Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.

Bild:
<< vorherige Seite

ein ander ding ist gewesen / denn dieser fall ist. Denn die Jüden meinetenAnno 1530. / die beschneidung were nötig / darumb straffet sie auch Paulus / vnd ist dennoch beschnitten / spricht: Ich wolte das sie weggeschnitten weren / spricht nicht: Ihr seid deß Teuffels / vnd nicht mehr zudulden.

SO ist diese jrrung deß Sacraments nicht eine solche jrrung / wie jene / sondern wir sind allesampt eins / vnd gleuben vnd bekennen einen Christum / vnd suchen durch denselbigen selig zu werden. Es halten auch / die jhr jrrend nennet / Gottes wort in allem war / sondern sie sein deß verstandes in solchen worten deß Nachtmals einer andern meinung / denn jhr / darumb düncket mich / dieweil sie mit euch in allem eins sein / auch bekennen den Christum / dermassen wie jhr jhn bekennet / auch das man Christum im Nachtmal durch den glauben esse / welches essen zur seligkeit von nöten / vnd nicht sagen / das Gott diß oder das vermöge / sondern / das dem glauben nach / vnd der Schrifft nach / also wie sie anzeigen / zuuerstehen sey. Dieweil denn Christus nicht wol anders gessen kan werden / denn von gleubigen / vnd durch den glauben / dieweil Christus einen clarificirten leib hat / vnd denn ein clarificirter leib nicht den bauch speiset / deucht mich solche meinung were ohne not / hoffe auch noch zu Gott dem allmechtigen / jhr werdet euch eines bessern bedencken.

DEnn ob jhrs schon vmb der Lehrer willen nicht thun wollet / so werdet jhr doch die andern bedencken / die in solchen Stedten sitzen / vnd so sie jrreten / doch solches jrrthumbs nicht vertheidiger sein / darzu das viel Leute noch in solchen Landen vnd Stedten sein / die ewrer meinung sein. So nu ein Land verdampt / vnd in straffe fallen solt / so müste Kraut mit Kol gehen. So hoffe ich je / jr seid des Geistes kinder / da Christus von spricht: Deß Menschen sohn ist nicht kommen zuuerderben / sondern selig zu machen / da seine Jünger wolten das fewer lassen vom Himel fallen / gleich wie Elias. Ihr dürffet sie auch in solcher jrer opinion nicht vertheidigen / sondern sie tragen vnd vnterweisen / vnd anmanen zu zeiten vnd zu vnzeiten / wie Paulus sagt. Das seid jr aber schuldig / das jhr sie helffet vertheidigen / bey der lehr / die jhr selbst für recht haltet / nicht mit dem schwerd meine ich euch / ewer person halben / sondern mit mündlicher rede vnd beystand. Möcht auch gerne wissen / ob Luther die Waldenser / brüder genennet hat / wie der Schreiber anzeiget / die da solcher meinung sein sollen. Was jhr aber dem Schreiber schuld gebet / das er mit dem glauben zuschwach vmbgehe / halte ich dafür / das vielleicht ewer meinung also bey euch gedenckt / nachdem jhr solcher opinion feind seid / halte aber bey mir gewiß / das solcher Tichter nicht meine / das man vngewiß solte lehren / vnd mit wercken oder eusserlichen sitten in Himel kommen / wie die Philosophi, sondern das solches seine meinung sey / so man glauben habe / so werden werck vnd sitten folgen. Wo nu solcher glaube sey / vnd werck folgen / vnd dennoch

ein ander ding ist gewesen / denn dieser fall ist. Denn die Jüden meinetenAnno 1530. / die beschneidung were nötig / darumb straffet sie auch Paulus / vnd ist dennoch beschnitten / spricht: Ich wolte das sie weggeschnitten weren / spricht nicht: Ihr seid deß Teuffels / vnd nicht mehr zudulden.

SO ist diese jrrung deß Sacraments nicht eine solche jrrung / wie jene / sondern wir sind allesampt eins / vnd gleuben vnd bekennen einen Christum / vnd suchen durch denselbigen selig zu werden. Es halten auch / die jhr jrrend nennet / Gottes wort in allem war / sondern sie sein deß verstandes in solchen wortẽ deß Nachtmals einer andern meinung / denn jhr / darumb düncket mich / dieweil sie mit euch in allem eins sein / auch bekennen den Christum / dermassen wie jhr jhn bekennet / auch das man Christum im Nachtmal durch den glauben esse / welches essen zur seligkeit von nöten / vnd nicht sagen / das Gott diß oder das vermöge / sondern / das dem glauben nach / vnd der Schrifft nach / also wie sie anzeigen / zuuerstehen sey. Dieweil denn Christus nicht wol anders gessen kan werden / denn von gleubigen / vnd durch den glauben / dieweil Christus einen clarificirten leib hat / vnd denn ein clarificirter leib nicht den bauch speiset / deucht mich solche meinung were ohne not / hoffe auch noch zu Gott dem allmechtigen / jhr werdet euch eines bessern bedencken.

