Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.

Bild:
<< vorherige Seite

mein Leib) welcher Leib Christi mit seiner Göttlichen natur / in einigkeitAnno 1560. seiner Person vereinbaret / vnnd zur rechten Hand Gottes vber alles / was genennet kan werden / erhöhet ist / so müste darauß folgen / daß wir setzen vnd lehren / Christi Leib sey vnendlich an alle ort außgedehnet vnd außgespannet / oder verwandelt in ein vnendliches wesen / wie die Göttliche Natur selbst ist. Das ist Caluini meinung / vnd nichtige volgerey / zu der wir lauter Nein sagen. Aber das ist Caluini gründliche / eigentliche vnnd endliche meinung / daß er so viel sagen wil: Die Lutherischen vnd Caluinisten im handel vom Abendmal / sind von einander vnd wider einander also vnd hierinne: Die Lutherischen gläuben vnnd lehren / daß Christi Leib / welcher mit seiner Göttlichen Natur persönlich vereiniget / vnd zur Rechten Gottes vber alles erhöhet ist / an allen orten / da sein Abendmal / nach seiner einsetzung gehalten wirt / gegenwertig sey / weil der Son Gottes von dem / das im Abendmal gegenwertig / gereicht / gegeben vnd empfangen wirt / selbs sagt / Das ist mein Leib / das ist mein Blut / etc.

Die Caluinisten aber sagen / daß diese Lutherische Lehr müsseCaluinische Phantasey vnd Träume. auß dem weg gereumet werden / denn es könne kein einigkeit oder vergleichung zwischen beyden parten getroffen oder gemacht werden / wenn man nicht zuvor allerseits darüber einig werde / daß Christi Leib also endlich vnd vmbschrieben sey / daß er im Himmel comprehensus dermassen jnnen sey / daß er / so viel sein Fleisch oder menschliche Natur / Leib vnd Blut belanget / weit vnd ferrn / nach art vnd weiß der erschaffenen örter / die weit von einander entlegen sind / von vns sey / doch auch also / daß er gleichwol mit seinen Göttlichen wesen vnd krafft / auch mit seiner geistlichen gnade Himmel vnd Erden erfülle / vnd also auch Geistlicher weise vns im Abendmal seinen Leib gebe / der doch nur im Himmel sey / sintemal die heimliche krafft deß H. Geistes verschaffe / daß das Leben auß oder von dem fleisch Christi / als abstractum a substantia, ein abgezogen ding von den wesen deß fleisches / welches allein im Himmel ist / zu vns /

mein Leib) welcher Leib Christi mit seiner Göttlichen natur / in einigkeitAnno 1560. seiner Person vereinbaret / vnnd zur rechten Hand Gottes vber alles / was genennet kan werden / erhöhet ist / so müste darauß folgen / daß wir setzen vnd lehren / Christi Leib sey vnendlich an alle ort außgedehnet vnd außgespannet / oder verwandelt in ein vnendliches wesen / wie die Göttliche Natur selbst ist. Das ist Caluini meinung / vnd nichtige volgerey / zu der wir lauter Nein sagen. Aber das ist Caluini gründliche / eigentliche vnnd endliche meinung / daß er so viel sagen wil: Die Lutherischen vnd Caluinisten im handel vom Abendmal / sind von einander vnd wider einander also vnd hierinne: Die Lutherischen gläuben vnnd lehren / daß Christi Leib / welcher mit seiner Göttlichen Natur persönlich vereiniget / vnd zur Rechten Gottes vber alles erhöhet ist / an allen orten / da sein Abendmal / nach seiner einsetzung gehalten wirt / gegenwertig sey / weil der Son Gottes von dem / das im Abendmal gegenwertig / gereicht / gegeben vnd empfangen wirt / selbs sagt / Das ist mein Leib / das ist mein Blut / etc.

