Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.

Bild:
<< vorherige Seite

Anno 1530.nutz deß Abendmals sey / sondern was das Abendmal an jhm selbst. So wir denn nicht einhellig sind / vnd jhre Wort einhelligkeit Der Sacramentierer Mund redet anderst / denn jhr Hertz ist.fürgeben / so muß jhre rede von vns entweder nicht recht verstanden werden / oder aber muß jhr Hertz vnnd Mund nicht zusammen stimmen. Am verstand aber fehlet es warlich nicht / denn wir können von Gottes Gnaden Teutsche Sprach so wol / oder auch baß / dann sie / darumb ist offenbar / daß sie anders reden / denn es in jhrem Hertzen ist. Es ist auch offenbar / daß sie wissen / daß wir jhre Wort nicht werden verstehen / wie sie im Hertzen haben / vnd köndten doch wol anders vnnd also reden / daß sie wüsten / daß wir jhr Hertz lauter verstehen würden / vnd thuns doch nicht / Darumb ist öffentlich / daß sie vns fürsetziglich begeren zubetriegen.

Sacramentierer haben ein böß Gewissen / vnd dörffen nicht frey herauß an dz Liecht / sondern verbergen jhren gifft.

So ermessen nun E. E. W. ob sie nicht ein böses Gewissen haben / das sich bey der Sache fürchtet / dieweil sie nicht an das Liecht frey Teutsch / verstendig vnnd vnuerwickelt herauß dürffen / sondern verbergen jhren gifft vnter solchen Worten / die auß jrer Eigenschafft solch gifft vnnd jrrthumb nicht anzeigen / noch entdecken. Ermessen auch / ob nicht der Sathan / ein Vatter der Lügen / jhr Lehrmeister sey / dieweil sie vns begeren mit falschen Worten zublenden / denn sie auch der Teutschen Sprach gewalt thun / Denn es ist je zweyerley / wenn ich spreche: Eins dings geniessen / vnd / Ein ding geniessen / sind vnterschiedliche reden.Ich geneuß das ding / vnd geneuß des dinges. In dem zeige ich an / daß das ding deß nutzes Vrsprung sey / im ersten / daß es der nutz selbst sey. Also möchte man recht Teutsch sprechen: Abraham vnnd andere fromme Jüden / haben deß Leibs vnd Bluts Christi genossen / Sie haben aber den Leib vnnd das Blut Christi nicht genossen. Herwiderumb / Judas hat den Leib vnd das Blut genossen / Er hat aber deß Leibes vnnd deß Bluts nicht genossen. Solche vnterscheid wissen sie wol / vnnd sprechen dennoch / ein Christ geniesse den Leib vnnd das Blut / so sie es doch nicht gleuben / sondern widerfechten. Ermessen auch E. E. W.

Anno 1530.nutz deß Abendmals sey / sondern was das Abendmal an jhm selbst. So wir denn nicht einhellig sind / vnd jhre Wort einhelligkeit Der Sacramentierer Mund redet anderst / denn jhr Hertz ist.fürgeben / so muß jhre rede von vns entweder nicht recht verstanden werden / oder aber muß jhr Hertz vnnd Mund nicht zusammen stimmen. Am verstand aber fehlet es warlich nicht / denn wir können von Gottes Gnaden Teutsche Sprach so wol / oder auch baß / dann sie / darumb ist offenbar / daß sie anders reden / denn es in jhrem Hertzen ist. Es ist auch offenbar / daß sie wissen / daß wir jhre Wort nicht werden verstehen / wie sie im Hertzen haben / vnd köndten doch wol anders vnnd also reden / daß sie wüsten / daß wir jhr Hertz lauter verstehen würden / vnd thuns doch nicht / Darumb ist öffentlich / daß sie vns fürsetziglich begeren zubetriegen.

Sacramentierer haben ein böß Gewissen / vnd dörffen nicht frey herauß an dz Liecht / sondern verbergen jhren gifft.

