Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klein, Felix: Über Riemann's Theorie der Algebraischen Functionen und ihrer Integrale. Leipzig, 1882.

Bild:
<< vorherige Seite

hindurchlaufende Kreise über, welche nothwendig neben dem (hier nicht weiter in Betracht kommenden) Unstetigkeitspuncte noch je einen Schnittpunct gemein haben:


Fig. 33.

Hieraus aber folgt die Sache allgemein. Denn die Curven , können bei continuirlicher Aenderung von , niemals einen Schnittpunct verlieren. Es könnte diess nämlich nach dem Gesagten nur so geschehen, dass mehrere Schnittpuncte zusammenrückten, um dann in geringerer Zahl wieder aus einander zu treten. Nun bilden die Curven ein Orthogonalsystem. Ein Zusammenrücken reeller Schnittpuncte ist also nur in den Kreuzungspuncten möglich (in denen es auch wirklich geschieht). Die Kreuzungspuncte aber sind nur in endlicher Zahl vorhanden, und also nicht im Stande, die Fläche in verschiedene Gebiete zu zerlegen. Die Eventualität des Zusammenrückens ist also überhaupt nicht in Betracht zu ziehen, und somit unsere Behauptung bewiesen.

Es ist übrigens für das Folgende nützlich, sich die Vertheilung der Werthe von in der Nähe eines Kreuzungspunctes deutlich zu machen. Hierzu genügt eine aufmerksame Beobachtung der oben gegebenen Figur 1. Man erkennt zumal, dass von den m beweglichen Schnittpuncten der Curven , bei Annäherung an den -fachen Kreuzungspunct zusammenrücken. --

Analoge Betrachtungen, wie wir sie hiermit für eindeutige Functionen erledigt haben, finden natürlich auch bei vieldeutigen Functionen ihre Stelle. Ich gehe auf sie nur desshalb nicht ein, weil es die im Folgenden festgehaltene Umgränzung des Stoffes nicht nöthig macht. Auch kommt nur in den allereinfachsten Fällen ein übersichtliches Resultat. Sei in dieser Beziehung daran flüchtig erinnert, dass eine

hindurchlaufende Kreise über, welche nothwendig neben dem (hier nicht weiter in Betracht kommenden) Unstetigkeitspuncte noch je einen Schnittpunct gemein haben:


Fig. 33.

Hieraus aber folgt die Sache allgemein. Denn die Curven , können bei continuirlicher Aenderung von , niemals einen Schnittpunct verlieren. Es könnte diess nämlich nach dem Gesagten nur so geschehen, dass mehrere Schnittpuncte zusammenrückten, um dann in geringerer Zahl wieder aus einander zu treten. Nun bilden die Curven ein Orthogonalsystem. Ein Zusammenrücken reeller Schnittpuncte ist also nur in den Kreuzungspuncten möglich (in denen es auch wirklich geschieht). Die Kreuzungspuncte aber sind nur in endlicher Zahl vorhanden, und also nicht im Stande, die Fläche in verschiedene Gebiete zu zerlegen. Die Eventualität des Zusammenrückens ist also überhaupt nicht in Betracht zu ziehen, und somit unsere Behauptung bewiesen.

Es ist übrigens für das Folgende nützlich, sich die Vertheilung der Werthe von in der Nähe eines Kreuzungspunctes deutlich zu machen. Hierzu genügt eine aufmerksame Beobachtung der oben gegebenen Figur 1. Man erkennt zumal, dass von den m beweglichen Schnittpuncten der Curven , bei Annäherung an den -fachen Kreuzungspunct zusammenrücken. —

