Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.

Bild:
<< vorherige Seite

Anno 1530liebe rhümen / vnd sich doch vernemen lassen in solchen practicken / darinn man wenig lieb / gehorsam oder gedult spüren kan / vnd wenn sie schon rechte lehr hetten / were doch solch fürnemmen / deß sie sich selbst Der Zwinglianer für nemen kan kein gut ende nemen.rhümen / nicht Christlich / dardurch eine erschreckliche zerrüttung der Kirchen vnd aller Regiment folgen müste. Ach Gott man solte doch die nach kommen bedencken / welche zubesorgen / keine Kirch vnd kein Regiment haben werden / wo solch auffrhur entstehen würde. Zu dem allem sorgen wir auch / das solch jhr fürnemen kein gut end neme.

DIß vnser einfeltig bedencken / wolle E. F. G. nicht vngnediglich verstehen / denn Gott ist vnser Zeuge / das wir hierinn nicht vnsern vortheil suchen / sondern mit höchstem ernst Gott bitten / das er E. F. G. für Irrthumb / vnd allem übel behüten wolle. Wir sehen / das der Teuffel ein grewlich spiel im sinne hat / darumb ist noth / das wir nicht freuentlich handeln. Wir haben E. F. G. in eil kurtz wollen antworten. Wo aber E. F. G. lengern bericht von vns begeret / wollen wir / als wir vns schüldig erkennen / mit allem fleis nach der lenge bericht thun. Gott beware E. F. G. allzeit. Den 11. Junij / Anno 1530.

E. F. G.

vnterthenige Diener /

Philippus Melanthon.

Ioannes Brentius.

Deß Landgraffen antwort / auff vorgehend Philippi Melanthonis vnd Joannis Brentzen schreiben.

LIeber Brentz vnd Philippe ich hab ewer schreiben gelesen / vnd nicht anders denn freundlich auffgenommen. Das jr aber im anfange schreibet / das Campanus vnd Martinus Cellarius vnd andere / böse Secten einfüren durch jhre gedancken / ist mir leid / gleube auch / das es Zwinglio vnd Oecolampadio so leid sey als euch / aber vmb jhrer gedancken willen mus man die vnschüldigen nicht vrteilen / dann sonst möchte gesaget werden / Luther hette auch viel übels gevrsachet / wie denn die Papisten sagen.

WAs jhr aber auff die schrifft kürtzlich antwortet (die jhr denn nicht anders verstehen solt / denn das ichs euch aus guter meinung zugeschickt habe) als nemlich / das man die nicht für Brüder erkennen sol / die vnrechte lehr fürhaben / vnd darauff den spruch Pauli füret / weiß ich nicht / ob solcher spruch das vermag / das jhr daraus anziehet. Denn ich halts dafür / das solcher jrrthumb mit der beschneidung viel

Anno 1530liebe rhümen / vnd sich doch vernemen lassen in solchen practicken / darinn man wenig lieb / gehorsam oder gedult spüren kan / vnd wenn sie schon rechte lehr hetten / were doch solch fürnemmen / deß sie sich selbst Der Zwinglianer für nemen kan kein gut ende nemen.rhümen / nicht Christlich / dardurch eine erschreckliche zerrüttung der Kirchen vnd aller Regiment folgen müste. Ach Gott man solte doch die nach kommen bedencken / welche zubesorgen / keine Kirch vnd kein Regiment haben werden / wo solch auffrhur entstehen würde. Zu dem allem sorgen wir auch / das solch jhr fürnemen kein gut end neme.

DIß vnser einfeltig bedencken / wolle E. F. G. nicht vngnediglich verstehen / denn Gott ist vnser Zeuge / das wir hierinn nicht vnsern vortheil suchen / sondern mit höchstem ernst Gott bitten / das er E. F. G. für Irrthumb / vnd allem übel behüten wolle. Wir sehen / das der Teuffel ein grewlich spiel im sinne hat / darumb ist noth / das wir nicht freuentlich handeln. Wir haben E. F. G. in eil kurtz wollen antworten. Wo aber E. F. G. lengern bericht von vns begeret / wollen wir / als wir vns schüldig erkennen / mit allem fleis nach der lenge bericht thun. Gott beware E. F. G. allzeit. Den 11. Junij / Anno 1530.

E. F. G.

vnterthenige Diener /

Philippus Melanthon.

Ioannes Brentius.

Deß Landgraffen antwort / auff vorgehend Philippi Melanthonis vnd Joannis Brentzen schreiben.

LIeber Brentz vnd Philippe ich hab ewer schreiben gelesen / vnd nicht anders denn freundlich auffgenommen. Das jr aber im anfange schreibet / das Campanus vnd Martinus Cellarius vnd andere / böse Secten einfüren durch jhre gedancken / ist mir leid / gleube auch / das es Zwinglio vnd Oecolampadio so leid sey als euch / aber vmb jhrer gedancken willen mus man die vnschüldigen nicht vrteilen / dann sonst möchte gesaget werden / Luther hette auch viel übels gevrsachet / wie denn die Papisten sagen.

