Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber sie bemühen sich vergeblich / vrsach ist diese / das das wort [fremdsprachliches Material] im griechischen Text nicht eine substantz heisset / sondern eine vngerechtigkeit / oder die gantze discrepantiam / oder wiederspenstigkeit der verderbten natur / innerlich vnnd eusserlich / welcher wegen Gott durchs gesetz die menschliche verderbte natur anklaget.

Vnmüglich ists dem Gegentheil darzu thun / das das wort [fremdsprachliches Material] vngerechtigkeit in der Schrifft für das wort substantz / wesen oder die selbstendige natur des menschen gebraucht werde. Derwegen können sie auch jhre irrige meinung / das die sünde ohne vnterscheid des verderbten menschen natur sey / welche ja ein selbstendiges wesen oder natur ist / nimmermehr daraus beybringen.

Ihr argument damit sie zu prangen pflegen / Sünde ist alles was wieder das gesetz Gottes ist. Die verderbte natur ist wieder das gesetz Gottes. Ergo ist sie ohne vnterscheid selbst die sünde etc. bestehet nicht / darumb das maior dieses arguments cum signo vniuersali nicht passirt: Denn ob wol die verderbte natur dem gesetz zuwider ist / oder widerstrebet / so thut sie doch das nicht / so fern sie eine natur ist von Gott erschaffen / sondern weil sie durch die Erbsünde verderbt ist / vnnd der fleischliche sinn eine feindschafft ist wieder Gott. Rom. 8.

Wenn die natur als eine natur oder ein erschaffen wesen dem gesetz wiederstrebete / so beweisete das Gegentheil etwas. Weil sie aber nicht als eine natur oder ein erschaffen wesen wiederstrebt: sondern dieweil sie durch des Sathans trug vnd list zu fall gebracht vnd verderbt ist / so kan das Gegentheil nichts erhalten / denn das es seine eigene schande vnd gotteslesterung an tag gibt / in dem es die natur / welche auch itzo nach dem fall Gottes ge-

Aber sie bemühen sich vergeblich / vrsach ist diese / das das wort [fremdsprachliches Material] im griechischen Text nicht eine substantz heisset / sondern eine vngerechtigkeit / oder die gantze discrepantiam / oder wiederspenstigkeit der verderbten natur / innerlich vnnd eusserlich / welcher wegen Gott durchs gesetz die menschliche verderbte natur anklaget.

Vnmüglich ists dem Gegentheil darzu thun / das das wort [fremdsprachliches Material] vngerechtigkeit in der Schrifft für das wort substantz / wesen oder die selbstendige natur des menschen gebraucht werde. Derwegen können sie auch jhre irrige meinung / das die sünde ohne vnterscheid des verderbten menschen natur sey / welche ja ein selbstendiges wesen oder natur ist / nimmermehr daraus beybringen.

Ihr argument damit sie zu prangen pflegen / Sünde ist alles was wieder das gesetz Gottes ist. Die verderbte natur ist wieder das gesetz Gottes. Ergo ist sie ohne vnterscheid selbst die sünde etc. bestehet nicht / darumb das maior dieses arguments cum signo vniuersali nicht passirt: Denn ob wol die verderbte natur dem gesetz zuwider ist / oder widerstrebet / so thut sie doch das nicht / so fern sie eine natur ist von Gott erschaffen / sondern weil sie durch die Erbsünde verderbt ist / vnnd der fleischliche sinn eine feindschafft ist wieder Gott. Rom. 8.

