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Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.

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ben Anno 1530.lassen / vnd nichts anders draus machen. Da hette ein Klügling auch mügen Kunst fürgeben / es sey nicht müglich / das Gott so nerrisch ding von den Leuten fordere / es müsse einen andern verstandt haben / etc.

VBer das kan man keinen Spruch aus der Schrifft auffbringen / daraus man bewehren köndte / das der leib Christi nicht im Abendmal were / oder das man die wort des Abendmals anders deuten sol / denn sie lauten. So hat sie die alte Kirche auch so gehalten vnd gebrauchet / ohne alle frembde deutung / wie sie lauten / das es sich also niergend stösset / denn allein an der vernunfft / die kan es nicht zusammen reimen. Das ist aber keine vrsache / das man darumb von Vernunfft vnnd wort Gottes / reimen sich nit zusammen. Eins mus dem andern weichen.den hellen / klaren worten weichen sol. Denn so das gelten solt / das dieser vnd ander Artickel darumb solten falsch sein / das sie sich mit der vernunfft nicht reimen / würden wir gar keine zuflucht vnd auffenthaltung in nöten vnd anfechtung haben / etc. Vernunfft kan sich mit dem wort vnd verheissung Gottes nicht vereinigen.

Vernunfft wider den glauben sicht.

ES reimet sich eben als wenig mit der vernunfft / wenn die anfechtung verhanden ist / das man gleube / es sey war / was die Schrifft saget / von dem gnedigen willen Gottes / als es sich reimet / das brod vnd wein / der leib vnd das blut Christi sey.

Col. 2. Sehet zu / das euch niemand beraube durch die Philosophey vnnd lose verfürung / etc.

ES wils nicht thun mit den Geometricis & Physicis speculationibus, die machen die vnuersuchten sichern Leute gar toll / wenn sie in die heilige Schrifft gerhaten / vnd alles mit der vernunfft fassen wollen / sondern also sol man thun / das man allein auff die Schrifft sehe / vnd sich darauff gründe / vnd wenn man in der Schrifft kein gewisse helle zeugnis findet / das entweder im brod der ware leib Christi nicht sey / oder die wort anders / denn sie an sich selbs lauten / zuuerstehen sein / das man darnach stracks schliesse / das sonst kein Argument / es scheine vnd gleisse wie es wolle / gnugsam sey / eine newe opinion vnd lehr / wieder die klaren wort zu lehren / sonderlich weil so gros ergernis daraus entstehet / welche keinem Menschen zuertragen müglich sind / ohne gewisse vnd helle zeugnis der Schrifft.

NEben diesem allem sind sonst viel sprüche von Christo inn der Schrifft / die mich dahin dringen / das ich festiglich gleube / Christi leib sey warhafftig im Abendmal / kan auch keine vrsach finden / Wazu die Sacrament eingesetzt.warumb Christus da gegenwertig nicht sein möge / da er doch warhafftig etwas wircket. Denn das ist ja gewiß / das die Sacrament dazu eingesetzet sind / das Gott die hertzen dardurch erregen vnd bewegen wil / zum festen glauben / vnd nicht darumb allein / das sie ein eusserlich mahlzeichen sein sollen / dabey man die Christen für den Heyden erkenne / wie man bey der Kleidung einen Wahlen für einen Deutschen / einen Münch für einen Leyen erkennet.

ben Anno 1530.lassen / vnd nichts anders draus machen. Da hette ein Klügling auch mügen Kunst fürgeben / es sey nicht müglich / das Gott so nerrisch ding von den Leuten fordere / es müsse einen andern verstandt haben / etc.

VBer das kan man keinen Spruch aus der Schrifft auffbringen / daraus man bewehren köndte / das der leib Christi nicht im Abendmal were / oder das man die wort des Abendmals anders deuten sol / denn sie lauten. So hat sie die alte Kirche auch so gehalten vnd gebrauchet / ohne alle frembde deutung / wie sie lauten / das es sich also niergend stösset / denn allein an der vernunfft / die kan es nicht zusammen reimen. Das ist aber keine vrsache / das man darumb von Vernunfft vnnd wort Gottes / reimen sich nit zusammen. Eins mus dem andern weichen.den hellen / klaren worten weichen sol. Denn so das gelten solt / das dieser vnd ander Artickel darumb solten falsch sein / das sie sich mit der vernunfft nicht reimen / würden wir gar keine zuflucht vnd auffenthaltung in nöten vnd anfechtung haben / etc. Vernunfft kan sich mit dem wort vnd verheissung Gottes nicht vereinigen.

Vernunfft wider den glauben sicht.

ES reimet sich eben als wenig mit der vernunfft / wenn die anfechtung verhanden ist / das man gleube / es sey war / was die Schrifft saget / von dem gnedigen willen Gottes / als es sich reimet / das brod vnd wein / der leib vnd das blut Christi sey.

Col. 2. Sehet zu / das euch niemand beraube durch die Philosophey vnnd lose verfürung / etc.

