Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592.da sie meldet / wie Christus mit seinem Leibe durch versiegelten Grabstein vnd verschloßne Thür gangen / welche Weise freylich der ersten nicht gleich ist / auch solchs nach der ersten leiblichen vnd räumlichen Weise nicht hette geschehen können. Die dritte Weiß bezeuget sie in allen Sprüchen / da sie von der vnzertrennlichen Vereinigung der beyden Naturen in Christo / vnd von dem Sitzen zur rechten Hand Gottes redet. Machet aber gleichwol solche vnterschiedene Betrachtung des Leibs Christi nicht dreyerley Leibe / oder dreyerley modos existendi repugnantes, wie jetzo außführlich soll dargethan werden. Andere verkehren Luthero seine Wort also: Das sie stracks schreiben / er habe gehalten / das Christi Leib dreyerley Wesen habe (verstehen das Wörtlein Wesen / von der Substantz oder / Wesen des Leibs Christi) welches ein schändtliche calumma ist. Kein Zweiffel ist / Lutherus habe die phrasin loquendi (weil die Sache an jhrAnhald. Apol. pag. 226. & sequentibus. selbst in Gottes Wort gegründet ist) das Christi Leib dreyerley Weisen habe etwa zu sein / von den Schullehrern genommen. Das er aber solte gehalten haben / er hette dreyerley Wesen (dz Wörtlin Wesen / von drey vnterschiedlichen Wesen des Leibs zu verstehen) ist dieser Leute eigen Gedichte / welche one Schew Luthero seine Wort vnd Meynung fälschlich deuten vnd anziehen / wie das öffentlich am Tage ist vnd vnleugbar. Viel ein anders ist es dreyerley Weisen haben etwa zu sein / dann dreyerley Wesen haben / wie männiglich verstehet. Noch mus diesen Leuten der fromme Lutherus also herhalten / aber Gott wird es wol zu finden wissen. Es hat weder Luthero noch vns je geträumet / das Christi Leib solte dreyerley Wesen / oder wesentlich dreyerley Leibe haben / sondern / wie gemeldt / ist solches des Gegentheils erdichte Calumnia. Dann ob wol Lutherus das Wörtlin / Wesen brauchet / so heist es jme doch eben so viel als dz Wörtlin Weise / wie aus seinen eignen Worten zu sehen / Tom. 3. Ien. 459. pag. Sie führen dieses Orts viel Sprüche aus den Patribus, von dem Menschlichen leibe Christi / deren es gar nit bedürffte / sintemal da sie meldet / wie Christus mit seinem Leibe durch versiegelten Grabstein vnd verschloßne Thuͤr gangen / welche Weise freylich der ersten nicht gleich ist / auch solchs nach der ersten leiblichen vnd raͤumlichen Weise nicht hette geschehen koͤnnen. Die dritte Weiß bezeuget sie in allen Spruͤchen / da sie von der vnzertrennlichẽ Vereinigung der beyden Naturen in Christo / vnd von dem Sitzen zur rechten Hand Gottes redet. Machet aber gleichwol solche vnterschiedene Betrachtung des Leibs Christi nicht dreyerley Leibe / oder dreyerley modos existendi repugnantes, wie jetzo außfuͤhrlich soll dargethan werden. Andere verkehren Luthero seine Wort also: Das sie stracks schreiben / er habe gehalten / das Christi Leib dreyerley Wesen habe (verstehen das Woͤrtlein Wesen / von der Substantz oder / Wesen des Leibs Christi) welches ein schaͤndtliche calumma ist. Kein Zweiffel ist / Lutherus habe die phrasin loquendi (weil die Sache an jhrAnhald. Apol. pag. 226. & sequentibus. selbst in Gottes Wort gegruͤndet ist) das Christi Leib dreyerley Weisen habe etwa zu sein / von den Schullehrern genom̃en. Das er aber solte gehalten haben / er hette dreyerley Wesen (dz Woͤrtlin Wesen / von drey vnterschiedlichẽ Wesen des Leibs zu verstehen) ist dieser Leute eigẽ Gedichte / welche one Schew Luthero seine Wort vñ Meynung faͤlschlich deuten vñ anziehen / wie das oͤffentlich am Tage ist vñ vnleugbar. Viel ein anders ist es dreyerley Weisen haben etwa zu sein / dañ dreyerley Wesen haben / wie maͤnniglich verstehet. Noch mus diesen Leuten der from̃e Lutherus also herhalten / aber Gott wird es wol zu findẽ wissen. Es hat weder Luthero noch vns je getraͤumet / das Christi Leib solte dreyerley Wesen / oder wesentlich dreyerley Leibe haben / sondern / wie gemeldt / ist solches des Gegentheils erdichte Calumnia. Dañ ob wol Lutherus das Woͤrtlin / Wesen brauchet / so heist es jme doch eben so viel als dz Woͤrtlin Weise / wie aus seinen eignen Wortẽ zu sehen / Tom. 3. Ien. 459. pag. Sie fuͤhren dieses Orts viel Spruͤche aus den Patribus, von dem Menschlichẽ leibe Christi / deren es gar nit beduͤrffte / sintemal <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0215" n="98"/> da sie meldet / wie Christus mit seinem Leibe durch versiegelten Grabstein vnd verschloßne Thuͤr gangen / welche Weise freylich der ersten nicht gleich ist / auch solchs nach der ersten leiblichen vnd raͤumlichen Weise nicht hette geschehen koͤnnen.</p> <p>Die dritte Weiß bezeuget sie in allen Spruͤchen / da sie von der vnzertrennlichẽ Vereinigung der beyden Naturen in Christo / vnd von dem Sitzen zur rechten Hand Gottes redet.</p> <p>Machet aber gleichwol solche vnterschiedene Betrachtung des Leibs Christi nicht dreyerley Leibe / oder dreyerley <hi rendition="#i">modos existendi repugnantes</hi>, wie jetzo außfuͤhrlich soll dargethan werden. 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Noch mus diesen Leuten der from̃e Lutherus also herhalten / aber Gott wird es wol zu findẽ wissen. Es hat weder Luthero noch vns je getraͤumet / das Christi Leib solte dreyerley Wesen / oder wesentlich dreyerley Leibe haben / sondern / wie gemeldt / ist solches des Gegentheils erdichte <hi rendition="#i">Calumnia.</hi> Dañ ob wol Lutherus das Woͤrtlin / Wesen brauchet / so heist es jme doch eben so viel als dz Woͤrtlin Weise / wie aus seinen eignen Wortẽ zu sehen / <hi rendition="#i">Tom. 3. Ien. 459. pag.</hi> Sie fuͤhren dieses Orts viel Spruͤche aus den <hi rendition="#i">Patribus</hi>, von dem Menschlichẽ leibe Christi / deren es gar nit beduͤrffte / sintemal </p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0215]
da sie meldet / wie Christus mit seinem Leibe durch versiegelten Grabstein vnd verschloßne Thuͤr gangen / welche Weise freylich der ersten nicht gleich ist / auch solchs nach der ersten leiblichen vnd raͤumlichen Weise nicht hette geschehen koͤnnen.
Die dritte Weiß bezeuget sie in allen Spruͤchen / da sie von der vnzertrennlichẽ Vereinigung der beyden Naturen in Christo / vnd von dem Sitzen zur rechten Hand Gottes redet.
Machet aber gleichwol solche vnterschiedene Betrachtung des Leibs Christi nicht dreyerley Leibe / oder dreyerley modos existendi repugnantes, wie jetzo außfuͤhrlich soll dargethan werden. Andere verkehren Luthero seine Wort also: Das sie stracks schreiben / er habe gehalten / das Christi Leib dreyerley Wesen habe (verstehen das Woͤrtlein Wesen / von der Substantz oder / Wesen des Leibs Christi) welches ein schaͤndtliche calumma ist. Kein Zweiffel ist / Lutherus habe die phrasin loquendi (weil die Sache an jhr selbst in Gottes Wort gegruͤndet ist) das Christi Leib dreyerley Weisen habe etwa zu sein / von den Schullehrern genom̃en. Das er aber solte gehalten haben / er hette dreyerley Wesen (dz Woͤrtlin Wesen / von drey vnterschiedlichẽ Wesen des Leibs zu verstehen) ist dieser Leute eigẽ Gedichte / welche one Schew Luthero seine Wort vñ Meynung faͤlschlich deuten vñ anziehen / wie das oͤffentlich am Tage ist vñ vnleugbar. Viel ein anders ist es dreyerley Weisen haben etwa zu sein / dañ dreyerley Wesen haben / wie maͤnniglich verstehet. Noch mus diesen Leuten der from̃e Lutherus also herhalten / aber Gott wird es wol zu findẽ wissen. Es hat weder Luthero noch vns je getraͤumet / das Christi Leib solte dreyerley Wesen / oder wesentlich dreyerley Leibe haben / sondern / wie gemeldt / ist solches des Gegentheils erdichte Calumnia. Dañ ob wol Lutherus das Woͤrtlin / Wesen brauchet / so heist es jme doch eben so viel als dz Woͤrtlin Weise / wie aus seinen eignen Wortẽ zu sehen / Tom. 3. Ien. 459. pag. Sie fuͤhren dieses Orts viel Spruͤche aus den Patribus, von dem Menschlichẽ leibe Christi / deren es gar nit beduͤrffte / sintemal
Anhald. Apol. pag. 226. & sequentibus.
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