Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Leichpredigt aus dem 90. Psalm : Bey der Fürstlichen Begrebnis, des ... Herrn Friderichs des jüngern, Hertzogen zu Sachsen. Jena, 1587.

Bild:
<< vorherige Seite

Was heist aber klug werden? Die Welt helts dafür / Was klug werden heisse.es sey die allergrösseste torheit / sich viel mit dem tode bekümmern / denn solch bekümmernis bringe kein frölichen muht / sondern stürtze den menschen in trawrigkeit vnnd verzweiffelung.

Aber es muß sein / sollen wir anderst der mal einst selig sterben vnnd wol fahren / das wir bezeit nach solcher himlischen klugheit trachten lernen / auff das vns der Todt nicht vbereile / oder hinderschleiche.

Nu gehört zu solcher klugheit / erstlich gewis dafür halten / das wir alle augenblick des todes zu gewarten haben / denn er schleicht vns auff der versen nach / ja er hat schon seine todtenhende vnd klawen an vns angeleget / bey vnserm leibslebeu.

Zum andern / das weil das sterbstündlein vngewis / vmb so viel desto mehr von nöthen sey / sich bezeit darzu gefast zumachen. Denn die klugheit selig zu sterben lest sich nicht so plötzlich lernen / vnnd wer verzeucht dieselbige zu lernen bis in seinen letzten seufftzen / mit dem stehet es sehr gefehrlich. Denn spate Busse ist selten rechte busse / wiewol ware busse in diesem leben nimmer zu spat kömet. Der Schecher wird nach am Creutz zu gnaden genommen / aber es ist gefehrlich darauff zu wagen / sintemal einem leichtlich das Trom kan zu kurtz / vnnd der weg vntergangen werden / das er stirbet / ehe er sich recht besinnen kan / wie er selig sterben möge.

Zum dritten / das (wie gemelt) die busse nicht zu sparen: sondern an Ihesum Christum den Todswürger vnnd Fürsten des lebens zu gleuben / vnd das hertz teglich zu einem seligen abdruck aus diesem jammerthal für vnd für zubereiten sey. Ach es ist fein / wenn ein Christ teglich seuffzet / Herr lere mich bedencken / das ich sterben muß / auff das ich klug wer -

Was heist aber klug werden? Die Welt helts dafür / Was klug werden heisse.es sey die allergrösseste torheit / sich viel mit dem tode bekümmern / denn solch bekümmernis bringe kein frölichen muht / sondern stürtze den menschen in trawrigkeit vnnd verzweiffelung.

Aber es muß sein / sollen wir anderst der mal einst selig sterben vnnd wol fahren / das wir bezeit nach solcher himlischen klugheit trachten lernen / auff das vns der Todt nicht vbereile / oder hinderschleiche.

Nu gehört zu solcher klugheit / erstlich gewis dafür halten / das wir alle augenblick des todes zu gewarten haben / deñ er schleicht vns auff der versen nach / ja er hat schon seine todtenhende vnd klawen an vns angeleget / bey vnserm leibslebeu.

Zum andern / das weil das sterbstündlein vngewis / vmb so viel desto mehr von nöthen sey / sich bezeit darzu gefast zumachen. Denn die klugheit selig zu sterben lest sich nicht so plötzlich lernen / vnnd wer verzeucht dieselbige zu lernen bis in seinen letzten seufftzen / mit dem stehet es sehr gefehrlich. Denn spate Busse ist selten rechte busse / wiewol ware busse in diesem leben nimmer zu spat kömet. Der Schecher wird nach am Creutz zu gnaden genommen / aber es ist gefehrlich darauff zu wagen / sintemal einem leichtlich das Trom kan zu kurtz / vnnd der weg vntergangen werden / das er stirbet / ehe er sich recht besinnen kan / wie er selig sterben möge.