ES wils nicht thun mit den Geometricis & Physicis speculationibus, die machen die vnuersuchten sichern Leute gar toll / wenn sie in die heilige Schrifft gerhaten / vnd alles mit der vernunfft fassen wollen / sondern also sol man thun / das man allein auff die Schrifft sehe / vnd sich darauff gründe / vnd wenn man in der Schrifft kein gewisse helle zeugnis findet / das entweder im brod der ware leib Christi nicht sey / oder die wort anders / denn sie an sich selbs lauten / zuuerstehen sein / das man darnach stracks schliesse / das sonst kein Argument / es scheine vnd gleisse wie es wolle / gnugsam sey / eine newe opinion vnd lehr / wieder die klaren wort zu lehren / sonderlich weil so gros ergernis daraus entstehet / welche keinem Menschen zuertragen müglich sind / ohne gewisse vnd helle zeugnis der Schrifft.

NEben diesem allem sind sonst viel sprüche von Christo inn der Schrifft / die mich dahin dringen / das ich festiglich gleube / Christi leib sey warhafftig im Abendmal / kan auch keine vrsach finden / Wazu die Sacramẽt eingesetzt.warumb Christus da gegenwertig nicht sein möge / da er doch warhafftig etwas wircket. Denn das ist ja gewiß / das die Sacrament dazu eingesetzet sind / das Gott die hertzen dardurch erregen vnd bewegen wil / zum festen glauben / vnd nicht darumb allein / das sie ein eusserlich mahlzeichen sein sollen / dabey man die Christen für den Heyden erkenne / wie man bey der Kleidung einen Wahlen für einen Deutschen / einen Münch für einen Leyen erkennet.

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[152/0168] ben lassen / vnd nichts anders draus machen. Da hette ein Klügling auch mügen Kunst fürgeben / es sey nicht müglich / das Gott so nerrisch ding von den Leuten fordere / es müsse einen andern verstandt haben / etc. Anno 1530. VBer das kan man keinen Spruch aus der Schrifft auffbringen / daraus man bewehren köndte / das der leib Christi nicht im Abendmal were / oder das man die wort des Abendmals anders deuten sol / denn sie lauten. So hat sie die alte Kirche auch so gehalten vnd gebrauchet / ohne alle frembde deutung / wie sie lauten / das es sich also niergend stösset / denn allein an der vernunfft / die kan es nicht zusammen reimen. Das ist aber keine vrsache / das man darumb von den hellen / klaren worten weichen sol. Denn so das gelten solt / das dieser vnd ander Artickel darumb solten falsch sein / das sie sich mit der vernunfft nicht reimen / würden wir gar keine zuflucht vnd auffenthaltung in nöten vnd anfechtung haben / etc. Vernunfft kan sich mit dem wort vnd verheissung Gottes nicht vereinigen. Vernunfft vnnd wort Gottes / reimen sich nit zusammen. Eins mus dem andern weichen. ES reimet sich eben als wenig mit der vernunfft / wenn die anfechtung verhanden ist / das man gleube / es sey war / was die Schrifft saget / von dem gnedigen willen Gottes / als es sich reimet / das brod vnd wein / der leib vnd das blut Christi sey. ES wils nicht thun mit den Geometricis & Physicis speculationibus, die machen die vnuersuchten sichern Leute gar toll / wenn sie in die heilige Schrifft gerhaten / vnd alles mit der vernunfft fassen wollen / sondern also sol man thun / das man allein auff die Schrifft sehe / vnd sich darauff gründe / vnd wenn man in der Schrifft kein gewisse helle zeugnis findet / das entweder im brod der ware leib Christi nicht sey / oder die wort anders / denn sie an sich selbs lauten / zuuerstehen sein / das man darnach stracks schliesse / das sonst kein Argument / es scheine vnd gleisse wie es wolle / gnugsam sey / eine newe opinion vnd lehr / wieder die klaren wort zu lehren / sonderlich weil so gros ergernis daraus entstehet / welche keinem Menschen zuertragen müglich sind / ohne gewisse vnd helle zeugnis der Schrifft. NEben diesem allem sind sonst viel sprüche von Christo inn der Schrifft / die mich dahin dringen / das ich festiglich gleube / Christi leib sey warhafftig im Abendmal / kan auch keine vrsach finden / warumb Christus da gegenwertig nicht sein möge / da er doch warhafftig etwas wircket. Denn das ist ja gewiß / das die Sacrament dazu eingesetzet sind / das Gott die hertzen dardurch erregen vnd bewegen wil / zum festen glauben / vnd nicht darumb allein / das sie ein eusserlich mahlzeichen sein sollen / dabey man die Christen für den Heyden erkenne / wie man bey der Kleidung einen Wahlen für einen Deutschen / einen Münch für einen Leyen erkennet. Wazu die Sacramẽt eingesetzt.

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Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/168>, abgerufen am 25.11.2024.