So ermessen nun E. E. W. ob sie nicht ein böses Gewissen haben / das sich bey der Sache fürchtet / dieweil sie nicht an das Liecht frey Teutsch / verstendig vnnd vnuerwickelt herauß dürffen / sondern verbergen jhren gifft vnter solchen Worten / die auß jrer Eigenschafft solch gifft vnnd jrrthumb nicht anzeigen / noch entdecken. Ermessen auch / ob nicht der Sathan / ein Vatter der Lügen / jhr Lehrmeister sey / dieweil sie vns begeren mit falschen Worten zublenden / denn sie auch der Teutschen Sprach gewalt thun / Denn es ist je zweyerley / wenn ich spreche: Eins dings geniessen / vnd / Ein ding geniessen / sind vnterschiedliche reden.Ich geneuß das ding / vnd geneuß des dinges. In dem zeige ich an / daß das ding deß nutzes Vrsprung sey / im ersten / daß es der nutz selbst sey. Also möchte man recht Teutsch sprechen: Abraham vnnd andere fromme Jüden / haben deß Leibs vnd Bluts Christi genossen / Sie haben aber den Leib vnnd das Blut Christi nicht genossen. Herwiderumb / Judas hat den Leib vnd das Blut genossen / Er hat aber deß Leibes vnnd deß Bluts nicht genossen. Solche vnterscheid wissen sie wol / vnnd sprechen dennoch / ein Christ geniesse den Leib vnnd das Blut / so sie es doch nicht gleuben / sondern widerfechten. Ermessen auch E. E. W.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0232" n="216"/><note place="left">Anno 1530.</note>nutz deß Abendmals sey / sondern was                      das Abendmal an jhm selbst. So wir denn nicht einhellig sind / vnd jhre Wort                      einhelligkeit <note place="left">Der Sacramentierer Mund redet anderst /                          denn jhr Hertz ist.</note>fürgeben / so muß jhre rede von vns entweder nicht                      recht verstanden werden / oder aber muß jhr Hertz vnnd Mund nicht zusammen                      stimmen. Am verstand aber fehlet es warlich nicht / denn wir können von Gottes                      Gnaden Teutsche Sprach so wol / oder auch baß / dann sie / darumb ist offenbar /                      daß sie anders reden / denn es in jhrem Hertzen ist. Es ist auch offenbar / daß                      sie wissen / daß wir jhre Wort nicht werden verstehen / wie sie im Hertzen haben                      / vnd köndten doch wol anders vnnd also reden / daß sie wüsten / daß wir jhr                      Hertz lauter verstehen würden / vnd thuns doch nicht / Darumb ist öffentlich /                      daß sie vns fürsetziglich begeren zubetriegen.</p>
        <note place="left">Sacramentierer haben ein böß Gewissen / vnd dörffen nicht                      frey herauß an dz Liecht / sondern verbergen jhren gifft.</note>
        <p>So ermessen nun E. E. W. ob sie nicht ein böses Gewissen haben / das sich bey der                      Sache fürchtet / dieweil sie nicht an das Liecht frey Teutsch / verstendig vnnd                      vnuerwickelt herauß dürffen / sondern verbergen jhren gifft vnter solchen Worten                      / die auß jrer Eigenschafft solch gifft vnnd jrrthumb nicht anzeigen / noch                      entdecken. Ermessen auch / ob nicht der Sathan / ein Vatter der Lügen / jhr                      Lehrmeister sey / dieweil sie vns begeren mit falschen Worten zublenden / denn                      sie auch der Teutschen Sprach gewalt thun / Denn es ist je zweyerley / wenn ich                      spreche: <note place="left">Eins dings geniessen / vnd / Ein ding                          geniessen / sind vnterschiedliche reden.</note>Ich geneuß das ding / vnd                      geneuß des dinges. In dem zeige ich an / daß das ding deß nutzes Vrsprung sey /                      im ersten / daß es der nutz selbst sey. Also möchte man recht Teutsch sprechen:                      Abraham vnnd andere fromme Jüden / haben deß Leibs vnd Bluts Christi genossen /                      Sie haben aber den Leib vnnd das Blut Christi nicht genossen. Herwiderumb /                      Judas hat den Leib vnd das Blut genossen / Er hat aber deß Leibes vnnd deß Bluts                      nicht genossen. Solche vnterscheid wissen sie wol / vnnd sprechen dennoch / ein                      Christ geniesse den Leib vnnd das Blut / so sie es doch nicht gleuben / sondern                      widerfechten. Ermessen auch E. E. W.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0232] nutz deß Abendmals sey / sondern was das Abendmal an jhm selbst. So wir denn nicht einhellig sind / vnd jhre Wort einhelligkeit fürgeben / so muß jhre rede von vns entweder nicht recht verstanden werden / oder aber muß jhr Hertz vnnd Mund nicht zusammen stimmen. Am verstand aber fehlet es warlich nicht / denn wir können von Gottes Gnaden Teutsche Sprach so wol / oder auch baß / dann sie / darumb ist offenbar / daß sie anders reden / denn es in jhrem Hertzen ist. Es ist auch offenbar / daß sie wissen / daß wir jhre Wort nicht werden verstehen / wie sie im Hertzen haben / vnd köndten doch wol anders vnnd also reden / daß sie wüsten / daß wir jhr Hertz lauter verstehen würden / vnd thuns doch nicht / Darumb ist öffentlich / daß sie vns fürsetziglich begeren zubetriegen. Anno 1530. Der Sacramentierer Mund redet anderst / denn jhr Hertz ist. So ermessen nun E. E. W. ob sie nicht ein böses Gewissen haben / das sich bey der Sache fürchtet / dieweil sie nicht an das Liecht frey Teutsch / verstendig vnnd vnuerwickelt herauß dürffen / sondern verbergen jhren gifft vnter solchen Worten / die auß jrer Eigenschafft solch gifft vnnd jrrthumb nicht anzeigen / noch entdecken. Ermessen auch / ob nicht der Sathan / ein Vatter der Lügen / jhr Lehrmeister sey / dieweil sie vns begeren mit falschen Worten zublenden / denn sie auch der Teutschen Sprach gewalt thun / Denn es ist je zweyerley / wenn ich spreche: Ich geneuß das ding / vnd geneuß des dinges. In dem zeige ich an / daß das ding deß nutzes Vrsprung sey / im ersten / daß es der nutz selbst sey. Also möchte man recht Teutsch sprechen: Abraham vnnd andere fromme Jüden / haben deß Leibs vnd Bluts Christi genossen / Sie haben aber den Leib vnnd das Blut Christi nicht genossen. Herwiderumb / Judas hat den Leib vnd das Blut genossen / Er hat aber deß Leibes vnnd deß Bluts nicht genossen. Solche vnterscheid wissen sie wol / vnnd sprechen dennoch / ein Christ geniesse den Leib vnnd das Blut / so sie es doch nicht gleuben / sondern widerfechten. Ermessen auch E. E. W. Eins dings geniessen / vnd / Ein ding geniessen / sind vnterschiedliche reden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/232
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/232>, abgerufen am 21.11.2024.