DEnn ob jhrs schon vmb der Lehrer willen nicht thun wollet / so werdet jhr doch die andern bedencken / die in solchen Stedten sitzen / vnd so sie jrreten / doch solches jrrthumbs nicht vertheidiger sein / darzu das viel Leute noch in solchen Landen vnd Stedten sein / die ewrer meinung sein. So nu ein Land verdampt / vnd in straffe fallen solt / so müste Kraut mit Kol gehen. So hoffe ich je / jr seid des Geistes kinder / da Christus von spricht: Deß Menschen sohn ist nicht kom̃en zuuerderben / sondern selig zu machen / da seine Jünger wolten das fewer lassen vom Himel fallen / gleich wie Elias. Ihr dürffet sie auch in solcher jrer opinion nicht vertheidigen / sondern sie tragen vnd vnterweisen / vnd anmanen zu zeiten vnd zu vnzeiten / wie Paulus sagt. Das seid jr aber schuldig / das jhr sie helffet vertheidigen / bey der lehr / die jhr selbst für recht haltet / nicht mit dem schwerd meine ich euch / ewer person halben / sondern mit mündlicher rede vnd beystand. Möcht auch gerne wissen / ob Luther die Waldenser / brüder geneñet hat / wie der Schreiber anzeiget / die da solcher meinung sein sollen. Was jhr aber dem Schreiber schuld gebet / das er mit dem glauben zuschwach vmbgehe / halte ich dafür / das vielleicht ewer meinung also bey euch gedenckt / nachdem jhr solcher opinion feind seid / halte aber bey mir gewiß / das solcher Tichter nicht meine / das man vngewiß solte lehren / vnd mit wercken oder eusserlichen sitten in Himel kommen / wie die Philosophi, sondern das solches seine meinung sey / so man glauben habe / so werden werck vnd sitten folgen. Wo nu solcher glaube sey / vnd werck folgen / vnd dennoch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0131" n="115"/>
ein                      ander ding ist gewesen / denn dieser fall ist. Denn die Jüden meineten<note place="right">Anno 1530.</note> / die beschneidung were nötig /                      darumb straffet sie auch Paulus / vnd ist dennoch beschnitten / spricht: Ich                      wolte das sie weggeschnitten weren / spricht nicht: Ihr seid deß Teuffels / vnd                      nicht mehr zudulden.</p>
        <p>SO ist diese jrrung deß Sacraments nicht eine solche jrrung / wie jene / sondern                      wir sind allesampt eins / vnd gleuben vnd bekennen einen Christum / vnd suchen                      durch denselbigen selig zu werden. Es halten auch / die jhr jrrend nennet /                      Gottes wort in allem war / sondern sie sein deß verstandes in solchen worte&#x0303; deß Nachtmals einer andern meinung / denn jhr / darumb düncket                      mich / dieweil sie mit euch in allem eins sein / auch bekennen den Christum /                      dermassen wie jhr jhn bekennet / auch das man Christum im Nachtmal durch den                      glauben esse / welches essen zur seligkeit von nöten / vnd nicht sagen / das                      Gott diß oder das vermöge / sondern / das dem glauben nach / vnd der Schrifft                      nach / also wie sie anzeigen / zuuerstehen sey. Dieweil denn Christus nicht wol                      anders gessen kan werden / denn von gleubigen / vnd durch den glauben / dieweil                      Christus einen clarificirten leib hat / vnd denn ein clarificirter leib nicht                      den bauch speiset / deucht mich solche meinung were ohne not / hoffe auch noch                      zu Gott dem allmechtigen / jhr werdet euch eines bessern bedencken.</p>
        <p>DEnn ob jhrs schon vmb der Lehrer willen nicht thun wollet / so werdet jhr doch                      die andern bedencken / die in solchen Stedten sitzen / vnd so sie jrreten / doch                      solches jrrthumbs nicht vertheidiger sein / darzu das viel Leute noch in solchen                      Landen vnd Stedten sein / die ewrer meinung sein. So nu ein Land verdampt / vnd                      in straffe fallen solt / so müste Kraut mit Kol gehen. So hoffe ich je / jr seid                      des Geistes kinder / da Christus von spricht: Deß Menschen sohn ist nicht kom&#x0303;en zuuerderben / sondern selig zu machen / da seine Jünger wolten                      das fewer lassen vom Himel fallen / gleich wie Elias. Ihr dürffet sie auch in                      solcher jrer opinion nicht vertheidigen / sondern sie tragen vnd vnterweisen /                      vnd anmanen zu zeiten