Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.pkl_130.001 §. 193. Unter Sage versteht man eine pkl_130.013 Bewegt sich die Sage im Kreise der Götterwelt, pkl_130.029 pkl_130.001 §. 193. Unter Sage versteht man eine pkl_130.013 Bewegt sich die Sage im Kreise der Götterwelt, pkl_130.029 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0156" n="130"/><lb n="pkl_130.001"/> Kobolde, Nixen, Feen, Elfen, Hexen, Zauberer, Riesen, <lb n="pkl_130.002"/> (Zwerge u. a.), <hi rendition="#g">erfolgt.</hi> Das Mährchen kann die <lb n="pkl_130.003"/> <hi rendition="#g">Grundlage,</hi> die Fabel <hi rendition="#g">anderer epischer, wie auch <lb n="pkl_130.004"/> dramatischer</hi> Dichtungen bilden, es kann aber auch <lb n="pkl_130.005"/> als <hi rendition="#g">eigne, selbstständige Dichtungsart</hi> auftreten. <lb n="pkl_130.006"/> Besondere <hi rendition="#g">Formen</hi> sind ihm im letztern Falle <lb n="pkl_130.007"/> nicht vorgeschrieben; häufig erscheint es im Gewande <lb n="pkl_130.008"/> der Prosa. Was aber die <hi rendition="#g">Darstellung an sich</hi> betrifft, <lb n="pkl_130.009"/> so muß diese durch und durch die kindliche Einfachheit <lb n="pkl_130.010"/> und Naivität athmen, welcher das Mährchen <lb n="pkl_130.011"/> selbst seinen Ursprung verdankt.</p> <lb n="pkl_130.012"/> <p> §. 193. <hi rendition="#g">Unter Sage versteht man eine <lb n="pkl_130.013"/> nicht beglaubigte, nicht historisch begründete, <lb n="pkl_130.014"/> aber von Geschlecht zu Geschlecht mündlich <lb n="pkl_130.015"/> fortgepflanzte, an einen bekannten Ort, an <lb n="pkl_130.016"/> eine bestimmte Zeit oder an eine historische <lb n="pkl_130.017"/> Person geknüpfte Begebenheit, oder die Erzählung <lb n="pkl_130.018"/> einer solchen.</hi> Das Element des Wunderbaren <lb n="pkl_130.019"/> ist bei ihr nicht so unerläßlich, wie beim Mährchen; <lb n="pkl_130.020"/> doch tritt sie nur selten ohne alle Beimischung <lb n="pkl_130.021"/> der Art auf. Auch von der Sage gilt, was oben vom <lb n="pkl_130.022"/> Mährchen gesagt wurde: sie ist entweder <hi rendition="#g">selbstständige <lb n="pkl_130.023"/> Dichtungsart,</hi> — eine eigenthümliche Art poetischer <lb n="pkl_130.024"/> Erzählung in prosaischer oder metrischer Form; <lb n="pkl_130.025"/> oder sie bildet den <hi rendition="#g">Stoff</hi> einer <hi rendition="#g">andern epischen <lb n="pkl_130.026"/> Dichtung,</hi> z. B. einer Ballade, eines Epos oder auch <lb n="pkl_130.027"/> eines <hi rendition="#g">Dramas.</hi></p> <lb n="pkl_130.028"/> <p> Bewegt sich die Sage im Kreise der Götterwelt, <lb n="pkl_130.029"/> oder gehört sie der durchaus vorgeschichtlichen Zeit an, <lb n="pkl_130.030"/> oder veranschaulicht sie eine großartige religiöse Jdee, <lb n="pkl_130.031"/> so heißt sie <hi rendition="#g">Mythus.</hi></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0156]
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Kobolde, Nixen, Feen, Elfen, Hexen, Zauberer, Riesen, pkl_130.002
(Zwerge u. a.), erfolgt. Das Mährchen kann die pkl_130.003
Grundlage, die Fabel anderer epischer, wie auch pkl_130.004
dramatischer Dichtungen bilden, es kann aber auch pkl_130.005
als eigne, selbstständige Dichtungsart auftreten. pkl_130.006
Besondere Formen sind ihm im letztern Falle pkl_130.007
nicht vorgeschrieben; häufig erscheint es im Gewande pkl_130.008
der Prosa. Was aber die Darstellung an sich betrifft, pkl_130.009
so muß diese durch und durch die kindliche Einfachheit pkl_130.010
und Naivität athmen, welcher das Mährchen pkl_130.011
selbst seinen Ursprung verdankt.
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§. 193. Unter Sage versteht man eine pkl_130.013
nicht beglaubigte, nicht historisch begründete, pkl_130.014
aber von Geschlecht zu Geschlecht mündlich pkl_130.015
fortgepflanzte, an einen bekannten Ort, an pkl_130.016
eine bestimmte Zeit oder an eine historische pkl_130.017
Person geknüpfte Begebenheit, oder die Erzählung pkl_130.018
einer solchen. Das Element des Wunderbaren pkl_130.019
ist bei ihr nicht so unerläßlich, wie beim Mährchen; pkl_130.020
doch tritt sie nur selten ohne alle Beimischung pkl_130.021
der Art auf. Auch von der Sage gilt, was oben vom pkl_130.022
Mährchen gesagt wurde: sie ist entweder selbstständige pkl_130.023
Dichtungsart, — eine eigenthümliche Art poetischer pkl_130.024
Erzählung in prosaischer oder metrischer Form; pkl_130.025
oder sie bildet den Stoff einer andern epischen pkl_130.026
Dichtung, z. B. einer Ballade, eines Epos oder auch pkl_130.027
eines Dramas.
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Bewegt sich die Sage im Kreise der Götterwelt, pkl_130.029
oder gehört sie der durchaus vorgeschichtlichen Zeit an, pkl_130.030
oder veranschaulicht sie eine großartige religiöse Jdee, pkl_130.031
so heißt sie Mythus.
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