Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.In primis obstaculum de corporis Christi immensitate remouereAnno 1560. necesse est: Nisi enim constet finitum esse coeloque comprehendi, nulla erit dissidij componendi ratio: Sed hoc omnium consensu constet, Christum, sicut in gloriam coelestem semel est receptus, ita locorum interuallo, quo ad carnem, esse a nobis dissitum: diuina autem essentia & virtute, gratia etiam spirituali coelum & terram implere. Das ist so viel: Caluinus wil schliessen / weil wir sagen vnd lehren / das Christus mit seinem leib allenthalben / da alhie in seiner Kirchen auff Erden sein Abendmal gehalten wird / gegenwertig sey / laut vnd vermög seiner einsetzung / in welcher er von dem / das im Abend mal gereicht vnd empfangen wird / spricht (Das ist mein leib) welcher leib Christi mit seiner Göttlichen natur / in einigkeit seiner Person vereinbaret / vnd zur rechten hand Gottes vber alles / was genennet kan werden / erhöhet ist / so müste daraus folgen / das wir setzen vnd lehren / Christi leib sey vnendlich an alle ort ausgedehnet vnd ausgespannet / oder verwandelt in ein vnendliches wesen / wie die Göttliche natur selbst ist. Das ist Caluini meinung / vnd nichtige volgerey / zu der wir lauter nein sagen. Aber das ist Caluini gründliche / eigentliche vnd endliche meinung / das er so viel sagen wil: Die Lutherischen vnd Caluinisten im handel vom Abendmal / sind von einander vnd wider einander also vnd hierin: Die Lutherischen gleuben vnd lehren / das Christi leib / welcher mit seiner Göttlichen Natur persönlich vereiniget / vnd zur rechten Gottes vber alles erhöhet ist / an allen orten / da sein Abendmal / nach seiner einsetzung gehalten wird / gegenwertig sey / weil der sohn Gottes von dem / das im Abendmal gegewertig / gereicht / gegeben vnd empfangen wird / selbs sagt / Das ist mein leib / das ist mein blut / etc. DIe Caluinisten aber sagen / das diese Lutherische lehre müsse aus dem weg gereumet werden / denn es könne keine einigkeit oder vergleichungCaluinische phantasey vnd trewme. zwischen beiden parten getroffen oder gemacht werden / wenn man nicht zuuor allerseits darüber einig werde / das Christi leib also endlich vnd vmbschrieben sey / das er im Himel comprehensus dermassen jnnen sey / das er / so viel sein fleisch oder menschliche natur / leib vnd blut belanget / weit vnd fern / nach art vnd weis der erschaffnen örter / die weit von einander entlegen sind / von vns sey / doch auch also / das er gleichwol mit seinem Göttlichen wesen vnd krafft / auch mit seiner geistlichen gnade Himel vnd erden erfülle / vnd also auch geistlicher weise vns im Abendmal seinen leib gebe / der doch nur im Himel sey / sintemal die heimliche krafft des heiligen Geistes verschaffe / daß das leben aus oder von dem fleisch Christi / als abstractum a substantia, ein abgezogen ding von dem wesen des fleisches / welches allein im Himel ist / zu vns / die wir auff erden wandlen / durchdringe / fliesse vnd komme / oder gleich (wie Beza schreibet) als wenn einer daheim in In primis obstaculum de corporis Christi immensitate remouereAnno 1560. necesse est: Nisi enim constet finitum esse coeloque comprehendi, nulla erit dissidij componendi ratio: Sed hoc omnium consensu constet, Christum, sicut in gloriam coelestem semel est receptus, ita locorum interuallo, quo ad carnem, esse à nobis dissitum: diuina autem essentia & virtute, gratia etiam spirituali coelum & terram implere. Das ist so viel: Caluinus wil schliessen / weil wir sagen vnd lehren / das Christus mit seinem leib allenthalben / da alhie in seiner Kirchen auff Erden sein Abendmal gehalten wird / gegenwertig sey / laut vñ vermög seiner einsetzung / in welcher er von dem / das im Abend mal gereicht vnd empfangen wird / spricht (Das ist mein leib) welcher leib Christi mit seiner Göttlichen natur / in einigkeit seiner Person vereinbaret / vnd zur rechten hand Gottes vber alles / was genennet kan werden / erhöhet ist / so müste daraus folgen / das wir setzen vnd lehren / Christi leib sey vnendlich an alle ort ausgedehnet vnd ausgespannet / oder