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Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592.

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Johan. 6. sein Fleisch selbst ein lebendig Speise nennet / wie solt es dann das Leben / oder die Krafft lebendig zu machen nicht haben? Eben das thut auch Ephesinum Concilium, so es viuificatricem carnem, ein lebendigmachendt Fleisch nennet / so mus ja der minor, dieses Arguments / anathema sein / der diese Wort des Ephesini Concilij widerspricht vnd verneinet. Es ist wol wahr / wie Cyrillus spricht / das der Son Gottes das Leben von Natur selbst ist: aber nicht weniger macht sein Fleisch auch lebendig / dieweil es auff vnaußsprechliche Weise mit dem Sohn / der alles lebendig machet / vereiniget ist / Lib. 4. in Iohan. cap. 14.

VI.

Zum sechsten / Was nicht das Leben selbst ist / das hat auch das Leben in jm nicht / vnd kans derhalben einem andern nicht geben: Aber Gott allein ist dz Leben selbst / Ergo, so hat er allein das Leben / vnd kans einem andern geben.

R.

Diese Schlußrede dang eben so wenig / als die vorige / dann die erste Propositio oder Maior ist negatiua, Die ander Propositio aber oder Minor ist affirmatiua, wie in vorigem Syllogismo welches durchaus vnrecht ist / vnd nit schleusset / Dann wann es schliessen solte / so mus der Minor also lauten: Aber Gott ist nit das Leben selbst / etc. Also aber begrieffe er in sich eine grewliche Gottslästerung. Soll aber der Minor also stehen / Das Fleisch Christi ist nit das Leben selbst / so ist mit vnterscheid darauff zu antworten / Das zwar das Fleisch Christi das Leben selbst / nicht ist / es hat aber die lebendigmachende Krafft in jm wohnend / vnd kräfftiglich wirckend / Wie solches Cyrillus Lib. 4 in Iohan. cap. 24. fein deutlich vnd vnterschiedlich anzeigt / da er spricht: Die Natur des Fleisches / für vnd an sich selbst / kan nicht lebendig machenn / dann was hette sonst die Gottheit für jr einen Vorzug / etc. Darumm wann Christus sein Fleischein lebendigmachend Fleisch nennet / eignet er jme die Krafft lebendig zu machen nit zu als seinem eigenen Geist. Dann der Geist machet vmb sein selbst willen lebendig / zu welches Krafft oder Wircknng dz Fleich durch die persönlich vereinigung erhaben ist. Wie aber

Johan. 6. sein Fleisch selbst ein lebendig Speise nennet / wie solt es dann das Leben / oder die Krafft lebendig zu machen nicht haben? Eben das thut auch Ephesinum Concilium, so es viuificatricem carnem, ein lebendigmachendt Fleisch nennet / so mus ja der minor, dieses Arguments / anathema sein / der diese Wort des Ephesini Concilij widerspricht vnd verneinet. Es ist wol wahr / wie Cyrillus spricht / das der Son Gottes das Leben von Natur selbst ist: aber nicht weniger macht sein Fleisch auch lebendig / dieweil es auff vnaußsprechliche Weise mit dem Sohn / der alles lebendig machet / vereiniget ist / Lib. 4. in Iohan. cap. 14.

VI.

Zum sechsten / Was nicht das Leben selbst ist / das hat auch das Leben in jm nicht / vnd kans derhalben einem andern nicht geben: Aber Gott allein ist dz Leben selbst / Ergo, so hat er allein das Leben / vnd kans einem andern geben.

R.

Diese Schlußrede dang eben so wenig / als die vorige / dann die erste Propositio oder Maior ist negatiua, Die ander Propositio aber oder Minor ist affirmatiua, wie in vorigem Syllogismo welches durchaus vnrecht ist / vnd nit schleusset / Dann wann es schliessen solte / so mus der Minor also lauten: Aber Gott ist nit das Leben selbst / etc. Also aber begrieffe er in sich eine grewliche Gottslaͤsterung. Soll aber der Minor also stehen / Das Fleisch Christi ist nit das Leben selbst / so ist mit vnterscheid darauff zu antworten / Das zwar das Fleisch Christi das Leben selbst / nicht ist / es hat aber die lebendigmachende Krafft in jm wohnend / vnd kraͤfftiglich wirckend / Wie solches Cyrillus Lib. 4 in Iohan. cap. 24. fein deutlich vnd vnterschiedlich anzeigt / da er spricht: Die Natur des Fleisches / fuͤr vnd an sich selbst / kan nicht lebendig macheñ / dann was hette sonst die Gottheit fuͤr jr einẽ Vorzug / etc. Darum̃ wann Christus sein Fleischein lebendigmachend Fleisch neñet / eignet er jme die Krafft lebendig zu machen nit zu als seinem eigenẽ Geist. Dañ der Geist machet vmb sein selbst willẽ lebendig / zu welches Krafft oder Wirckñg dz Fleich durch die persoͤnlich vereinigũg erhabẽ ist. Wie aber

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[0064] Johan. 6. sein Fleisch selbst ein lebendig Speise nennet / wie solt es dann das Leben / oder die Krafft lebendig zu machen nicht haben? Eben das thut auch Ephesinum Concilium, so es viuificatricem carnem, ein lebendigmachendt Fleisch nennet / so mus ja der minor, dieses Arguments / anathema sein / der diese Wort des Ephesini Concilij widerspricht vnd verneinet. Es ist wol wahr / wie Cyrillus spricht / das der Son Gottes das Leben von Natur selbst ist: aber nicht weniger macht sein Fleisch auch lebendig / dieweil es auff vnaußsprechliche Weise mit dem Sohn / der alles lebendig machet / vereiniget ist / Lib. 4. in Iohan. cap. 14. Zum sechsten / Was nicht das Leben selbst ist / das hat auch das Leben in jm nicht / vnd kans derhalben einem andern nicht geben: Aber Gott allein ist dz Leben selbst / Ergo, so hat er allein das Leben / vnd kans einem andern geben. Diese Schlußrede dang eben so wenig / als die vorige / dann die erste Propositio oder Maior ist negatiua, Die ander Propositio aber oder Minor ist affirmatiua, wie in vorigem Syllogismo welches durchaus vnrecht ist / vnd nit schleusset / Dann wann es schliessen solte / so mus der Minor also lauten: Aber Gott ist nit das Leben selbst / etc. Also aber begrieffe er in sich eine grewliche Gottslaͤsterung. Soll aber der Minor also stehen / Das Fleisch Christi ist nit das Leben selbst / so ist mit vnterscheid darauff zu antworten / Das zwar das Fleisch Christi das Leben selbst / nicht ist / es hat aber die lebendigmachende Krafft in jm wohnend / vnd kraͤfftiglich wirckend / Wie solches Cyrillus Lib. 4 in Iohan. cap. 24. fein deutlich vnd vnterschiedlich anzeigt / da er spricht: Die Natur des Fleisches / fuͤr vnd an sich selbst / kan nicht lebendig macheñ / dann was hette sonst die Gottheit fuͤr jr einẽ Vorzug / etc. Darum̃ wann Christus sein Fleischein lebendigmachend Fleisch neñet / eignet er jme die Krafft lebendig zu machen nit zu als seinem eigenẽ Geist. Dañ der Geist machet vmb sein selbst willẽ lebendig / zu welches Krafft oder Wirckñg dz Fleich durch die persoͤnlich vereinigũg erhabẽ ist. Wie aber

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Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592/64>, abgerufen am 17.05.2024.