Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.

Bild:
<< vorherige Seite

Lutheri nicht wieder vns / sondern für vns ist. Denn in dem verstande / in welchem D. Lutherus das wort qualitas an den Sophisten getadelt / da es nemlich die sünde geringschetzig / oder aus derselben einen geringen schaden machet / tadeln wir es auch.

Im rechten verstand aber / wie es D. Lutherus selbst gebraucht / da es heist ein geferlicher grosser schade / eine schedliche Seuche / ein trefflicher grosser schade vnd mangel / dem nimand steuren kan / denn Christi Todt vnd Blut alleine / behalten wirs auch / vnnd keren vns nicht an des Gegentheils vergeblich lestern / das sie vber diesem wort treiben. Denn wollen sie es simpliciter ohne auszug verwerffen / so müssen sie D. Lutherum selbst straffen vnd verdammen / der es im 90. Psalm / wie auch dieses orts / gebraucht vnd behalten hat. Lassen sie aber D. Lutherum bleiben / so müssen sie vns dieses worts halben auch wol bleiben lassen / vnd keinen danck zu lohn haben.

Sie ziehen auch dieses an / das D. Lutherus wiederVom spruch D. Lutheri wieder Latomum. Latomum geschrieben / das wörtlein (sünde) habe nur einerley brauch oder verstand in der Schrifft / vnd heisse nichts anders / denn das / was mit dem gesetz Gottes nicht vbereintrifft. Derwegen so thun wir vnrecht vnnd wieder D. Lutherum (sprechen sie) das wir sagen / es werde auff mehrerley weise gebraucht.

Antwort. Wer D. Lutheri wort wieder Latomum recht verstehen wil / der muß wissen woruber zwischen jhm vnd Latomo der streit gewest sey / nemlich daruber / ob die böse lust in den getaufften warhafftig sünde were etc. oder nicht. D. Lutherus sagt ja dazu. Latomus nein. Vnd gab für / das wort sünde Rom. 7. hiesse nur eine schwacheit vnnd straffe der sünden / vnnd nicht ein solchen ge-

Lutheri nicht wieder vns / sondern für vns ist. Denn in dem verstande / in welchem D. Lutherus das wort qualitas an den Sophisten getadelt / da es nemlich die sünde geringschetzig / oder aus derselben einen geringen schaden machet / tadeln wir es auch.

Im rechten verstand aber / wie es D. Lutherus selbst gebraucht / da es heist ein geferlicher grosser schade / eine schedliche Seuche / ein trefflicher grosser schade vnd mangel / dem nimand steuren kan / denn Christi Todt vnd Blut alleine / behalten wirs auch / vnnd keren vns nicht an des Gegentheils vergeblich lestern / das sie vber diesem wort treiben. Denn wollen sie es simpliciter ohne auszug verwerffen / so müssen sie D. Lutherum selbst straffen vnd verdammen / der es im 90. Psalm / wie auch dieses orts / gebraucht vnd behalten hat. Lassen sie aber D. Lutherum bleiben / so müssen sie vns dieses worts halben auch wol bleiben lassen / vnd keinen danck zu lohn haben.

Sie ziehen auch dieses an / das D. Lutherus wiederVom spruch D. Lutheri wieder Latomum. Latomum geschrieben / das wörtlein (sünde) habe nur einerley brauch oder verstand in der Schrifft / vñ heisse nichts anders / denn das / was mit dem gesetz Gottes nicht vbereintrifft. Derwegen so thun wir vnrecht vnnd wieder D. Lutherum (sprechen sie) das wir sagen / es werde auff mehrerley weise gebraucht.