WAs jhr aber auff die schrifft kürtzlich antwortet (die jhr denn nicht anders verstehen solt / denn das ichs euch aus guter meinung zugeschickt habe) als nemlich / das man die nicht für Brüder erkennen sol / die vnrechte lehr fürhaben / vnd darauff den spruch Pauli füret / weiß ich nicht / ob solcher spruch das vermag / das jhr daraus anziehet. Denn ich halts dafür / das solcher jrrthumb mit der beschneidung viel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0130" n="114"/><note place="left">Anno 1530</note>liebe rhümen / vnd sich doch vernemen                      lassen in solchen practicken / darinn man wenig lieb / gehorsam oder gedult                      spüren kan / vnd wenn sie schon rechte lehr hetten / were doch solch fürnemmen /                      deß sie sich selbst <note place="left">Der Zwinglianer für nemen kan kein                          gut ende nemen.</note>rhümen / nicht Christlich / dardurch eine                      erschreckliche zerrüttung der Kirchen vnd aller Regiment folgen müste. Ach Gott                      man solte doch die nach kommen bedencken / welche zubesorgen / keine Kirch vnd                      kein Regiment haben werden / wo solch auffrhur entstehen würde. Zu dem allem                      sorgen wir auch / das solch jhr fürnemen kein gut end neme.</p>
        <p>DIß vnser einfeltig bedencken / wolle E. F. G. nicht vngnediglich verstehen /                      denn Gott ist vnser Zeuge / das wir hierinn nicht vnsern vortheil suchen /                      sondern mit höchstem ernst Gott bitten / das er E. F. G. für Irrthumb / vnd                      allem übel behüten wolle. Wir sehen / das der Teuffel ein grewlich spiel im                      sinne hat / darumb ist noth / das wir nicht freuentlich handeln. Wir haben E. F.                      G. in eil kurtz wollen antworten. Wo aber E. F. G. lengern bericht von vns                      begeret / wollen wir / als wir vns schüldig erkennen / mit allem fleis nach der                      lenge bericht thun. Gott beware E. F. G. allzeit. Den 11. Junij / Anno 1530.</p>
        <p>E. F. G.</p>
        <p>vnterthenige Diener /</p>
        <p>Philippus Melanthon.</p>
        <p>Ioannes Brentius.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Deß Landgraffen antwort / auff vorgehend Philippi Melanthonis vnd Joannis                      Brentzen schreiben.</head>
        <p>LIeber Brentz vnd Philippe ich hab ewer schreiben gelesen / vnd nicht anders denn                      freundlich auffgenommen. Das jr aber im anfange schreibet / das Campanus vnd                      Martinus Cellarius vnd andere / böse Secten einfüren durch jhre gedancken / ist                      mir leid / gleube auch / das es Zwinglio vnd Oecolampadio so leid sey als euch /                      aber vmb jhrer gedancken willen mus man die vnschüldigen nicht vrteilen / dann                      sonst möchte gesaget werden / Luther hette auch viel übels gevrsachet / wie denn                      die Papisten sagen.</p>
        <p>WAs jhr aber auff die schrifft kürtzlich antwortet (die jhr denn nicht anders                      verstehen solt / denn das ichs euch aus guter meinung zugeschickt habe) als                      nemlich / das man die nicht für Brüder erkennen sol / die vnrechte lehr fürhaben                      / vnd darauff den spruch Pauli füret / weiß ich nicht / ob solcher spruch das                      vermag / das jhr daraus anziehet. Denn ich halts dafür / das solcher jrrthumb                      mit der beschneidung viel
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0130] liebe rhümen / vnd sich doch vernemen lassen in solchen practicken / darinn man wenig lieb / gehorsam oder gedult spüren kan / vnd wenn sie schon rechte lehr hetten / were doch solch fürnemmen / deß sie sich selbst rhümen / nicht Christlich / dardurch eine erschreckliche zerrüttung der Kirchen vnd aller Regiment folgen müste. Ach Gott man solte doch die nach kommen bedencken / welche zubesorgen / keine Kirch vnd kein Regiment haben werden / wo solch auffrhur entstehen würde. Zu dem allem sorgen wir auch / das solch jhr fürnemen kein gut end neme. Anno 1530 Der Zwinglianer für nemen kan kein gut ende nemen. DIß vnser einfeltig bedencken / wolle E. F. G. nicht vngnediglich verstehen / denn Gott ist vnser Zeuge / das wir hierinn nicht vnsern vortheil suchen / sondern mit höchstem ernst Gott bitten / das er E. F. G. für Irrthumb / vnd allem übel behüten wolle. Wir sehen / das der Teuffel ein grewlich spiel im sinne hat / darumb ist noth / das wir nicht freuentlich handeln. Wir haben E. F. G. in eil kurtz wollen antworten. Wo aber E. F. G. lengern bericht von vns begeret / wollen wir / als wir vns schüldig erkennen / mit allem fleis nach der lenge bericht thun. Gott beware E. F. G. allzeit. Den 11. Junij / Anno 1530. E. F. G. vnterthenige Diener / Philippus Melanthon. Ioannes Brentius. Deß Landgraffen antwort / auff vorgehend Philippi Melanthonis vnd Joannis Brentzen schreiben. LIeber Brentz vnd Philippe ich hab ewer schreiben gelesen / vnd nicht anders denn freundlich auffgenommen. Das jr aber im anfange schreibet / das Campanus vnd Martinus Cellarius vnd andere / böse Secten einfüren durch jhre gedancken / ist mir leid / gleube auch / das es Zwinglio vnd Oecolampadio so leid sey als euch / aber vmb jhrer gedancken willen mus man die vnschüldigen nicht vrteilen / dann sonst möchte gesaget werden / Luther hette auch viel übels gevrsachet / wie denn die Papisten sagen. WAs jhr aber auff die schrifft kürtzlich antwortet (die jhr denn nicht anders verstehen solt / denn das ichs euch aus guter meinung zugeschickt habe) als nemlich / das man die nicht für Brüder erkennen sol / die vnrechte lehr fürhaben / vnd darauff den spruch Pauli füret / weiß ich nicht / ob solcher spruch das vermag / das jhr daraus anziehet. Denn ich halts dafür / das solcher jrrthumb mit der beschneidung viel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/130
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/130>, abgerufen am 23.11.2024.