vnd zu vnzeiten / wie Paulus sagt. Das seid jr aber                      schuldig / das jhr sie helffet vertheidigen / bey der lehr / die jhr selbst für                      recht haltet / nicht mit dem schwerd meine ich euch / ewer person halben /                      sondern mit mündlicher rede vnd beystand. Möcht auch gerne wissen / ob Luther                      die Waldenser / brüder genen&#x0303;et hat / wie der Schreiber anzeiget /                      die da solcher meinung sein sollen. Was jhr aber dem Schreiber schuld gebet /                      das er mit dem glauben zuschwach vmbgehe / halte ich dafür / das vielleicht ewer                      meinung also bey euch gedenckt / nachdem jhr solcher opinion feind seid / halte                      aber bey mir gewiß / das solcher Tichter nicht meine / das man vngewiß solte                      lehren / vnd mit wercken oder eusserlichen sitten in Himel kommen / wie die                      Philosophi, sondern das solches seine meinung sey / so man glauben habe / so                      werden werck vnd sitten folgen. Wo nu solcher glaube sey / vnd werck folgen /                      vnd dennoch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0131] ein ander ding ist gewesen / denn dieser fall ist. Denn die Jüden meineten / die beschneidung were nötig / darumb straffet sie auch Paulus / vnd ist dennoch beschnitten / spricht: Ich wolte das sie weggeschnitten weren / spricht nicht: Ihr seid deß Teuffels / vnd nicht mehr zudulden. Anno 1530. SO ist diese jrrung deß Sacraments nicht eine solche jrrung / wie jene / sondern wir sind allesampt eins / vnd gleuben vnd bekennen einen Christum / vnd suchen durch denselbigen selig zu werden. Es halten auch / die jhr jrrend nennet / Gottes wort in allem war / sondern sie sein deß verstandes in solchen wortẽ deß Nachtmals einer andern meinung / denn jhr / darumb düncket mich / dieweil sie mit euch in allem eins sein / auch bekennen den Christum / dermassen wie jhr jhn bekennet / auch das man Christum im Nachtmal durch den glauben esse / welches essen zur seligkeit von nöten / vnd nicht sagen / das Gott diß oder das vermöge / sondern / das dem glauben nach / vnd der Schrifft nach / also wie sie anzeigen / zuuerstehen sey. Dieweil denn Christus nicht wol anders gessen kan werden / denn von gleubigen / vnd durch den glauben / dieweil Christus einen clarificirten leib hat / vnd denn ein clarificirter leib nicht den bauch speiset / deucht mich solche meinung were ohne not / hoffe auch noch zu Gott dem allmechtigen / jhr werdet euch eines bessern bedencken. DEnn ob jhrs schon vmb der Lehrer willen nicht thun wollet / so werdet jhr doch die andern bedencken / die in solchen Stedten sitzen / vnd so sie jrreten / doch solches jrrthumbs nicht vertheidiger sein / darzu das viel Leute noch in solchen Landen vnd Stedten sein / die ewrer meinung sein. So nu ein Land verdampt / vnd in straffe fallen solt / so müste Kraut mit Kol gehen. So hoffe ich je / jr seid des Geistes kinder / da Christus von spricht: Deß Menschen sohn ist nicht kom̃en zuuerderben / sondern selig zu machen / da seine Jünger wolten das fewer lassen vom Himel fallen / gleich wie Elias. Ihr dürffet sie auch in solcher jrer opinion nicht vertheidigen / sondern sie tragen vnd vnterweisen / vnd anmanen zu zeiten vnd zu vnzeiten / wie Paulus sagt. Das seid jr aber schuldig / das jhr sie helffet vertheidigen / bey der lehr / die jhr selbst für recht haltet / nicht mit dem schwerd meine ich euch / ewer person halben / sondern mit mündlicher rede vnd beystand. Möcht auch gerne wissen / ob Luther die Waldenser / brüder geneñet hat / wie der Schreiber anzeiget / die da solcher meinung sein sollen. Was jhr aber dem Schreiber schuld gebet / das er mit dem glauben zuschwach vmbgehe / halte ich dafür / das vielleicht ewer meinung also bey euch gedenckt / nachdem jhr solcher opinion feind seid / halte aber bey mir gewiß / das solcher Tichter nicht meine / das man vngewiß solte lehren / vnd mit wercken oder eusserlichen sitten in Himel kommen / wie die Philosophi, sondern das solches seine meinung sey / so man glauben habe / so werden werck vnd sitten folgen. Wo nu solcher glaube sey / vnd werck folgen / vnd dennoch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/131
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/131>, abgerufen am 23.11.2024.