Antwort. Wer D. Lutheri wort wieder Latomum recht verstehen wil / der muß wissen woruber zwischen jhm vnd Latomo der streit gewest sey / nemlich daruber / ob die böse lust in den getaufften warhafftig sünde were etc. oder nicht. D. Lutherus sagt ja dazu. Latomus nein. Vnd gab für / das wort sünde Rom. 7. hiesse nur eine schwacheit vnnd straffe der sünden / vnnd nicht ein solchen ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0221"/>
Lutheri nicht wieder       vns / sondern für vns ist. Denn in dem verstande / in welchem D. Lutherus das wort qualitas an       den Sophisten getadelt / da es nemlich die sünde geringschetzig / oder aus derselben einen       geringen schaden machet / tadeln wir es auch.</p>
        <p>Im rechten verstand aber / wie es D. Lutherus selbst gebraucht / da es heist ein geferlicher       grosser schade / eine schedliche Seuche / ein trefflicher grosser schade vnd mangel / dem       nimand steuren kan / denn Christi Todt vnd Blut alleine / behalten wirs auch / vnnd keren vns       nicht an des Gegentheils vergeblich lestern / das sie vber diesem wort treiben. Denn wollen sie       es simpliciter ohne auszug verwerffen / so müssen sie D. Lutherum selbst straffen vnd verdammen       / der es im 90. Psalm / wie auch dieses orts / gebraucht vnd behalten hat. Lassen sie aber D.       Lutherum bleiben / so müssen sie vns dieses worts halben auch wol bleiben lassen / vnd keinen       danck zu lohn haben.</p>
        <p>Sie ziehen auch dieses an / das D. Lutherus wieder<note place="right">Vom spruch D. Lutheri        wieder Latomum.</note> Latomum geschrieben / das wörtlein (sünde) habe nur einerley brauch       oder verstand in der Schrifft / vn&#x0303; heisse nichts anders / denn das / was mit dem gesetz       Gottes nicht vbereintrifft. Derwegen so thun wir vnrecht vnnd wieder D. Lutherum (sprechen sie)       das wir sagen / es werde auff mehrerley weise gebraucht.</p>
        <p>Antwort. Wer D. Lutheri wort wieder Latomum recht verstehen wil / der muß wissen woruber       zwischen jhm vnd Latomo der streit gewest sey / nemlich daruber / ob die böse lust in den       getaufften warhafftig sünde were etc. oder nicht. D. Lutherus sagt ja dazu. Latomus nein. Vnd       gab für / das wort sünde Rom. 7. hiesse nur eine schwacheit vnnd straffe der sünden / vnnd       nicht ein solchen ge-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0221] Lutheri nicht wieder vns / sondern für vns ist. Denn in dem verstande / in welchem D. Lutherus das wort qualitas an den Sophisten getadelt / da es nemlich die sünde geringschetzig / oder aus derselben einen geringen schaden machet / tadeln wir es auch. Im rechten verstand aber / wie es D. Lutherus selbst gebraucht / da es heist ein geferlicher grosser schade / eine schedliche Seuche / ein trefflicher grosser schade vnd mangel / dem nimand steuren kan / denn Christi Todt vnd Blut alleine / behalten wirs auch / vnnd keren vns nicht an des Gegentheils vergeblich lestern / das sie vber diesem wort treiben. Denn wollen sie es simpliciter ohne auszug verwerffen / so müssen sie D. Lutherum selbst straffen vnd verdammen / der es im 90. Psalm / wie auch dieses orts / gebraucht vnd behalten hat. Lassen sie aber D. Lutherum bleiben / so müssen sie vns dieses worts halben auch wol bleiben lassen / vnd keinen danck zu lohn haben. Sie ziehen auch dieses an / das D. Lutherus wieder Latomum geschrieben / das wörtlein (sünde) habe nur einerley brauch oder verstand in der Schrifft / vñ heisse nichts anders / denn das / was mit dem gesetz Gottes nicht vbereintrifft. Derwegen so thun wir vnrecht vnnd wieder D. Lutherum (sprechen sie) das wir sagen / es werde auff mehrerley weise gebraucht. Vom spruch D. Lutheri wieder Latomum. Antwort. Wer D. Lutheri wort wieder Latomum recht verstehen wil / der muß wissen woruber zwischen jhm vnd Latomo der streit gewest sey / nemlich daruber / ob die böse lust in den getaufften warhafftig sünde were etc. oder nicht. D. Lutherus sagt ja dazu. Latomus nein. Vnd gab für / das wort sünde Rom. 7. hiesse nur eine schwacheit vnnd straffe der sünden / vnnd nicht ein solchen ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/221
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/221>, abgerufen am 18.05.2024.