pkl_118.001 der gegenwärtigen Zeit als Sprachform, doch ist pkl_118.002 im Grunde auch dann die Vergangenheit gemeint.
pkl_118.003
Die Wirkung der epischen Poesie beruht pkl_118.004 zunächst im Stoffe selbst. Deshalb wird sich gerade pkl_118.005 bei den epischen Dichtungsarten als wesentlichste pkl_118.006 Forderung die herausstellen, daß sie einen geeigneten, pkl_118.007 beziehungsweise wichtigen oder doch jedenfalls interessanten pkl_118.008 Stoff behandeln, und zwar in einer, pkl_118.009 diesem Stoffe und dem guten Geschmacke entsprechenden pkl_118.010 Weise.
pkl_118.011
§. 172. Den Stoff der epischen Poesie bildet pkl_118.012 immer eine, entweder wirklich geschehene, oder pkl_118.013 vom Dichter erfundene, meist unter menschlicher pkl_118.014 Mitwirkung erfolgte Begebenheit. Wenn der pkl_118.015 Dichter die erzählte Handlung unter dem Einfluß pkl_118.016 übernatürlicher Mittel, unter Einwirkung höherer pkl_118.017 Wesen vor sich gehen -- mit andern Worten das pkl_118.018 Wunderbare als Maschinerie eintreten läßt, so ist pkl_118.019 das der Regel nach nur dann zu billigen, wenn solcher pkl_118.020 Einfluß und solche Einwirkung auf menschlichen Glauben pkl_118.021 oder Aberglauben beruht; -- der Dichter darf, pkl_118.022 wenn auch mitunter aus den Kreisen des Menschenlebens, pkl_118.023 doch nie aus denen menschlicher Vorstellung heraustreten.
pkl_118.024 pkl_118.025
§. 173. Da keine Begebenheit, zumal wenn sie pkl_118.026 eine ausgedehntere ist, isolirt für sich dasteht, sondern pkl_118.027 immer andere, wenn auch minder wichtige Begebenheiten pkl_118.028 im Gefolge führt, so hat der Dichter ferner darauf pkl_118.029 zu sehen, daß die Hauptbegebenheit zu den neben-pkl_118.030 oder untergeordneten Begebenheiten (gewöhnlich pkl_118.031 Episoden genannt) in richtiges Verhältniß komme.
pkl_118.001 der gegenwärtigen Zeit als Sprachform, doch ist pkl_118.002 im Grunde auch dann die Vergangenheit gemeint.
pkl_118.003
Die Wirkung der epischen Poesie beruht pkl_118.004 zunächst im Stoffe selbst. Deshalb wird sich gerade pkl_118.005 bei den epischen Dichtungsarten als wesentlichste pkl_118.006 Forderung die herausstellen, daß sie einen geeigneten, pkl_118.007 beziehungsweise wichtigen oder doch jedenfalls interessanten pkl_118.008 Stoff behandeln, und zwar in einer, pkl_118.009 diesem Stoffe und dem guten Geschmacke entsprechenden pkl_118.010 Weise.
pkl_118.011
§. 172. Den Stoff der epischen Poesie bildet pkl_118.012 immer eine, entweder wirklich geschehene, oder pkl_118.013 vom Dichter erfundene, meist unter menschlicher pkl_118.014 Mitwirkung erfolgte Begebenheit. Wenn der pkl_118.015 Dichter die erzählte Handlung unter dem Einfluß pkl_118.016 übernatürlicher Mittel, unter Einwirkung höherer pkl_118.017 Wesen vor sich gehen — mit andern Worten das pkl_118.018 Wunderbare als Maschinerie eintreten läßt, so ist pkl_118.019 das der Regel nach nur dann zu billigen, wenn solcher pkl_118.020 Einfluß und solche Einwirkung auf menschlichen Glauben pkl_118.021 oder Aberglauben beruht; — der Dichter darf, pkl_118.022 wenn auch mitunter aus den Kreisen des Menschenlebens, pkl_118.023 doch nie aus denen menschlicher Vorstellung heraustreten.