verwandelt in ein vnendliches wesen / wie die Göttliche natur selbst ist. Das ist Caluini meinung / vnd nichtige volgerey / zu der wir lauter nein sagen. Aber das ist Caluini gründliche / eigentliche vnd endliche meinung / das er so viel sagen wil: Die Lutherischen vnd Caluinisten im handel vom Abendmal / sind von einander vñ wider einander also vnd hierin: Die Lutherischen gleuben vnd lehren / das Christi leib / welcher mit seiner Göttlichen Natur persönlich vereiniget / vnd zur rechten Gottes vber alles erhöhet ist / an allen orten / da sein Abendmal / nach seiner einsetzung gehalten wird / gegenwertig sey / weil der sohn Gottes von dem / das im Abendmal gegewertig / gereicht / gegeben vnd empfangen wird / selbs sagt / Das ist mein leib / das ist mein blut / etc. DIe Caluinisten aber sagen / das diese Lutherische lehre müsse aus dem weg gereumet werden / denn es könne keine einigkeit oder vergleichungCaluinische phantasey vñ trewme. zwischen beiden parten getroffen oder gemacht werden / weñ man nicht zuuor allerseits darüber einig werde / das Christi leib also endlich vnd vmbschrieben sey / das er im Himel comprehensus dermassen jnnen sey / das er / so viel sein fleisch oder menschliche natur / leib vnd blut belanget / weit vnd fern / nach art vnd weis der erschaffnen örter / die weit von einander entlegen sind / von vns sey / doch auch also / das er gleichwol mit seinem Göttlichen wesen vnd krafft / auch mit seiner geistlichen gnade Himel vnd erden erfülle / vnd also auch geistlicher weise vns im Abendmal seinen leib gebe / der doch nur im Himel sey / sintemal die heimliche krafft des heiligen Geistes verschaffe / daß das leben aus oder von dem fleisch Christi / als abstractum à substantia, ein abgezogen ding von dem wesen des fleisches / welches allein im Himel ist / zu vns / die wir auff erden wandlen / durchdringe / fliesse vnd komme / oder gleich (wie Beza schreibet) als wenn einer daheim in <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0447" n="431"/> <p>In primis obstaculum de corporis Christi immensitate remouere<note place="right">Anno 1560.</note> necesse est: Nisi enim constet finitum esse coeloque comprehendi, nulla erit dissidij componendi ratio: Sed hoc omnium consensu constet, Christum, sicut in gloriam coelestem semel est receptus, ita locorum interuallo, quo ad carnem, esse à nobis dissitum: diuina autem essentia & virtute, gratia etiam spirituali coelum & terram implere. Das ist so viel: Caluinus wil schliessen / weil wir sagen vnd lehren / das Christus mit seinem leib allenthalben / da alhie in seiner Kirchen auff Erden sein Abendmal gehalten wird / gegenwertig sey / laut vñ vermög seiner einsetzung / in welcher er von dem / das im Abend mal gereicht vnd empfangen wird / spricht (Das ist mein leib) welcher leib Christi mit seiner Göttlichen natur / in einigkeit seiner Person vereinbaret / vnd zur rechten hand Gottes vber alles / was genennet kan werden / erhöhet ist / so müste daraus folgen / das wir setzen vnd lehren / Christi leib sey vnendlich an alle ort ausgedehnet vnd ausgespannet / oder verwandelt in ein vnendliches wesen / wie die Göttliche natur selbst ist. Das ist Caluini meinung / vnd nichtige volgerey / zu der wir lauter nein sagen. Aber das ist Caluini gründliche / eigentliche vnd endliche meinung / das er so viel sagen wil: Die Lutherischen vnd Caluinisten im handel vom Abendmal / sind von einander vñ wider einander also vnd hierin: Die Lutherischen gleuben vnd lehren / das Christi leib / welcher mit seiner Göttlichen Natur persönlich vereiniget / vnd zur rechten Gottes vber alles erhöhet ist / an allen orten / da sein Abendmal / nach seiner einsetzung gehalten wird / gegenwertig sey / weil der sohn Gottes von dem / das im Abendmal gegewertig / gereicht / gegeben vnd empfangen wird / selbs sagt / Das ist mein leib / das ist mein blut / etc.</p> <p>DIe Caluinisten aber sagen / das diese Lutherische lehre müsse aus dem weg gereumet werden / denn es könne keine einigkeit oder vergleichung<note place="right">Caluinische phantasey vñ trewme.