Die Caluinisten aber sagen / daß diese Lutherische Lehr müsseCaluinische Phantasey vñ Träume. auß dem weg gereumet werden / denn es könne kein einigkeit oder vergleichung zwischen beyden parten getroffen oder gemacht werden / weñ man nicht zuvor allerseits darüber einig werde / daß Christi Leib also endlich vñ vmbschrieben sey / daß er im Himmel comprehensus dermassen jnnen sey / daß er / so viel sein Fleisch oder menschliche Natur / Leib vnd Blut belanget / weit vnd ferrn / nach art vnd weiß der erschaffenen örter / die weit von einander entlegen sind / von vns sey / doch auch also / daß er gleichwol mit seinẽ Göttlichen wesen vnd krafft / auch mit seiner geistlichen gnade Himmel vnd Erden erfülle / vnd also auch Geistlicher weise vns im Abendmal seinen Leib gebe / der doch nur im Him̃el sey / sintemal die heimliche krafft deß H. Geistes verschaffe / daß das Leben auß oder von dem fleisch Christi / als abstractum à substantia, ein abgezogen ding von dẽ wesen deß fleisches / welches allein im Him̃el ist / zu vns /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0635" n="619"/>
mein Leib) welcher Leib Christi mit seiner Göttlichen natur / in einigkeit<note place="right">Anno 1560.</note> seiner Person vereinbaret / vnnd zur                      rechten Hand Gottes vber alles / was genennet kan werden / erhöhet ist / so                      müste darauß folgen / daß wir setzen vnd lehren / Christi Leib sey vnendlich an                      alle ort außgedehnet vnd außgespannet / oder verwandelt in ein vnendliches wesen                      / wie die Göttliche Natur selbst ist. Das ist Caluini meinung / vnd nichtige                      volgerey / zu der wir lauter Nein sagen. Aber das ist Caluini gründliche /                      eigentliche vnnd endliche meinung / daß er so viel sagen wil: Die Lutherischen                      vnd Caluinisten im handel vom Abendmal / sind von einander vnd wider einander                      also vnd hierinne: Die Lutherischen gläuben vnnd lehren / daß Christi Leib /                      welcher mit seiner Göttlichen Natur persönlich vereiniget / vnd zur Rechten                      Gottes vber alles erhöhet ist / an allen orten / da sein Abendmal / nach seiner                      einsetzung gehalten wirt / gegenwertig sey / weil der Son Gottes von dem / das                      im Abendmal gegenwertig / gereicht / gegeben vnd empfangen wirt / selbs sagt /                      Das ist mein Leib / das ist mein Blut / etc.</p>
        <p>Die Caluinisten aber sagen / daß diese Lutherische Lehr müsse<note place="right">Caluinische Phantasey vn&#x0303; Träume.</note>                      auß dem weg gereumet werden / denn es könne kein einigkeit oder vergleichung                      zwischen beyden parten getroffen oder gemacht werden / wen&#x0303; man                      nicht zuvor allerseits darüber einig werde / daß Christi Leib also endlich vn&#x0303; vmbschrieben sey / daß er im Himmel comprehensus dermassen jnnen                      sey / daß er / so viel sein Fleisch oder menschliche Natur / Leib vnd Blut                      belanget / weit vnd ferrn / nach art vnd weiß der erschaffenen örter / die weit                      von einander entlegen sind / von vns sey / doch auch also / daß er gleichwol mit                          seine&#x0303; Göttlichen wesen vnd krafft / auch mit seiner                      geistlichen gnade Himmel vnd Erden erfülle / vnd also auch Geistlicher weise vns                      im Abendmal seinen Leib gebe / der doch nur im Him&#x0303;el sey /                      sintemal die heimliche krafft deß H. Geistes verschaffe / daß das Leben auß oder                      von dem fleisch Christi / als abstractum à substantia, ein abgezogen ding von                          de&#x0303; wesen deß fleisches / welches allein im Him&#x0303;el ist / zu vns /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[619/0635] mein Leib) welcher Leib Christi mit seiner Göttlichen natur / in einigkeit seiner Person vereinbaret / vnnd zur rechten Hand Gottes vber alles / was genennet kan werden / erhöhet ist / so müste darauß folgen / daß wir setzen vnd lehren / Christi Leib sey vnendlich an alle ort außgedehnet vnd außgespannet / oder verwandelt in ein vnendliches wesen / wie die Göttliche Natur selbst ist. Das ist Caluini meinung / vnd nichtige volgerey / zu der wir lauter Nein sagen. Aber das ist Caluini gründliche / eigentliche vnnd endliche meinung / daß er so viel sagen wil: Die Lutherischen vnd Caluinisten im handel vom Abendmal / sind von einander vnd wider einander also vnd hierinne: Die Lutherischen gläuben vnnd lehren / daß Christi Leib / welcher mit seiner Göttlichen Natur persönlich vereiniget / vnd zur Rechten Gottes vber alles erhöhet ist / an allen orten / da sein Abendmal / nach seiner einsetzung gehalten wirt / gegenwertig sey / weil der Son Gottes von dem / das im Abendmal gegenwertig / gereicht / gegeben vnd empfangen wirt / selbs sagt / Das ist mein Leib / das ist mein Blut / etc. Anno 1560. Die Caluinisten aber sagen / daß diese Lutherische Lehr müsse auß dem weg gereumet werden / denn es könne kein einigkeit oder vergleichung zwischen beyden parten getroffen oder gemacht werden / weñ man nicht zuvor allerseits darüber einig werde / daß Christi Leib also endlich vñ vmbschrieben sey / daß er im Himmel comprehensus dermassen jnnen sey / daß er / so viel sein Fleisch oder menschliche Natur / Leib vnd Blut belanget / weit vnd ferrn / nach art vnd weiß der erschaffenen örter / die weit von einander entlegen sind / von vns sey / doch auch also / daß er gleichwol mit seinẽ Göttlichen wesen vnd krafft / auch mit seiner geistlichen gnade Himmel vnd Erden erfülle / vnd also auch Geistlicher weise vns im Abendmal seinen Leib gebe / der doch nur im Him̃el sey / sintemal die heimliche krafft deß H. Geistes verschaffe / daß das Leben auß oder von dem fleisch Christi / als abstractum à substantia, ein abgezogen ding von dẽ wesen deß fleisches / welches allein im Him̃el ist / zu vns / Caluinische Phantasey vñ Träume.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/635
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/635>, abgerufen am 22.11.2024.