Klaj, Johann: Lobrede der Teutschen Poeterey. Nürnberg, 1645.der Teutschen Poeterey. Es sollen ihnen die jungen Studenten die Poeterey einbilden als Sie träget sie auf den Göttlichen Hügel der Weißheit/ labet sie Dapfer und unverzagte Kriegshelden stellen ihnen die Poeterey Es redets die Erfahrung/ daß/ was das Brummen der Paukken/ Ey hört den Römermann von mir so herrlich sprechen/ Bloß mein Getön/ mein Laut/ kunt jede Feinde brechen/ Die Tugend nam aus mir den Donner in die Hand/ Da schwang sich das Gewehr/ da bebten Leut und Land. Schau D iij
der Teutſchen Poeterey. Es ſollen ihnen die jungen Studenten die Poeterey einbilden als Sie traͤget ſie auf den Goͤttlichen Huͤgel der Weißheit/ labet ſie Dapfer und unverzagte Kriegshelden ſtellen ihnen die Poeterey Es redets die Erfahrung/ daß/ was das Brummen der Paukken/ Ey hoͤrt den Roͤmermann von mir ſo herrlich ſprechen/ Bloß mein Getoͤn/ mein Laut/ kunt jede Feinde brechen/ Die Tugend nam aus mir den Donner in die Hand/ Da ſchwang ſich das Gewehr/ da bebten Leut und Land. Schau D iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0035" n="21"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Teutſchen Poeterey.</hi> </fw><lb/> <p>Es ſollen ihnen die jungen Studenten die Poeterey einbilden als<lb/> eine wunderſchoͤne bluͤhende Jungfer/ welche gantz verzuͤkket mit un-<lb/> eingeflochtenen fliegen den Haaren/ lieblichen Augenblikken in eine<lb/> Laute ſinget/ und mit maͤnniglichs Verwunderung aller Augen und<lb/> Hertzen gewinnet/ ſo die Lobbegierige Juͤnglinge bey der Hand faſ-<lb/> ſet/ durch die Blumreichſten Auen der Wiſſenſchafften fuͤhret/ in den<lb/> wunderkuͤnſtlichen Naturgarten erluſtiret/ in den moſichten Hoͤlen<lb/> abkuͤhlet/ in den begraſeten halbbeſchatteten Gruͤnden erqwikket.</p><lb/> <p>Sie traͤget ſie auf den Goͤttlichen Huͤgel der Weißheit/ labet ſie<lb/> aus den Cryſtallinen Goͤtterbrunnen/ von welches Qwelwaſſer nie-<lb/> mand genetzet wird/ als der mit dieſen liebſeligſten Nymfen treflich<lb/> wol daran iſt.</p><lb/> <p>Dapfer und unverzagte Kriegshelden ſtellen ihnen die Poeterey<lb/> vor als eine großmuͤtige Fuͤrſtentochter/ derer Haubt mit einem guͤlde-<lb/> nen Helmen ſtaffieret/ auf welchem ein von den Muſen gewundener<lb/> und gebundener Lorbeerkrantz gruͤnet/ ihre Ruͤſtung ſtralet von dem<lb/> Glantz der Sonnen/ wann ſie ihre ſchimmernde Lantzẽ aufſchwingt/<lb/> und die Rede aus ihrem Munde loßbricht/ verhaͤrtet ſie den weichen<lb/> Menſchen in einen rauhen Felſen/ daß er keine Gefahr mehr ſcheuet.</p><lb/> <p>Es redets die Erfahrung/ daß/ was das Brummen der Paukken/<lb/> das Schallen der Trompeten/ das Verſprechen der Beutẽ/ das Ver-<lb/> troͤſten der Belohnungen/ das Prachten der Siege nicht vermag/ das<lb/> thut die dapfere Verſkunſt. Wie dann unſere Heldenvorfahren ihr<lb/> Lermenuͤmſchlagen und Stuͤrmen Geſangsweiſe mit ſchreklichdrin-<lb/> genden Tone herausgeſtoſſen: Daher ſagt unſere Haubtſprache beym<lb/> Suchenden ſelber:</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#fr">Ey hoͤrt den Roͤmermann von mir ſo herrlich ſprechen/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Bloß mein Getoͤn/ mein Laut/ kunt jede Feinde brechen/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Die Tugend nam aus mir den Donner in die Hand/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Da ſchwang ſich das Gewehr/ da bebten Leut und Land.</hi> </l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">D iij</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Schau</hi> </fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [21/0035]
der Teutſchen Poeterey.
Es ſollen ihnen die jungen Studenten die Poeterey einbilden als
eine wunderſchoͤne bluͤhende Jungfer/ welche gantz verzuͤkket mit un-
eingeflochtenen fliegen den Haaren/ lieblichen Augenblikken in eine
Laute ſinget/ und mit maͤnniglichs Verwunderung aller Augen und
Hertzen gewinnet/ ſo die Lobbegierige Juͤnglinge bey der Hand faſ-
ſet/ durch die Blumreichſten Auen der Wiſſenſchafften fuͤhret/ in den
wunderkuͤnſtlichen Naturgarten erluſtiret/ in den moſichten Hoͤlen
abkuͤhlet/ in den begraſeten halbbeſchatteten Gruͤnden erqwikket.
Sie traͤget ſie auf den Goͤttlichen Huͤgel der Weißheit/ labet ſie
aus den Cryſtallinen Goͤtterbrunnen/ von welches Qwelwaſſer nie-
mand genetzet wird/ als der mit dieſen liebſeligſten Nymfen treflich
wol daran iſt.
Dapfer und unverzagte Kriegshelden ſtellen ihnen die Poeterey
vor als eine großmuͤtige Fuͤrſtentochter/ derer Haubt mit einem guͤlde-
nen Helmen ſtaffieret/ auf welchem ein von den Muſen gewundener
und gebundener Lorbeerkrantz gruͤnet/ ihre Ruͤſtung ſtralet von dem
Glantz der Sonnen/ wann ſie ihre ſchimmernde Lantzẽ aufſchwingt/
und die Rede aus ihrem Munde loßbricht/ verhaͤrtet ſie den weichen
Menſchen in einen rauhen Felſen/ daß er keine Gefahr mehr ſcheuet.
Es redets die Erfahrung/ daß/ was das Brummen der Paukken/
das Schallen der Trompeten/ das Verſprechen der Beutẽ/ das Ver-
troͤſten der Belohnungen/ das Prachten der Siege nicht vermag/ das
thut die dapfere Verſkunſt. Wie dann unſere Heldenvorfahren ihr
Lermenuͤmſchlagen und Stuͤrmen Geſangsweiſe mit ſchreklichdrin-
genden Tone herausgeſtoſſen: Daher ſagt unſere Haubtſprache beym
Suchenden ſelber:
Ey hoͤrt den Roͤmermann von mir ſo herrlich ſprechen/
Bloß mein Getoͤn/ mein Laut/ kunt jede Feinde brechen/
Die Tugend nam aus mir den Donner in die Hand/
Da ſchwang ſich das Gewehr/ da bebten Leut und Land.
Schau
D iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |