Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Leichpredigt aus dem 90. Psalm : Bey der Fürstlichen Begrebnis, des ... Herrn Friderichs des jüngern, Hertzogen zu Sachsen. Jena, 1587.

Bild:
<< vorherige Seite

Werden wir zur Welt geboren / so bringen wir auch fast die meiste zeit mit schlaffen zu / vnnd ehe wir ein wenig zur vernunfft oder jharen kommen / vnnd erkennen lernen / was dieses zeitliche Leben sey / schlaffen wir im Tode wieder ein / sterben dahin / das wir schier nicht recht wissen / ob wir gelebt haben vnd hie gewesen sein / oder nicht.

Dieses selige Herrlein ist auch in seiner blüet eingeschlaffen / vnnd hat jhm der Todt das Leben geraubt / ehe es recht erfahren / was dieses Leben gewesen / vnd zwar es gehet teglich also / auch mit vns andern zu.

Ach wie mancher mensch stirbet im schlaff auff seinem ruhe Bettlein / vnuorwarnter sache / morgends find man jhn tod auff seinem lager / vnnd weis nicht wie jhm geschehen ist. Vnd da gleich dieses nicht mit allen menschen sich begibt / so greifft doch der Todt zu allen / vnd lest keinen durch passiren / sie müssen jhm alle herhalten / vnnd des tödlichen schlaffs einschlaffen / da wird nichts anders aus.

Dieses last vns lieben Christen wol bedencken / vnnd nicht so sicher in tag hienein Leben. Dieses selige Herrlein spricht itzo zu vnser jglichen / hodie mihi cras tibi / heute mir / morgen dir. Ich bin itzo im tode entschlaffen / siehe zu / das du nicht der nechste nach mir seiest / du hast wieder Brieff noch Siegel dafür / du must (wilt oder wilt nicht) mit dem alten Simeon entlich dieses Liedlein: singen Der Todt ist mein schlaff worden.

Das gleichnis / so Moyses vom grase nimbt / das bald 5. Es ist auch wie ein gras auff dem felde / so bald abgehawen wird.welck wird / des abends abgehawen wird vnd verdorret / ist der heiligen Schrifft sehr gemein / wie es auch Psal. 103. stehet / bedarff auch nicht viel erklerens.

Denn wie das gras blüet / bald welck wird / abgehawen wird vnnd verdorret / so gehets mit vns menschen auch zu. Wird ein kindlein hohes oder nidriges Standes zur Welt

Werden wir zur Welt geboren / so bringen wir auch fast die meiste zeit mit schlaffen zu / vnnd ehe wir ein wenig zur vernunfft oder jharen kommen / vnnd erkennen lernen / was dieses zeitliche Leben sey / schlaffen wir im Tode wieder ein / sterben dahin / das wir schier nicht recht wissen / ob wir gelebt haben vnd hie gewesen sein / oder nicht.

Dieses selige Herrlein ist auch in seiner blüet eingeschlaffen / vnnd hat jhm der Todt das Leben geraubt / ehe es recht erfahren / was dieses Leben gewesen / vnd zwar es gehet teglich also / auch mit vns andern zu.

Ach wie mancher mensch stirbet im schlaff auff seinem ruhe Bettlein / vnuorwarnter sache / morgends find man jhn tod auff seinem lager / vnnd weis nicht wie jhm geschehen ist. Vnd da gleich dieses nicht mit allen menschen sich begibt / so greifft doch der Todt zu allen / vnd lest keinen durch passiren / sie müssen jhm alle herhalten / vnnd des tödlichen schlaffs einschlaffen / da wird nichts anders aus.

Dieses last vns lieben Christen wol bedencken / vnnd nicht so sicher in tag hienein Leben. Dieses selige Herrlein spricht itzo zu vnser jglichen / hodie mihi cras tibi / heute mir / morgen dir. Ich bin itzo im tode entschlaffen / siehe zu / das du nicht der nechste nach mir seiest / du hast wieder Brieff noch Siegel dafür / du must (wilt oder wilt nicht) mit dem alten Simeon entlich dieses Liedlein: singen Der Todt ist mein schlaff worden.

Das gleichnis / so Moyses vom grase nimbt / das bald 5. Es ist auch wie ein gras auff dem felde / so bald abgehawen wird.welck wird / des abends abgehawen wird vnd verdorret / ist der heiligen Schrifft sehr gemein / wie es auch Psal. 103. stehet / bedarff auch nicht viel erklerens.