Analoge Betrachtungen, wie wir sie hiermit für eindeutige Functionen erledigt haben, finden natürlich auch bei vieldeutigen Functionen ihre Stelle. Ich gehe auf sie nur desshalb nicht ein, weil es die im Folgenden festgehaltene Umgränzung des Stoffes nicht nöthig macht. Auch kommt nur in den allereinfachsten Fällen ein übersichtliches Resultat. Sei in dieser Beziehung daran flüchtig erinnert, dass eine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0054" n="46"/>
hindurchlaufende Kreise über, welche nothwendig
 neben dem (hier nicht weiter in Betracht kommenden) Unstetigkeitspuncte
 noch je <hi rendition="#i">einen</hi> Schnittpunct gemein haben:</p>
          <figure rendition="#c" facs="http://media.dwds.de/dta/images/klein_riemann_1882/figures/image33.png">
            <head>Fig. 33.</head><lb/>
          </figure>
          <p>Hieraus aber folgt die Sache allgemein. <hi rendition="#i">Denn die Curven
 <formula notation="TeX">u = u_0</formula>, <formula notation="TeX">v = v_0</formula> können bei continuirlicher Aenderung von
 <formula notation="TeX">u_0</formula>, <formula notation="TeX">v_0</formula> niemals einen Schnittpunct verlieren.</hi> Es könnte diess
 nämlich nach dem Gesagten nur so geschehen, dass mehrere
 Schnittpuncte zusammenrückten, um dann in geringerer Zahl
 wieder aus einander zu treten. Nun bilden die Curven <formula notation="TeX">u, v</formula>
 ein Orthogonalsystem. Ein Zusammenrücken reeller Schnittpuncte
 ist also nur in den Kreuzungspuncten möglich (in
 denen es auch wirklich geschieht). Die Kreuzungspuncte
 aber sind nur in endlicher Zahl vorhanden, und also nicht
 im Stande, die Fläche in verschiedene Gebiete zu zerlegen.
 Die Eventualität des Zusammenrückens ist also überhaupt
 nicht in Betracht zu ziehen, und somit unsere Behauptung
 bewiesen.</p>
          <p>Es ist übrigens für das Folgende nützlich, sich die Vertheilung
 der Werthe von <formula notation="TeX">u + iv</formula> in der Nähe eines Kreuzungspunctes
 deutlich zu machen. Hierzu genügt eine aufmerksame
 Beobachtung der oben gegebenen Figur 1. Man erkennt
 zumal, dass von den <hi rendition="#i">m</hi> beweglichen Schnittpuncten der
 Curven <formula notation="TeX">u = u_0</formula>, <formula notation="TeX">v = v_0</formula> bei Annäherung an den <formula notation="TeX">\nu</formula>-fachen
   Kreuzungspunct <formula notation="TeX">(\nu + 1)</formula> zusammenrücken. &#x2014;</p>
          <p>Analoge Betrachtungen, wie wir sie hiermit für eindeutige
 Functionen erledigt haben, finden natürlich auch bei
 vieldeutigen Functionen ihre Stelle. Ich gehe auf sie nur
 desshalb nicht ein, weil es die im Folgenden festgehaltene
 Umgränzung des Stoffes nicht nöthig macht. Auch kommt
 nur in den allereinfachsten Fällen ein übersichtliches Resultat.
 Sei in dieser Beziehung daran flüchtig erinnert, dass eine
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0054] hindurchlaufende Kreise über, welche nothwendig neben dem (hier nicht weiter in Betracht kommenden) Unstetigkeitspuncte noch je einen Schnittpunct gemein haben: [Abbildung Fig. 33. ] Hieraus aber folgt die Sache allgemein. Denn die Curven [FORMEL], [FORMEL] können bei continuirlicher Aenderung von [FORMEL], [FORMEL] niemals einen Schnittpunct verlieren. Es könnte diess nämlich nach dem Gesagten nur so geschehen, dass mehrere Schnittpuncte zusammenrückten, um dann in geringerer Zahl wieder aus einander zu treten. Nun bilden die Curven [FORMEL] ein Orthogonalsystem. Ein Zusammenrücken reeller Schnittpuncte ist also nur in den Kreuzungspuncten möglich (in denen es auch wirklich geschieht). Die Kreuzungspuncte aber sind nur in endlicher Zahl vorhanden, und also nicht im Stande, die Fläche in verschiedene Gebiete zu zerlegen. Die Eventualität des Zusammenrückens ist also überhaupt nicht in Betracht zu ziehen, und somit unsere Behauptung bewiesen. Es ist übrigens für das Folgende nützlich, sich die Vertheilung der Werthe von [FORMEL] in der Nähe eines Kreuzungspunctes deutlich zu machen. Hierzu genügt eine aufmerksame Beobachtung der oben gegebenen Figur 1. Man erkennt zumal, dass von den m beweglichen Schnittpuncten der Curven [FORMEL], [FORMEL] bei Annäherung an den [FORMEL]-fachen Kreuzungspunct [FORMEL] zusammenrücken. — Analoge Betrachtungen, wie wir sie hiermit für eindeutige Functionen erledigt haben, finden natürlich auch bei vieldeutigen Functionen ihre Stelle. Ich gehe auf sie nur desshalb nicht ein, weil es die im Folgenden festgehaltene Umgränzung des Stoffes nicht nöthig macht. Auch kommt nur in den allereinfachsten Fällen ein übersichtliches Resultat. Sei in dieser Beziehung daran flüchtig erinnert, dass eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

gutenberg.org: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in HTML. (2012-11-06T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus gutenberg.org entsprechen muss.
gutenberg.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-06T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von HTML nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-06T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen.
  • Der Zeilenfall wurde nicht beibehalten, die Silbentrennung wurde aufgehoben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klein_riemann_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klein_riemann_1882/54
Zitationshilfe: Klein, Felix: Über Riemann's Theorie der Algebraischen Functionen und ihrer Integrale. Leipzig, 1882, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klein_riemann_1882/54>, abgerufen am 24.11.2024.