Zum dritten / das (wie gemelt) die busse nicht zu sparen: sondern an Ihesum Christum den Todswürger vnnd Fürsten des lebens zu gleuben / vnd das hertz teglich zu einem seligen abdruck aus diesem jammerthal für vnd für zubereiten sey. Ach es ist fein / wenn ein Christ teglich seuffzet / Herr lere mich bedencken / das ich sterben muß / auff das ich klug wer -

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0036"/>
        <p>Was heist aber klug werden? Die Welt helts dafür / <note place="left">Was klug werden              heisse.</note>es sey die allergrösseste torheit / sich viel mit dem tode bekümmern /            denn solch bekümmernis bringe kein frölichen muht / sondern stürtze den menschen in            trawrigkeit vnnd verzweiffelung.</p>
        <p>Aber es muß sein / sollen wir anderst der mal einst selig sterben vnnd wol fahren / das            wir bezeit nach solcher himlischen klugheit trachten lernen / auff das vns der Todt nicht            vbereile / oder hinderschleiche.</p>
        <p>Nu gehört zu solcher klugheit / erstlich gewis dafür halten / das wir alle augenblick des            todes zu gewarten haben / den&#x0303; er schleicht vns auff der versen nach / ja er hat            schon seine todtenhende vnd klawen an vns angeleget / bey vnserm leibslebeu.</p>
        <p>Zum andern / das weil das sterbstündlein vngewis / vmb so viel desto mehr von nöthen sey            / sich bezeit darzu gefast zumachen. Denn die klugheit selig zu sterben lest sich nicht so            plötzlich lernen / vnnd wer verzeucht dieselbige zu lernen bis in seinen letzten seufftzen            / mit dem stehet es sehr gefehrlich. Denn spate Busse ist selten rechte busse / wiewol            ware busse in diesem leben nimmer zu spat kömet. Der Schecher wird nach am Creutz zu            gnaden genommen / aber es ist gefehrlich darauff zu wagen / sintemal einem leichtlich das            Trom kan zu kurtz / vnnd der weg vntergangen werden / das er stirbet / ehe er sich recht            besinnen kan / wie er selig sterben möge.</p>
        <p>Zum dritten / das (wie gemelt) die busse nicht zu sparen: sondern an Ihesum Christum den            Todswürger vnnd Fürsten des lebens zu gleuben / vnd das hertz teglich zu einem seligen            abdruck aus diesem jammerthal für vnd für zubereiten sey. Ach es ist fein / wenn ein            Christ teglich seuffzet / Herr lere mich bedencken / das ich sterben muß / auff das ich            klug wer -
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0036] Was heist aber klug werden? Die Welt helts dafür / es sey die allergrösseste torheit / sich viel mit dem tode bekümmern / denn solch bekümmernis bringe kein frölichen muht / sondern stürtze den menschen in trawrigkeit vnnd verzweiffelung. Was klug werden heisse. Aber es muß sein / sollen wir anderst der mal einst selig sterben vnnd wol fahren / das wir bezeit nach solcher himlischen klugheit trachten lernen / auff das vns der Todt nicht vbereile / oder hinderschleiche. Nu gehört zu solcher klugheit / erstlich gewis dafür halten / das wir alle augenblick des todes zu gewarten haben / deñ er schleicht vns auff der versen nach / ja er hat schon seine todtenhende vnd klawen an vns angeleget / bey vnserm leibslebeu. Zum andern / das weil das sterbstündlein vngewis / vmb so viel desto mehr von nöthen sey / sich bezeit darzu gefast zumachen. Denn die klugheit selig zu sterben lest sich nicht so plötzlich lernen / vnnd wer verzeucht dieselbige zu lernen bis in seinen letzten seufftzen / mit dem stehet es sehr gefehrlich. Denn spate Busse ist selten rechte busse / wiewol ware busse in diesem leben nimmer zu spat kömet. Der Schecher wird nach am Creutz zu gnaden genommen / aber es ist gefehrlich darauff zu wagen / sintemal einem leichtlich das Trom kan zu kurtz / vnnd der weg vntergangen werden / das er stirbet / ehe er sich recht besinnen kan / wie er selig sterben möge. Zum dritten / das (wie gemelt) die busse nicht zu sparen: sondern an Ihesum Christum den Todswürger vnnd Fürsten des lebens zu gleuben / vnd das hertz teglich zu einem seligen abdruck aus diesem jammerthal für vnd für zubereiten sey. Ach es ist fein / wenn ein Christ teglich seuffzet / Herr lere mich bedencken / das ich sterben muß / auff das ich klug wer -

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_leichpredigt_1587
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_leichpredigt_1587/36
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Leichpredigt aus dem 90. Psalm : Bey der Fürstlichen Begrebnis, des ... Herrn Friderichs des jüngern, Hertzogen zu Sachsen. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_leichpredigt_1587/36>, abgerufen am 21.11.2024.