr tichten vnnd trachten damit sie teglich vmbgehen / jhre böse hendel zuuerrichten. Die gnade Gottes / spricht er / ist allen menschen erschienen / vnd nicht der sünde. Item / wir menschen sollen verleugnen das vngöttliche wesen etc. vnnd nicht die sünde sol das vngöttliche wesen verleugnen etc. Sollen vns demnach keine confusion auffdringen lassen / da Paulus vnd Lutherus klaren vnterscheid zeigen. Zum 21. Psal. 14. stehe / Sie tügen nichts / vnnd sind ein grewel mit jhrem wesen. Ergo sprechen sie / sey21. Psalm 14. Sie tügen nichts. offenbar / das das wörtlein wesen eben so viel heisse als das wort substantz / Folge derwegen recht / das die sünde ohne vn terscheid die menschliche substantz oder natur sey / vnnd das sünde vnd natur einerley etc. Antwort. Dieses ist nichts anders / denn eine schendliche verkehrung der heiligen Schrifft / vnnd D. Luthers version / welche billich allen frommen hertzen vrsach geben solte / die augen auffzuthun / zu sehen vnnd zu mercken / was hinter dieser schedlichen lehre stecke. Denn das wort (wesen) stehet nicht in der heiligen Sprache Psal. 14. sondern ein solch wort / welchs so viel heisset / als facinus, opus, studium, ein that / werck oder fleiß / damit die gottlosen vmbgehen / wie es denn die versiones in der Lateinischen sprache auch also haben. D. Lutheri version anlangend / hat er die deudsche art zu reden (welch ein wesen richt der mensch an / was ist doch das für ein schendlich wesen) in der version gebraucht / da das wort (wesen) nicht heist der gottlosen jhr substantz oder verderbte natur / welche ein selbstendig wesen ist: sondern jhren fleiß / thun / jhr tichten vnnd trachten damit sie teglich vmbgehen / jhre böse hendel zuuerrichten. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0195"/> <p>Die gnade Gottes / spricht er / ist allen menschen erschienen / vnd nicht der sünde.</p> <p>Item / wir menschen sollen verleugnen das vngöttliche wesen etc. vnnd nicht die sünde sol das vngöttliche wesen verleugnen etc. Sollen vns demnach keine confusion auffdringen lassen / da Paulus vnd Lutherus klaren vnterscheid zeigen.</p> <p>Zum 21. Psal. 14. stehe / Sie tügen nichts / vnnd sind ein grewel mit jhrem wesen. Ergo sprechen sie / sey<note place="right">21. Psalm 14. Sie tügen nichts.</note> offenbar / das das wörtlein wesen eben so viel heisse als das wort substantz / Folge derwegen recht / das die sünde ohne vn terscheid die menschliche substantz oder natur sey / vnnd das sünde vnd natur einerley etc.</p> <p>Antwort. Dieses ist nichts anders / denn eine schendliche verkehrung der heiligen Schrifft / vnnd D. Luthers version / welche billich allen frommen hertzen vrsach geben solte / die augen auffzuthun / zu sehen vnnd zu mercken / was hinter dieser schedlichen lehre stecke.</p> <p>Denn das wort (wesen) stehet nicht in der heiligen Sprache Psal. 14. sondern ein solch wort / welchs so viel heisset / als facinus, opus, studium, ein that / werck oder fleiß / damit die gottlosen vmbgehen / wie es denn die versiones in der Lateinischen sprache auch also haben.</p> <p>D. Lutheri version anlangend / hat er die deudsche art zu reden (welch ein wesen richt der mensch an / was ist doch das für ein schendlich wesen) in der version gebraucht / da das wort (wesen) nicht heist der gottlosen jhr substantz oder verderbte natur / welche ein selbstendig wesen ist: sondern jhren fleiß / thun / jhr tichten vnnd trachten damit sie teglich vmbgehen / jhre böse hendel zuuerrichten.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0195]
Die gnade Gottes / spricht er / ist allen menschen erschienen / vnd nicht der sünde.
Item / wir menschen sollen verleugnen das vngöttliche wesen etc. vnnd nicht die sünde sol das vngöttliche wesen verleugnen etc. Sollen vns demnach keine confusion auffdringen lassen / da Paulus vnd Lutherus klaren vnterscheid zeigen.
Zum 21. Psal. 14. stehe / Sie tügen nichts / vnnd sind ein grewel mit jhrem wesen. Ergo sprechen sie / sey offenbar / das das wörtlein wesen eben so viel heisse als das wort substantz / Folge derwegen recht / das die sünde ohne vn terscheid die menschliche substantz oder natur sey / vnnd das sünde vnd natur einerley etc.
21. Psalm 14. Sie tügen nichts. Antwort. Dieses ist nichts anders / denn eine schendliche verkehrung der heiligen Schrifft / vnnd D. Luthers version / welche billich allen frommen hertzen vrsach geben solte / die augen auffzuthun / zu sehen vnnd zu mercken / was hinter dieser schedlichen lehre stecke.
Denn das wort (wesen) stehet nicht in der heiligen Sprache Psal. 14. sondern ein solch wort / welchs so viel heisset / als facinus, opus, studium, ein that / werck oder fleiß / damit die gottlosen vmbgehen / wie es denn die versiones in der Lateinischen sprache auch also haben.
D. Lutheri version anlangend / hat er die deudsche art zu reden (welch ein wesen richt der mensch an / was ist doch das für ein schendlich wesen) in der version gebraucht / da das wort (wesen) nicht heist der gottlosen jhr substantz oder verderbte natur / welche ein selbstendig wesen ist: sondern jhren fleiß / thun / jhr tichten vnnd trachten damit sie teglich vmbgehen / jhre böse hendel zuuerrichten.
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/195>, abgerufen am 16.02.2025. |