Denn wie das gras blüet / bald welck wird / abgehawen wird vnnd verdorret / so gehets mit vns menschen auch zu. Wird ein kindlein hohes oder nidriges Standes zur Welt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0028"/>
        <p>Werden wir zur Welt geboren / so bringen wir auch fast die meiste zeit mit schlaffen zu /            vnnd ehe wir ein wenig zur vernunfft oder jharen kommen / vnnd erkennen lernen / was            dieses zeitliche Leben sey / schlaffen wir im Tode wieder ein / sterben dahin / das wir            schier nicht recht wissen / ob wir gelebt haben vnd hie gewesen sein / oder nicht.</p>
        <p>Dieses selige Herrlein ist auch in seiner blüet eingeschlaffen / vnnd hat jhm der Todt            das Leben geraubt / ehe es recht erfahren / was dieses Leben gewesen / vnd zwar es gehet            teglich also / auch mit vns andern zu.</p>
        <p>Ach wie mancher mensch stirbet im schlaff auff seinem ruhe Bettlein / vnuorwarnter sache            / morgends find man jhn tod auff seinem lager / vnnd weis nicht wie jhm geschehen ist. Vnd            da gleich dieses nicht mit allen menschen sich begibt / so greifft doch der Todt zu allen            / vnd lest keinen durch passiren / sie müssen jhm alle herhalten / vnnd des tödlichen            schlaffs einschlaffen / da wird nichts anders aus.</p>
        <p>Dieses last vns lieben Christen wol bedencken / vnnd nicht so sicher in tag hienein            Leben. Dieses selige Herrlein spricht itzo zu vnser jglichen / hodie mihi cras tibi /            heute mir / morgen dir. Ich bin itzo im tode entschlaffen / siehe zu / das du nicht der            nechste nach mir seiest / du hast wieder Brieff noch Siegel dafür / du must (wilt oder            wilt nicht) mit dem alten Simeon entlich dieses Liedlein: singen Der Todt ist mein schlaff            worden.</p>
        <p>Das gleichnis / so Moyses vom grase nimbt / das bald <note place="left">5. Es ist auch              wie ein gras auff dem felde / so bald abgehawen wird.</note>welck wird / des abends            abgehawen wird vnd verdorret / ist der heiligen Schrifft sehr gemein / wie es auch Psal.            103. stehet / bedarff auch nicht viel erklerens.</p>
        <p>Denn wie das gras blüet / bald welck wird / abgehawen wird vnnd verdorret / so gehets mit            vns menschen auch zu. Wird ein kindlein hohes oder nidriges Standes zur Welt
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0028] Werden wir zur Welt geboren / so bringen wir auch fast die meiste zeit mit schlaffen zu / vnnd ehe wir ein wenig zur vernunfft oder jharen kommen / vnnd erkennen lernen / was dieses zeitliche Leben sey / schlaffen wir im Tode wieder ein / sterben dahin / das wir schier nicht recht wissen / ob wir gelebt haben vnd hie gewesen sein / oder nicht. Dieses selige Herrlein ist auch in seiner blüet eingeschlaffen / vnnd hat jhm der Todt das Leben geraubt / ehe es recht erfahren / was dieses Leben gewesen / vnd zwar es gehet teglich also / auch mit vns andern zu. Ach wie mancher mensch stirbet im schlaff auff seinem ruhe Bettlein / vnuorwarnter sache / morgends find man jhn tod auff seinem lager / vnnd weis nicht wie jhm geschehen ist. Vnd da gleich dieses nicht mit allen menschen sich begibt / so greifft doch der Todt zu allen / vnd lest keinen durch passiren / sie müssen jhm alle herhalten / vnnd des tödlichen schlaffs einschlaffen / da wird nichts anders aus. Dieses last vns lieben Christen wol bedencken / vnnd nicht so sicher in tag hienein Leben. Dieses selige Herrlein spricht itzo zu vnser jglichen / hodie mihi cras tibi / heute mir / morgen dir. Ich bin itzo im tode entschlaffen / siehe zu / das du nicht der nechste nach mir seiest / du hast wieder Brieff noch Siegel dafür / du must (wilt oder wilt nicht) mit dem alten Simeon entlich dieses Liedlein: singen Der Todt ist mein schlaff worden. Das gleichnis / so Moyses vom grase nimbt / das bald welck wird / des abends abgehawen wird vnd verdorret / ist der heiligen Schrifft sehr gemein / wie es auch Psal. 103. stehet / bedarff auch nicht viel erklerens. 5. Es ist auch wie ein gras auff dem felde / so bald abgehawen wird. Denn wie das gras blüet / bald welck wird / abgehawen wird vnnd verdorret / so gehets mit vns menschen auch zu. Wird ein kindlein hohes oder nidriges Standes zur Welt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_leichpredigt_1587
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_leichpredigt_1587/28
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Leichpredigt aus dem 90. Psalm : Bey der Fürstlichen Begrebnis, des ... Herrn Friderichs des jüngern, Hertzogen zu Sachsen. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_leichpredigt_1587/28>, abgerufen am 09.11.2024.