pkl_118.024 pkl_118.025
§. 173. Da keine Begebenheit, zumal wenn sie pkl_118.026 eine ausgedehntere ist, isolirt für sich dasteht, sondern pkl_118.027 immer andere, wenn auch minder wichtige Begebenheiten pkl_118.028 im Gefolge führt, so hat der Dichter ferner darauf pkl_118.029 zu sehen, daß die Hauptbegebenheit zu den neben-pkl_118.030 oder untergeordneten Begebenheiten (gewöhnlich pkl_118.031 Episoden genannt) in richtiges Verhältniß komme.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0144"n="118"/><lbn="pkl_118.001"/>
der <hirendition="#g">gegenwärtigen</hi> Zeit als Sprachform, doch ist <lbn="pkl_118.002"/>
im Grunde auch dann die <hirendition="#g">Vergangenheit gemeint.</hi></p><lbn="pkl_118.003"/><p><hirendition="#g">Die Wirkung der epischen Poesie beruht <lbn="pkl_118.004"/>
zunächst im Stoffe selbst.</hi> Deshalb wird sich gerade <lbn="pkl_118.005"/>
bei den epischen Dichtungsarten als wesentlichste <lbn="pkl_118.006"/>
Forderung die herausstellen, daß sie einen geeigneten, <lbn="pkl_118.007"/>
beziehungsweise <hirendition="#g">wichtigen</hi> oder doch jedenfalls <hirendition="#g">interessanten <lbn="pkl_118.008"/>
Stoff</hi> behandeln, und zwar in einer, <lbn="pkl_118.009"/>
diesem Stoffe und dem guten Geschmacke entsprechenden <lbn="pkl_118.010"/>
Weise.</p><lbn="pkl_118.011"/><p> §. 172. Den <hirendition="#g">Stoff</hi> der epischen Poesie bildet <lbn="pkl_118.012"/>
immer eine, entweder <hirendition="#g">wirklich geschehene,</hi> oder <lbn="pkl_118.013"/>
vom Dichter <hirendition="#g">erfundene,</hi> meist unter <hirendition="#g">menschlicher <lbn="pkl_118.014"/>
Mitwirkung erfolgte Begebenheit.</hi> Wenn der <lbn="pkl_118.015"/>
Dichter die erzählte Handlung unter dem Einfluß <lbn="pkl_118.016"/><hirendition="#g">übernatürlicher</hi> Mittel, unter Einwirkung <hirendition="#g">höherer <lbn="pkl_118.017"/>
Wesen</hi> vor sich gehen — mit andern Worten das <lbn="pkl_118.018"/><hirendition="#g">Wunderbare</hi> als <hirendition="#g">Maschinerie</hi> eintreten läßt, so ist <lbn="pkl_118.019"/>
das der Regel nach nur dann zu billigen, wenn solcher <lbn="pkl_118.020"/>
Einfluß und solche Einwirkung auf menschlichen Glauben <lbn="pkl_118.021"/>
oder Aberglauben beruht; — der Dichter darf, <lbn="pkl_118.022"/>
wenn auch mitunter aus den Kreisen des Menschenlebens, <lbn="pkl_118.023"/>
doch nie aus denen menschlicher Vorstellung heraustreten.</p><lbn="pkl_118.024"/><lbn="pkl_118.025"/><p> §. 173. Da keine Begebenheit, zumal wenn sie <lbn="pkl_118.026"/>
eine ausgedehntere ist, <hirendition="#g">isolirt</hi> für sich dasteht, sondern <lbn="pkl_118.027"/>
immer andere, wenn auch minder wichtige Begebenheiten <lbn="pkl_118.028"/>
im Gefolge führt, so hat der Dichter ferner darauf <lbn="pkl_118.029"/>
zu sehen, daß die <hirendition="#g">Hauptbegebenheit</hi> zu den <hirendition="#g">neben-</hi><lbn="pkl_118.030"/>
oder <hirendition="#g">untergeordneten</hi> Begebenheiten (gewöhnlich <lbn="pkl_118.031"/><hirendition="#g">Episoden</hi> genannt) in richtiges Verhältniß komme.
</p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[118/0144]
pkl_118.001
der gegenwärtigen Zeit als Sprachform, doch ist pkl_118.002
im Grunde auch dann die Vergangenheit gemeint.
pkl_118.003
Die Wirkung der epischen Poesie beruht pkl_118.004
zunächst im Stoffe selbst. Deshalb wird sich gerade pkl_118.005
bei den epischen Dichtungsarten als wesentlichste pkl_118.006
Forderung die herausstellen, daß sie einen geeigneten, pkl_118.007
beziehungsweise wichtigen oder doch jedenfalls interessanten pkl_118.008
Stoff behandeln, und zwar in einer, pkl_118.009
diesem Stoffe und dem guten Geschmacke entsprechenden pkl_118.010
Weise.
pkl_118.011
§. 172. Den Stoff der epischen Poesie bildet pkl_118.012
immer eine, entweder wirklich geschehene, oder pkl_118.013
vom Dichter erfundene, meist unter menschlicher pkl_118.014
Mitwirkung erfolgte Begebenheit. Wenn der pkl_118.015
Dichter die erzählte Handlung unter dem Einfluß pkl_118.016
übernatürlicher Mittel, unter Einwirkung höherer pkl_118.017
Wesen vor sich gehen — mit andern Worten das pkl_118.018
Wunderbare als Maschinerie eintreten läßt, so ist pkl_118.019
das der Regel nach nur dann zu billigen, wenn solcher pkl_118.020
Einfluß und solche Einwirkung auf menschlichen Glauben pkl_118.021
oder Aberglauben beruht; — der Dichter darf, pkl_118.022
wenn auch mitunter aus den Kreisen des Menschenlebens, pkl_118.023
doch nie aus denen menschlicher Vorstellung heraustreten.
pkl_118.024
pkl_118.025
§. 173. Da keine Begebenheit, zumal wenn sie pkl_118.026
eine ausgedehntere ist, isolirt für sich dasteht, sondern pkl_118.027
immer andere, wenn auch minder wichtige Begebenheiten pkl_118.028
im Gefolge führt, so hat der Dichter ferner darauf pkl_118.029
zu sehen, daß die Hauptbegebenheit zu den neben- pkl_118.030
oder untergeordneten Begebenheiten (gewöhnlich pkl_118.031
Episoden genannt) in richtiges Verhältniß komme.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843/144>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.