</note> zwischen beiden parten getroffen oder gemacht werden / weñ man nicht zuuor allerseits darüber einig werde / das Christi leib also endlich vnd vmbschrieben sey / das er im Himel comprehensus dermassen jnnen sey / das er / so viel sein fleisch oder menschliche natur / leib vnd blut belanget / weit vnd fern / nach art vnd weis der erschaffnen örter / die weit von einander entlegen sind / von vns sey / doch auch also / das er gleichwol mit seinem Göttlichen wesen vnd krafft / auch mit seiner geistlichen gnade Himel vnd erden erfülle / vnd also auch geistlicher weise vns im Abendmal seinen leib gebe / der doch nur im Himel sey / sintemal die heimliche krafft des heiligen Geistes verschaffe / daß das leben aus oder von dem fleisch Christi / als abstractum à substantia, ein abgezogen ding von dem wesen des fleisches / welches allein im Himel ist / zu vns / die wir auff erden wandlen / durchdringe / fliesse vnd komme / oder gleich (wie Beza schreibet) als wenn einer daheim in </p> </div> </body> </text> </TEI> [431/0447]
In primis obstaculum de corporis Christi immensitate remouere necesse est: Nisi enim constet finitum esse coeloque comprehendi, nulla erit dissidij componendi ratio: Sed hoc omnium consensu constet, Christum, sicut in gloriam coelestem semel est receptus, ita locorum interuallo, quo ad carnem, esse à nobis dissitum: diuina autem essentia & virtute, gratia etiam spirituali coelum & terram implere. Das ist so viel: Caluinus wil schliessen / weil wir sagen vnd lehren / das Christus mit seinem leib allenthalben / da alhie in seiner Kirchen auff Erden sein Abendmal gehalten wird / gegenwertig sey / laut vñ vermög seiner einsetzung / in welcher er von dem / das im Abend mal gereicht vnd empfangen wird / spricht (Das ist mein leib) welcher leib Christi mit seiner Göttlichen natur / in einigkeit seiner Person vereinbaret / vnd zur rechten hand Gottes vber alles / was genennet kan werden / erhöhet ist / so müste daraus folgen / das wir setzen vnd lehren / Christi leib sey vnendlich an alle ort ausgedehnet vnd ausgespannet / oder verwandelt in ein vnendliches wesen / wie die Göttliche natur selbst ist. Das ist Caluini meinung / vnd nichtige volgerey / zu der wir lauter nein sagen. Aber das ist Caluini gründliche / eigentliche vnd endliche meinung / das er so viel sagen wil: Die Lutherischen vnd Caluinisten im handel vom Abendmal / sind von einander vñ wider einander also vnd hierin: Die Lutherischen gleuben vnd lehren / das Christi leib / welcher mit seiner Göttlichen Natur persönlich vereiniget / vnd zur rechten Gottes vber alles erhöhet ist / an allen orten / da sein Abendmal / nach seiner einsetzung gehalten wird / gegenwertig sey / weil der sohn Gottes von dem / das im Abendmal gegewertig / gereicht / gegeben vnd empfangen wird / selbs sagt / Das ist mein leib / das ist mein blut / etc.
Anno 1560. DIe Caluinisten aber sagen / das diese Lutherische lehre müsse aus dem weg gereumet werden / denn es könne keine einigkeit oder vergleichung zwischen beiden parten getroffen oder gemacht werden / weñ man nicht zuuor allerseits darüber einig werde / das Christi leib also endlich vnd vmbschrieben sey / das er im Himel comprehensus dermassen jnnen sey / das er / so viel sein fleisch oder menschliche natur / leib vnd blut belanget / weit vnd fern / nach art vnd weis der erschaffnen örter / die weit von einander entlegen sind / von vns sey / doch auch also / das er gleichwol mit seinem Göttlichen wesen vnd krafft / auch mit seiner geistlichen gnade Himel vnd erden erfülle / vnd also auch geistlicher weise vns im Abendmal seinen leib gebe / der doch nur im Himel sey / sintemal die heimliche krafft des heiligen Geistes verschaffe / daß das leben aus oder von dem fleisch Christi / als abstractum à substantia, ein abgezogen ding von dem wesen des fleisches / welches allein im Himel ist / zu vns / die wir auff erden wandlen / durchdringe / fliesse vnd komme / oder gleich (wie Beza schreibet) als wenn einer daheim in
Caluinische phantasey vñ trewme.
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/447>, abgerufen am 26.06.2024. |