Wenn die natur als eine natur oder ein erschaffen wesen dem gesetz wiederstrebete / so beweisete das Gegentheil etwas. Weil sie aber nicht als eine natur oder ein erschaffen wesen wiederstrebt: sondern dieweil sie durch des Sathans trug vnd list zu fall gebracht vnd verderbt ist / so kan das Gegentheil nichts erhalten / deñ das es seine eigene schande vnd gotteslesterung an tag gibt / in dem es die natur / welche auch itzo nach dem fall Gottes ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0197"/>
        <p>Aber sie bemühen sich vergeblich / vrsach ist diese / das das wort <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>       im griechischen Text nicht eine substantz heisset / sondern eine vngerechtigkeit / oder die       gantze discrepantiam / oder wiederspenstigkeit der verderbten natur / innerlich vnnd eusserlich       / welcher wegen Gott durchs gesetz die menschliche verderbte natur anklaget.</p>
        <p>Vnmüglich ists dem Gegentheil darzu thun / das das wort <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>       vngerechtigkeit in der Schrifft für das wort substantz / wesen oder die selbstendige natur des       menschen gebraucht werde. Derwegen können sie auch jhre irrige meinung / das die sünde ohne       vnterscheid des verderbten menschen natur sey / welche ja ein selbstendiges wesen oder natur       ist / nimmermehr daraus beybringen.</p>
        <p>Ihr argument damit sie zu prangen pflegen / Sünde ist alles was wieder das gesetz Gottes ist.       Die verderbte natur ist wieder das gesetz Gottes. Ergo ist sie ohne vnterscheid selbst die       sünde etc. bestehet nicht / darumb das maior dieses arguments cum signo vniuersali nicht       passirt: Denn ob wol die verderbte natur dem gesetz zuwider ist / oder widerstrebet / so thut       sie doch das nicht / so fern sie eine natur ist von Gott erschaffen / sondern weil sie durch       die Erbsünde verderbt ist / vnnd der fleischliche sinn eine feindschafft ist wieder Gott. Rom.       8.</p>
        <p>Wenn die natur als eine natur oder ein erschaffen wesen dem gesetz wiederstrebete / so       beweisete das Gegentheil etwas. Weil sie aber nicht als eine natur oder ein erschaffen wesen       wiederstrebt: sondern dieweil sie durch des Sathans trug vnd list zu fall gebracht vnd verderbt       ist / so kan das Gegentheil nichts erhalten / den&#x0303; das es seine eigene schande vnd       gotteslesterung an tag gibt / in dem es die natur / welche auch itzo nach dem fall Gottes        ge-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0197] Aber sie bemühen sich vergeblich / vrsach ist diese / das das wort _ im griechischen Text nicht eine substantz heisset / sondern eine vngerechtigkeit / oder die gantze discrepantiam / oder wiederspenstigkeit der verderbten natur / innerlich vnnd eusserlich / welcher wegen Gott durchs gesetz die menschliche verderbte natur anklaget. Vnmüglich ists dem Gegentheil darzu thun / das das wort _ vngerechtigkeit in der Schrifft für das wort substantz / wesen oder die selbstendige natur des menschen gebraucht werde. Derwegen können sie auch jhre irrige meinung / das die sünde ohne vnterscheid des verderbten menschen natur sey / welche ja ein selbstendiges wesen oder natur ist / nimmermehr daraus beybringen. Ihr argument damit sie zu prangen pflegen / Sünde ist alles was wieder das gesetz Gottes ist. Die verderbte natur ist wieder das gesetz Gottes. Ergo ist sie ohne vnterscheid selbst die sünde etc. bestehet nicht / darumb das maior dieses arguments cum signo vniuersali nicht passirt: Denn ob wol die verderbte natur dem gesetz zuwider ist / oder widerstrebet / so thut sie doch das nicht / so fern sie eine natur ist von Gott erschaffen / sondern weil sie durch die Erbsünde verderbt ist / vnnd der fleischliche sinn eine feindschafft ist wieder Gott. Rom. 8. Wenn die natur als eine natur oder ein erschaffen wesen dem gesetz wiederstrebete / so beweisete das Gegentheil etwas. Weil sie aber nicht als eine natur oder ein erschaffen wesen wiederstrebt: sondern dieweil sie durch des Sathans trug vnd list zu fall gebracht vnd verderbt ist / so kan das Gegentheil nichts erhalten / deñ das es seine eigene schande vnd gotteslesterung an tag gibt / in dem es die natur / welche auch itzo nach dem fall Gottes ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/197
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/197>, abgerufen am 21.11.2024.