Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.pkl_081.001 §. 116. Es ist viel darüber gestritten worden, ob pkl_081.004 [Abbildung] pkl_081.001 §. 116. Es ist viel darüber gestritten worden, ob pkl_081.004 [Abbildung] <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0107" n="81"/><lb n="pkl_081.001"/> handelnd auftretenden Personen in den Mund, so wird <lb n="pkl_081.002"/> es <hi rendition="#g">dramatisch-didaktischen</hi> Charakter haben.</p> <lb n="pkl_081.003"/> <p> §. 116. Es ist viel darüber gestritten worden, ob <lb n="pkl_081.004"/> die Gedichte didaktischer Tendenz überhaupt in das <lb n="pkl_081.005"/> Gebiet der Poesie gehören oder nicht. Wir unsern <lb n="pkl_081.006"/> Theils können eine unbedingte Ausscheidung derselben <lb n="pkl_081.007"/> nicht billigen. Allerdings soll die Poesie nach unsrer <lb n="pkl_081.008"/> eigenen Erklärung <hi rendition="#g">zunächst</hi> keinen andern Zweck <lb n="pkl_081.009"/> haben, als den, Genuß zu bereiten; allerdings scheint <lb n="pkl_081.010"/> es sonach bedenklich zu sein, noch andere Zwecke neben <lb n="pkl_081.011"/> jenen Hauptzweck zu stellen; — aber betrachten wir <lb n="pkl_081.012"/> die große Zahl <hi rendition="#g">guter</hi> didaktischer Gedichte, so finden <lb n="pkl_081.013"/> wir, daß man recht wohl <hi rendition="#g">Belehrung</hi> erzielen kann, <lb n="pkl_081.014"/> ohne dem Hauptzweck der Poesie etwas zu vergeben. <lb n="pkl_081.015"/> Freilich <hi rendition="#g">solchen</hi> Produkten, in welchen der nüchterne <lb n="pkl_081.016"/> Verstand die Phantasie, überhaupt das <hi rendition="#g">Didaktische</hi> <lb n="pkl_081.017"/> die <hi rendition="#g">Poesie erdrückt,</hi> die <hi rendition="#g">nur trockene Lehre</hi> <lb n="pkl_081.018"/> (diese allenfalls in guter poetischer Form) bieten, aber <lb n="pkl_081.019"/> alles <hi rendition="#g">poetischen Gehalts</hi> ermangeln, werden auch <lb n="pkl_081.020"/> wir nicht das Wort reden.</p> <lb n="pkl_081.021"/> <p> <hi rendition="#c"> <figure/> </hi> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [81/0107]
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handelnd auftretenden Personen in den Mund, so wird pkl_081.002
es dramatisch-didaktischen Charakter haben.
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§. 116. Es ist viel darüber gestritten worden, ob pkl_081.004
die Gedichte didaktischer Tendenz überhaupt in das pkl_081.005
Gebiet der Poesie gehören oder nicht. Wir unsern pkl_081.006
Theils können eine unbedingte Ausscheidung derselben pkl_081.007
nicht billigen. Allerdings soll die Poesie nach unsrer pkl_081.008
eigenen Erklärung zunächst keinen andern Zweck pkl_081.009
haben, als den, Genuß zu bereiten; allerdings scheint pkl_081.010
es sonach bedenklich zu sein, noch andere Zwecke neben pkl_081.011
jenen Hauptzweck zu stellen; — aber betrachten wir pkl_081.012
die große Zahl guter didaktischer Gedichte, so finden pkl_081.013
wir, daß man recht wohl Belehrung erzielen kann, pkl_081.014
ohne dem Hauptzweck der Poesie etwas zu vergeben. pkl_081.015
Freilich solchen Produkten, in welchen der nüchterne pkl_081.016
Verstand die Phantasie, überhaupt das Didaktische pkl_081.017
die Poesie erdrückt, die nur trockene Lehre pkl_081.018
(diese allenfalls in guter poetischer Form) bieten, aber pkl_081.019
alles poetischen Gehalts ermangeln, werden auch pkl_081.020
wir nicht das Wort reden.
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